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1883

In den USA ist Yellowstone die derzeit erfolgreichste Serie, ein richtiges Massenphänomen. Langsam aber sicher hat sich der Sog auch auf deutsche Serienfans übertragen. Während man hierzulande auf den Start der fünften Staffel wartet, schickt sich das Spin-Off 1883 an, mehr als nur ein Platzhalter zu sein. Mit Erfolg?

Inside 1883 | Paramount+

Titel1883
Jahr2022
LandUSA
RegieBen Richardson, Christina Alexandra Voros, Taylor Sheridan
DrehbuchTaylor Sheridan
GenreSerien (Western, Historiendrama)
DarstellerSam Elliott, Tim McGraw, Faith Hill, Isabel May, LaMonica Garrett, Marc Rissmann, Billy Bob Thornton
Länge10 Folgen mit je 50 – 70 Minuten
Altersempfehlungab 16 Jahren freigegeben
VerleihParamount+
Ein Reiter in der Front und zwei im Hintergrund. 1883
Tim McGraw als James Dutton © 2022 MTV Entertainment Studios. All Rights Reserved.

1883 – Die Handlungsangabe

1883 erzählt die Geschichte der Dutton-Familie und ihrer Reise im titelgebenden Jahr quer durch die Vereinigten Staaten durch die Great Plains in Richtung der letzten Winkel des unberührten Amerikas.

Es ist die Hölle und Dämonen sind überall.

Kaum Verbindung zur Hauptserie Yellowstone

Ja, die Serie handelt vom Urgroßvater der Kevin-Costner-Figur John Dutton. Doch abgesehen davon: man könnte 1883 problemlos schauen, ohne eine einzige Folge Yellowstone gesehen zu haben. Während die moderne Western-Epos-Story in inzwischen 5 Staffeln vom Kampf um die Macht und die Gebietsansprüche der Dutton-Ranch geht und dabei quasi ein Western-Pendant zur HBO-Erfolgsgeschichte Succession abgibt – oder vielleicht auch als Re-Imagination des Genreklassikers Dallas durchgehen könnte – ist dieses Prequel ein lupenreiner Western-Roadtrip. Die Paramount-Produktion ist damit wesentlich näher an Stoffen wie Unterwegs nach Cold Mountain, als an der eigenen „Fortsetzung“. Es ist verständlich, dass Sheridan die überaus erfolgreiche Yellowstone-Marke hier als Trittbrett für eine auf dem Blatt vielleicht antiquierte Historiendrama-Story verwendet. Doch diese Anschubhilfe hätte 1883 mitnichten nötig, denn dieses Westerndrama hat Qualitäten en masse, die bisweilen gar die inzwischen auf der Stelle tretende Hauptserie in den Schatten stellen können.



Im Weste(r)n nichts Neues?

1883 wäre keine Sheridan-Geschichte, wenn einer der versiertesten amerikanischen Gesellschaftsbeobachter der Gegenwart es nicht geschafft hätte, auch in einem Western, der vor knapp 150 Jahren spielt, eine Allegorie auf die heutigen Vereinigten Staaten zu erzählen. Die Grenzen-verschiebende Reise, deren die Duttons ein nicht unwichtiger Teil sind, steht stellvertretend für den damaligen Pioniergeist. Die Gedankengänge, die uns aus dem Off von der Dutton-Tochter fast tagebuchartig entgegengeworfen werden, lassen das ein oder andere Mal, ob der Naivität des jungen Mädchens ein Kopfschütteln nicht vermeiden. Doch auch die Hoffnung, der unbefangene Glaube, dass es nur aufwärts gehen kann, schwingt in den bedeutungsschwangeren Sätzen stets mit. Sheridan erzählt mit der Dutton-Dynastie als Exempel, extrem viel auch über heutige Verwerfungen in der Gesellschaft Nordamerikas, indem er historischen Ursachen auf sehr elegante Art und Weise auf den Grund geht. Zur Geschichtsstunde wird 1883 jedoch dabei nie.

Freiheit ist ein wilder Ritt über ungezähmtes Land.

Strukturell ist die Western-Serie ebenfalls recht altmodisch, aber damit genau richtig, um diesem Genre auch heute noch seine altehrwürdige Bedeutung zu bewahren. Alle Einflüsse anderer Genres fügen sich perfekt ins große Ganze, so natürlich, wie die Natur, die die Pioniere auf ihrer Reise gen Westen vorfinden. Das Familiendrama mit epischem Anstrich, der Sub-Plot der Sam Elliott-Figur im besten Erbarmungslos-Stil, die Emanzipationsgeschichte mitsamt außergewöhnlich starker und präsenter Frauenfiguren. Alles in 1883 ist ausbalanciert, mit ausnahmslos fantastischen Darstellerleistungen garniert und grandiosen Dialogen untermauert. Selbst die Action-Momente sind überaus überzeugend inszeniert. Und im Gegensatz zur oftmals spannungstechnisch unterwältigenden Hauptserie, bietet diese Staffel auch mehr als einen Moment, bei dem man sich im Fernsehsessel festkrallen muss.

Der Indigene mit Pfeil und Bogen im Vordergrund. Hinten eine ausgebrannte Kutsche. 1883
Martin Sensmeier als Sam © 2022 MTV Entertainment Studios. All Rights Reserved.

Wer sollte sich 1883 nicht entgehen lassen?

Wenn Sam Elliott in einer Saloon-Szene plötzlich zur Pistole greift und zum Monolog ansetzt, dann hängt man als Zuschauer:in genauso an seinen Lippen, wie die Anwesenden im Lokal. Es gibt wohl kaum einen anderen Darsteller, der so prädestiniert für diese Rolle gewesen wäre, wie der Altstar. Er als lebendiger Anachronismus in einem Genre, das viele für Tod gehalten hatten – das ergibt in der Summe schon genug Pro-Argumente, um auch als Nicht-Kenner von Yellowstone diesem Projekt eine Chance zu geben. Dann kommen aber noch die anderen mehrdimensionalen Charaktere, die hochspannende Story und die aussagekräftigen Botschaften hinzu.

Die ganze Welt war voller Möglichkeiten und ich war bereit dafür.

Wer beispielsweise den Mehrteiler Hatfields and McCoys mochte, der bekommt hier ein ähnlich aufwendiges Western-Familienepos. Während die Serie mit Kevin Costner und Bill Paxton ihren TV-Film-Anstrich nie komplett verheimlichen konnte, könnte 1883 locker als Kinoproduktion auf der großen Leinwand gezeigt werden. Die Sheridan-Show sieht grandios aus und zelebriert ihre Landschaftsaufnahmen, die Westernkämpfe und auch die nächtlichen Szenen förmlich, sodass man sehr tief in die damalige Zeit zurückversetzt wird. Man könnte nun beliebige, moderne Westernklassiker aufzählen, mit denen sich diese Produktion messen kann: Erbarmungslos, True Grit, The Sister Brothers… Doch während diese Filme mit maximal drei Stunden Laufzeit allesamt immer noch Unterhaltung für einen Abend bieten, bekommt man mit 1883 das Ganze auf vergleichbarem Niveau für mindestens drei bis vier Abende.

Unser Fazit zu 1883

1883 ist ein ambivalentes Western-Epos im Serienformat, das großen Kinofilmen in nichts nachsteht. Man muss nicht mal die Serie, deren Prequel man hier vorfindet, kennen, um binnen weniger Szenen schon voll gebannt zu sein. Ein Roadtrip der Extraklasse mit einem Cast, der von Sam Elliott angeführt wird, der für diese Rolle geboren wurde. Die zeitlosen Botschaften und gesellschaftskritischen Aspekte sind noch die Kirsche auf der Sahnetorte. Kurzum: ein Serienhighlight und ein starkes Argument für den neuen Streamingdienst.

1883 ist am 8. Dezember bei Paramount+ mit 2 Folgen der ersten Staffel gestartet und danach im Wochenrhythmus fortgesetzt worden. Eine zweite Staffel bzw. ein Spin-off zum Spin-Off ist bereits bestellt!

Unsere Wertung:

 

 

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