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Der Angriff der Briten ist in vollem Gange. Soldaten stürmen in die Schlacht während Schofield versucht an einen anderen Ort zu gelangen. Überall schlagen Bomben ein.

1917

1917 von Sam Mendes geht als epischer Kriegsfilm mit unfassbaren 10 Oscar-Nominierungen ins Rennen. Ob sich die gigantische Plansequenz lohnt, lest ihr hier.

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Titel1917
Jahr2019
LandUSA, GB
RegieSam Mendes
DrehbuchSam Mendes, Krysty-Wilson-Cairns
GenreKriegsfilm, Drama, Historienfilm, Abenteuer
DarstellerDean-Charles Chapman, George Mackay, Daniel Mays, Colin Firth, Pip Carter, Benedict Cumberbatch, Richard Madden, Andrew Scott
Länge119 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihUniversal Pictures International
Auf diesem offiziellen Filmposter zu 1917 sind die Zahlen "1917" groß geschrieben. Das Bild ist schwarz, nur durch die Zahlen erkennt man zwei Soldaten die auf den Horizont zurennen.
Offizielles Filmposter zu 1917 ©Universal Pictures International

Darum geht es in 1917

Der Erste Weltkrieg ist in vollem Gange, und die alliierten Streitkräfte liefern sich in Frankreich erbitterte Schlachten mit dem deutschen Heer. Unter den britischen Soldaten befinden sich auch die Lance Corporals Blake (Dean-Charles Chapman) und Schofield (George Mackay). Beide werden mit einer wichtigen Aufgabe betraut: Ein befreundetes Bataillon scheint bei Sonnenaufgang in eine tödliche Falle der Deutschen zu laufen. Blake und Schofield sollen diese Information übermitteln und so den Angriff verhindern. Dazu müssen sie, so schnell es geht, feindliches Gebiet durchqueren. Sollte diese Mission scheitern, sind alle 1.600 Mann des Bataillons dem Tod geweiht.

Gernal Erinmore (Colin Firth) betraut die Soldaten Blake und Schofield in einem Bunker mit ihrem gefährlichen Auftrag. Vor ihm liegt eine Landkarte und der Raum wird nur durch das schwache Licht einiger Laternen beleuchtet in 1917.
General Erinmore betraut die Soldaten Blake und Schofield mit ihrem Auftrag. ©Universal Pictures International

Das Zusammenspiel zwischen Geschichte und Ausführung

Es gibt viele Arten, Geschichten zu erzählen. Manche davon werden allein durch geschriebene Wörter übermittelt, andere durch mündliche Überlieferungen. Und wieder andere werden durch Fotos transportiert. Im Medium Film kommt dies alles zusammen. Bewegte Bilder und Ton sowie das im Vorfeld verfasste Wort vereinigen sich, um eine Geschichte zu erzählen. Dabei sollte diese stets im Vordergrund stehen. Gewisse Kameratechniken, Tonästhetiken und schauspielerische Improvisation sollen die Erzählung unterstützen, sie fassbar machen.

Was aber, wenn ein Film den Fokus weg von der Geschichte und hin zur technischen Ausführung zieht?

Lance Corporal Schofield betritt bei Nacht die Trümmer einer Stadt die von den Deutschen bombadiert wurde. Überall sind kleine Feuer und Trümmer zu sehen in 1917.
Lance Corporal Schofield betritt bei Nacht die Trümmer einer Stadt. ©Universal Pictures International

1917 – Ein technisches Meisterwerk?

Keine Frage, 1917 bläst den Zuschauer aus den Kinosesseln. Das Gefühl, zwei Soldaten ohne jegliche Pause bei ihrem Höllenmarsch zu begleiten, ist so immersiv, wie es nur sein kann. Versteckte Schnitte sorgen dafür, dass sich 1917 anfühlt wie ein einziger, langer, nervenaufreibender Take. Und das ist Absicht, Sam Mendes war, laut eigener Aussage, von Anfang an der Meinung, man müsse diese Geschichte in Echtzeit erzählen: „In one continuous take“. Die einzigen Momente, in denen man aus dem Film gerissen wird, sind solche, in denen man sich fragt, wie zum Teufel die das angestellt haben.

Der Kriegsfilm ist meisterhaft gefilmt, was bei dem DoP Roger Deakins absolut keine Verwunderung ist. So zeichnet dieser sich ebenfalls verantwortlich für Filme wie Blade Runner 2049 und Sicario.

Und doch…

Der Angriff der Briten ist in vollem Gange. Soldaten stürmen in die Schlacht während Schofield versucht an einen anderen Ort zu gelangen. Überall schlagen Bomben ein in 1917.
Schofield versucht mitten in der Schlacht zu einem Vorgesetzten zu gelangen. ©Universal Pictures International

Beeindruckende Optik, aber zu welchem Preis?

… dieser Film hat Schwächen, die sich nicht ignorieren lassen. Weiter oben ging es um das Zusammenspiel aus Geschichte und Ausführung und, dass – meiner Meinung nach – ein Film immer ein bestimmtes Ziel verfolgen sollte. Er sollte die Geschichte, so gut es eben möglich ist, zu erzählen. 1917 opfert Teile der Geschichte für seine Optik. Einen ganzen Film als Long Take zu gestalten bringt Komplikationen mit sich. Langweilige Szenen lassen sich aus einem anderen Film mit einem Handgriff entfernen. Wenn in 1917 die beiden Soldaten für mehrere Minuten nebeneinander laufen und Smalltalk führen, dann kann man das nicht so einfach entfernen. Man würde dieses Prinzip der Plansequenz opfern. Also entschied man sich dazu, die Geschichte hinten anzustellen. Von diesen Szenen gibt es einige. Die Action-Szenen werden dem Zuschauer – vor allem durch die Plansequenz-Ästhetik – nahezu perfekt vermittelt, aber Szenen, die etwas ruhiger sind, neigen dazu, wie langweiliges Füllmaterial zu wirken.

Blake und Schofield beim Sturm eines deutschen Schützengrabens. Sie haben ihre Gewehre im Anschlag und wirken bereit zu schießen in 1917.
Blake und Schofield beim Sturm eines deutschen Schützengrabens. ©Universal Pictures International

Marketing und Endprodukt

Noch bevor die technische Ausrichtung des Films bekannt wurde, bekam 1917 wenig Aufmerksamkeit. Man hat wohl mal einen Trailer gesehen und wusste, dass bald ein Film über den Ersten Weltkrieg von Sam Mendes in die Kinos kommen würde, aber so etwas Besonderes schien das nicht zu sein.

Dann tauchte im Internet eine „Featurette“ auf, ein kurzes Making-Of zu dem Film. In diesem wurde bekannt gegeben, dass es sich bei dem Kriegsfilm um einen einzigen Take handelt. Sam Mendes selbst sagte in dem Clip, „There is no better way to tell this story than with one continuous shot.“ Plötzlich gingen die Erwartungen hoch. Dies müsse ein technisches Meisterwerk sein, hieß es.

Nun, in der Realität ist 1917 kein One Take. Ja, es gibt nur sehr wenige Schnitte, und die, die es gibt, sind gut versteckt, aber trotzdem bekommt man nicht vollends das, was einem verkauft wurde. Selbst wenn man die versteckten Cuts nicht sieht, der Film wird mitten drin einfach mal komplett schwarz. Daran ist nichts mehr „one continuous shot“.

Der Regisseur Sam Mendes erklärt dem Skript Supervisor etwas für 1917
Regisseur Sam Mendes mit dem Script Supervisor. © Universal Pictures International

Unser Fazit zu 1917

Abschließend ist es nun mal so: Jeder Mensch erwartet etwas anderes von einem Film. Nicht alle kann man mit den gleichen Sachen beeindrucken und befriedigen. Wer sich also 1917 mit dem Vorhaben, geniale, atemberaubende Bilder zu sehen, angeht, der wird mehr als nur ein bisschen auf seine Kosten kommen. Denn, dass 1917 ein technisches Wunder ist, kann man nicht bestreiten. Auch wenn im Vorfeld von Sam Mendes vielleicht etwas zu viel versprochen wurde.

Trotzdem finde ich, dass es die Aufgabe eines Filmemachers ist, mit seinem Werk eine Geschichte zu erzählen. Technischer Einfallsreichtum kann einer Erzählung durchaus helfen, sollte aber die Handlung nicht in den Hintergrund rücken. Und das ist bei 1917 leider der Fall.

Der Film läuft ab dem 16. Januar 2020 im Verleih von Universal Pictures in den deutschen Kinos!

Unsere Wertung:

 

 

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