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Die Soldaten der Roten Armee lauern auf den Gegenangriff in 1942: Ostfront

1942: Ostfront

Mit 1942: Ostfront zeigt Regisseur Igor Kopylov die russische Sicht im Ringen der sowjetischen und deutschen Streitmächte in den Schlachten von Rschew.

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Titel1942: Ostfront (OT: Rzhev)
Jahr2019
LandRussland
RegieIgor Kopylov
DrehbuchVyacheslav Kondratev, Igor Kopylov
GenreKriegsfilm, Action
DarstellerSergey Zharkov, Ivan Batarev, Oleg Gayanov, Arseniy Semyonov, Aleksandr Bukharov, Pyotr Logachev, Igor Grabuzov, Aleksandr Gorbatov
Länge113 Minuten
FSKab 18 Jahren freigegeben
VerleihCapelight Pictures
Die deutsche Blu-ray und DVD. | 1942: Ostfront © capelight pictures

Die Handlung von 1942: Ostfront

Eine Kompanie der Roten Armee nimmt 1942 während der Schlacht von Rschew unter großen Verlusten das Dorf Ovsyannikovo ein. Die Hoffnung vom Hauptquartier, mit Männern und Material aufgestockt zu werden, löst sich schnell in Wohlgefallen auf. Stattdessen erhält der Kompanieführer (Sergey Zharkov) den Befehl, das Dorf um jeden Preis zu halten. Den Soldaten bleibt keine andere Alternative, als in den notdürftigen Schützengräben Stellung zu beziehen und bis zum Angriff der Wehrmacht auszuharren. Doch mangelnder Proviant und Schlaf zermürben die Männer schon lange bevor die eigentlichen Kampfhandlungen stattfinden…

Der Film bezieht sich dabei auf die Schlachten von Rschew, wie der Originaltitel (Rzhev) bereits nahelegt. Das Ringen um das eingangs erwähnte Dorf findet jedoch keine konkrete Verortung in den „Fleischwolf von Rschew“, womit die im Film gezeigten Geschehnisse eher stellvertretend für die kriegerischen Auseinandersetzungen an der eisigen Ostfront stehen sollten.

Sergey Zharkov als Kompanieführer sitzt hinter einem MG und versucht die Deutschen abzuwehren
Der Kompanieführer (Sergey Zharkov) gibt seinen Untergebenen Feuerschutz. | 1942: Ostfront © capelight pictures

Gedanken vorab

Seit einer gefühlten Ewigkeit schon, erreichen mich Meldungen über neue Filme oder Neuerscheinungen nur noch sporadisch. Worin die Gründe liegen – gute Frage. Corona; Fokus auf das Wesentliche; schlichtweg Desinteresse; eine Mischung von alldem oder doch die Stimme der Vernunft, die mir sagt, dass im heimischen Filmregal noch zahlreiche ungesehen Filme auf ihre Sichtung warten?

Wie dem auch sei, die Meldung über das anstehende Release von 1942: Ostfront hat mich erreicht und mein Interesse geweckt. Ich muss jedoch zugeben, dass meine Gründe äußerst plakativ ausfielen. Einerseits hatte ich mir schon relativ lange keine (Kriegs)Action angesehen und konnte aus diesem Genre wieder etwas Futter vertragen und andererseits habe ich mich vom werbewirksamen roten Siegel ködern lassen. Denn gemeinhin werden (Anti)Kriegsfilme hierzulande relativ großzügig bewertet: Der Soldat James Ryan, Full Metal Jacket, Stalingrad (1993), Black Hawk Down und zahlreiche weitere Vertreter sind völlig ungeschnitten mit Jugendfreigabe  (teils sogar ab 12 Jahren freigegeben) bei uns veröffentlicht wurden.

Umso mehr spitzte ich also die Ohren, als verlautet wurde, dass Capelight als hiesiger Verleih eine Freigabe von 16 Jahren angestrebt hatte, die FSK aber stattdessen die 18er-Karte zückte. Das ließ  vorerst nur einen Schluss zu – hier muss es ordentlich fetzen. Wie gesagt, meine Gründe waren eher niederer Natur…

Wehrmachtssoldaten munitionieren ihre Mörser auf und feuern Mörsergranaten in verschneiter Landschaft
Die Wehrmachtssoldaten setzen die sowjetischen Soldaten mit Mörserfeuer unter Druck. | 1942: Ostfront © capelight pictures

Naturalistische Darstellung

Betroffener machten hingegen im Vorfeld dann einige Reaktionen auf den sozialen Kanälen des Labels. Da es sich um 1942: Ostfront nicht nur um einen Film aus russischer Sicht, sondern auch aus russischen Landen handelt, kann er ja nur patriotischer und historisch verklärter Sondermüll sein.

Ich gebe auch gern zu, einen vor Patriotismus triefenden Actionfilm zu sehen, aber ihn deswegen sinngemäß als deutschfeindlich und historisch inakkurat zu verreißen? No more words needed.

Tatsächlich fackelt der Film auch nicht lang, sondern stellt den Zuschauer direkt ab Filmbeginn in die Reihen der sowjetischen Kompanie. Der Sturm auf das Dorf Ovsyannikovo katapultiert einen mitten in die Schlacht – Explosionen reißen Männern und vereiste Erde in Fetzen, Schnee, Matsch und Leichen bilden den unwegsamen Untergrund für das dreckige Sterben dutzender Soldaten auf beiden Seiten. Regisseur Kopylov gelingt dabei sicherlich nicht, die Intensität der legendären Strandlandung am Omaha Beach aus Spielbergs Saving Private Ryan heraufzubeschwören, baut aber dennoch reichlich druckvolle Atomsphäre auf. Krieg wird von seiner dreckigen Seite gezeigt, glorifiziert wird hier keine der agierenden Parteien – keiner der Kriegsgegner besitzt ein alleiniges Patent auf Grausamkeiten.

Generell ist die Inszenierung gelungen und stimmig: den Akteuren steht der Atem in dicken Wolken vor dem Gesicht, das russische Umland frostig und schneebedeckt; kurzum unwirtlich und der Umgang der Soldaten untereinander angenehm kameradschaftlich ruppig. Der oftmals dämonisierte Deutsche agiert hier übrigens über weite Strecken als gewöhnlicher, oft sogar nur schwer zu erahnender Feind.

Ein Wehrmachtssoldat geht mit seinem Flammenwerfer gegen die Sowjets vor
Die Wehrmacht setzt den Rotarmisten im Nahkampf zu. | 1942: Ostfront © capelight pictures

Mehr als nur Getöse

Paradoxerweise ist 1942: Ostfront gerade wegen der Dinge gut, die er nicht ist. Denn er ist nicht wie erwartet ein propagandistisch-unreflektierter Actionreißer. Klar ist auch, hier liegt kein Historienfilm mit wissenschaftlichem Anspruch vor. Aber genau deshalb ist es umso erstaunlicher, dass der Film die vorverurteilenden Kommentare bezüglich seiner vaterlandstreuen Linie nicht bestätigt. Den Soldaten liegen Kommentare und Fragen auf den Zungen, die sich kritisch mit dem damaligen Gehorsam auseinandersetzen. Das sture Befolgen von Befehlen wird hier ebenso hinterfragt, wie der generelle Verlust von Menschlichkeit und Individualität des Einzelnen. Eindrücklich insbesondere eine Szene, in welcher ein mutmaßlicher Verräter liquidiert werden soll, um die gelobten Statuen der politischen Führung durchzusetzen, anstelle die zahlenmäßig unterlegenen Kämpfer zu unterstützen.

Überraschend auch, dass er entgegen meiner ersten Vermutung kein durchgängiges Actionfeuerwerk abfackelt. Der Einstieg gelingt mit reichlich Getöse, über den Rest der Laufzeit wird groß angelegte Action wohldosiert verteilt. Vielmehr gibt sich 1942: Ostfront dem Ausharren der Soldaten hin. Wann trifft Verstärkung ein? Wird doch noch ein Befehl zum Abzug erteilt? Wann starten die Deutschen ihre Gegenoffensive? Erst als diese im Finale stattfindet, bebt der Bildschirm im niederbrennenden Feuersturm wieder.

Dazwischen nähert sich der Streifen den Protagonisten und zeigt vor allem den Kompanieführer beim Hadern mit seiner Ideologie. Leider fällt es bei dick eingepackten Männern und für meine Ohren untypischen Namen (Französisch- anstelle Russischunterricht in der Schule…) schwer, die einzelnen Kämpfer stets klar und deutlich zu identifizieren, was das Mitfiebern erschwert. Der Versuch der kämpfenden Masse ein Gesicht zu geben, gelingt so leider nur teilweise.

Fazit zu 1942: Ostfront

1942: Ostfront suggeriert mit seiner Erwachsenenfreigabe ein drastischeres und möglicherweise auch banaleres Werk, als es letzten Endes ist. Nicht falsch verstehen, der Kampf auf den eisigen Feldern der ehemaligen Sowjetunion ist noch immer erbarmungslos und drastisch inszeniert, nimmt sich aber überraschend viel Zeit für die Gedanken seiner Figuren. Dabei wagt er es sich sogar, das politische Gerüst des absoluten Gehorsam zeitweise in Frage zu stellen.

Die angedachte Identifikation fällt im Schneegestöber und der Vielzahl der Männer jedoch relativ schwer, wodurch es wiederum schwer fällt, einen konstanten Spannungsbogen zu gestalten. Der Actionfilm bietet in der Summe durchschnittliche Kost ohne eine nennenswerte eigene Identität aufzubauen.

Wer Kriegsfilmen und der Thematik generell aufgeschlossen gegenübersteht, macht mit der Sichtung von 1942: Ostfront sicherlich nicht viel verkehrt und kann sich in den winterlichen Krieg des „Fleischwolfs von Rschew“ stürzen.

DVD & Blu-ray sind seit dem 22. Januar 2021 erhältlich!

Unsere Wertung:

 

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