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4 Blocks

In 4 Blocks kämpft die libanesische Familie Hamady um die Vorherrschaft in Berlin-Neukölln. Drogen und Gewalt gehören zu ihrem Alltag. Bisher erschienen ist die 6-teilige erste Staffel. Die zweite startet am 11. Oktober 2018.

Titel4 Blocks (Staffel 1)
Jahr2017
ProduktionslandDeutschland
RegieMarvin Kren
DrehbuchRichard Kropf, Bob Konrad, Hanno Hackfort, Marvin Kren, Benjamin Hessler
GenreDrama, Thriller, Gangster, Krimi
DarstellerKida Khodr Ramadan, Frederick Lau, Veysel Gelin, Almila Bagriacik, Maryam Zaree, Karolina Lodyga, Oliver Masucci, Ronald Zehrfeld, Ludwig Trepte, Massiv, Sami Nasser
Länge6 Folgen à 50-60 Minuten (Staffel 1)
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihTNT Serie




Brennpunkt Berlin-Neukölln: Die Story von 4 Blocks

Der libanesische Familienclan Hamady lebt und arbeitet in Berlin-Neukölln. Auf Grundlage der sogenannten 4 Blocks, die nicht etwa für Stadtteile, sondern für „Mädchen, Casinos, Koks, Schutzgeld“ stehen, betreiben sie ihre illegalen Geschäfte, um sich ein gesichertes Leben in Wohlstand zu ermöglichen. Der Familienvater Ali genannt Toni Hamady plant allerdings, seine kriminelle Karriere an den Nagel zu hängen. Er möchte fortan nur noch ein anständiger Bürger mit Frau und Kind sein. Als jedoch sein Schwager Latif bei einer Razzia mit mehreren Kilo Koks im Kofferraum von der Polizei aufgegriffen wird, muss er zurück an die Front. Im Krieg gegen eine verfeindete Rockergang versucht er gleichzeitig, das Drogengeschäft am Laufen zu halten und sich gegen die Intrigen und Machenschaften in seinem eigenen Clan zur Wehr zu setzen.

Der Hamady-Clan betreibt illegale Geschäfte in Berlin | © 2017 Turner Broadcasting System Europe Limited & Wiedemann & Berg Television GmbH & Co.
Der Hamady-Clan betreibt illegale Geschäfte in Berlin | © 2017 Turner Broadcasting System Europe Limited & Wiedemann & Berg Television GmbH & Co.

„Berlin spricht jetzt arabisch“

Drogen, Gewalt und dunkle Machenschaften

Wer gerne Mafia- und Gangsterfilme schaut, findet sich in 4 Blocks schnell zurecht. Denn Regisseur und Mitautor Marvin Kren zeigt uns in den nur 6 Folgen die vertrauten Versatzstücke, wie wir sie aus den Klassikern von Scorsese oder Coppola und den vielen Nachahmern kennen. Da wäre der V-Mann, der verdeckt ermittelt und einen Zugang in den Clan sucht, der korrupte Polizist, der sich bezahlen lässt und dafür gerne schon mal Details aus dem Revier verrät, und natürlich das aufsässige Clan-Mitglied, das immer wieder eigene Wege geht und so zunehmend für Gefahr sorgt. Die Originalität von 4 Blocks liegt daher wirklich nicht in seiner Geschichte. Gerade Genrekenner werden leider einige Wendungen vorhersehen und über die versteckten Motive mancher Figuren frühzeitig Bescheid wissen.

Inmitten der verschiedenen Brandherde in und um die Familie Hamady agiert Clanchef Toni als permanenter Feuerlöscher sowie Friedensstifter. Gewalt ist zwar an der Tagesordnung, um die eigenen Ziele zu erreichen, aber Mord ist Tabu. Gleichzeitig ist die Gefahr riesig, dass sich Privat- und Arbeitsleben vermischen. Dass Frau und Kind bedroht werden oder mit ansehen müssen, wie der Vater beziehungsweise Ehemann von der Polizei abgeführt wird. Toni ist sich im Klaren: Das Gangsterleben ist auf Dauer zu riskant. Sein Ausstiegsplan liegt bereit, aber die Verantwortung für die Geschäfte der Familie zwingt ihn zurück in die Illegalität.

Clanchef Toni muss zurück ins Drogengeschäft und seine Familie schützen | © 2017 Turner Broadcasting System Europe Limited & Wiedemann & Berg Television GmbH & Co.
Clanchef Toni muss zurück ins Drogengeschäft und seine Familie schützen | © 2017 Turner Broadcasting System Europe Limited & Wiedemann & Berg Television GmbH & Co.

Auf die harte Tour: 4 Blocks als Kultur- und Milieustudie

In der Wahl des Settings und der Protagonisten zeigt sich die eigentliche, große Stärke und Faszination der Serie. Durch häufige Drohnenaufnahmen und Autofahrten durch die Stadt tauchen wir als Zuschauer tief ein in die Welt Neuköllns, in die vielen kleinen Restaurants, Cafes, Parks sowie öffentlichen Plätze. Genaugenommen führt uns 4 Blocks in eine Art Parallelwelt, in der das schnelle Geld durch Drogen und Schutzgeld nicht eben nur von Deutschen, sondern auch von den dort ansässigen Migranten, vor allem den Hamadys im großen Stil gejagt wird. So herrscht hier nicht nur der raue Sound der Straße mit seinen ungezügelten Beleidigungen und Provokationen vor. Zudem wechseln die Figuren häufig fließend zwischen Deutsch und Arabisch.

4 Blocks zeigt uns damit einerseits einen bunten Meltingpot, in dem sich jeder, der in diesem Sumpf mitmischen will, früher oder später einer Fraktion wie den Rockern, den Hamadys oder auch der Polizei anschließt. Andererseits fasziniert die Serie vor allem als ungeschönter und ungemein authentischer Einblick in einen anderen, muslimisch geprägten Kulturkreis. Hier steht die Familienehre über allem, Frauen tragen Kopftücher und sind gegenüber dem Ehemann zum Gehorsam verpflichtet. Dabei bleibt es natürlich nicht aus, dass auch diese Gangstergeschichte vor machomäßigem Gehabe nur so strotzt und dadurch phasenweise ermüdend wirkt mit seinen häufigen Schreieren, Rangeleien und schnellen Gewaltausbrüchen.

Vince (Frederick Lau) kehrt nach 15 Jahren nach Berlin zurück und sucht Arbeit bei Toni | © 2017 Turner Broadcasting System Europe Limited & Wiedemann & Berg Television GmbH & Co.
Vince (Frederick Lau) kehrt nach 15 Jahren nach Berlin zurück und sucht Arbeit bei Toni | © 2017 Turner Broadcasting System Europe Limited & Wiedemann & Berg Television GmbH & Co.

Der Cast: Straßenköter trifft Edelmime

Mit der Zusammenstellung der Darsteller zeigen sich die Produzenten der Serie durchaus mutig. Denn neben den ausgebildeten oder gestandenen Schauspielern mit Erfahrung wie Frederick Lau, Oliver Masucci sowie Kida Khodr Ramadan tummeln sich im Ensemble unter anderem auch die Rapper Massiv und Veysel. Während Massiv ganz zu Beginn der ersten Folge verhaftet wird und fortan wenig Screentime im Gefängnis erhält, nimmt Veysel als Bruder des Clanführers eine umso größere Rolle ein. Leider greifen die Autoren bei seiner Figur des Abbas am tiefsten in die Klischeekiste. Denn hat sich die Stimmung nach der knackigen Einleitung erst einmal aufgeladen, ist Abbas nur noch als besinnungsloser, blitzaggressiver Kettenhund unterwegs, der endlich von der Leine gelassen werden will, um seinen eigenen Führungsstil durchzusetzen. Ebenso eindimensional spielt Veysel diese Rolle auch und sorgt mit den immergleichen Drohgebärden und wütenden Gesichtsausdrücken schnell für Stöhnen oder Kopfschütteln beim Zuschauer.

Es ist vor allem Ramadan als Clanführer Toni, der hier auf ganzer Linie überzeugt und so seine Rolle auch zur ruhenden Mitte des Geschehens werden lässt, wie sie das Drehbuch offensichtlich vorgesehen hat. In vielen Szenen reicht Ramadan nur ein kraftvoller Augenausdruck, um zu zeigen, wer bei allen Reibereien letzten Endes immer noch das Sagen hat. Vollkommen zu Recht erhielt Kida Khodr Ramadan für diese Rolle auch den deutschen Fernsehpreis. Eine Erwähnung verdient zudem Frederick Lau, der den rauen Berliner Straßenköter mit Bauernschläue mal wieder hervorragend darstellt. So sorgen gerade die routinierteren Schauspieler dafür, dass man schnell deutliche Qualitätsunterschiede im Cast feststellt. Dennoch enttäuschen die offenkundig nach Typ gecasteten Darsteller der Hamadyfamilie nicht. Vielmehr fügen sie sich mit ihrer zusätzlichen Prise an Authentizität und der harten Attitüde des Hip Hops ausreichend ins Gesamtbild ein.

Rapper Massiv feiert sein Schauspieldebüt in 4 Blocks | ©TNT Serie

Letzte Worte: 4 Blocks überrascht positiv

Die Serie leistet insgesamt keine reine Glorifizierung des dargestellten Gangmilieus, obwohl natürlich dicke Knarren, harte Typen und Prügeleien in fast jeder Szene auftreten und erst einmal für mächtig Eindruck sorgen. Unterlegt mit wirklich starken, brachialen Hip-Hop-Beats und Raps ist 4 Blocks in erster Linie natürlich ein 1A-typischer Jungstraum. Dennoch lassen uns die einzelnen Folgen auch sehen, wie Ehefrauen oder Freundinnen gegen ihre Männer aufbegehren, um den unantastbaren Status ihrer Geliebten endlich einmal in Frage zu stellen. Zudem entstehen Freundschaften und respektvolle Beziehungen zwischen scheinbar unterschiedlichen Menschen, während Mitglieder aus der eigenen Familie einem immer fremder erscheinen. Blut ist doch nicht immer dicker als Wasser.

Trotz aller Klischees, der ständigen Macho-Attitüde und der wenig überraschenden Handlung – 4 Blocks ist so wuchtig, brutal und spannend inszeniert, dass die Serie für jeden Genre-Fan ein Muss ist. Damit sind authentische Gangsterfilm- und serienproduktionen wohl endgültig in Deutschland angekommen.

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Hier die Bewertung der MovicFreakz – Redaktion:

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©TNT Serie

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