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Montoya liegt auf dem Küchenboden und zeichnet seinen Körperumriss auf den Boden, während sein Hund zusieht - A Cop Movie

A Cop Movie

In seinem Doku-Drama A Cop Movie bietet der mexikanische Regisseur Alonso Ruizpalacios einen ungewöhnlichen Blick auf den Polizeialltag in seiner Heimat. Ob sein Wettbewerbsbeitrag damit überzeugen kann, erfahrt ihr hier!

TitelA Cop Movie (OT: Una película de policías)
Jahr2021
LandMexiko
RegieAlonso Ruizpalacios
DrehbuchDavid Gaitán, Alonso Ruizpalacios
GenreDrama, Dokumentation
DarstellerRaúl Briones, Mónica Del Carmen
Länge107 Minuten
FSK
VerleihNetflix
Montoya liegt auf dem Küchenboden und zeichnet seinen Körperumriss auf den Boden, während sein Hund zusieht - A Cop Movie
Ein ungewöhnliches Doku-Drama aus Mexiko © No Ficcion

A Cop Movie – Handlung

Das Doku-Drama zeigt den Arbeitsalltag der mexikanischen Polizei anhand der Polizistin Teresa und des Polizisten Montoya. Teresa erzählt davon, dass sie aus Traditionsbewusstsein den Polizeidienst gewählt hat, nach ihrem Großvater, ihrem Vater und ihrem Bruder. Montoya sah es als Ausweg aus einer schlimmen Gegend, als Perspektive für ein respektables Leben. Nachdem sie zusammen auf Streife geschickt wurden, hat sich aus ihrer Partnerschaft eine Liebesbeziehung entwickelt…

Bewusste Diskrepanz zwischen Bild und Kommentar

Regisseur Alonso Ruizpalacios läutet sein Doku-Drama schwungvoll ein, die jazzige Musik erinnert sofort an Polizei-Filme der 60er- und 70er-Jahre. Schnell lässt sich eine Diskrepanz zwischen der Erzählungen aus dem Off und den gezeigten Bildern feststellen, was zuerst sehr komisch anmutet. Gerade wenn Montoya davon erzählt, wie gefährlich die Einsätze sein können, sehen wir ihn den Verkehr regeln oder sich mit betrunkenen Teilnehmern einer Pride Parade herumstreiten. Doch genau das hat bei A Cop Movie Prinzip.

Während die beiden porträtierten Beamten den Fixpunkt bilden und ihre Erzählungen ineinander übergehen, wenn ihre Beziehung zueinander dann offen gelegt wird, entwickelt sich das Narrativ gegenläufig. Es überwiegt zuerst das Positive, wie etwa die Einstellung, mit der sie ihren Job bei der Polizei aufgenommen haben. Oder das Glück, dass sich beide durch ihre Arbeit gefunden haben. Denn beide sind verlassen worden, sie von ihrem Mann, er von seiner Familie, die er jahrelang versorgt hat. Doch ab der Mitte, wenn die beiden gemeinsam vor der Kamera sitzen, kippt die Stimmung ganz unmerklich, und plötzlich werden uns die Schattenseiten des Jobs ungeschönt präsentiert.

Alonso Ruizpalacios - A Cop Movie
Regisseur Alonso Ruizpalacios © Anylú Hinojosa-Pena

Grandioser Stimmungswechsel

Stilistisch arrangiert Ruizpalacios dies äußerst geschickt – zuerst durch die schon beschriebene Diskrepanz zwischen Wort und Bild, dann die Offenbarung der Beziehung und den Umschwung zu einem verbitterten Fazit. Dabei agieren in den ersten beiden Dritteln von A Cop Movie nur die beiden Schauspieler vor der Kamera, während im letzten dann die echten Teresa und Montoya vor die Kamera treten.

Auf dem Weg dorthin mixt der Regisseur die Off-Kommentare wie ein DJ verschiedene Tracks. Das gestaltet sich dahingehend, dass sich zu dem Text, der die Vergangenheit beschreibt, immer mehr Kommentare der Schauspieler selbst mischen, die ihre Sicht auf die Dinge, als Beobachter von außen, schildern. Das geht dann wiederum über in die Off-Kommentare der realen Personen, um so den Ist-Zustand zu dokumentieren.

Von der lockeren, heiteren Atmosphäre der ersten Minuten ist zu diesem Zeitpunkt nichts mehr übrig. Wir erfahren von Korruption, Geld, das von oben nach unten fließt, und warum dieses System sich kaum mehr reformieren lässt. Die realen Teresa und Montoya, die sich dann vor die Kamera begeben, haben jeden Eifer, jeden Idealismus schon lange hinter sich lassen müssen. Was bleibt, ist nur noch Resignation. Und das lässt uns Alonso Ruizpalacios eindringlich spüren. Wenn am Ende schließlich die lockere Jazz-Musik wieder einsetzt, ist nichts mehr, wie es vorher mal war.

Unser Fazit zu A Cop Movie

Die fast schon experimentelle Herangehensweise hebt A Cop Movie erheblich von anderen Vertretern des Doku-Dramas ab. Seine emotionale Wirkung ist durch das passgenaue und äußerst effektive Arrangement wirklich enorm. Denn der Film kreiert eine Fallhöhe, die den Zuschauer einen unangenehmen Blick in einen Abgrund gewährt. Es bleibt letztlich die Frage, ob diese zwei Fallbeispiele zur Verallgemeinerung taugen. Aber das ist nicht der Punkt, den der Regisseur machen wollte. Er zeigt sehr deutlich auf, wie leicht sich die Rädchen dieses Systems festfahren können, so dass es weder vor noch zurück geht. Er erzeugt Unbehagen, ein mulmiges Gefühl, er lässt mitfühlen und regt zum Nachdenken an. Damit hat er seine Mission sicherlich formidabel erfüllt.

A Cop Movie lief auf der Berlinale 2021 im Wettbewerb um den Goldenen Bären!

Unsere Wertung:

 

 

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