Alles Geld der Welt bietet eine spannende Geschichte, wurde aber vor allem durch den Skandal rund um Kevin Spacey bekannt.
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No data available.Handlung
Es ist einer der aufsehenerregendsten Fälle der Kriminalgeschichte: 1973 wird der 16-jährige Paul, Enkel des milliardenschweren Ölmagnaten J. Paul Getty, in Rom entführt. Die Kidnapper verlangen 17 Millionen Dollar Lösegeld, doch der reichste Mann der Welt denkt gar nicht daran, zu bezahlen. Der alte Griesgram hält das Ganze für eine Inszenierung und fürchtet Nachahmer – schließlich hat er 13 weitere Enkel. Nur Pauls verzweifelte Mutter Gail kämpft weiter um das Leben ihres Sohnes. Unermüdlich versucht sie, den alten Getty umzustimmen, und verbündet sich schließlich mit dessen Sicherheitsberater, dem Ex-CIA-Agenten Fletcher Chace. Den beiden bleibt nur noch wenig Zeit, bis das Ultimatum abläuft.
Der Cast in Alles Geld der Welt
Alles Geld der Welt wird wohl immer zwangsläufig mit dem Skandal um Kevin Spacey in Verbindung gebracht werden. Nachdem mehrere junge Männer ihn der sexuellen Belästigung bezichtigten, sahen die Produzenten ihren Ruf in Gefahr und drängten so auf eine Änderung im Cast.
Ridley Scott beugte sich dem Druck und erbrachte eine kleine Meisterleistung. Nicht bereit den Kinostart zu verschieben, ließ er Kevin Spacey aus dem fertiggedrehten Film komplett rausschneiden und engagierte Christopher Plummer (übrigens nicht verwandt mit Charlie Plummer, der die Rolle des John Paul Getty III übernahm) als Ersatz. Innerhalb von 9 Tagen ließ er jede der Szenen, in denen Jean Paul Getty vorkommt, neu drehen und implementierte kurzerhand mit Christopher Plummer einen neuen Hauptdarsteller. Umso erstaunlicher finde ich, dass dieser mit 88 Jahren ohne große Vorbereitungszeit im Akkord eine fantastische Leistung ablieferte, die in einer Golden Globe- und Oscar-Nominierung gipfelte.
Weiterhin wurden Michelle Williams (Beste Nebendarstellerin – Drama) und Ridley Scott (Beste Regie) für die Golden Globes 2018 nominiert.
Alles Geld der Welt bietet uns einen fesselnden Thriller, der durch seine Einfachheit zu überzeugen weiß. Die Story wird gemächlich und ohne große Ausschweifungen erzählt. Doch weiß der Film damit unzugehen. Langeweile möchte nicht aufkommen, viel zu spannend ist der Charakter des Öl-Magneten Jean Paul Getty und viel zu hübsch das prächtige Szenenbild.
Alles Geld der Welt – Reichtum macht arm
Wir sehen nicht nur einen Entführungsthriller, sondern auch eine Charakterstudie, die die ganze Kälte des geizigen Großvaters zeigt, der nicht bereit ist, Lösegeld für seinen Enkel zu zahlen, obwohl er ihn – und das ist das Erschreckendste – unendlich liebt. Er begründet dies u.a. damit, dass er morgen 17 entführte Enkelkinder hätte, wenn er der Forderung nachginge. Eine zumindest im Ansatz eigentlich noch schlüssige Begründung, die jedoch an Wirkung verliert, je länger der Film andauert. Denn von Minute zu Minute zeigt sich sein verstörtes Verhältnis zum Geld.
Hier hätte ich mir jedoch ein wenig mehr erwartet. Die Kunst besteht nicht darin, sein Fehlverhalten aufzuzeigen, sondern wie er dazu kommt. Klar wird dem Zuschauer deutlich gemacht, dass Getty Angst hat Geld zu verlieren und jeden Cent, wie Dagobert Duck, mehrfach umdreht, bevor er ihn ausgibt. Unerklärt bleiben aber seine Gedanken, die ihn zu diesen verzerrten Gedanken bringen. Warum ist er so geworden? Gab es einen Auslöser dafür? Etwas mehr Mut zur Kontroverse hätte ich mir schon gewünscht.
Ridley Scott verpasst es also, den Menschen Getty näher zu bringen, ihn nahbar zu machen, sodass der Zuschauer vielleicht sogar Verständnis für seine Gedankengänge aufbringt.
Charakterstudie mit Gesellschaftskritik
Schauspielerisch weiß Plummer, wie oben bereits erwähnt, trotzdem sehr zu überzeugen. Auch Mark Wahlberg gefällt mir in seiner Rolle als Ex-CIA-Agent Fletcher Chase sehr gut. Er erinnert darin sehr an seine Rolle in Departed – Unter Feinden als Staff Sgt. Bryce Dignam, die ihm eine Oscarnominierung einbrachte. Er sollte viel öfter den Mut haben, Angebote dieser Art wahrzunehmen.
Michelle Williams bietet leider nicht viel Neues. Sie spielt ihren Part als Gail Harris souverän runter. Als verzweifelte, trauernde Frau haben wir sie aber schon zu oft gesehen (u.a. Brokeback Mountain, Manchester by the Sea), als dass sie den Zuschauer hier erneut vom Hocker reißen könne. Charlie Plummer agiert vielschichtig und ist angenehm zu beobachten.
Habe ich bei der Tiefe der Charakterstudie noch ein paar Dinge kritisiert, so muss ich die Gesellschaftskritik im Film hervorheben. Alles Geld der Welt offenbart die bestialische Rolle der Medien, an deren Ende auch wir als Konsumenten stehen. Unabhängig vom Ausgang der Geschichte, steht eine mögliche Story oder auch nur ein einfaches Foto an oberster Stelle. Empathie für die betroffenen Menschen ist fehl am Platz und leider hat sich das bis heute nicht verändert.
Unsere Wertung:
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