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Hollis und Everett kämpfen im Schnee, Any Bullet Will Do

Any Bullet Will Do – Um Gnade muss man flehen

Any Bullet Will Do – Um Gnade muss man flehen ist ein Western und der dritte abendfüllende Film von Justin Lee. Der eher weniger bekannte Regisseur thematisiert in seinem Werk klassische Western-Motive wie Rache, Gerechtigkeit und Ehre. Ob dem Film auch die Ehre eines gelungenen Genre-Werks gebührt, erfahrt ihr im Folgenden!

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TitelAny Bullet Will Do – Um Gnade muss man flehen (OT: Any Bullet Will Do)
Jahr2018
LandUSA
RegieJustin Lee
DrehbuchJustin Lee
GenreWestern, Action, Drama
DarstellerKevin Makely, Bruce Davison, Jenny Curtis, Meg Foster, Todd A. Robinson, Mark Ryan, Bob Olin, Sean Cook, Randy Ryan, Ian Gary, Brea Bee, Jonathan McClintic, Kaius Harrison, Yuri Lowenthal, Ron Chevalier, Matthew Bamberg-Johnson, Jerry L. Buxbaum
Länge107 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihKoch Films
Blu-Ray-Cover zu "Any Bullet Will Do"
Das Blu-Ray-Cover zu Any Bullet Will Do. © Koch Films

Gnade dir Gott – die Handlung von Any Bullet Will Do – Um Gnade muss man flehen

Im Amerikanischen Bürgerkrieg stehen sich die Brüder Hollis (Kevin Makely) und Everett Ransom (Todd A. Robinson) gegenüber: Während Hollis auf Seiten der Nordstaaten gegen die Sklaverei kämpft, dient sein Bruder Everett unter der Flagge der Südstaaten und sieht es als gottgegebenes Recht des weißen Mannes, sich die Welt zu unterwerfen. Die Jahre ziehen ins Land, der Norden siegt, doch die Sklaverei findet kein Ende.

Zumindest nicht, solange Männer wie Everett durch das Land streifen, weiterhin für die Sklaverei eintreten und bereits sind, zu morden. Auch Hollis legt seine Waffen nach dem Krieg nicht nieder und macht als Kopfgeldjäger Jagd auf Unrechtschaffende wie seinen Bruder. Als er eines Tages einen heißen Tipp erhält, dass Everett und seine Bande in den Bergen Montanas umherstreifen, holt sich Hollis die Hilfe der Trapperin Rose Gage (Jenny Curtis). Zusammen machen sie sich auf den gefährlichen Weg durch die Wildnis, um den persönlichen Krieg zwischen den beiden Brüdern ein für alle Mal zu beenden…

Jonathan Carrington steht vor einer kargen Landschaft und blickt in die Ferne
Von Jonathan Carrington (Bruce Davison) erhält Hollis Ransom den Auftrag, seinem Bruder und dessen Bande das Handwerk zu legen. © Koch Films

Der Titel ist Programm

Mal abgesehen davon, dass der Untertitel von Any Bullet Will Do – Um Gnade muss man flehen mal wieder ein Armutszeugnis für deutsche Filmtitel darstellt, ist das selbsterklärte Hauptmotiv des Films gekonnt umgesetzt worden. Der Titel Any Bullet Will Do würde vollkommen ausreichen, um dem Zuschauer zu vermitteln, dass es den Protagonisten des Films anscheinend egal ist, ob eine Schuss gut gezielt ist oder ob die gesamte Trommel verschossen werden muss. Um jemanden vor die Himmelspforte zu befördern, bedarf es nicht mehr als irgendeiner Kugel. Der Zusatz „Um Gnade muss man flehen“ macht diese dezent und unterschwellig präsentierte Botschaft insofern zunichte, als er das Motiv der Gnade und Rache nicht mit einem Wink des sprichwörtlichen Zaunpfahls, sondern mit dem gesamten Zaun präsentiert.

Nichtsdestotrotz gelang es Justin Lee, die von ihm auserkorenen Motive gekonnt in Szene zu setzen. Es werden dem Zuschauer widerwärtige Charaktere und grausame Geschichte dargeboten, die in klassischer Manier Rachegelüste nach sich ziehen. Wenn der Hauptprotagonist guten Gewissens zur Waffe greift, um Gerechtigkeit walten zu lassen, dann entsteht auch für den Zuschauer ein Gefühl der Genugtuung. Doch wenn die Menschen anfangen, um Gnade zu flehen, dann entfaltet die Moral ihre Wirksamkeit. Mit einem Mal befindet sich der Zuschauer an einem Punkt ethischen Gewissens und moralischen Bedenkens. Wo in anderen Filmen die Antagonisten stolz auf ihre Schandtaten sind und dem Tod kühn ins Auge blicken, wird in Any Bullet Will Do um Gnade gefleht. Die Kaltblütigkeit, die mit diesen Szenen einhergeht, ist erzählerisch sowie cineastisch gekonnt eingefangen und bedient jede Erwartung an einen Film mit Rache-Motiv.

Rose Gage schleicht um eine Ecke und hält das Gewehr im Anschlag, Any Bullet Will Do
Die Trapperin Rose Gage (Jenny Curtis) begleitet Hollis Ransom auf der Jagd nach seinem Bruder. © Koch Films

Stimmiges und modernes Western-Ambiente

Any Bullet Will Do schafft ein stilvolles und atmosphärisches Western-Gefühl. Justin Lee verzichtet hierbei auf die altbekannten Wüsten-Darstellungen und rot-blauen Szenenbilder bekannter Hollywood- und Italo-Western. Stattdessen wählt er ein anderes Design, das eher in modernen Filmen dieses Genres zu sehen ist, so zum Beispiel in The Revenant – Der Rückkehrer. Endlose Wälder in verschneiten Berglandschaften beherrschen das Bild. Damit ähnelt Any Bullet Will Do Filmen wie dem oscarprämierten Werk von Alejandro G. Iñárritu oder auch aktuellen Videospielen, wie beispielsweise Red Dead Redemption II. Die Motive des Films passen zur kühlen und erbarmungslosen Landschaft, die in stimmigen Naturaufnahmen eingefangen wurde.

Zu guter Letzt bietet Any Bullet Will Do einen stimmigen Soundtrack, der mit den Bildern einhergeht. Hierbei wurden klassische Stilelemente der Western-Musik mit modernen und eindrücklicheren Klängen vermischt. In Kombination mit authentischen Kostümen und gut gebauten Kulissen entsteht ein rundum atmosphärischer Western, der den Zuschauer in eine von Unrecht dominierte und um Gnade winselnde Welt zieht.

Hollis und Everett Ransom kämpfen im Schnee auf Leben und Tod, Any Bullet Will Do
Hollis Ransom (Kevin Makely, rechts) steht seinem Bruder Everett (Todd A. Robinson) von Angesicht zu Angesicht gegenüber. © Koch Films

Nicht mehr und nicht weniger…

Es bleibt ein gut inszenierter Western, dem es darüber hinaus jedoch an einem gewissen Mehrwert mangelt. Die Schauspieler bewegen sich auf einem durchschnittlichen Niveau, das erst im Laufe des Films erkennbar wird. Die Anfangssequenz, als sich Hollis‘ und Everetts Soldaten gegenüberstehen, wirkt wie eine schlecht inszenierte Reenactment-Darstellung einer zweitklassigen TV-Dokumentation. Die Statisten sollen authentisch wirken, präsentieren sich jedoch eher unbeholfen. Dieser eigentlich so eindringlichen und handlungsrelevanten Szene beizuwohnen, ist für den Zuschauer unangenehm und lädt, ob der emotionslosen Darbietung, beinahe zum Fremdschämen ein.

Justin Lees Film ist zwar sehr eindringlich, doch mangelt es dem Werk an Intensität. Die ruhige Erzählweise und die Dialoge passen zur Handlung, doch fehlt ihnen einen leichte Prise Nachhall. Die Szenen bleiben lediglich als Momentaufnahmen in den Köpfen der Zuschauer haften. Somit mangelt es dem Film an Mehrwert, der den Film in Zukunft zu einem nennenswerten Werk werden ließe, wenn Fans und Kritiker die besten modernen Western auflisten.

Für den kleinen Western-Hunger zwischendurch – Fazit zu Any Bullet Will Do – Um Gnade muss man flehen

Any Bullet Will Do macht in Ansätzen vieles richtig: Tolle Landschaftsaufnahmen, ein stimmiger Soundtrack und ein stets greifbares Motiv, das die Handlung trägt. Justin Lee muss sich für seinen dritten Film keinesfalls schämen. Denn ihm ist ein durchschnittlicher Western gelungen, der sich in die Riege der modernen Vertreter des Genres einreiht. Unter dem Strich steht kurzweilige Unterhaltung für Western-Fans, die den Blick über den Mainstream-Tellerrand hinauswagen.

Einige Schwächen, die dem Werk die 107 Minuten über immer wieder anzusehen sind, machen Any Bullet Will Do zu einem Film, den die meisten Zuschauer schnell wieder vergessen werden. Das Werk bleibt allenfalls als Fußnote präsent, die der Zuschauer nach dem Motto „Da gab es mal einen Film…“ abruft. Der Film hat sich somit im Genre-Kampf gut geschlagen. Jedoch hat das Werk die Auseinandersetzung leider nicht überlebt, aber um Gnade gefleht hat es auch nicht…

Der Film ist seit dem 20. Mai 2020 auf DVD und Blu-ray erhältlich!

Unsere Wertung:

 

 

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