Für seinen Actionfilm Atomic Eden konnte Regisseur Nico Sentner den alternden Ex-Footballer und B-Movie-Star Fred Williamson verpflichten. Eigentlich schon die halbe Miete, sollte man meinen. Aber ob der Film an sich auch überzeugen kann, erfahrt ihr in unserer Review!
Atomic Eden – Handlung
Der Söldner Stoker (Fred Williamson) schart eine Truppe alter Kampfgefährten um sich: den Priester Heinrich (Wolfgang Riehm), die Asiatin Reiko (Hazuki Kato), den Kampfsportler David (Mike Möller), den Sniper John (Nico Sentner), den Texaner Darwin (Everett Ray Aponte), den Messerwerfer Brenner (Dominic Stark) und die Sprengstoffexpertin Laurie (Josephine Hies). Mit ihnen geht es in die Ruinen von Chernobyl, wo sie den Agenten Komorov (Jens Nier) verhören. Denn nur er kennt sich in den Katakomben unter dem verstrahlten Gelände aus, wo eine alte Superwaffe der Nazis lagert. Doch bevor sie mit der Bergung beginnen können, sind sie von einer Übermacht bis an die Zähne bewaffneter Gegner umzingelt. Können sie die Wellen der Angreifer abwehren und die Waffe sicherstellen?
Ein altbekanntes Szenario
Manche Sachen kommen nie aus der Mode, und so haben wir es bei Atomic Eden mit der x-ten Variation der aus Filmen wie Rio Bravo und Assault on Precinct 13 bekannten Belagerungsthematik zu tun. Es handelt sich bei diesem Film um ein semiprofessionelles Projekt, dessen Team sich vorzugsweise aus dem Bekanntenkreis Nico Sentners rekrutierte. Da ist es an sich keine schlechte Idee, auf einen vielfach bewährten Rahmen zurückzugreifen. Da weiß man, was man hat, was man kann und worauf es wohl hinauslaufen wird: Unsere Helden werden an einem Ort festgesetzt, den sie zu ihrer Burg machen und verteidigen müssen. Filmemachen kann so einfach sein. Naja, zugegeben, es gehört schon ein wenig mehr dazu. Aber eine fest abgesteckte Location, ein vorhersehbares Schema, das offenbart keine Innovation, bietet aber eben auch nicht viel Raum für Fehler.
Folglich bleiben Überraschungen in der Handlung dann auch aus, was so schlimm nicht ist. Der Film will augenscheinlich auch nicht mehr sein als eine Hommage an die billigen Actionkracher der 80er-Jahre, die Hauptdarsteller Fred Williamson in dieser Zeit gerne mal mit seiner Partizipation beehrte. Das Prozedere ist bekannt, zuallererst werden die Protagonisten vorgestellt, die Leitwolf Stoker erst einmal ausfindig machen muss. Sein Weg führt ihn dabei schon mal überraschenderweise in eine Kirche, auf einen Schießstand oder in ein Dojo. Danach geht es ab nach Chernobyl, das hier von einer leerstehenden Industrieanlage gedoubelt wird. Statt eines Spaziergangs in die Katakomben der Anlage ist man plötzlich von einer Übermacht in weiße Schutzanzüge gekleideter Gegner umzingelt. Und ab geht die Luzie!
Spannungsarme Monotonie
Die Action ist blutig und Nico Sentner stets bemüht, aufs Tempo zu drücken. Doch allzu schnell merkt man im zweiten Akt von Atomic Eden, dass ihm schon hier allmählich die Puste ausgeht. Die optischen Einfälle sind alsbald aufgebraucht, es wird nur noch recht stumpf draufgehalten, die Szenen ähneln sich, es fehlt Abwechslung. Die Dramaturgie tritt auf der Stelle, ein zu erwartendes Abenteuer auf der Suche nach der Nazi-Waffe findet leider nicht statt. Es herrscht Stellungskrieg, im wahrsten Sinne des Wortes. Und während unsere Helden ausgedünnt werden, bleiben die Gegner immer gleich, in Strahlenanzügen und durch Gasmasken uniformiert. Sicherlich aus der Zweckmäßigkeit geboren, mit möglichst wenigen Statisten eine größtmögliche Anzahl an Gegner vorzugaukeln. Und trotzdem fehlt dem Film ein Bösewicht, jemand, der den Bemühungen des Feindes, das Gebäude zu stürmen, ein Gesicht gibt.
Dennoch muss man anerkennen, dass vor allem Hauptdarsteller Fred Williamson sich voll reinwirft, seine Präsenz allein rettet über manch zähe Minuten. Auch Co-Star Mike Möller beweist als versierter Kampfsportler großes Talent im Ärschetreten. Seine Actionszenen werten den Film ganz klar auf. Der Rest der Truppe bleibt aber leider blass, da das Drehbuch den Charakteren nicht mehr als die klischeehaften Intro-Szenen spendiert hat. Ihre Dialoge wirken teils hölzern, gleichermaßen ihr Schauspiel. Sie dürfen keine herausragenden Eigenschaften präsentieren oder gar irgendeine Charakterentwicklung durchlaufen.
Und da in Sachen Story ab der Belagerung Stillstand herrscht, ist es auch mit dem Spannungsaufbau nicht weit her. Zum Glück ist die Zeit für Einführung der Charaktere und Exposition sowie des Action-Parts mit jeweils gut einer halben Stunde recht knapp bemessen. Es gibt einen Endkampf für Mike Möller und quasi im Vorbeigehen wird noch der Nazibunker erkundet. Danach klingt Atomic Eden auch schon mit dem Kurzauftritt von Lorenzo Lamas gemächlich aus.
Unser Fazit zu Atomic Eden
Was soll man am Ende dazu sagen? Sicherlich ist Atomic Eden weit von einer der Vollkatastrophen entfernt, wie sie immer mal wieder aus der Indie-Ecke mit großen Ambitionen und noch größerer Selbstüberschätzung an die Oberfläche brechen. Aber ein großer Wurf ist leider auch nicht dabei rumgekommen. Dafür fehlt es dem Drehbuch einfach an einer ordentlichen Narrative, den Dialogen an Feinschliff. Mit diesem einfachen Grundgerüst und dem ein wie anderen eingeschobenen Zitat ist es halt nicht getan. Dass an den meisten Darstellern keine Shakespeare-Mimen verloren gegangen sind, geschenkt. Zumindest gibt es ordentlich Screentime für Fred „The Hammer“ Williamson, die er durchaus gut zu nutzen weiß. Zusätzlich bringen die Kampfchoreographien mit Mike Möller auch noch etwas Schwung in die Bude. Wer also mal Lust auf anspruchslose Action hat, der Indieszene nicht abgeneigt ist und bei den Makeln des Streifens ein Auge zudrücken mag, kann mit dem anderen durchaus mal einen Blick riskieren.
Nach den schon länger erhältlichen Mediabooks und der regulären DVD ist Atomic Eden bereits am 03. Dezember 2021 auch als Blu-ray erschienen und im Handel erhältlich!
Unsere Wertung:
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