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Benedetta (Virginie Efira) und Nonne Bartolomea (Daphné Patakia) stehen zusammen und schauen in die gleiche Richtung.

Benedetta

Mit Benedetta schaut Paul Verhoeven kritisch auf die Machtstrukturen der Kirche und atmet mit Nunsploitation-Elementen skandalöse Luft. Ob der Film die Aufregung wert ist und ob dahinter nicht doch mehr steckt, könnt ihr hier nachlesen.

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TitelBenedetta
Jahr2021
LandFrankreich, Niederlande
RegiePaul Verhoeven
DrehbuchDavid Birke, Paul Verhoeven
GenreHistorienfilm, Drama
DarstellerVirginie Efira, Charlotte Rampling, Daphne Patakia, Lambert Wilson, Olivier Rabourdin, Clotilde Courau, Hervé Pierre, Louise Chevillotte
Länge131 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihCapelight Pictures
Das Kinoposter zu Benedetta zeigt Benedetta in der Nonnenkluft, aus der leicht ihre rechte Brust herausschaut.
Kinoposter zu Benedetta © Capelight Pictures

Heilige Visionen und eine verbotene Liebe – die Handlung von Benedetta

Als 9-jähriges Kind wird Benedetta (Virginie Efira) in ein toskanisches Kloster gebracht und verbringt dort fortan ihr Leben. Die Jahre verstreichen und der Alltag in der Glaubensstätte sowie die Liebe zu Jesus vereinnahmt sie komplett. Bis eines Tages die junge Nonne Bartolomea (Daphné Patakia) ins Kloster kommt und den Alltag auf den Kopf stellt. Zwischen den beiden entbrennt eine erotische Beziehung. Damit einhergehend mehren sich bei Benedetta auch Visionen von Jesus, die sich irgendwann in Form von Stigmata auch physisch bemerkbar machen. Gleichzeitig steigt sie in der Rangfolge im Kloster auf und ist kurz davor, zur Heiligen gesprochen zu werden. Doch dem Aufstieg steht die verbotene Liebe im Wege.

Nunsploitation mit Tiefgang

Mit expliziter Darstellung von Gewalt und Sex geizt Paul Verhoeven seit jeher nicht und bei oberflächlicher Betrachtung kann man dem Niederländer gerne mal in die Exploitation-Ecke schieben. Doch stecken dahinter immer tiefgreifende Themen, die sich mit Machtstrukturen beschäftigen. Und genau in diese Kerbe schlägt er auch mit Benedetta, in dem er eben jene Strukturen in der Kirche beäugt. Und das absolut fundiert, da er selbst jahrelang ein Jesus-Seminar besucht und 2009 gar ein Sachbuch diesbezüglich veröffentlicht hatte. Basierend auf den Publizierungen der Historikerin Judith C. Brown inszenierte er nun ein historisches Drama, das weit mehr zu bieten hat, als die plakative Nunsploitation. Und genau das macht schon der Einstieg klar, in dem Benedetta von ihrem Vater als junges Mädchen in das Kloster gekauft wird. Geld ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Faktor und ein Kloster dieser Zeit eben kein Ort der reinen Nächstenliebe.

Benedetta (Virginie Efira) und Nonne Bartolomea (Daphné Patakia) diskutieren miteinander, während erstere den aus einer Marienfigur geschnitzten Dildo in der Hand hält.
Benedetta (Virginie Efira) und Nonne Bartolomea (Daphné Patakia) fühlen sich zueinander hingezogen. © Capelight Pictures

Der finanzielle Aufwand dürfte hier aber günstiger sein, wie der einer Mitgift, wenn die Tochter verheiratet wird. Das zeigt in kleinen Ansätzen schon das patriarchale Machtgefüge, mit welchem die Frauen des 17. Jahrhunderts konfrontiert wurden. Selbstbestimmung ist ein Fremdwort und alles getrieben vom Willen der Männer. Genauso verhält es sich mit der Kirche, die von Männern und deren Regeln geleitet wird. Doch innerhalb des Klosters konnte man als Frau zumindest in diesem eng gesteckten Rahmen sowas wie Eigenverantwortung und sozialen Aufstieg ausleben. Und genau da setzt Benedetta an, wenn eben durch die Beziehung zwischen den beiden Nonnen der Drang nach Freiraum größer und durch die Stigmata letztlich möglich wird. Mit letzterem geht nämlich der Aufstieg innerhalb des Klosters einher, was natürlich auch Kritiker mit sich bringt und die Frage aufwirft, ob das auch alles mit rechten Dingen zugeht.

Eine Vielfalt an Themen und Stilmitteln

Mit dieser Ausgangslage streut Benedetta auch Krimielemente in seine Handlung und verwebt so verschiedenste Stilmittel und Genres miteinander, um seine vielschichtige Erzählstruktur zu stützen. In erster Linie fallen da natürlich die überstilisierten Sexszenen, blutigen Jesus-Visionen und die zu einem Dildo geschnitzte Marienfigur ins Auge. Das sind eben typische Elemente, mit denen Verhoeven schon immer hantiert, welche seinen Themen einen überzeichneten Nachdruck verleihen. Gehaltvoller ist natürlich, was zwischen diesen Szenen passiert und gesprochen wird. Besonders unscheinbare Nebensätze stärken das gezeichnete Fundament zur Darstellung der patriarchischen Strukturen dieser Zeit und insbesonders der Kirche. So platziert Verhoeven seine Kritik mal subtil und mal mit dem Holzhammer und erschuf damit ein historisches Drama mit skandalträchtigen Inhalten. Vor Jahrzehnten hätte man damit deutlich höhere Wellen geschlagen, doch heutzutage lassen sich die Zuschauer und Prüfstellen nicht mehr so leicht schocken. Zumindest in den meisten Ländern; in Russland beispielsweise wurde der Vertrieb des Films dagegen nicht zugelassen.

Benedetta (Virginie Efira) streckt die Arme vor einem Kruzefix, ähnlich wie Jesus Christus.
Benedetta (Virginie Efira) ist auf dem Weg, eine Heilige zu werden. © Capelight Pictures

Dadurch, dass Verhoeven viele Themen und Stilmittel verwendet, wirken einzelne Elemente nicht so ausgearbeitet. Das merkt man beispielsweise an der Beziehung zwischen den beiden Nonnen. Diese bekommt kaum Raum zur Entfaltung und es geht ziemlich schnell ans eingemacht. Das hat man beispielsweise in Porträt einer jungen Frau in Flammen deutlich sinnlicher gesehen. Doch in Benedetta geht es eben um deutlich mehr. Inszenatorisch wirkt das Ganze auch recht kühl und distanziert. Wirklich Wärme will in den sinnlichen Momenten nicht aufkommen, genauso wenig wie eine zeitgenössische Atmosphäre. Dafür sitzen Make-up und Kostüme zu perfekt. Der Dreck der damals um sich wütenden Pest, die auch noch wichtiger Gegenstand der Handlung wird, ist nie spürbar. Viel mehr liegt der Fokus auf der Handlung, die zahlreiche Ebenen bietet, die es zu entdecken gilt.

Unser Fazit zu Benedetta

Eine Hochglanzzeitreise mit Tiefgang. Paul Verhoeven geizt in Benedetta nicht mit expliziten Szenen, doch hinter der Skandal-Fassade steckt ein vielschichtiges Historiendrama mit Krimielementen, das gezielt den Finger in die Wunden der Kirche steckt. Patriarchale Machtstrukturen, die an Aktualität nicht eingebüßt haben, werden mal offensichtlich und mal subtil offengelegt. Getragen von einem starken Darstellerensemble ergibt sich so ein Klosterausflug, der nie langweilig wird und tiefe Einblicke hinter den Mauern gewährt.

Benedetta ist am 02. Dezember 2021 in den deutschen Kinos gestartet.

Unsere Wertung:

 

 

 

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