Jüngst zum Publikumsliebling beim Fantasy Filmfest in Berlin gewählt, beweist Beyond the Infinite Two Minutes, dass man für einen guten Film meist nur eine entsprechend gute Idee braucht. Warum das auch ohne großes Budget und Effekte funktioniert, erfahrt ihr in unserer Review!
Beyond the Infinite Two Minutes – Handlung
Der Café-Besitzer und erfolglose Musiker Kato (Kuzunari Tosa) entdeckt sich selbst nach Feierabend auf seinem Bildschirm. Anscheinend bildet der TV das ab, was in zwei Minuten vor der Kamera vom Monitor in seinem Café passiert. Neugierig geht er runter, um es auszuprobieren. Bald schon haben sich seine Kellnerin und einige Freunde um den Monitor versammelt. Doch allmählich entwickelt es sich zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung, denn ihre Zwiegespräche mit sich selbst halten sie schwer auf Trab. Als sie versuchen, noch weiter als zwei Minuten in die Zukunft zu sehen, verselbstständigt sich die Situation zusehends…
Eine einfache Idee
Bei Beyond the Infinite Two Minutes handelt sich um einen dieser raren Glücksfälle, die dem Kino von Zeit zu Zeit widerfahren. Der No-Budget-Film entspinnt aus einer simplen, aber nicht minder faszinierenden Idee eine Dramaturgie, die immer wieder um diese herum kreist und so einen Sog erzeugt. Die gesamte Handlung trägt sich in Echtzeit zu und findet eigentlich nur in dem Café und zwei kleinen Appartements statt. Kato betrachtet das Geschehen anfangs als zwar unheimliche, aber eigentlich recht spaßige Angelegenheit. Doch als sich einige Freunde dazu gesellen und Überlegungen anstellen, wie man weiter in die Zukunft schauen und vielleicht Kapital aus der Sache schlagen könnte, verliert er die Kontrolle über die Situation.
Während die anderen nicht genug von dem Phänomen bekommen, hat Kato schon bald die Lust verloren. Als er von seinem zukünftigen Ich gesagt bekommt, dass er seine Nachbarin ansprechen soll, geht dies schief. Um die Kontinuität aufrecht zu halten, muss er vor der Kamera sein vergangenes Ich anlügen. Allmählich merken alle, dass sie quasi der Zukunft verpflichtet sind, um ein Paradoxon zu vermeiden. Aber das hält sie nicht davon ab, weiter damit herum zu experimentieren. Und das Chaos nimmt seinen Lauf.
Viel Bewegung auf wenig Raum
Aufgenommen wurde mit einer Handykamera, die immer nah an den Beteiligten ist. Schnitte wurden gut kaschiert, man könnte fast meinen, es wäre ein One-Shot-Film. Die Beteiligten agieren alle ein wenig hysterisch, abgesehen von Hauptdarsteller Kuzunari Tosa, der hier einen schönen Gegenpol bildet. So stört es keineswegs, dass hier Overacting grassiert, vor allem weil es eben auch gut zur Dramaturgie passt. Wie würde man wohl selbst reagieren, wenn man sich mit seinem zukünftigen Ich unterhalten könnte? Wer sagen würde, das wäre nicht aufregend, lügt.
Durch die wechselnden Personen-Konstellationen vor den Fernsehern und der mobilen Kamera ist, trotz des limitierten Raumes, immer viel Bewegung in den Szenen. Der Humor des Films ist nie auf den einen Lacher an sich ausgelegt, sondern ergibt sich aus der Interaktion der Figuren. Sowieso erweist sich Beyond the Infinite Two Minutes als leichter, sehr sympathischer Spaß, der gerade so über die Ein-Stunden-Marke kommt. Und im Abspann gibt es noch einen witzigen Song, der sich auf den Einstieg des Films bezieht und so schön das Ganze abschließt.
Unser Fazit zu Beyond the Infinite Two Minutes
Nach One Cut of the Dead zeigt wieder ein kleiner japanischer Film auf, dass es keines großen Budgets, namhaften Stars oder einer komplizierten Geschichte bedarf, um einen unterhaltsamen und einzigartigen Film zu kreieren. Beyond the Infinite Two Minutes hantiert mit seiner interessanten Prämisse geschickt genug, um flotte Unterhaltung zu generieren. Der sympathische Cast, der die ganze Zeit aus dem Häuschen zu sein scheint, rundet den Spaß passend ab. Mehr braucht es nicht für ein in jeder Hinsicht fantastisches Feel-Good-Movie!
Beyond the Infinite Two Minutes läuft seit dem 19. Oktober auf dem Fantasy Filmfest 2021!
Unsere Wertung:
© Third Window Films