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Die 15-jährige Mia wird von Luna Wedler gespielt © Daniel Lobos / Tellfilm

Blue My Mind

In dem radikalen Coming-of-Age-Drama Blue My Mind bemerkt die 15-jährige Mia schockierende Veränderungen an ihrem Körper, die weit über die üblichen Entwicklungen in der Pubertät hinausgehen. 

TitelBlue My Mind
Jahr2017
ProduktionslandSchweiz
RegieLisa Brühlmann
DrehbuchLisa Brühlmann
GenreSci-Fi/Fantasy, Drama
DarstellerLuna Wedler, Zoë Pastelle Holthuizen, Regula Grauwiller, Georg Scharegg, Lou Haltinner, Yael Meier
Länge97 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihMeteor Film

Die Handlung von Blue My Mind

Kurz vor den Sommerferien zieht die Schülerin Mia (Luna Wedler) mit ihren Eltern in eine neue Stadt. Schnell schließt sie sich einer Mädchengruppe um die Anführerin Gianna (Zoë Pastelle Holthuizen) an und stürzt sich Hals über Kopf in das wilde Teenagerleben. So macht sie erste Erfahrungen mit Alkohol, härteren Drogen und auch Sex. Zu ihren Eltern hat sie dagegen kaum ein Verhältnis.

Nach einer Weile bemerkt Mia allerdings, dass ihr Körper sich auf seltsame Art und Weise verändert. Bei einer Ärztin findet sie dafür kein wirkliches Verständnis, sodass das junge Mädchen versucht, ihre beunruhigenden Symptome vor ihren Freundinnen und Eltern zu verheimlichen. Umso heftiger bemüht sie sich außerdem, sich durch Exzesse und ein hemmungsloses Nachtleben von ihren Problemen abzulenken. Doch die Natur lässt sich nicht aufhalten und schreitet daher unnachgiebig fort.

Die 15-jährige Mia in Blue My Mind wird von Luna Wedler gespielt © Daniel Lobos / Tellfilm
Mia, die Hauptfigur von Blue My Mind © Daniel Lobos / Tellfilm

Blue My Mind als doppeltes Debüt

Mit Blue My Mind präsentiert die Schweizerin Lisa Brühlmann, die als Schauspielerin bereits für Formate wie Alarm für Cobra 11 oder Tatort vor der Kamera stand, ihren ersten Langfilm. Als Regisseurin und zugleich Drehbuchautorin erzählt sie anhand der 15-jährigen Mia auf radikale Weise vom Erwachsenwerden und der Suche nach der eigenen Identität.

Eine beeindruckende Leistung vollbringt Luna Wedler in ihrer ersten Hauptrolle, für die sie den Schweizer Filmpreis erhielt. Während sie in Das schönste Mädchen der Welt einen eher unbekümmerten Sonnenschein spielte, verlangt ihr die Figur der Mia einiges mehr ab. Vor allem die überstürzte Jagd nach ersten sexuellen Erfahrungen und der unbekümmerte Konsum von Drogen zeigt Brühlmann ungekünstelt und direkt. Denn auf diese Weise versucht Mia, sich nicht mit sich selbst zu beschäftigen, obwohl ihr Körper ihr deutliche und vor allem beunruhigende Signale gibt.

Die Kameraarbeit von Blue My Mind ist dabei stets auf Drama gemünzt und bleibt als intimer Begleiter nah an den Fersen der Hauptfigur, um ein Gefühl der Anteilnahme zu wecken. Nur kleinere Farbspiele auf Partys lockern den verhältnismäßig nüchtern-authentischen Look des Films etwas auf. Die drastische Verwandlung Mias sorgt zusätzlich für kleinere Ekelmomente, die zumindest für zartbesaitete Gemüter unangenehm sein dürften.

Mias neue Freundinnen in Blue My Mind © Daniel Lobos / Tellfilm
Mia schließt sich der Mädchenclique um Gianna an © Daniel Lobos / Tellfilm

Die Pubertät…

Die Pubertät ist alles andere als eine leichte Zeit für Teenager. Mit den körperlichen Entwicklungen geht auch eine emotionale und charakterliche Unstetigkeit einher. Internationalen Studien zufolge leidet sogar jeder fünfte Jugendliche an einer psychischen Störung. Die Frage nach der eigenen Identität wird zur schweren Bürde, die eben nicht jeder problemlos für sich beantwortet.

Während Lady Bird eine realistisch-alltägliche Auseinandersetzung mit der Entwicklung eines Mädchens zur Frau wählte, arbeitet Blue My Mind ähnlich wie der dänische Arthouse-Horror When Animals Dream mit fantastischen Elementen. Im letztgenannten Film entwickelte die Protagonistin im Zuge ihrer Pubertät werwolfhafte Züge, die blutige Konsequenzen für ihre Umgebung nach sich ziehen. Hier wiederum muss Mia vor allem körperliche Veränderungen über sich ergehen lassen, die sich lange Zeit weder für sie noch für den Zuschauer wirklich erklären lassen.

Dass diese nach ihrer ersten Periode einsetzen, ist dabei ein deutlicher Fingerzeig, was Lisa Brühlmann erzählen möchte. In Ansätzen scheint hier eine Art Body-Horror auf, wie es der Kanadier David Cronenberg in seinen frühen Werken meisterhaft inszenierte. Als Mia feststellt, dass sie plötzlich Schwimmhäute zwischen den Zehen hat, möchte sie selbst noch mit der Schere eingreifen. Später verbreiten sich an ihren Füßen und den Beinen beunruhigende schwarze Flecken, die das junge Mädchen mit Kniestrümpfen zu verstecken versucht.

Mia und Gianna treiben sich herum © Daniel Lobos / Tellfilm
Freunde fürs Leben? Mia und Gianna © Daniel Lobos / Tellfilm

…als verstörende Metamorphose

Erst mit dem magisch anmutenden Ende lässt sich die gesamte Entwicklung begreifen, die Mia ungewollt durchläuft und schließlich als ihr Schicksal annimmt. So interpretiert Lisa Brühlmann die Pubertät als einen Prozess, der die Jugendliche mit voller Härte und Unverständnis trifft. Ebenso leidet der Zuschauer mit, wenn er sieht, wie Mia versucht, diese Vorgänge zu verdrängen. Mit ihrem selbstzerstörerischen Verhalten flüchtet sie aus der Realität. Auch ihre beste Freundin Gianna ist keine wirkliche Vertrauensperson. Letztlich ist das junge Mädchen vollkommen isoliert und auf sich selbst zurückgeworfen.

Ob jeder Zuschauer diesen Weg bis zum Ende mitgehen möchte, ist fraglich. Zwar ist Blue My Mind frei von Geschmacklosigkeiten, aber gegen Ende sorgt die Wiederholung bestimmter Verhaltensweisen für deutliche Längen in der Dramaturgie. Es häufen sich Eskapaden unterschiedlicher Natur, die bewusst auch ein wenig schockieren sollen, um das dahinterliegende Problem zu betonen.

Dennoch bleibt eine gewisse Distanz zwischen dem Zuschauer und Mia bestehen. Ihr Innenleben ist nur schwer zu greifen und erfährt keine wirkliche Darstellung. Dass die Eltern zu keiner Zeit wirklich präsent sind und vielmehr mit Unverständnis als Anteilnahme aufwarten, mag für die endgültige Entwicklung wichtig sein, erscheint aber auch etwas unbefriedigend und bemüht.

In Blue My Mind muss Mia allein mit den Problemen ihrer Pubertät klarkommen © Daniel Lobos / Tellfilm
Mia ist mit ihren Problemen ganz allein © Daniel Lobos / Tellfilm

Blue My Mind – Top oder Flop?

Blue My Mind ist gerade als Debütfilm zweifellos eine kleine Überraschung im Arthouse-Bereich. Als mutige Parabel versinnbildlicht die Regisseurin Lisa Brühlmann radikal die Probleme des Erwachsenwerdens. Dabei vermischt sie ein typisches Teenager-Drama mit fantastischen und schockierenden Elementen. Dank vollem Körpereinsatz der talentierten Luna Wedler bleibt das Geschehen bis zum Ende weitestgehend spannend und vor allem konsequent.

Blue My Mind ist seit dem 1. März 2019 auf DVD, Blu-Ray und als VOD erhältlich.

Unsere Wertung:

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© Daniel Lobos / Tellfilm

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