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Jacob und Mr Sherman sind nicht auf Augenhöhe in Boarding School © Capelight Pictures

Boarding School

In dem Horrordrama Boarding School wird der junge Jacob auf ein Internat für Problemkinder geschickt. Dort muss er jedoch schnell feststellen, dass es sich keinesfalls um eine normale Schule handelt. Hinweise und der mysteriöse Tod eines Mitschülers deuten darauf hin, dass die Zeit knapp zu werden scheint…

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TitelBoarding School
Jahr2018
ProduktionslandUSA
RegieBoaz Yakin
DrehbuchBoaz Yakin
GenreHorror, Drama
DarstellerLuke Prael, Will Patton, Samantha Mathis, David Aaron Baker, Robert John Burke, Sterling Jerins, Lucy Walters
Länge113 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihCapelight Pictures
Cover von Boarding School © Capelight Pictures
Plakat zu Boarding School © Capelight Pictures

Boarding School – Willkommen im Horror-Internat!

Der 12-jährige Jacob leidet unter Albträumen sowie Nachtangst und hält so seine Eltern nachts auf Trab. Als sein Vater ihn beim Tragen von Frauenkleidern tanzend im Wohnzimmer entdeckt, wird Jacob auf ein Internat geschickt. Diese Boarding School wird von Mr. und Mrs. Sherman geleitet. Während Mrs. Sherman sich um die kleine Gruppe von sieben Problemkindern kümmert, fungiert Mr. Sherman als Internatsleiter und Lehrer. Der Unterricht beschränkt sich allerdings auf Bibelkunde und wird mit radikalen Methoden und Züchtigungen durchgedrückt.

Gemeinsam mit den anderen Kindern findet Jacob heraus, dass Mr. und Mrs. Sherman sowie die Institution nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Dazu wird trotz der Absprache von einer Unterbringung für ein Schuljahr plötzlich von wenigen Tagen gesprochen. Was steckt hinter der Boarding School und was haben die Shermans mit den Kindern vor?

Schule macht keinen Spaß!

Will Paton, den wir zuletzt als Officer Hawkins in Halloween sehen konnten, spielt hier Dr. Sherman, den Leiter und einzigen Lehrer des Internats. Er mimt den Typ Bösewicht, der vor allem durch seine Ruhe und präzise Eloquenz einschüchtert, die jedoch immer wieder durch Ausbrüche und Gewalt kontrastiert wird. Auch wenn durchaus ein Hang zum Overacting vorhanden ist, gefällt seine Darstellung der Rolle eines Tyrannen.

Der Tyrann Mr. Sherman © Capelight Pictures
Dr. Sherman hält sich immer an den Lehrplan in Boarding School © Capelight Pictures

Die verschiedenen Jungdarsteller machen ihre Sache ebenso ordentlich und glaubwürdig. Gerade Luke Prael als sensibler Junge Jacob verleiht seiner Rolle genügend Tiefe für die Geschichte und trägt den Film die meiste Zeit. Lediglich ausgerechnet Sterling Jerins, die trotz ihres Alters von 14 Jahren schon einiges an Erfahrung im Genre sammeln konnte (Conjuring 1&2, World War Z), wirkt hier in der Rolle der manischen Christine etwas überfordert und aufdringlich in ihrem Spiel.

Der wohl beste Nebendarsteller ist allerdings das Internat selbst. So wirken sämtliche Räumlichkeiten einschüchternd und bedrückend – entweder durch ihre dunkle Enge oder auch durch ihre Größe, Unübersichtlichkeit und schreckliche Akkuratesse in der Einrichtung. Trotz der Natur rundherum wirkt die Anstalt tatsächlich wie ein Gefängnis, ein wohlig schauriger Mikrokosmos wird geschaffen. Regisseur Yakiz spielt hierbei geschickt mit Farben und Beleuchtung, um die Kulissen passend einzusetzen.

Das Ermittlungspärchen © Capelight Pictures
Jacob und Christine versuchen etwas über die Vorgänge in der Boarding School herauszufinden © Capelight Pictures

Themenwirrwarr

Boarding School möchte viele Themen verhandeln, zu viele. Das Horror-Internat umfasst dabei einen nicht unproblematischen Mix an Kindern, die von ihren Eltern aufgrund unterschiedlicher „Probleme“ fortgeschickt wurden.

Hier sind untergebracht: Unsere Hauptfigur Jacob mit dem Hang zum Transvestitismus, der sich ein Zimmer mit einem Jungen mit arg verbranntem Gesicht teilt. In einem weiteren Zimmer hausen ein Junge mit Tourette-Syndrom und ein etwas älterer, welcher wohl am Down-Syndrom leidet. Dazu gibt es zwei kleinere Jungen, Zwillinge, die außer ihrer von ihnen nicht bemerkten oder geleugneten, aber offensichtlichen Adoption keinerlei Charakterisierung erhalten und ziemlich konstruiert in den Film gequetscht scheinen. Zuletzt gibt es da noch ein Mädchen mit Vorliebe fürs Töten und Geschlagenwerden. Ob diese durchaus diskutable Zusammensetzung von „Freaks“, die sich auch noch gegenseitig als „Spasten“ und ähnliches beleidigen, als moralisch fragwürdig gewertet oder als Kritik gelesen wird, bleibt dem Zuschauer überlassen.

Die Kinder der einzigen Klasse in Boarding School © Capelight Pictures
Die Problemklasse in Boarding School © Capelight Pictures

Boarding School kratzt dabei jedoch nur an der Oberfläche und diskutiert die Themen nicht. Außenseitertum, Inklusion vs. Separierung und das Loswerden von „Problemkindern“, Geschlechterbilder und Genderdebatten bis hin zur Verantwortung der Eltern – all das findet Einzug, ist jedoch zu viel. Wenn Yakin dazu noch Jacob als jüdisches Kind installiert und in ein wenig zusammenhangslos anmutenden Traumsequenzen Deutsche in SS-Uniformen zeigt, dann ist es ein wenig überambitioniert und thematisch überladen. Das grundsätzliche Thema – ihre Macht und Autorität missbrauchende Erwachsene auf der einen und durch „Beeinträchtigungen“ zusätzlich entmachtete Kinder auf der andere Seite – wird klar, die Intention jedoch nicht immer. Die Verhandlung des Themas unter einem etwaigen geschichtlichen Hintergrund bleibt dafür zu schwammig, auch die Ansetzung der Handlungszeit in den 90er-Jahren erschließt sich nicht sofort.

Unerfahren, aber ambitioniert

Boaz Yakin (Safe – Todsicher, Gegen jede Regel), der selbst das Drehbuch lieferte, zeigt sich hier als ambitionierter Regisseur, auch wenn ihm nicht alles gelingen mag. Langsame Kamerafahrten und inszenatorische Kniffs zeigen sich teils durchaus wirkmächtig, teils allerdings auch zu gewollt und zu aufdringlich.

Jacob fordert Mr. Sherman heraus in Boarding School © Capelight Pictures
Jacob und Mr. Sherman sind nicht auf Augenhöhe in Boarding School © Capelight Pictures

Dabei wird jedoch durchaus klar: Yakin kennt das Genre (so fungierte er bereits als Produzent von Hostel 1&2). Während die erste Hälfte noch in eher helleren, sterilen Farben gehalten ist, wird das Bild mit zunehmender Laufzeit und steigernder Gefahr und Spannung dunkler, die Farben kräftiger. Gegen Ende versucht sich Yakin gar an einer an die Ästhetik des Giallos erinnernden Optik, wenn die Räume und Gänge des Internats in ein knallendes Blutrot getaucht sind. Trotz des Hangs zur Überdramatisierung wirkt der Film in vielen Momenten zwar sehr gewollt und gestellt, ist aber durchaus schön anzusehen. Atmosphärisch weiß der Film über weite Strecken ebenso zu gefallen. Auch wenn Boarding School nicht einwandfrei funktioniert, darf man gespannt sein, wie sich Yakin zukünftig im Genre präsentiert.

Fazit

Boarding School zeigt sich in fast allen Belangen – seiner Thematik, Inszenierung und Motive – interessant und ambitioniert, aber auch recht unausgereift und zu gezwungen. Als Vertreter des Internat-Horrors macht er seine Sache durchaus ordentlich, als Psychodrama ist es zu wenig. Ein Blick darf dennoch riskiert werden, denn wer über die wohl der Unerfahrenheit geschuldeten Schwächen hinwegsehen kann, der wird an vielen Aspekten gefallen finden können. Ein wenig Geduld ob der zweistündigen Laufzeit gehört allerdings auch dazu.

Phil in Boarding School © Capelight Pictures
Jacobs Zimmergenosse Phil macht den anderen Kindern Angst | Boarding School © Capelight Pictures

Boarding School erscheint am 16.11.18 auf Blu-ray und DVD sowie digital.

Unsere Wertung:

 

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