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Gina Gershon als Corky schmust mit Jennifer Tilly als Violet

Bound – Gefesselt

1996 schufen die damaligen Wachowski-Brüder Larry und Andy mit Bound – Gefesselt einen doppelbödigen Thriller, der ihnen den Weg zu ihrem späteren Kultklassiker Matrix ebnen sollte.

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Titel Bound – Gefesselt
Jahr 1996
Land  USA
Regie Lana Wachowski, Lilly Wachowski (The Wachowskis)
Drehbuch Lana Wachowski, Lilly Wachowski (The Wachowskis)
Genre Thriller
Darsteller Jennifer Tilly, Gina Gershon, Joe Pantoliano, John P. Ryan, Richard C. Sarafian, Christopher Meloni
Länge 109 Minuten
FSK ab 16 Jahren freigegeben
Verleih Capelight Pictures
Das Mediabook zu Bound mit Jennifer Tilly und Gina Gershon auf dem Cover
Das Cover des deutschen Mediabooks. | BOUND – GEFESSELT © capelight pictures

Bevor beide Wachowskis das neue Filmjahrtausend mit Matrix prägend beeinflussen sollten, versuchten sie als Drehbuchschreiber Fuß zu fassen. Ihr erstes Skript für Hollywood namens Assassins – Die Killer wurde allerdings zwiespältig aufgenommen. Nach dieser negativen Erfahrung fiel bei den Wachowskis der Entschluss, sich zukünftig selber der filmischen Umsetzung ihrer Stoffe zu widmen. Mit der Produzenten-Legende Dino De Laurentiis (Die Bounty, Ein Mann sieht rot, Armee der Finsternis u. v. m.) an ihrer Seite konnten sich die Wachowskis für ihr Regiedebüt Bound inszenatorisch völlig frei bewegen.

Ungewöhnliche Figurenkonstellation

Diese künstlerische Freiheit war auch bitter von Nöten, denn Bound entfernt sich drastisch von den gängigen Geschlechtsstereotypen des Jahres 1996: Violet (Jennifer Tilly) ist vom ersten Moment von ihrer neuen Nachbarin Corky (Gina Gershon) angetan. Zwischen beiden entspinnt sich eine heiße Affäre. Gemeinsam wollen sie die Mafia um zwei Millionen Dollar erleichtern und damit ein neues Leben anfangen – frei und unabhängig von männlicher Dominanz.

Hinsichtlich des späteren Outings beider Wachowskis und der Wandlung hin zu Lana und Lilly erscheint es gar nicht mehr so verwunderlich, dass dieser durch und durch feministische Streifen von damaligen Männern inszeniert wurde. Bevor De Laurentiis als Produzent in den Film einstieg, verlangten andere Finanziers das Umschreiben der weiblichen Rolle Corkys in eine männliche. Die Wachowskis wollten ihren Film jedoch nicht dem Massengeschmack unterordnen und sahen die Gefahr, dass Bound mit männlich-weiblicher Figurenkonstellation nur einer von vielen üblichen Thrillern werden würde.




Den beiden ehemaligen Männern deshalb Altherrenfantasien zu unterstellen, ist außerdem von der Hand zu weisen (zumal beide erst knappe 30 Jahre alt waren): die Feministin Susie Bright fand die Sexszene zwischen Corky und Violet zu amateurhaft geschrieben und wurde, neben einem kleinen Auftritt in einer Bar, als Beraterin mit an Bord geholt.

Tatsächlich ist die Intimität von Bedeutung für die Entwicklungen und Entscheidungen der Figuren. Die vielerorts verkündete Einteilung des Films in einen Erotikthriller ist allerdings wenig haltbar. Natürlich knistert es in den ersten Momenten zwischen Corky und Violet erotisch und natürlich ist das lesbische Liebesspiel zwischen beiden mit einer Plansequenz stimmungs- und lustvoll eingefangen. Insgeheim liefert die anfängliche Intimität nur den Aufhänger für einen doppelbödigen Gangsterthriller – wer sich an nackten weiblichen Körpern laben möchte, ist hier definitiv an der falschen Adresse.

 

Joe Pantoliano als Caesar bügelt Dollarnoten
Caesar (Joe Pantoliano) bei der sprichwörtlichen Geldwäsche. | BOUND – GEFESSELT © capelight pictures

Bound – Die Schicksale miteinander verbunden

Der Titel bezieht sich mitnichten auf sexuelle Praktiken, sondern vielmehr auf den Zustand der Protagonistinnen. Ihre Leidenswege sind miteinander verwoben, denn die eine kann ohne die andere ihr Ziel nur schwerlich erreichen. Schließlich möchten beide in Zukunft ein gemeinsames Leben genießen.

Die toughe Corky wird von Gina Gershon (Showgirls, Killer Joe, Red Heat) verkörpert. Corky tritt von Beginn an als unabhängige und sich selbst verwirklichende Frau auf. Sie verdient sich als Klempnerin ihr Geld und ist handwerklich äußerst geschickt. Ergo hat sie sich in einer von Männern dominierten Domäne durchgesetzt und benötigt niemanden, der sie versorgt. Ihre Emanzipation geht sogar so weit, dass sie nicht einmal für ihre sexuelle Befriedigung einen Mann benötigt.

Die verführerische Violet mimt Jennifer Tilly (Chucky und seine Braut bis Cult Of Chucky, Der Dummschwätzer). Ursprünglich sollte sie den Part der Corky spielen, wurde nach einigem Hin und Her aber von Gershon ersetzt und schlüpfte deshalb in die Rolle der anfangs unterwürfigen Violet. Nicht ganz uneigennützig: Nach eigener Aussage wurde Tilly in ihrer Vergangenheit oft von männlichen Individuen unterschätzt oder auf Äußerlichkeiten reduziert. Hier konnte sie nun die Wandlung vom schmucken, aber belächelten männlichen Accessoire hin zur souveränen Frau vollziehen.

Joe Pantoliano (Memento, Sense8, Die Sopranos) darf als Caesar eine wunderbare Metamorphose vom katzbuckelnden Mitläufer zum selbstherrlichen und zunehmend paranoiden Exzentriker durchlaufen. Dabei muss er die Wachowskis so überzeugt haben, dass sie ihn drei Jahre später für Matrix als wechselhaften Cypher casteten.

In Nebenrollen überzeugen Christopher Meloni (Fear And Loathing In Las Vegas, True Blood, Sin City 2), John P. Ryan (Die Klasse von 1999, It’s Alive-Reihe) und Richard C. Sarafian (Der Diamanten Cop).

Gina Gershon als Corky schmust mit Jennifer Tilly als Violet
Corky (Gina Gershon) und Violet (Jennifer Tilly) empfinden mehr für einander als nur Sympathie. | BOUND – GEFESSELT © capelight pictures

Thrill und doppelter Boden

Wie weiter oben erwähnt, wird Bound fälschlicherweise oft als Erotikthriller klassifiziert. Auch wenn in der ersten Hälfte erotische Spannung in der Luft liegt, wechselt der Film ab einem gewissen Punkt das Fahrwasser und entpuppt sich als spannender Thriller. Dabei gelingt es den Wachowskis, ähnlich wie Tarantino bei seinen Reservoir Dogs, den Thrill mit wenigen Darstellern auf eng abgestecktem Raum zu entfesseln. Verweise zu Hitchcock finden sich ebenfalls und wurden auch redlich von der Presse bemüht. Schließlich gibt es auch hier den Koffer voller Geld, der die eigentliche Handlung katalysiert, aber in deren weiteren Verlauf ohne nennenswerten Nutzen ist – ein klassischer MacGuffin.

Bound lässt den Zuschauer mit dem Schicksal der beiden Frauen mitfiebern. Vor allem dank der schnörkellosen Inszenierung wird man in den Fortlauf der Handlung gezogen. Beispielsweise wird bei der Planung des Geldraubes immer wieder zur tatsächlichen Ausführung geschnitten und das Publikum darf minutiös erleben, wie alles möglichst zu Gunsten der Frauen verlaufen soll. Natürlich verläuft aber nicht alles nach Plan und das Geschehen spitzt sich bitterböse zu.

So stapeln sich alsbald einige Tote in Violets Apartment und insbesondere Caesar in seinem steigenden Wahn fesselt ungemein. Was sich an skurrilen und atemberaubenden Szenarien entspinnt und wie diese von der Kamera eingefangen werden, ist abwechslungsreich in Szene gesetzt. So erweckt die Örtlichkeit der zwei Wohnungen nie den beschränkten Eindruck, der in renovierungsbedürftigen Apartments vorherrscht.

Gina Gershon als Corky mit dem Telefonhörer in der Hand.
Corky (Gina Gershon) grübelt. | BOUND – GEFESSELT © capelight pictures

Fesselnde Veröffentlichung

Finanziell wurde Bound im Zuge seiner Kinoaufführungen kein nennenswerter Erfolg. Dafür avancierte der Katz-und-Maus-Thriller zum Kritiker- und, verzögert hinsichtlich des Releases auf dem Heimkinomarkt, Publikumsliebling.

Capelight Pictures hat sich dieses beinahe perfekten Films angenommen und am 20.09.2019 eine Veröffentlichung als Single-DVD oder Mediabook (Blu-ray und DVD) mit informativ beschriebenem und ansehnlich bebildertem Booklet spendiert. Das Mediabook überzeugt dabei mit schlichtem Design und Glanzdruck. Als Extras erwarten den Käufer ein Audiokommentar mit den Hauptdarstellern, diverse Interviews und Trailer.

Unsere Wertung:

 

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