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Bruce Campbell als Stover in Brain Slasher mit Pfeil zwischen den Zähnen

Brain Slasher (Mindwarp)

Wenn das Horrorfilm-Fanmagazin Fangoria einen Film mit Bruce Campbell und Angus Scrimm produziert, dann kommt was heraus? Genau! Ein launiges B-Movie mit ordentlich Gore- und Splattereinlagen. Aber Brain Slasher ist dennoch mehr als das!

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TitelBrain Slasher (OT: Mindwarp)
Jahr1992
LandUSA
RegieSteve Barnett
DrehbuchMichael Ferris, John D. Brancato
GenreSci-Fi/Fantasy, Horror
DarstellerBruce Campbell, Angus Scrimm, Marta Alicia, Elizabeth Kent
Länge89 Minuten
FSKab 18 Jahren freigegeben
VerleihSony Pictures Entertainment
Das Cover der Blu-ray-Fassung von Brain Slasher (Mindwarp)
Das Cover zur Blu-ray-Neuauflage von Sony Pictures Entertainment © 1991 FANGORIA FILMS, INC. ALL RIGHTS RESERVED

Was erwartet uns in Brain Slasher?

In einer fernen Zukunft ist das Leben auf der Erde nahezu unmöglich geworden. Die Menschen haben sich daher in die eigenen vier Wände zurückgezogen und flüchten in eine Cyberwelt, in der sie sich jeden Wunsch erfüllen können. Nahezu jede Minute verbringen sie so angestöpselt an eine Maschine. Doch für Judy (Marta Alicia) ist ein Leben in einer virtuellen Traumwelt nicht genug. So verlässt sie ihr geschütztes Heim auf der Suche nach ihrem vor Jahren verschwundenen Vater und landet in der lebensbedrohlichen Außenwelt, einer tristen, wüstenartigen Einöde. Hier trifft sie auf Stover (Bruce Campbell), der sich als letzter Überlebender eines apokalyptischen Krieges zu erkennen gibt. Er rettet Judy vor einigen monsterähnlichen Mutanten, Kriecher genannt, die die Oberfläche nach wertvollen Überbleibseln absuchen.

Doch schnell schlagen die entstellten Kreaturen zurück und verschleppen die beiden in ihre unterirdische Behausung. In dem komplizierten System aus Höhlengängen muss Stover Strafarbeit leisten, indem er in dem hinterlassenen Elektroschrott nach brauchbaren Teilen sucht. Mary hingegen wird eingesperrt. Nach und nach enthüllen sich die Details über den schrecklichen Kult, dem die Kriecher unter ihrem geheimnisvollen Anführer Seer (Angus Scrimm) fröhnen.

Mithilfe von Maschinen reisen Judy und ihre Mutter in virtuelle Welten. © 1991 FANGORIA FILMS, INC. ALL RIGHTS RESERVED

Fanservice von Fangoria

Anfang der 1980er-Jahre erfreute das Fanmagazin Fangoria die Herzen der Horrorfans, indem es unter anderem mit Interviews und Behind-the-Scenes-Footage spannende Einblicke in das beliebte Filmgenre gab. Dem schnellen Aufstieg sei Dank folgten zu Beginn der 90er-Jahre insgesamt drei günstig produzierte Spielfilme, die natürlich als Fanservice für die treue Anhängerschar gedacht waren: Children of the Night, Severed Ties und eben Brain Slasher (weitere Hintergründe zu Fangoria Films im Trashtaucher-Podcast). Der deutsche Titel des Films bezieht sich dabei auf die entstellten Mutanten, während der Originaltitel Mindwarp den philosophischen Sci-Fi-Ansatz, die Reise in virtuelle Welten, betont. Während der Regisseur Steve Barnett ein unbeschriebenes Blatt war und blieb, sollten Evil-Dead-Ikone Bruce Campbell und Phantasm-Bösewicht Angus Scrimm für das passende Genrefeeling sorgen.

Betrachtet man den Umstand, dass das Science-Fiction-Genre mit zu den teuersten gehört und ohnehin nur ein begrenztes Budget von einer Million Dollar zur Verfügung stand, ist eines klar: Die Produzenten mussten kreativ werden, um unter anderem die technischen Geräte der Zukunft und die postapokalyptischen Settings wie das Höhlensystem glaubhaft darzustellen. So ist Brain Slasher ganz klar ein Liebhaberprojekt mit allen Ecken und Kanten (oder Schwächen und Unzulänglichkeiten) eines B-Movies. Bevor man sich den Film ansieht, sollte man dies unbedingt wissen.

Bruce Campbell als Stover in Brain Slasher mit Pfeil zwischen den Zähnen
Fan-Liebling Bruce Campbell übernimmt eine der Hauptrollen © 1991 FANGORIA FILMS, INC. ALL RIGHTS RESERVED

Erst apokalyptische Science-Fiction…

Wer sich Brain Slasher mit der Erwartungshaltung anschaut, dass der heimische Bildschirm von Beginn an mit Blut und Körperteilen überflutet wird, der dürfte tatsächlich erstmal doof in die sprichwörtliche Röhre gucken. Denn das Autorenduo John Brancato und Michael Ferris, welches später unter anderem in Hollywood mit an Terminator 3 schrieb, hatte unerwartet große Ambitionen. Durch Atomkriege ist das Leben auf der Erde unmöglich geworden und die Menschen flüchten sich in die Unendlichkeit ihrer Fantasie. Über einen Anschluss in ihrem Nacken verbinden sie sich mit Maschinen in Form von Liegesesseln, die sie in frei nach ihren Wünschen gestaltete Cyberwelten entführen.

Damit etablierte Brain Slasher 1991 eine typische Dystopie, die bekannte Phänomene unserer Zeit bis zu einem negativen Endpunkt weiterdenkt. Wenn wir bereits heute im 21. Jahrhundert freiwillig sehr viel Zeit in Spielewelten oder den sozialen Netzwerken verbringen, dann ist es vielleicht nicht mehr weit, bis wir fast ausschließlich in einer virtuellen Realität leben. So halten sich Judy und ihre Mutter nur noch in der realen Welt auf, wenn sie etwas essen und andere Grundbedürfnisse befriedigen müssen.

Ein Kriecher mit Helm und krässlich entstelltem Gesicht in Brain Slasher
Unter der Erde leben die Kriecher, grässlich deformierte Kreaturen © 1991 FANGORIA FILMS, INC. ALL RIGHTS RESERVED

Die postapokalyptische und im wahrsten Sinne des Wortes ver-wüstete Außenwelt, die Judy im ersten Drittel des Films entdeckt, erinnert stark an die Mad-Max-Filme. Die Überlebenden hüllen ihren Körper in Lumpen und Schutzbrillen, um sich vor der Sonne und anderen schädlichen Einflüssen zu schützen. Insgesamt ist die Welt wieder auf einen primitiveren, technologiearmen Zustand zurückgeworfen worden. Doch bei allem bemühten Anspruch: Bis hierhin ist Brain Slasher eine dröge inszenierte und hölzern gespielte Schnarchnummer. Gerade Marta Alicia enttäuscht als Hauptdarstellerin auf ganzer Linie. Zu allem Übel schlittert ihre Figur in eine abgedroschene Romanze, denn natürlich kann sie Stover, dem anscheinend einzigen (nicht deformierten) Mann auf der Erde, nicht widerstehen.

…dann blutiger Sektenhorror

Eine gute halbe Stunde muss der Zuschauer mindestens warten, bis Brain Slasher so langsam Fahrt aufnimmt und sein Hauptsetting präsentiert. Durchhänger ergeben sich durch die monotone Inszenierweise zwar immer noch, aber die Höhlenwelt der Kriecher bietet doch genügend Grund zur Faszination. Die wenigen, aber aufwendig gestalteten Schauplätze begeistern vor allem durch ihre Details, wenn beispielsweise eine Kühlschranktür als Zimmertür und ein drehbarer Tischtennisschläger als Sichtschutz für den Türspion fungiert. Durch die sektenartige Gruppierung der Kriecher unter dem wahnsinnigen Anführer Seer ergibt sich zudem eine morbide Grundstimmung. In wiederkehrenden Ritualen werden Menschen als Opfergabe durch einen riesigen Fleischwolf gejagt. Dass alle im Anschluss gierig von dem roten Lebenssaft trinken, der über Schläuche in einem Becken gesammelt wird, ist dabei ein selbstverständlicher Bestandteil der Prozedur.

Angus Scrimm als Sektenführer Seer in Brain Slasher
Wer könnte den Sektenführer Seer besser verkörpern als Angus Scrimm? © 1991 FANGORIA FILMS, INC. ALL RIGHTS RESERVED

In diesem Zusammenhang feuert Steve Barnett immer wieder kleinere Goreszenen ab, ohne dass der Film in exzessivem Splatter wie bei Braindead ausartet. Wenn einer der Kriecher im Kampf mit Stover den Bauch aufgeschlitzt bekommt und das blutige Gekröse herauströpfelt, dann ist der Film endlich bei seiner Zielgruppe angekommen. Die handgemachten Effekte sind aus heutiger Sicht natürlich etwas antiquiert, Genrefans schätzen aber gerade diesen eigenwilligen Charme. Dass Seer noch weitere abartige Riten auf Lager hat, um auch den Fortbestand seines Kultes zu sichern, darf dann jeder selber erleben.

Mit dem Schlusspunkt zeigt Brain Slasher noch einmal deutlich, dass die Autoren reichlich von Filmen wie Cronenbergs Videodrome als auch Verhoevens Total Recall inspiriert wurden. Einerseits mag dies etwas zusammengeklaut wirken, andererseits folgt der Film damit dem Zeitgeist der 80er- und 90er-Jahre. Denn mit dem technologischen Fortschritt und dem Entstehen virtueller Welten erhielt auch eine philosophische Grundfrage eine Neuauflage: Was ist wirklich real und was davon kann ich überhaupt kontrollieren?

Fazit: Kommen Horror-Fans mit Brain Slasher auf ihre Kosten?

Steve Barnetts Brain Slasher (Mindwarp) ist ein reinrassiges B-Movie, mit dem Fangoria die Herzen der Splatter- und Gore-Fans höher schlagen lassen wollte. Doch statt kurzweiliger blutiger Unterhaltung stottert der Film vor allem in der ersten Hälfte gewaltig, ehe es in den Fängen des Mutantenkultes endlich zu blutigen Gewalteinlagen kommt. So vermischen sich philosophische Ansätze über eine Gesellschaft am Abgrund mit handgemachten Schauwerten zu einem mehr als eigenwilligen Trashfilm. Genrefans sei er daher trotz (oder vielleicht gerade wegen) seiner handwerklichen und schauspielerischen Unzulänglichkeiten vorsichtig empfohlen – alle anderen können und sollten einen Bogen um den Film machen.

Brain Slasher ist am 12. März neu auf Blu-ray über Sony Pictures Entertainment erschienen.

Unsere Wertung:

 

 

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