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Guy Pearce ist ein herzloser Sadist in Brimstone!

Brimstone – Erlöse uns von dem Bösen

Über das Bild der Frauen in einer der schmerzvollsten Geschichten in Brimstone. Brimstone ist der vielleicht schmerzvollste, schwerste und psychisch brutalste Western aller Zeiten. Zumindest was mich angeht!

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TitelBrimstone – Erlöse uns von dem Bösen
Jahr2018
ProduktionslandNiederlande, Frankreich, Belgien, Deutschland, Großbritannien
RegieMartin Koolhoven
DrehbuchMartin Koolhoven
GenreWestern/Thriller/Drama
DarstellerKit Harrington, Dakota Fanning, Guy Pearce, Carice von Houten, Carla Juri, Paul Anderson, William Houston
Länge148 Minuten
FSKAb 16 Jahren freigegeben
VerleihKinostar Filmverleih GmbH
Offiziells Plakat zu Brimstone
Offiziells Plakat zu Brimstone. © 2018 Kinostar Filmverleih GmbH

Und darum geht’s in Brimstone

In Brimstone wird die Geschichte von Liz (Dakota Fanning) erzählt, die die Tochter des sadistischen und nach außen als streng agierender Reverend ist. Der Reverend (Guy Pearce), der aus einem klar definierten Grund als einziger keinen Namen erhält, predigt vom Christentum, der Bibel und der Rolle der Frau, in einer Zeit, in der der Glaube noch mehr über das Tun und Handeln der Menschen geherrscht hat. Dabei hat der Reverend, der durch Guy Pearce kompromisslos und unbarmherzig dargestellt und von dessen frauenverachtender Mentalität in seiner Rolle stark geprägt wird, eine Präsenz, die die Gemeinden, in denen er predigt, in seinen Bann zieht. Welches Interesse hat er an Liz und was spielt die Rolle der Frau in Brimstone?

Die wahre Hölle in bildlicher und psychischer Präsenz in Brimstone

Guy Pearce pflanzt das Böse durch die Predigt in seiner Gemeinde
Guy Pearce pflanzt das Böse durch die Predigt in seiner Gemeinde in Brimstone. © 2018 Kinostar Filmverleih GmbH

In welch einer Welt mag wohl der grausame und unbarmherzige Satan wahrhaftig existieren? Er kann es überall sein und überall ist er. Was Martin Koolhoven für uns in Brimstone zeichnet, entbehrt jedweder Humanität, Autonomie und jedweder richtigen Interpretation christlichen Glaubens.

Erzählt wird Brimstone in vier Akten. Hauptsächlich besteht die Handlung aus Kindheit, Jugend und Erwachsensein von Liz, die unter der Hand ihres Vaters, des Reverends, ein Martyrium durchlebt, dass mit dem Feuer der Hölle vergleichbar ist. Bereits in ihrer Kindheit muss sie mit ansehen, wie der Reverend seine Frau Anna (Carice von Houten) züchtigt, sie prügelt und bestraft, weil sie dessen Ansprüchen an Gehorsam und Ehrfurcht nicht entsprechen kann. Die Rolle der Frau ist laut des Reverends diese, die man aus der Bibel hinauslesen kann. Koolhoven meint aber (hoffentlich), dass die Rolle der Frau in Brimstone diese ist, die die Menschen aus der Bibel interpretieren und konstruieren. Um wessen Gestalt muss es sich folglich handeln, wenn es der Reverend ist, der vorgibt, durch Gott zu sprechen und seine Worte benutzt, um die Saat des Bösen auf der Welt zu sähen?

Die Erzählweise und die Auswirkungen in Brimstone

Dakota Fanning repräsentiert die wahre Größe aller Frauen
Dakota Fanning repräsentiert die wahre Größe aller Frauen und spielt hervorragend in Brimstone. © 2018 Kinostar Filmverleih GmbH

Koolhoven lässt sich beim Erzählen seiner Geschichte indes viel Zeit, wälzt sich dabei nicht nur im Schlamm, sondern in Misogynie, Sexismus, Feminismus und Dystopie in Perfektion. In jedem Akt lässt er das Frauenbild leiden, bestraft die Frauen dafür, Frauen zu sein und stellt seine Botschaft von unerbittlicher Stärke durch Liz dar, die, wie Samuel (Kit Harrington) aus einer Erzählung heraus offenbart, diese Frau zu sein scheint, die immer die andere Wange hinhalten würde. Nämlich eine Frau, die dem Satan widersteht, seine Kundgebungen und Ansichten nicht akzeptiert und sich in wahrer Größe manifestiert, wie einer aus Beton gegossenen Mauer, die in ihrem Halt unerschütterlich ist.

!!! Ab hier folgen Spoiler, weil für Kritik und Wertung unverzichtbar !!!

Wer ist der Reverend?

Der Reverend selbst ist, wovon er vorgibt, am meisten von allen zu wissen.

Die Menschen glauben, es seien die Flammen, die die Hölle unerträglich machen. Das ist nicht so. Es ist die Abwesenheit von Liebe.

Der Reverend ist der Satan. Er ist, wie er selbst sagt, eine verlorene Seele, die nicht mehr gerettet werden kann und der deshalb Lügen und Leid in die Welt tragen darf. Und die Menschen halten ihn trotz seiner Ansichten nicht auf, ertragen ihn und heißen ihn mit offenen Armen willkommen.

Guy Pearce ist ein herzloser Sadist in Brimstone!
Guy Pearce ist ein herzloser Sadist in Brimstone!. © 2018 Kinostar Filmverleih GmbH

Ich bin eine verlorene Seele. Nicht mehr zu retten. Ich kann tun, was immer ich will.

Koolhoven lässt zwar die Wörter Teufel und Satan fallen, überlässt es trotzdem uns, den Reverend als das zu sehen, was er ist.

Brimstone ist eine schmerzliche Erfahrung sondergleichen!

Guy Pearce spielt den Teufel mit purer Verachtung
Guy Pearce spielt den Teufel mit purer Verachtung und Kaltblütigkeit. © 2018 Kinostar Filmverleih GmbH

Brimstone ist unerträglich, widerwärtig, menschen- und frauenverachtend. Die Botschaft über die Stärke und Emanzipation der Frauen, offenbart sich in der kompromisslosen und überzeichneten Härte gegenüber allen Frauen in Koolhovens Brimstone. Ich bin großer Fan der überspitzten Darstellung und dieser, die vor nichts zurückschreckt, allerdings ist Brimstone mit Abstand einer der schwersten Streifen, die sich Western nennen. Die physische und psychische Gewalt wird maßgeblich ausgeschöpft. Und das ist vor allem, was die Intensität und Wichtigkeit der Botschaft angeht, kompromisslos und authentisch.

Erzählt wird die Geschichte nämlich von Liz’s Tochter, die in ihrer Erzählung, vermutlich aufgrund eines Kindheitstraumas, Umstände verschärft und schlimmer erzählt, als sie womöglich waren. Dadurch erhöht sich die Erbarmungslosigkeit von Guy Pearce’s Reverend und aller anderen Umstände. Gezeigt wird die leidvolle Erzählung eines kleinen Kindes, die mitansehen musste, wie ihre Mutter sich selbst umgebracht hat, wie ihr Vater ermordet wurde und wie grausam der Satan selbst in Erscheinung tritt. Dadurch wird aus ihr aber auch die vermutlich stärkste Frau, was dem Frauenbild in Brimstone vermehrt Intention und Aussagekraft verschafft.

Kit Harrington in Brimstone
Kit Harrington in Brimstone. © 2018 Kinostar Filmverleih GmbH

Fazit

Häufig wird darüber diskutiert, was ein Film darf und was nicht. Und wenn in einem Film ein Kind bei draufgehaltener Kamera von ihrem Vater ausgeprügelt, gezüchtigt und durch den Schlamm gezogen wird, dann macht das zumindest mich vollkommen fertig. Hier spreche ich für euch alle Warnung aus, die ihr beherzigen solltet. Brimstone hinterlässt nachhaltig Schmerz und Trauer!

Brimstone ist ein gewagtes und mutiges Projekt, dass in seinen Ansätzen von der wahren Größe und Bedeutung der Frauen erzählt. In dieser Weise hat das noch niemand versucht. Ich verstehe dennoch jeden, der das gezeigte Leid nicht akzeptiert und Brimstone den Rücken kehrt. Hier liegt eine große erzählerische Kunst inne, obgleich ich gestehen muss, dass die eine oder andere Szene weniger brutal hätte ausfallen können.

Unsere Wertung:

 

 

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© Kinostar Filmverleih GmbH

3 Kommentare

  • Ach herrje, den hatte ich ja Mal garnicht auf dem Schirm!
    Klingt aber ausnahmsweise mal nach einem Western, der mir wirklich gefallen könnte; Hast mich definitiv neugierig gemacht gemacht, Robin! ^^

  • Ich stimme zu, „Brimstone ist unerträglich, widerwärtig, menschen- und frauenverachtend“.
    Mir erschließt sich nicht, dass die expliziten Gewaltdarstellungen in irgendeiner Weise zur Emanzipation von Frauen beitragen sollen, sondern manifestieren sie in einer Gegenwart, in der eine gestiegene Anzahl deutscher Männer Gewalt gegen Frauen befürwortet und häusliche Gewalt steigt.
    Auch wenn der Film die Würde und Kraft der betroffenen Frauen zeigt, bleibt dies eine bloße Ästhetisierung gegenüber der Ausweglosigkeit,der ihr Schicksal preisgegeben wird.