In ihrer dritten Regie-Arbeit Cocaine Bear nimmt sich Elizabeth Banks eines merkwürdigen Falls aus dem Jahre 1985 an. Dass das Ganze hollywoodtechnisch aufgebohrt wurde, versteht sich von selbst. Ob das nun genauso skurril wie unterhaltsam ist oder dem Publikum nur entgeistertes Kopfschütteln abringt, erfahrt ihr in unserer Review!
Die Handlung von Cocaine Bear
Georgia, 1985. Ein Drogenschmuggler wirft wegen Überladung mehrere Päckchen Kokain aus seinem Flugzeug und macht selbst den Abflug – in den Tod, denn sein Fallschirm öffnet sich nicht. Einige Tage später finden DeeDee (Brooklynn Prince) und Henry (Christian Convery), die gerade die Middle School schwänzen, einige Päckchen mit weißem Pulver im Wald. Sie müssen feststellen, dass einige davon schon gewaltsam geöffnet wurden und der Inhalt im Schlund eines großen Schwarzbären gelandet ist. Kurz darauf macht sich DeeDees Mutter Sari (Keri Russell) mit der Wildhüterin Liz (Margot Martindale) und Umweltschützer Peter (Jesse Tyler Ferguson) auf die Suche nach den Kids und laufen dabei ausgerechnet dem zugenebelten Bären in die Tatzen.
Andererorts schickt der Gangsterboss Syd (Ray Liotta) seinen Handlanger Daveed (O’Shea Jackson Jr.) mit seinem depressiven Sohn Eddie (Alden Ehrenreich) nach Georgia, um das vermisste Kokain zurückzuholen. Vor Ort treffen sie auf den Tunichtgut Kid (Aaron Holliday), der mit seinen Freunden ein paar Päckchen der Droge gefunden hat. Sie zwingen ihn, sie zu ihrem Versteck im Wald zu führen, nichts ahnend, dass Polizist Bob (Isiah Whitlock Jr.) ihnen schon auf den Fersen ist. Das sich entspinnende Chaos ist vorprogrammiert…
Etwas zielloser Genre-Mix
„Basierend auf einer wahren Begebenheit“ – Wie oft schon führte diese vorangestellte Botschaft das Publikum in die Irre? Aber tatsächlich findet sich die Vorlage für Cocaine Bear in einer Zeitungsmeldung aus dem Jahre 1985: Ein Drogenschmuggler warf über einem Waldgebiet in Georgia knapp 80 kg Kokain ab. Er selbst sprang auch aus dem Flugzeug, doch überlebte dies nicht, da sein Fallschirm defekt war. Einige Wochen später fanden Wildhüter in den Wäldern einen Schwarzbären, der mutmaßlich aufgrund des Konsums von Kokain gestorben war.
Das mutet nun kurios an, aber eben wenig spektakulär. Also war von der Drehbuchseite ein wenig Kreativität nötig, um die Prämisse in einen abendfüllenden Spielfilm umzumünzen. Dafür werden allerlei Figuren eingeführt – die alleinerziehende Keri Russell (The Americans), die auf der Suche nach ihrer Tochter ist; die Gangster O’Shea Jackson Jr. (Sohn des Rappers Ice Cube) und Alden Ehrenreich (Han Solo aus Solo), die für Ray Liotta (Goodfellas) nach dem verlorenen Koks suchen; Isiah Whitlock Jr. (The Wire), der als Polizist den Gangstern folgt. Daneben tauchen noch allerlei andere Gestalten, gerne hysterisch, auf, die meist als Kanonen- bzw. Bärenfutter enden.
Das wäre dann ja auch alles gut und schön, wenn sich der Film nicht so uneins wäre, was er nun eigentlich sein will. Als Komödie in Form einer Nummernrevue funktioniert er in vielen Szenen recht ordentlich, denn Elizabeth Banks fängt einige schier irrwitzige Szenen ein und weiß auch, makabre und politisch unkorrekte Späßchen einzuflechten. Leider genügte dem Drehbuch das alleine nicht, so dass auch Ansätze für Öko-Horror und einen grotesken Thriller vorhanden sind. Das will einfach nicht zünden, denn horribel ist die Chose zu keiner Zeit und der Versuch, gerade im Finale noch ernsthaft Spannung aufzubauen, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Routinierte Arbeit mit Schwächen im Abgang
Im Endeffekt ist das Scheitern dieser eh etwas unerquicklichen Mischung dann doch ein wenig schade. Die meisten Darsteller sind mit Feuereifer bei der Sache, allen voran O’Shea Jackson Jr., Isiah Whitlock Jr. und Ray Liotta († 2022), welcher eider nur begrenzt Screentime hat. Alden Ehrenreich hingegen nervt als depressiver Gangster-Sohn zusehends, da wäre etwas mehr Zurückhaltung doch wünschenswert gewesen. Keri Russell darf als nominelle Hauptfigur erst zum Ende hin etwas aus sich herausgehen, ist den größten Teil des Films aber zur Passivität verdammt.
Der wahre Star in Cocaine Bear ist aber, wie sollte es anders sein, der drogensüchtige Bär. Der ist zum einen wirklich sehr gut animiert, zum anderen entpuppt er sich als tapsiger Charakter, der arge Störungen mit seiner Impulskontrolle hat. Die besten und lustigsten Szenen sind natürlich für ihn reserviert. Wenn er wie ein Derwisch durch den Wald huscht, im Kokainrausch in Windeseile Bäume erklimmt oder einem Krankenwagen hinterherjagt, bleibt zum Teil kein Auge trocken. Dass der Film dann zum Finale das Tempo rausnimmt und sich plötzlich bierernst nimmt, ist eigentlich unverzeihlich. Zumindest darf sich das Publikum auf einige erheiternde Midcredit-Szenen freuen, die den ganzen Spaß halbwegs versöhnlich ausklingen lassen.
Regisseurin Elizabeth Banks muss man zumindest attestieren, hier in Ansätzen ein wirklich makaber-aberwitziges Stück Zelluloid auf die Kinos losgelassen zu haben, die kaum an ihre vorigen Arbeiten – Pitch Perfect 2 (2015) und 3 Engel für Charlie (2019) – erinnern lässt. Ein wenig mehr Stringenz im Drehbuch hätte dem Film aber sicherlich gut getan. Davon ab erweist sich Cocaine Bear als routinierte Arbeit aller Beteiligten, inklusive übersichtlicher Kamera, eines kompetenten Schnitts und einer angenehmen Musik-Auswahl. Einzig die in den meisten Splatterszenen eingesetzten CGI trüben das Bild ein wenig, da sie das Gezeigte etwas verharmlosen.
Unser Fazit zu Cocaine Bear
Im Endeffekt dürfte Cocaine Bear wohl am ehesten das Trash-gestählte Sharknado-Publikum anziehen, aufgrund seiner schier unglaublichen Hintergrundgeschichte aber sicherlich auch einen Teil des Mainstream abholen. Den beinharten Fans von Splatter-Comedy wird die etwas unausgegorene Mischung wohl zu harmlos sein, auch wenn das Blut ordentlich spritzt und die Gliedmaßen durch die Gegend fliegen – qualitativ hat man das nämlich schon öfters weitaus besser gesehen. Hier eine unbedingte Empfehlung auszusprechen wäre deswegen auch zu viel des Guten. Wer aber seine Erwartungen etwas runterschraubt und sich ein paar gute Lacher, gerne makaber, abholgen möchte, kann sich den Kinobesuch eventuell mal vormerken. Cocaine Bear gehört, egal wie man es dreht und wendet, sicherlich zu den seltsamsten Filmen des noch jungen Jahres 2023.
Cocaine Bear startet am 12. April 2023 im Verleih von Universal Pictures Germany bundesweit in den Kinos!
Unsere Wertung:
© Universal Pictures Germany