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Luke und Sally lernen sich im Lazarett kennen und lieben© Koch Films

Coming Home – Sie kehren heim

Was passiert mit einem Soldaten, nachdem er aus dem Krieg in sein altes Leben zurückkehrt? Regisseur Hal Ashby zeigt uns anhand einer Dreiecksbeziehung in Coming Home – Sie kehren heim, wie eine ganze Generation von Amerikanern durch die Schrecken des Vietnamkriegs verändert wurde.

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TitelComing Home – Sie kehren heim
Jahr1978
LandUSA
RegieHal Ashby
DrehbuchWaldo Salt, Robert C. Jones
GenreDrama, Kriegsfilm
DarstellerJane Fonda, Jon Voight, Bruce Dern, Penelope Milford, Robert Carradine, Robert Ginty, Mary Gregory, Kathleen Miller, Jonathan Banks, Mary Jackson, Pat Corley, David Clennon, Charles Cyphers,
Länge128 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihKoch Films

Die Story von Coming Home – Sie kehren heim

Der Vietnamkrieg ist in vollem Gange, als der Captain der US-Marines Bob Hyde (Bruce Dern) erneut mit patriotischem Eifer von seiner Heimat auf das Schlachtfeld zurückkehrt. Dabei lässt er seine Frau Sally (Jane Fonda) zurück, die beim Abschied am Flughafen Vi Munson (Penelope Milford) kennenlernt. Die beiden Damen freunden sich schnell an und so entscheidet sich Sally ebenfalls dazu, im Kriegslazarett als Krankenschwester auszuhelfen, solange ihr Mann sich im Kriegseinsatz befindet. Vi betreut dort vor allem ihren Bruder Bill (Robert Carradine), der zwar nur 2 Wochen in Vietnam war, aber von dort als psychisch labiles Wrack heimgekehrt ist. In diesem Hospital trifft Sally auch auf den querschnittsgelähmten Luke Martin (John Voight). Dieser kann seine Beine nicht mehr bewegen und schiebt sich stattdessen mithilfe eines Rolltisches und Krücken durch die Gänge. Luke ist verbittert und macht seinem Frust über die schlechte Versorgung im Lazarett lauthals Luft.

Obwohl Sally ebenfalls harte Worte von Luke ertragen muss, freundet sie sich nach und nach mit ihm an. Schnell merken die beiden, dass sie einander brauchen und mehr empfinden als nur eine oberflächliche Sympathie füreinander. Vor allem Luke findet durch Sally einen neuen Halt in seinem Leben, nachdem ihm der Krieg zum Rollstuhlfahrer gemacht hat. Immer mehr verdrängt das frisch verliebte Paar, dass Sallys Mann Bob zurückkommen wird. Eine problematische Dreiecksbeziehung steht bevor.

Sally und ihr Mann Bob, der leicht verwundet aus dem Krieg zurückgekehrt ist. | Coming Home - Sie kehren heim © Koch Films
Sally und ihr Mann Bob, der leicht verwundet aus dem Krieg zurückgekehrt ist. | Coming Home – Sie kehren heim © Koch Films

Der Vietnamkrieg…

Rückblickend betrachtet war der Vietnamkrieg für die USA wohl eine der schlimmsten Kriegserfahrungen des vergleichsweise noch jungen Landes. Während sich die USA im Ersten, vor allem aber im Zweiten Weltkrieg als kriegsentscheidender Sieger, gar als ruhmreicher Befreier Europas von Nazideutschland erwiesen, war die Beteiligung am Kampf um Vietnam ein verheerendes Desaster. Natürlich überragt die Zahl der Weltkriegstoten die Vietnamkriegsopfer um ein Vielfaches. Dennoch blieb im letzteren Fall zum einen die Gewissheit einer katastrophalen Niederlage im Gedächtnis. Zum anderen konnte dieser Krieg viel weniger als zuvor als gerecht bewertet werden. Das lag allein schon daran, dass die Army und Air Force mit Flächenbombardements keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nahmen.

…als Stoff aus dem die Kriegsfilme sind

Viele Filme sind in den USA über den Vietnamkrieg bereits kurze Zeit nach dem offiziellen Ende, der Eroberung Saigons 1975, entstanden. Allen voran zeigt Francis Ford Coppolas Apocalypse Now sowohl die Zerstörungsgewalt der Amerikaner in Südostasien als auch den psychischen Wahnsinn des Krieges. Ebenso brutal schonungslos bebilderte auch der politisch engagierte Regisseur Oliver Stone den Vietnamkrieg in Platoon, wobei ihm von verschiedener Seite der Hang zur Heroisierung und Patriotisierung des US-Einsatzes vorgeworfen wurde. Ein Kritikpunkt allerdings, den sich viele Kriegsfilme gefallen lassen müssen, wenn sie die realhistorische Gewalt eines Krieges als filmisch-ästhetisierte Unterhaltung präsentieren.

Luke möchte ein Zeichen setzen und kettet sich an ein Tor an © Koch Films
Luke Martin protestiert angekettet gegen den Krieg © Koch Films

Darüber hinaus entstanden bereits Ende der 1970er-Jahre Vietnamfilme, die sich nicht mehr für die Darstellung der Schlachten interessierten, sondern ihr Hauptaugenmerk auf die Kriegsheimkehrer richteten. Welche körperlichen und seelischen Nah- beziehungsweise Spätfolgen tragen die Soldaten davon? Wie finden sie zurück in ihr altes Leben oder wie können sie überhaupt zu einer Alltäglichkeit zurückkehren, nachdem sie die schlimmsten menschlichen Abgründe zum Teil am eigenen Leib erfahren mussten? Die durch die Hölle gehen mit Robert De Niro und Christopher Walken ist ein solcher Film, der abbildet, wie die Soldaten mental nie wirklich heimgekehrt sind. Heutzutage deutlich unbekannter erscheint dagegen Coming Home – Sie kehren heim.

Ein Kriegsfilm ohne Krieg

In Coming Home – Sie kehren heim haben Luke Martin und Bill Munson zwar den Krieg überlebt, aber seinen Folgen sind sie nicht entkommen. Der eine wird nie wieder laufen können, der andere verliert zunehmend den Verstand und die Kontrolle über sich selbst. Dabei zeigt der Film nicht eine einzige Kriegsszene. Regisseur Hal Ashby belässt es stattdessen dabei, die Versehrten des Krieges im Lazarett zu zeigen. Ein paar hier und da eingestreute Bilder von kraftlosen, kümmerlich zusammengeschrumpften Beine, offenen Wunden oder fehlenden Gliedmaßen genügen völlig, um uns Zuschauer die Bedeutung des Vietnamkriegs beizubringen. Entsprechend fuchsteufelswild benimmt sich Luke, weil die Versorgung von ihm und seinen Kameraden durch die Schwestern mehr als dürftig ist.

Coming Home – Sie kehren heim ist zweifellos ein Antikriegsfilm, der genug Argumente liefert, warum prinzipiell jeder gewaltsame Konflikt niemals passieren sollte. Wie sich ein Kriegsteilnehmer im Nachhinein in einen überzeugten Gegner verwandeln kann, zeigte später Oliver Stone mit Geboren am 4. Juli auf eindrückliche Weise. Im vorliegenden Film ist es Luke, der nach einem Schicksalsschlag sich und das Tor eines Militärgeländes zusammenkettet. Dadurch soll niemand mehr nach Vietnam müssen. Auch der den Amerikanern gern vorgeworfene Patriotismus erfährt eine sarkastische Spitze. So erzählt der mit Orden prämierte Heimkehrer Bob mit vollem Ernst, dass er sich seine Schusswunde versehentlich auf dem Weg zur Dusche zugefügt hat.

In "Coming Home - Sie kehren heim" verliebt sich die Strohwitwe Sally in den querschnittsgelähmten Luke © Koch Films
In „Coming Home – Sie kehren heim“ verliebt sich die Strohwitwe Sally in den querschnittsgelähmten Luke © Koch Films

Coming Home – Sie kehren heim ist trotz dieser erschütternden Ausgangslage aber kein durchweg negativer Beitrag über den Vietnamkrieg. Denn während Bills Leben trotz der Behandlung immer weiter dem Abgrund entgegen rast, erwacht Lukes Lebensfreude dank Sally erneut. Dadurch fühlt er sich in der Lage, sein Leben als selbsternannter Krüppel anzunehmen und mit eigener Wohnung sowie schickem Sportwagen weiterzuleben. Nicht zuletzt erhält er als Veteran eine nicht unerhebliche Summe vom Staat. Coming Home konzentriert sich damit über einen Großteil seiner Laufzeit auf die Liebesgeschichte zwischen Luke und Sally.

All you need is love

Dabei war das ursprüngliche Drehbuch von Nancy Dowd, die sich später von dem Film distanzierte, wesentlich feministischer ausgerichtet. Es sollte die Konsequenzen des Krieges aus Sicht einer Frau, einer vorübergehenden Strohwitwe, zeigen. Die letztendlich oscarprämierte Umsetzung von Salt und Jones zeigt uns anfangs eine starke Frau, die nicht untätig auf die Rückkehr ihres Mannes warten will. Stattdessen meldet sie sich freiwillig im Lazarett, um sich nützlich zu machen. Zudem zieht sie in eine neue Wohnung und beschenkt sich selbst mit einem Auto. Insgesamt nimmt sie ihr Leben also in die eigenen Hände. Nur ihre Versuche, mehr Unterstützung für das Hospital bei den Verantwortlichen zu erwirken, werden verständnislos im Keim erstickt. Die weitere Entwicklung des Films richtet sich dann auf Sally und Luke.

Dass letzterer der attraktiven und engagierten Frau umgehend verfällt, bedarf keiner großen Erklärung. Warum Sally jedoch ohne Bedenken Ehebruch begeht, bleibt nicht nachvollziehbar und untergräbt sogar ihre persönliche Entwicklung. Nur in Ansätzen präsentiert Coming Home Szenen, die zumindest auf eine lieblos gewordene Ehe zwischen Bob und ihr hindeuten. Nichtsdestotrotz überzeugt diese Liebesgeschichte mit ihrem Charme, da die Chemie zwischen Fonda und Voight stimmt. Explizite Nacktheit und Sexszenen sorgen ebenfalls für ein gehöriges Knistern. Übrigens heimsten beide Darsteller im Nachgang einen Oscar für die beste Performance ein.

Sally und Luke landen im Bett | Coming Home - Sie kehren heim © Koch Films
Sally und Luke landen im Bett | Coming Home – Sie kehren heim © Koch Films

Der von Bruce Dern als ruppiger, steifer Ehemann inszenierte Bob wird im Endeffekt nicht nur von Sally, sondern auch vom Zuschauer schnell aufs Abstellgleis geschoben. Daher neigt der Film leider beträchtlich zur Schwarzweiß-Malerei, wenn die Kriegsgegner als gefühlvolle Liebhaber den kalten, eindimensional patriotischen Befürwortern gegenüberstehen. Somit scheut Coming Home – Sie kehren heim also letztlich eine tiefere Auseinandersetzung mit diesen beiden Lagern zugunsten einer klar vorgebrachten „Krieg ist schlecht“-Aussage.

Unser Fazit zu Coming Home – Sie kehren heim

Coming Home – Sie kehren heim schafft es, die Schrecken des Vietnamkrieges greifbar zu machen, ohne eine einzige Kriegsszene zu zeigen. Die Darstellung der Kriegsversehrten im Lazarett ist ein erschütterndes und wirkungsvolles Denkmal für die vielen echten Opfer. Dabei unterhält der dreifach oscarprämierte Film aus heutiger Sicht nicht mehr so gut, wie er es wohl damals getan haben mag. Denn die vorhersehbare Geschichte verläuft über die stolze Spielzeit von gut 2 Stunden einfach zu gemächlich und eindimensional. Zudem konzentrieren die Autoren sich zu sehr darauf, eine Liebesgeschichte schnörkellos herunter zu erzählen, statt die emanzipatorische Entwicklung der Hauptfigur auszuarbeiten. Zweifellos besitzt der Film aber einen einnehmenden Charme dank der schillernden Darstellerriege von Jane Fonda über Jon Voight bis Bruce Dern. Die großartige Musik von Bob Dylan, den Beatles oder den Rolling Stones tut ihr Übriges.

Der Film ist Anfang Mai erstmals auf Blu-ray über Koch Films erschienen.

Unsere Wertung:

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