Alligator, Die Fährte des Grauens, Lake Placid, Black Water und Rogue – Im falschen Revier: Die Liste an für Genrefans sehenswerten Kroko-Schockern ist lang und reicht von Trash bis hin zu feinem, hochwertigem Nervenkitzel. Aber in welcher der Kategorien ist Crawl von dem The Hills have Eyes-Regisseur Alexandre Aja einzuordnen? Und lohnt sich der Gang ins Kino? Die Antworten darauf und noch einiges mehr erfahrt ihr in der folgenden Besprechung!
No data available.Darum geht’s in Crawl
Die Beziehung zwischen der Wettbewerbsschwimmerin Haley (Kaya Scodelario) und ihrem Vater Dave (Barry Pepper) ist bestenfalls als kompliziert zu bezeichnen. Nach der Trennung zwischen Dave und seiner Frau und dem Auszug seiner beiden Töchter ist das Leben ihres Vaters nur noch von Trauer und Bedauern geprägt. Entsprechend distanzierter wurde das Verhältnis zwischen ihnen. Doch als ein Hurricane der Kategorie 5 auf ihre Heimat in Florida zusteuert und Haley ihren Vater nicht erreichen kann, entscheidet sie sich, das Eis zu brechen und nach ihm zu sehen. In Sorge um Dave bricht sie also in das Auge des Sturms auf.
Als sie ihn endlich findet, müssen die beiden allerdings feststellen, dass sie in höchster Gefahr schweben. Nicht nur hat der Hurricane die kleine Stadt verwüstet und überschwemmt, auch gefräßige Alligatoren tummeln sich nun dort, wo sich zuvor Straßen und Häuser befanden. In dem überschwemmten Familienhaus beginnt alsbald ein erbitterter Kampf um Leben und Tod und die übergroßen Alligatoren müssen feststellen, dass Haley und ihr Vater nicht so schnell aufgeben. Doch haben sie den gewaltigen Kiefern und scharfen Zähnen der Bestien überhaupt etwas entgegenzusetzen?
Ein neuer Stern am Kroko-Schocker-Himmel?
Regisseur Alexandre Aja (Mirrors, Maniac, High Tension) wagt sich mit Crawl in die Gefilde des Tierhorror-Films. Ganz unerfahren ist Aja in diesem Genre jedoch nicht. 2010 hat er sich mit Piranha 3D ebenfalls in ähnliche Genrebereiche begeben, auch wenn dieser vom Grundtonus her eher locker, lustig und trashig ist. Das alles ist Crawl Gott sei Dank nicht. Auch hält sich der Streifen nicht lange zurück, was den Alligator-Anteil angeht und geht schon nach den ersten 10 Minuten in die Vollen. Das sorgt allerdings dafür, dass die Spannungskurve zunächst nicht so ganz mitkommen will und auch vermisst man als Fan von Alexandre Aja im Laufe des Films doch ein wenig das gewisse Etwas, das die meisten Filme des französischen Filmemachers ausmacht. Es wirkt beinahe so, als hätte man sich hier nicht mehr getraut oder nicht mehr trauen dürfen. Dennoch hauen viele der brutaleren Szenen ziemlich rein und das Minimalszenario in dem überschwemmten Haus weiß mindestens für kurzweilige Unterhaltung zu sorgen. Unterhaltung, die durch die vermeidbar dummen Entscheidungen und Aussagen einiger Charaktere weitaus besser hätte ausfallen können, aber dazu später mehr.
Eindrückliche Naturgewalten und wertige Optik
Die 13,5 Millionen US-Dollar des Budgets sind in Crawl wohl größtenteils in die Effekte, Alligatoren und Settings geflossen. Und das sieht man dem Film auch an. Die Echsen wirken die meiste Zeit über, in den Parametern eines Films, realistisch und überzeugen durch wuchtige Angriffe und ein fieses Äußeres. Als der Hurricane dann seine volle Macht entfesselt, bietet auch dieses eindrückliche Naturereignis ein sehenswertes Erlebnis und wirkt vor allem auf der großen Leinwand recht eindringlich. Der Rest der Settings besteht zwar weitestgehend aus dem dunklen und feuchten Kellergewölbe, in dem sich ein Großteil des Films abspielt, kann sich aber ebenso sehr sehen lassen wie der Sturm an der Oberfläche. Zudem ist die Beleuchtung gut gesetzt, die Atmosphäre sehr beklemmend, viele der Kameraeinstellungen sitzen und die Soundeffekte krachen ordentlich.
Wie schaut’s aus mit der Logik?
Kommen wir nun zu den Wermutstropfen. Crawl ist ein Film und keine wissenschaftlich fundierte Doku. Obendrein ist selbstredend damit zu rechnen, dass hier die Logik mitunter weit hinter dem Spektakel zurückbleibt. So weit, so gut. Das dürfte für Fans des Genres ohnehin keine schwer zu schluckende Pille sein und Crawl macht überwiegend wirklich Laune. Dennoch kommt es leider oftmals zu dämlichen Situationen, Handlungen und Aussagen, die dem angepeilten ernsten Grundton des Films leider etwas zuwider laufen und so einfach nicht hätten sein müssen. Ebenso könnte man dem Film auch vorwerfen, dass die Charaktere einfach bei Weitem zu viel aushalten und diverse Extremitäten hätten verlieren sollen, wo sie sich gefühlt lediglich Kratzer zugezogen haben. Aber gut, wenn das nun nicht so wäre, wäre der Streifen auch ziemlich schnell vorbei gewesen.
Blöd ist es dann nur, wenn es zudem auch noch mit der Sympathie und Sorge um die Charaktere hadert. Der von Barry Pepper gespielte Dave ist da noch, neben dem knuffigen Hund, definitiv der Sympathieträger. Ihm gegenüber steht seine Tochter Haley. Kaya Scodelario verkörpert die toughe Wettkampfschwimmerin sehr gut und die verstrickte Beziehung mit ihrem Vater verleiht dem Ganzen noch ein klein wenig angenehme Tiefe. Aber es ist gerade sie, die in Schlüsselsituationen als Darstellerin etwas overacted, dämlich handelt oder äußerst fragwürdige Aussagen macht. So war es ziemlich unangenehm, als die unaufhaltsam toughe Haley durch ihren Vorgarten taucht, ins Haus geht, um ihren Vater rauszuholen und sagt: „Jetzt schnell zum Auto.“ Dieses stand zu dem Zeitpunkt natürlich schon halb unter Wasser und diese Situation ist bedauerlicherweise auch nicht die einzige, bei der einem unweigerlich die eigene Handfläche auf die Stirn patscht.
Mein Fazit zu Crawl
Wer den Trailer zu Crawl gesehen hat, der weiß, was er bekommt: Quasi Bait – Haie im Supermarkt nur mit Alligatoren, dafür aber in einem ziemlich hochwertigen Produktionsgewand und technisch sauberer Ausführung. Um einige dumme Entscheidungen seitens der Protagonisten kommt aber auch dieser Horrorfilm leider nicht drum herum und auch die Logik wird den Alligatoren gerne mal zum Fraß vorgeworfen. Nichtsdestotrotz kommt in der knackigen Laufzeit von 87 Minuten so gut wie nie Langeweile auf und man wird mit einem Feuerwerk an nervenaufreibenden, wenn auch vorhersehbaren Szenen beschossen. Obendrein lässt der Kroko-Schocker visuell nur wenig zu wünschen übrig. Genrefans, die ohnehin dazu neigen, alles zu fressen, das ihnen vorgeworfen wird, dürfen hier also einen Blick riskieren. Der Rest wartet bestenfalls auf den Heimkinorelease und sagt: See you later, Alligator!
Unsere Wertung:
© Paramount Pictures