Crazy Thunder Road

Der japanische Film schaffte seinen Durchbruch iim Westen erst in den 1990er Jahren. Takeshi Kitano, Takashi Miike und Kinji Fukasaku sorgten für einige zeitlose Klassiker. Ein weiterer wichtiger Regisseur ist Gakuryu Ishii, der vor allem mit seiner Punk Rock-Attitüde auffiel. Wir beleuchten heute sein Frühwerk Crazy Thunder Road für euch!

Die Handlung von Crazy Thunder Road

Selbst Anführer einer Biker-Gang wollen irgendwann mal ein ruhiges und entspanntes Leben mit der Frau ihrer Träume an ihrer Seite führen. Diese Vorstellung bewegt auch Ken, Chef der Maboroshi-Gang, dazu, seinen Helm an den Nagel zu hängen. Die verbleibenden Mitglieder der Gang wollen sich daher anderen Banden der Stadt anschließen, doch es regt sich Widerstand.

Denn der hitzköpfige Jin will die Maboroshis nicht einfach so aufgeben und formt so eine kleine Gruppe mit einer Handvoll Mitgliedern um sich.

Aber seine radikale Art und Weise gefällt den anderen Gangs nicht wirklich und so wird er schnell zur Zielscheibe derer Attacken. Als dann auch noch eine rechtsradikale, paramilitärische Gruppe auf die Maboroshi zugeht, wird es für Jin noch ungemütlicher. Denn plötzlich verliert er auch noch seine treuesten Anhänger, die seine Methoden unerwartet in Frage stellen. Plötzlich steht er also beinahe allein einer riesigen Übermacht aus Bikern, Polizei und Faschisten gegenüber.

Der Meister des Wahnsinns

Crazy Thunder Road stammt aus dem Jahr 1980 und wurde von keinem geringeren als Gakuryu Ishii, damals noch unter dem Namen Sogo Ishii bekannt, inszeniert. Kenner des japanischen Films wissen also gleich Bescheid, dass hier ein echtes Enfant terrible am Werk war.

Denn Ishii kann auf eine beeindruckende Laufbahn zurückschauen und hat unter anderem den bissigen Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb, das Punk-rockige That’s It und den unfassbar bekloppten Punk Samurai zu verantworten. Im Westen kennt man Ishii außerdem vor allem für Electric Dragon 80000 V, der Ende der 1990er besonders durch seine audiovisuelle Gestaltung auffiel. Zusätzlich erschien er hierzulande in einem sagenhaften Doppel-Feature mit Shinya Tsukamotos Tetsuo: The Iron Man, was ihm nochmal mehr Aufmerksamkeit einbrachte.

Doch kommen wir zurück zu Crazy Thunder Road, der im übrigen Ishiis Abschlussarbeit an der Filmhochschule und erst sein zweiter Film überhaupt war. Inhaltlich fällt auf, dass sich viele der hier thematisierten Elemente – zum Beispiel Punk-Rock, Gesellschaftskritik oder politische Aussagen – durch seine Filmographie ziehen und auch immer wieder Teil anderer Werke sind. Dazu mischt sich noch ein Hauch von Endzeit-Stimmung und Mad Max-Vibes, gerade im Hinblick auf das große Finale in Crazy Thunder Road.

Es wird laut und unangenehm

Der Film ist genauso wild inszeniert wie es sein rockiger Soundtrack und das Artwork vermuten lassen. Die Kamera ist stets in Bewegung und wackelt sich oft von einer Einstellung zur nächsten, die Farben sind grell oder es ist einfach stockdunkel und man erkennt nur die blendenden Lichter der Autos und Motorräder bei Nacht.

Auch die generelle Stimmung von Crazy Thunder Road kann durchaus als anstrengend bezeichnet werden. Die viel zu coolen Biker rotzen, schreien und schimpfen wild durch die Gegend und die Motorräder lärmen durch die Straßen. Unterstützt wird dies noch durch die blecherne Tonspur bei größeren Menschenansammlungen. Das Reinrufen anderer Gang-Mitglieder wirkt dabei seltsam isoliert und eher wie in einer großen, hallenden Lagerhalle aufgenommen. So ist Ishiis Werk sicherlich nichts für einen gemütlichen Filmabend, man muss schon in der richtigen, tiefenentspannten Stimmung sein.

Sicherlich muss man dem Werk aber auch zu Gute halten, was hier aus extrem geringem Budget und Mitteln gemacht wurde. Vergleicht man den Biker-Film mit anderen japanischen Werken des frühen 80er Jahre-Kinos, hat Ishii hier wirklich etwas Beeindruckendes abgeliefert. Kein Wunder, dass selbst Takeshi Kitano Crazy Thunder Road in seine persönlichen Top 10 der besten Filme des 20.Jahrhunderts aufgenommen hat.

Sicherlich benötigt der Film einiges an Zeit und Geduld der Zuschauer*innen bis es richtig zur Sache geht. Dafür wird man aber auch mit einem grandiosen Finale belohnt, was nochmal alles bietet, was das Herz begehrt: Wilde Schießereien, Explosionen, ein rockiger Soundtrack, viel Chaos und ein Stand-off wie im wilden Westen! Wow!

Unser Fazit zu Crazy Thunder Road

Crazy Thunder Road ist einer der bedeutendsten Filme in Gakuryu Ishiis Vita und auch für das japanische Kino seiner Zeit nicht gerade unwichtig gewesen. Doch auch wenn man hier aus einem geringen Budget vergleichsweise viel herausholt, kann Crazy Thunder Road ganz schön anstrengend und nervig sein. Man liebt ihn oder hasst ihn!

Crazy Thunder Road ist seit dem 19.05. auf Blu-ray und VOD von Rapid Eye Movies erhältlich!

Unsere Wertung:

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