Was wären unsere liebsten Horror-, SciFi- und Fantasy-Filme ohne ihre ekligen, furchteinflößenden und manchmal auch herzigen Monstren? Genau, sie wären nur halb so schön. Deswegen kommen bei Creature Designers: The Frankenstein Complex jetzt mal diejenigen zu Wort, die diese Monster zum Leben erweckten…
[su_youtube url=“https://www.youtube.com/watch?v=WdvYWqkxaTY&t=41s“]
No data available.The Frankenstein Complex – Die Monster und ihre Macher
Seit Anfang des Mediums Film gibt es sie. Die Masken und Puppen, die unsere Fantasie, darunter auch unsere Ängste, visuell zum Leben erweckt haben. Seit den ersten Schritten von Méliès auf dem Gebiet der kommerziellen Unterhaltungsfilme arbeiten die Pioniere des Films an diesen Spezialeffekten. Zum Beispiel Maskenbildner wie Jack P. Pierce, der das ikonische Make-up für Frankenstein (1931) erschuf. Boris Karloff wurde dadurch zu einem Monster, das noch mehr als 80 Jahre später jedem Filmbegeisterten ein Begriff ist. Willis O’Brien war der Erfinder der Stop Motion. Bei dieser Technik wird jedes Bild für eine Animation einzeln mit dem Modell aufgenommen. Er erweckte hierdurch in The Lost World (1925) Dinosaurier zum Leben. Keine zehn Jahre später schuf er dann für King Kong und die weiße Frau (1933) den König aller Monster, den bekanntesten Riesenaffen der Welt.
Bis zum Ende der 80er-Jahre, wo der Computer allmählich Einzug hielt in die Welt der Spezialeffekte, waren es die Maskenbildner und technischen Tüftler, die in den Filmen Fantasiegestalten Form und vor allem Bewegung verliehen. Denn es heißt ja nicht umsonst Motion Picture. Nur diese Bewegung und die Interaktion mit echten Darstellern verwandeln die Illusion auf der Leinwand schließlich in filmische Realität. Bei eigentlich allem, das heutzutage komplett Computer-generiert durch das Bild huscht, seien es die Affen in Planet der Affen: Prevolution (2011) bis zum neuesten King Kong in Kong: Skull Island (2017), wurde früher von Menschen in Masken oder Kostümen, kleinen Modellen aus Drähten und Knete oder komplizierten mechanischen Konstruktionen, sogenannte Animatronics, dargestellt. Creature Designers – The Frankenstein Complex erzählt von den Künstlern, die hinter diesen Kreaturen und Monstren standen und zum Teil noch stehen.
Es lebt!
Nach ihrer Dokumentation Ray Harryhausen: Special Effects Titan (2011) hatte das Duo Gilles Penso und Alexandre Poncet Blut geleckt. Für Creature Designers: The Frankenstein Complex dehnen sie ihr Themengebiet von den Miniaturen des Altmeisters auf die Gesamtheit an handgemachten Creature Effects aus. Hierbei kommen dann bekannte Künstler aus dem Bereich Make-up F/X, Stop Motion und Animatronik zu Wort. Genauso geben auch Filmemacher wie John Landis (American Werwolf, Bloody Mary – Eine Frau mit Biss), Joe Dante (Gremlins 1+2) und Christophe Gans (H.P. Lovecrafts Necronomicon, Der Pakt der Wölfe) einige Anekdoten zum besten. Zu Anfang demonstrieren Penso und Poncet die Vielseitigkeit praktischer Effekte und stellen die verschiedenen Künstler vor. Das wirkt alles etwas beliebig und durcheinander gewürfelt, dient aber nur zur groben Übersicht über das Terrain, auf den sie sich im Folgenden begeben.
Von King Kong bis Robocop – es geht immer Schritt um Schritt
Im Anschluss ordnen sie das anfängliche Durcheinander. Beginnend mit der legendären Monstermaske für Boris Karloff als Frankensteins Monster anno 1931 arbeiten sie sich bis zu Rick Baker, der für seine Arbeit in American Werewolf (1981) mit dem Oscar belohnt wird, und Greg Nicotero, dem Mastermind hinter der K.N.B. Effects Group, vor. In einem folgenden Erzählstrang behandeln sie die Geschichte der Stop Motion. Sie zeigen dabei auf, wie im Laufe der Filmgeschichte immer mehr Techniken kombiniert wurden. Dabei wurde die Stop Motion Technik immer mehr von aufwendigen Animatroniken abgelöst. Diese waren in der Lage, fantastische Kreaturen lebensecht in Bewegung zu setzen und sie mit Schauspielern interagieren zu lassen.
Im weiteren Verlauf von The Frankenstein Complex erzählen die verschiedenen Filmemacher und Künstler von den Problemen und manchmal unorthodoxen Lösungen. Hierzu werden anstatt sattsam bekannter Filmausschnitte zumeist Modelle, Konzeptzeichnungen und Probeaufnahmen bemüht. Hierdurch hebt sich die Doku wohlig von ähnlich gelagerten Werken, die einzig mit Filmszenen illustriert werden, ab. Einige Künstler fertigen auch vor laufender Kamera Beispiele an, um den Arbeitsablauf dahinter zu veranschaulichen. Dadurch wird der Zuschauer weg von der bloßen Theorie und dem Endprodukt, heran an die Praxis, den Schaffensprozess geführt.
Wie Dinosaurier die Branche retteten
Mit dem Beginn des Zeitalters der Computer-Effekte wurden mit steigender Rechenpower allerdings auch die Macher von praktischen Effekten vom Filmset vertrieben. Die Branche fürchtete Ende der 80er um ihre Existenz. Ambitionierte Filmemacher wie James Cameron setzten in etwa The Abyss (1989) immer mehr auf CGI. Denn nur so konnten sie ihre Vision adäquat auf die Leinwand zu bringen. Allerdings erkannte man schnell, dass die Rechenautomaten immer wieder an ihre Grenzen stießen. Gerade Bewegungen konnten damals noch nicht wirklich lebensecht in Szene gesetzt werden. Selbst heute noch lassen allzu hastig und kostengünstig umgesetzte Creature Effects leicht identifizieren. Sie hinken jedoch den zeitintensiven Miniaturen und animatronischen Modellen in ihrer Wirkung hinterher.
Und so waren es dann auch wieder Perfektionisten wie eben James Cameron, der in Terminator 2 (1991) praktische Effekte mit digitalen vereinte, der die Effekt-Spezialisten, die ihr Gewerbe schon dem Niedergang geweiht sahen, wieder an Bord holte. Genauso setzte Star-Regisseur Steven Spielberg in Jurassic Park (1994) auf eine Mischung aus Animatronics und CGI, um seine Saurier zum Leben zu erwecken. Beide Filme sehen heute noch gleichermaßen atemberaubend gut aus. Die Co-Existenz von praktisch und digital erweist sich zu Zeiten von immer kompakteren und leistungsstärkeren Rechenknechten trotzdem als schwierig. Vor allem Groß-Projekte wie die Der Herr der Ringe-Filme (2001-03) oder die Harry Potter-Reihe (2002-11) sichern den Effekt-Künstlern ihr Überleben.
Unser Fazit zu Creature Designers: The Frankenstein Complex
Als eine gute Mischung aus Anekdoten, Historie und praktischen Beispielen erweist sich The Frankenstein Complex gleichsam informativ wie unterhaltsam. Der Einstieg in das Thema scheint mit gut 20 Minuten etwas zu lang und durch die Fülle an Interviewpartnern als ein wenig konfus. Jedoch entspinnt daraus eine schöne Reise durch die Welt der klassischen Filmmonster und ihrer Macher. Es ist schade, dass Wegbereiter wie Ray Harryhausen und Stan Winston nicht mehr für diese Doku vor die Kamera sich nicht mehr äußern konnten, und auch ein Rob Bottin (Das Ding, Total Recall – Die totale Erinnerung) nicht zur Verfügung stand. Dieses Manko wird durch den Enthusiasmus der Beteiligten locker wieder wett gemacht. Neben den Künstlern erzählen Regisseure wie John Landis und Joe Dante über ihre Erfahrungen mit effekt-lastigen Dreharbeiten. Und die Beteiligung von einem Edelfan wie Kevin Smith rundet das Gesamtpaket würdig ab.
Die Veröffentlichung
Nachdem man die Dokumentation als erstes als Bonus auf der Ultimate Edition von Pans Labyrinth veröffentlichte, entschied sich Capelight Pictures, sie auch in einer Einzelveröffentlichung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Auf der Bonus-Disc finden sich dazu neben entfallenen Szenen noch einige Interviews und Featurettes, die das Thema gut begleiten und teils noch etwas vertiefen. Wer auf die klassischen Film-Monster abfährt und auch gerne etwas über die Arbeit hinter den Kulissen erfahren möchte, dem sei Creature Designers: The Frankenstein Complex deshalb wärmstens empfohlen.
DVD und Blu-ray sind in einem hübschen 2-Disc Digipak seit dem 16. November 2018 erhältlich!
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures