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Carla und Leonard sind gespannt, was für eine Figur Walter unter dem Tuch verbirgt in Das Vermächtnis des Prof. Bondi

Das Vermächtnis des Prof. Bondi

In Das Vermächtnis des Prof. Bondi darf Nebendarsteller-Legende Dick Miller das einzige Mal eine Hauptrolle spielen. Ob Roger Cormans schwarze Komödie eine Anschaffung im Mediabook wert ist, erfahrt ihr bei uns!

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TitelDas Vermächtnis des Prof. Bondi (OT: A Bucket of Blood)
Jahr1959
LandUSA
RegieRoger Corman
DrehbuchCharles B. Griffith
GenreHorror, Thriller, Komödie
DarstellerDick Miller, Barboura Morris, Antony Carbone, John Brinkley, Jhean Burton, Bert Convy
Länge66 Minuten (Int. Fassung) / 72 Minuten (Deutsche Kinofassung)
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihKoch Films
Im gespenstischen, dunklen Grün gehüllt zeigt das Cover von Das Vermächtnis des Prof. Bondi eine unheimliche Gestalt mit Krallenhand, die in einen Umhang gehüllt ist, dahinter ein kleiner Baum mit dürren, blattlosen Ästen
Das in dunkles Grün getauchte Cover des Mediabooks © Koch Films

Das Vermächtnis des Prof. Bondi – Handlung

Der einfältige Walter Paisley (Dick Miller) arbeitet im Lokal „The Yellow Door“, einem Szenetreff für abgebrannte Künstler. Gerne würde er zu denen gehören, die dort jeden Abend diskutieren und philosphieren, doch er wird nur spöttisch von ihnen belächelt. Als er abends eine Skulptur vom Gesicht seiner Angebeteten, Carla (Barboura Morris), zu modellieren versucht, stört ihn die vorlaute Katze seiner Vermieterin, die in der Zwischenwand feststeckt. Beim genervten Versuch, sie mit dem Messer aus ihrer misslichen Lage zu befreien, tötet er sie versehentlich. Um den Unfall zu vertuschen, fertigt er aus ihrem toten Körper eine Skulptur, die er auch am nächsten Tag stolz im Lokal präsentiert. Sein Werk findet bei Poet Will (John Brinkley) und sogar bei Carla großen Anklang, und Walters Boss Leonard (Antony Carbone) bietet ihm darauf an, es für ihn zu verkaufen.

Am Abend kommt der unbedarfte Walter an etwas Heroin, dass ihn seine neueste Bewunderin Naolia (Jhean Burton) zusteckt. Darauf folgt ihm der Undercover-Ermittler Lou Raby (Bert Convy) bis nach Hause, im Glauben, einem großen Fang auf der Spur zu sein. Als er Walter in dessen Wohnung dann bedrängt und mit seiner Waffe bedroht, erschlägt der ihn. Verzweifelt lässt er auch den Polizisten unter etwas Modelliermasse verschwinden.

Am nächsten Tag stellt er die neue Skulptur im „The Yellow Door“ vor und alle sind sich einig, dass Walter zum neuen Stern am Kunsthimmel aufsteigt. Nur Leonard, dem die Katzenskulptur aus Versehen herunter gefallen ist, schwant, was sich wirklich hinter diesen Kunstwerken verbirgt. Und Walter gefällt sich nur zu gut als gefeierter Künstler und ist bereit, über noch mehr Leichen zu gehen…

Der herausgeputzte Walter versteckt sich hinter einem Regal voller Bretter in Erwartung seines nächsten Opfers in Das Vermächtnis des Prof. Bondi
Walter liegt gespannt auf der Lauer © Koch Films

Kurzweilig, konfliktreich und effizient konstruiert

Roger Corman hat es schon oft bewiesen – es braucht nicht viel, um einen guten Film zu drehen. Ihm genügten 50.000 US-Dollar Budget und fünf Drehtage, um mit Das Vermächtnis des Prof. Bondi eine kurzweilige, rabenschwarze Komödie zu drehen, die nebenher sogar noch als Satire auf die überhebliche Künstlerszene seiner (oder eigentlich jeder) Zeit funktioniert. Der Film braucht eigentlich nur zwei Szenen, um das Milieu, den Protagonisten und seine Motivation, und dann den grundlegenden Konflikt darzustellen. Danach läuft der Motor der Geschichte wie geschmiert und wir dürfen Walters Charakterentwicklung vom belächelten Möchtegern zum eitlen, erfolgshungrigen Soziopathen beiwohnen. Und bei nur einer guten Stunde Laufzeit geschieht dies alles Schlag auf Schlag.

Wir folgen Walter, der anfangs aus Verlegenheit und Panik handelt, auf seinem Weg, sehen, wie er an Selbstvertrauen gewinnt, wobei der Wahnsinn dann immer mehr Überhand nimmt. Er wird nie als großartig sympathisch dargestellt, im Kontrast zu den überheblichen Egomanen der Künstlerszene wirkt er eher bemitleidenswert. Der Zufall, der ihm in die Hände spielt, mutet etwas makaber an, doch freut man sich da noch mit ihm. Wenn sich die Entwicklungen zusehends verselbstständigen, mutiert der harmlose Kerl immer mehr zum Monster, und Mitleid wie auch Sympathie verfliegen, während die Spannung steigt und der makabre Witz erhalten bleibt.

Die Materie erinnert dabei nicht von ungefähr an einen weiteren Low-Budget Klassiker von Corman, nämlich Little Shop of Horrors. Für den griffen Corman und sein Drehbuchautor Charles B. Griffith das komödiantische Grundkonzept eines verliebten Losers, der durch Zufall eine Mordserie initiiert, wieder auf. Nur dass es dort dann um eine außerirdische Pflanze, die es zu füttern gilt, geht. Beide Filme sind dabei herausragende Beispiele für straffes Storytelling und ökonomische Produktion. Das Vermächtnis des Prof. Bondi ist, auch wenn er nicht den gleichen Kult-Status genießt, tatsächlich der bessere Film, da er seine Geschichte konsequent auserzählt.

Carla und Leonard sind gespannt, was für eine Figur Walter unter dem Tuch verbirgt in Das Vermächtnis des Prof. Bondi
Walter ist bereit, sein neuestes Werk zu enthüllen © Koch Films

Ladies and Gentlemen – Dick Miller!

Es ist eigentlich kaum zu glauben: Die Rolle des Walter Paisley in Das Vermächtnis des Prof. Bondi sollte die einzige Hauptrolle in der gut 60-jährigen Karriere von Dick Miller bleiben. Er gehörte schon seit Mitte der 50er-Jahre zum Stammcast von Roger Corman. In den Filmen Rock All Night (1957) und Planet der toten Seelen (1958) brachte er es zum Co-Star, und wenn man nur nach dem Billing geht, könnte man diese schwarze Komödie als den Höhepunkt seiner Karriere bezeichnen. Doch das liegt lange zurück und Miller wirkte auch danach in Dutzenden von Filmen mit. Er entwickelte schon früh ein Talent für schräge Figuren am Rande, sein knautschiges Gesicht und sein schräges Grinsen schienen dafür prädestiniert. Schon in Cormans Gesandter des Grauens (1956) hat er eine kleine Rolle als Staubsauger-Vertreter, die einem auf jeden Fall im Gedächtnis bleibt.

Durch seine lange Tätigkeit für den Meister der B-Movies lernte Dick Miller auch viele andere aufstrebende Regisseure kennen. Und fast alle davon gaben ihm Neben- oder Minirollen in ihren Filmen. Darunter so klanghafte Namen wie Martin Scorsese (New York, New York & Die Zeit nach Mitternacht), James Cameron (The Terminator) und Jonathan Kaplan (Mr. Billion, Project X). Zum Minirollen-Gott wurde er durch seine Zusammenarbeit mit Joe Dante, er ist in jedem seiner Filme zu sehen. Seine bekannteste Rolle ist dabei sicherlich die des mürrischen Murray Futterman in Gremlins 1 + 2 (1984/90).

Ich muss an dieser Stelle schon mal vorgreifen und die sympathische Dokumentation That Guy Dick Miller (2015) empfehlen, die Koch Films löblicherweise lizenziert und auf die Bonus Blu-ray des Mediabooks gepackt hat. Hier kann man noch mehr von und über den 2019 mit 90 Jahren verstorbenen Schauspieler erfahren. Es lohnt sich!

Die Hauswirtin lauscht angespannt an Walters Tür und verdreht die Augen in Das Vermächtnis des Prof. Bondi
Ja, was treibt der Jung da drin schon wieder? © Koch Films

Ein Kuriosum – die deutsche Kinofassung

Der deutsche Filmverleih trieb in den 60ern und 70ern mitunter komische Blüten. Filme wurden ge- und umgeschnitten, auch mal sinnentstellend vertont oder zu Reihen zusammengestellt, die es eigentlich gar nicht gab. Manchmal war man aber auch so frei und fügte eigens neu produziertes Filmmaterial hinzu. Im Falle von Das Vermächtnis des Prof. Bondi wollte der deutsche Mercator Filmverleih an den Erfolg des Horrorfilms Das Kabinett des Professor Bondi mit Vincent Price anknüpfen und stellte durch einen zusätzlich Vorspann die Verbindung dazu her. Hierin erzählt eine Stimme aus dem Off von Professor Bondi und sein beliebtes Wachsfigurenkabinett, deren Attraktionen aus lebendig wirkenden Wachspuppen bestand, die sich allerdings als eingewachste Leichen entpuppten. Darauf spricht ein entstellter, alter Bondi mit einem Mannequin, das eine Wachspuppe darstellen soll. Schließlich sendet er sein Testament mit all seinen Geheimnissen an den fernen Verwandten Walter.

Dieser exklusive deutsche Vorspann ist genauso unpassend wie schlecht gefilmt. Neben der Verknüpfung der beiden Geschichten schindet man noch ein paar Minuten Zeit, die man den kurzen 66 Minuten der Originalfassung hinzu addieren konnte. Auf der ersten Blu-ray des Mediabooks hat man nun die Wahl zwischen eben dieser deutschen Fassung oder der originalen. Ich kann nur empfehlen, den Vorspann wegzulassen, auch wenn in der deutschen Synchronisation leider noch einmal später darauf Bezug genommen wird. Er kann dem Film aber nichts hinzufügen und bremst ihn anfangs nur aus.

Ein modellierter, toter Mann mit immer noch sichtbarer Spaltung des Schädels in Das Vermächtnis des Prof. Bondi
Der gepaltene Schädel macht sich gut an dieser morbiden Skulptur © Koch Films

Unser Fazit zu Das Vermächtnis des Prof. Bondi

Was bleibt letztlich noch zu sagen? Mit seiner schnörkellosen, gradlinigen Inszenierung, seinem schwarzen Humor und einem umwerfenden Dick Miller ist Das Vermächtnis des Prof. Bondi jedem Fan von zwar leicht älterer, aber dennoch frischer und makabrer Unterhaltung zu empfehlen. Die 66 Minuten vergehen quasi wie im Flug, vom verschämten Gekicher bis zum lauten Lacher ist hier alles dabei.

Der Film wurde schon einige Male in Deutschland veröffentlicht, feiert hier im Mediabook aber seine deutsche HD-Premiere. Einen großen Mehrwert kann das sehr grobkörnige HD-Bild nicht bieten, aber bei einem 61 Jahren alten B-Film ist da auch nicht viel zu erwarten. Zu den schon erwähnten Vorzügen der beiden Fassungen und der Dokumentation That Guy Dick Miller gesellen sich noch Interviews, Super-8 Fassung und Trailer. Fans von schwarzen Komödien, 50s B-Filmen und Roger Corman beziehungsweise Dick Miller können hier nichts verkehrt machen. Das ist ein Rundum-Sorglos-Paket, das sich sehen lassen kann!

Das Vermächtnis des Prof. Bondi erschien am 23. Juli 2020 im Mediabook von Koch Films!

Unsere Wertung:

 

 

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