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10 Reasons Why (Not): Der Brief für den König

Nach The Witcher legt Netflix mit Der Brief für den König eine weitere Fantasyserie nach. Diese Geschichte basiert auf einem niederländischen Märchen und wurde nun im selben Land für den Streamingdienst neu verfilmt. In dieser neuen Ausgabe unserer Serienbesprechung 10 Reasons Why (Not) könnt ihr lesen, ob die Serie das Richtige ist, um die Wartezeit bis zur nächsten Witcher-Staffel zu füllen oder ob hier doch ein anderes Publikum angesprochen werden soll.

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TitelDer Brief für den König
Jahr2020
LandNiederlande
RegieAlex Holmes, Charles Martin, Felix Thomson
DrehbuchWilliam Davies, Tonke Dragt
GenreSerien, Abenteuer, Fantasy
DarstellerAmir Wilson, Islam Bouakkaz, Kim Bodnia, Jack Barton, Gijs Blom, Peter Ferdinando, Thaddea Graham, Nathanael Saleh, David Wenham
Länge6 Folgen jeweils ca. 50 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihNetflix
Der Ritternovize und sein Trainingspartner in Der Brief für den König
Tiuri (Amir Wilson) beim Training © Netflix

Worum geht es in Der Brief für den König?

Der Brief für den König erzählt die Geschichte des Ritternovizen Tiuri (Amir Wilson), der auf eine gefährliche Reise gehen muss, um einen skrupellosen Prinzen (Gijs Blom) davon abzuhalten, das Land in die Finsternis zu stürzen. Während er einen geheimen Brief durch drei Königreiche hindurch zu seinem Adressaten bringen soll, erfährt er von einer alten Prophezeiung. Diese besagt, dass einem Helden vorbestimmt ist, den Prinzen zu besiegen und dem Reich Frieden zu verschaffen. Auf seiner Mission muss Tiuri lernen, was es heißt ein wahrer Ritter und ein guter Anführer zu sein, damit er die gefährliche Aufgabe überleben kann.

Tiuri und Lavinia in Der Brief für den König
Tiuri begibt sich auf eine gefährliche Mission © Netflix

10 Reasons Why (not)

(In unserem neuen Kritikformat werden wir die Argumente, die für oder gegen einen Serienmarathon sprechen ohne große Spoiler auf 10 Punkte kompakt bündeln. Abschließend gibt es eine Pro-Kontra-Gegenüberstellung mit einem kurzen Fazit. Dabei geht es uns nicht um eine folgenweise Analyse, sondern darum, auf gute Serien Appetit zu machen und vor schlechten Serien zu warnen. Natürlich ist das immer subjektiv abhängig vom Autor des Artikels und auch vermeintlich schlechte Serien haben es verdient eine Chance zu bekommen. Uns ist es wichtig möglichst, objektiv die Besonderheiten herauszustellen, um für etwas Überblick im Seriendschungel zu sorgen.)

1. Ein Märchen mit Fantasyelementen

Der Stoff, den man für diese sechsteilige Serie adaptiert hat, ist eine Sage der niederländischen Autorin Tonke Dragt aus dem Jahr 1962. Die Geschichte ist eigentlich ein ganz typisches Märchen, ganz in der Tradition von Hans Christian Andersen, das jedoch mit etwas zeitgemäßerer Coming-of-Age-Komponente und fantastievollen Einfällen vor allem bei der Zielgruppe der 12-16jährigen sehr populär ist. Für die Jugendlichen gibt es zahlreiche Identifikationspunkte. Durch die Heldenreise, die der Protagonist durchmacht, um Verantwortung zu lernen und zu reifen, hat man ein zeitloses Abenteuer, dass für jede Generation aufs neue attraktiv sein kann. Mit dieser Adaption hat man nun das Medium gewählt, mit dem man wohl diese Zielgruppe unserer Zeit am besten erreicht.

Amir Wilson spielt den Protagonisten
Tiuri (Amir Wilson) © Netflix

2. Landschaften versprühen Herr der Ringe Charme

Der Brief für den König hat etliche wirklich schöne Landschaftsaufnahmen zu bieten. Teils in Tschechien, aber auch in Neuseeland gefilmt, kommen sogar regelmäßig Erinnerungen an Mittelerde aus den Tolkien-Verfilmungen auf. Bildtechnisch ist das wirklich sehr sehenswert und zeugt von einem hohem Aufwand bei der Produktion, der definitiv nicht vergebens war.

3. Der Brief für den König ist optisch hochwertiger als The Witcher

Doch nicht nur die Drehorte machen einen wertigen Eindruck. Auch die Kostüme und speziell die sparsam eingesetzten Computereffekte sind wesentlich näher an Kinofilmniveau dran, als das bei The Witcher zuletzt der Fall war. Hier hat man wirklich geschafft eine schöne mittelalterliche Welt zu inszenieren, die organisch anmutet und nicht mit Trash-Charme punkten will.

4. Ein Abenteuer für eine junge Zielgruppe

Aber auch, wenn man ein ganz ähnliches Setting wie bei der Hexer-Serie vorfindet, ist das Publikum doch ein komplett anderes. Teilweise ist es schon mal etwas düsterer und auch moralische Fragestellungen, die thematisiert werden, sind nichts für die ganz kleinen Zuschauer. Trotzdem verzichtet man auf explizite Sex- und Gewaltdarstellung, auf vulgäre Dialoge und auch auf ein allzu komplexes Worldbuilding, um den Teenagern am besten gerecht zu werden. Das Flair der ersten Harry Potter Filme oder von His Dark Materials sind ganz gute Richtwerte. Wenn einem Jugendlichen diese Stoffe gefallen haben, darf man gern Der Brief für den König als nächstes sichten.

5. Mittelalterfans kommen in Der Brief für den König auf ihre Kosten

Dass aber nicht nur das junge Publikum mit der Serie etwas anfangen kann, liegt an der authentischen Ritterwelt, die Der Brief für den König aufbaut. Schwertkämpfe, Ritterturniere, fantastische Lager und Detailliebe in allen Kammern der Burgen machen die Young-Adult-Serie auch für reifere Mittelalter- und Fantasyfans zu einer Empfehlung.

Die Gruppe der jungen Ritter in Der Brief für den König
Die jungen Ritter müssen zusammenarbeiten © Netflix

6. Kurzweilige sechs Episoden

Ebenso wie die Tonalität ist auch die Länge der Serie super für das junge Zielpublikum geeignet. Sechs mal ca. 50 Minuten sind kurzweilig und ohne unnötige Nebengeschichten auch bewusst umkompliziert gehalten. Die Geschichte ist ziemlich dicht gestrickt und weißt daher kaum Längen auf. An einem entspannten Sonntag ist Der Brief für den König ein gutes Programm für einen Familiennachmittag vor dem Fernseher.




7. Ein Mischmasch aus Altbekanntem

Wer jedoch im Bereich der Fantasysagen schon etwas bewanderter ist, wird schnell das Gefühl bekommen, dass man sich hier bei vielen Klassikern bedient hat. Die Geschichte von Prophezeiung ist eigentlich nur eine Variation der Arthussage und die Reise, auf die Tiuri mit seinen Begleitern geschickt wird, gleicht der Aufgabe des Frodo Beutlin. Neue Wege beschreitet Der Brief für den König kaum und auch die Botschaften, die in der Fabel verpackt sind, sind altbekannt. Wenn dann auch die Mehrzahl der Figuren nach Abziehbildern von berühmten Charakteren aussieht, ist das schon fast ein kreatives Armutszeugnis. Sogar einen musizierenden Gefährten, der jedoch in keinster Weise an Rittersporn in The Witcher heranreichen kann, hat man hier versucht unterzubringen.

Gijs Blom als Bösewicht in Der Brief für den König
Prinz Viridian (Gijs Blom) © Netflix

8. Hauptdarsteller ohne Ausstrahlung

Die Schauspieler des Netflix-Originals sind teilweise bekannte Gesichter. Allen voran erkennen Herr der Ringe – Fans sicherlich sofort den Faramir-Darsteller David Wenham wieder. Und einer der Bösewichte wird von Kim Bodnia gespielt, der zuletzt in Killing Eve glänzen konnte und ab der zweiten Staffel auch in The Witcher im Cast mitwirkt. Beide sind hier lediglich Nebenfiguren, denn im Zentrum stehen die Kinder. Leider ist in der Riege der Nachwuchsmimen Amir Wilson in der wichtigsten Rolle fast das schwächste Glied. Vom jungen Briten, der zuletzt in His Dark Materials schon Genreerfahrung sammeln konnte, geht keinerlei Esprit aus. Wenn der Protagonist keine Sympathien aufbauen kann, schmälert dies das Gesamtwerk leider nicht unerheblich.

9. Im Finale enttäuschende Effekte

Über weite Teile der sechs Episoden hat man sich mit CGI glücklicherweise zurückgehalten und die schönen Landschaften und die hochklassige Ausstattung für sich sprechen lassen. Von diesem Pfad weicht man am Ende jedoch ab und präsentiert einen Finalakt in Computerspielästhetik, der absolut aus dem Schema fällt und damit negativ im Gedächtnis bleiben wird. Man merkt dann doch, dass man nicht das Budget von Game of Thrones und Co. zur Verfügung hatte. Leider macht man den Fehler für ein bombastisches Ende die Bodenständigkeit doch noch zu opfern.

10. Der Brief für den König ist austauschbar und belanglos

Die Geschichte eines Auserwählten, der mit sich selbst ins Reine kommen muss, um sein Potenzial zu entfalten, ist inzwischen wirklich zu oft erzählt worden, um noch vom Hocker reißen zu können. Wenn dann auch nur schablonenartige Figuren dieses Konstrukt tragen sollen, kann dies kaum ein Format mit Mehrwert hervorbringen. Der Brief für den König ist in seinem Genre zu abgedroschen und einfallslos, um aus den zahlreichen Fantasyserien herausstrahlen zu können.

Pro: 6 Kontra: 4

Unser Fazit zu Der Brief für den König

Auch wenn die Pro-Argumente in der Überzahl sind, kann die Serie doch nicht über einen allenfalls durchschnittlichen Gesamteindruck hinauskommen. Die Landschaften sind opulent und auch die Ausstattung sorgt für eine fühlbare Mittelalteratmosphäre. Allerdings ist die Story des jungen Ritternovizen alles andere als innovativ und auch eher mittelmäßig gespielt.

Lediglich für das eigentliche Zielpublikum der Jugendlichen unter 16 Jahren kann Der Brief für den König ein kurzweiliges Abenteuer bieten. Teenager mit wenigen Vergleichswerten haben bestimmt eine gute Zeit mit der kompakten Heldenreise.

Man kann sich kaum vorstellen, dass Netflix mit dieser sehr kleinen Zuschauerschaft zufrieden sein wird. Für erwachsene Zuschauer bietet die Romanadaption keinerlei Innovation und kann daher nur bedingt empfohlen werden.

Der Brief für den König kann ab dem 20. März komplett bei Netflix gestreamt werden.

Unsere Wertung:

© Netflix

1 Kommentar

  • Wenn ich den Trailer sehe finde ich es eine Unverschämtheit das Buch überhaupt als Grundlage zu sehen. Es ist weit von dem Meisterwerk von Tonke Dragt entfernt. Lest das Buch, es ist zeitlos und schön….