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Die Einwohner der Stadt, darunter Peter und der Elefant, auf den Straßen von Balta

Der Elefant des Magiers

Wendy Rogers adaptiert für Netflix mit Der Elefant des Magiers den gleichnamigen Roman von Kate DiCamillo. Schafft es die Verfilmung, die versprochene Magie zu liefern? Ihr erfahrt es in unserer Kritik!

TitelDer Elefant des Magiers (OT: The Magician’s Elephant)
Jahr2023
LandUSA
RegieWendy Rogers
DrehbuchMartin Hynes
GenreAnimationsfilm, Fantasy, Abenteuer
DarstellerNoah Jupe, Mandy Patinkin, Natasia Demetriou, Benedict Wong, Miranda Richardson, Aasif Mandvi
Länge103 Minuten
FSKab 6 Jahren freigegeben
VerleihNetflix
Peter beruhigt den Elefanten. Der Elefant des Magiers
Der junge Peter und der Elefant © Netflix

Die Handlung von Der Elefant des Magiers

Peter (Noah Jupe) lebt nach dem Tod seiner Eltern bei dem grimmigen Veteranen Lutz (Mandy Patinkin) in Balta. Seit dem großen Krieg hat es dort keine Magie mehr gegeben und die Stadt ist von gigantischen Wolken verdeckt. Der Junge spürt, dass ihm in seinem Leben etwas fehlt, und sehnt sich nach wahrer Zugehörigkeit. Eines Tages verrät ihm eine Wahrsagerin, dass er einem Elefanten folgen muss, um seine totgeglaubte Schwester zu finden. Als kurz darauf ein talentfreier Magier (Benedict Wong) versehentlich einen großen Elefanten herbeibeschwört, weiß Peter, was zu tun ist. Jedoch überlässt ihm der König (Aasif Mandvi) das Tier nicht so einfach. Erst einmal muss er drei scheinbar unlösbare Aufgaben bestehen.

Ein lebloser Film

Zugegeben, ein Blick auf die Castliste lässt zunächst vermuten, dass dem Publikum mit Der Elefant des Magiers Hochwertiges geboten wird. Vielversprechende Newcomer:innen wie Noah Jupe wechseln sich mit etablierten und verlässlichen Namen wie Benedict Wong ab. Leider wird bereits in den ersten Minuten der Laufzeit klar, dass das Stimmensemble vermutlich den Großteil des Netflix-Budgets gefressen hat, bevor das erste Animations-Computerprogramm geöffnet wurde. Wer die billig designten CGI-Handyspielwerbungen, die sich erst nach fünf Sekunden überspringen lassen, gern bis zum Ende ansieht, wird an diesem Film wahre Freude haben. Die Modelle für die Figuren sind geraden Weges dem Uncanny Valley entsprungen. In die Augen des Protagonisten zu sehen fühlt sich an wie ein langer Blick in einen tiefen Abgrund, ohne dass dieser jemals zurückstarrt. Diese CGI-Ungetüme bewegen sich hektisch durch eine blasse Welt, deren Farben vermutlich sogar durch einen Schwarzweiß-Filter stärker herausstechen könnten.

Niemand hat aufgepasst

Schade – genutzt hat die Investition in namhafte Sprecher:innen statt in eine erträgliche visuelle Komponente dieses visuellen Mediums ebenfalls nicht viel. Der Klang von Brian Tyree Henrys Stimme, so angenehm sie auch sein mag, erzeugt kein einziges Bild im Kopf der Zuschauenden. Vorstellen kann man sich maximal Brian Tyree Henry in einer Aufnahmekabine. Die Figuren werden durch die Synchronisation nicht mit Leben gefüllt, jede Zeile wirkt auswendig gelernt und einstudiert. Hinzu kommen regelrecht erschreckende Leistungen von Aasif Mandvi und Natasia Demetriou in tragenden Rollen, deren hölzerne Darbietungsweise mich kurz hat überlegen lassen, ob ich nicht doch versehentlich Guillermo del Toro’s Pinocchio eingeschaltet habe.

Der Negativeindruck von der allgemeinen Sprechqualität wird auch dadurch verstärkt, dass quälend offensichtlich ist, dass die Castmitglieder nie untereinander interagiert haben. Gesprächssituationen fühlen sich an wie aus Schnipseln zusammengefügt. Man zähle allein, wie viele verschiedene Arten, den Figurennamen „De Smedt“ auszusprechen, hier durcheinandergeworfen werden, teils in derselben Szene. Die Erklärung liegt nah. Alle Audiospuren von Darsteller A sind vermutlich zwei Wochen nach denen von Sprecherin B entstanden, und niemand im Studio war engagiert genug, um zu intervenieren. So scheitern nicht nur die ohnehin schwachen Humorversuche, sondern auch ganze dramatische Momente. Die Qualität der Dialogregie ist gelinde gesagt eine Schande.

Eine zauberhafte Geschichte?

All dies wäre vielleicht nicht zu verzeihen, aber dennoch zweitrangig, wenn die Qualität der Geschichte stimmen würde, die Der Elefant des Magiers erzählt. Schließlich sind beeindruckende Bilder nicht das zentrale Kernelement eines Films, sondern die Art und Weise, wie er sie nutzt, um etwas auszusagen. Eine schlau konzipierte, ästhetisch wenig ansprechende Einstellung vermag noch immer mehr über eine Figur erzählen als tausend Silhouetten vor Sonnenuntergängen. Unglücklicherweise versagt Wendy Rogers‘ Projekt auch an dieser Front. Eine nette märchenhafte Dreiteilung vermag nur schwer über die gähnend uninteressante Handlung hinwegzutrösten, die ab dem siebten Lebensjahr vermutlich kein Kind hinterm Ofen hervorlocken kann. Jeder Versuch des Drehbuchs, kommende Ereignisse unauffällig vorauszudeuten, fällt aufgrund fehlender Subtilität vornüber auf die Nase. Wenn ein Element auftritt, das im späteren Verlauf der Handlung eine Rolle spielen wird, kann man sich darauf verlassen, mit dem Gesicht hineingedrückt zu werden.

Angereichert wird die holprige Geschichte durch Figuren, die keine CGI-Animation der Welt dreidimensional zu machen vermag. Ich wäre nicht in der Lage, eine Charaktereigenschaft unseres Protagonisten aufzuzählen, wenn das Leben eines süßen Welpen davon abhinge. Dieses uninteressante Abziehbild existiert lediglich durch die Dinge, die ihm über die Handlung hinweg zustoßen, und nicht durch seine eigenen Taten und Entscheidungen. Diverse Nebenstränge wie der des inhaftierten Magiers und der Dame, die durch seine misslungene Zauberei verletzt wurde, laufen dagegen vollständig ins Leere und enden schlicht, anstatt aufgelöst zu werden. Dass das Casting von Benedict Wong als inkompetenter Zauberkünstler an pseudo-lustiger Meta-Augenzwinkerei nicht zu übertreffen ist, sei außerdem nur nebenbei erwähnt.

Peter mit einem Fallschirm. Der Elefant des Magiers
Für seinen Elefanten lernt Peter sogar das Fliegen. © Netflix

Unser Fazit zu Der Elefant des Magiers

Unkreativ, lieblos gestaltet, vom Content-Brei im Realfilm-Sektor des Streaminganbieters nicht zu unterscheiden; Der Elefant des Magiers ist Netflix-Kino, wie wir es hassen. Ein Film der Woche, der nach fünf von sieben Tagen bereits vergessen ist, um pünktlich zum Freitag Platz für den nächsten 100-Minuten-Zwieback zu machen. Perlen wie Klaus oder Ich habe meinen Körper verloren wirken im Katalog beinahe schon wie versehentliche Ausrutscher. Dabei sind sie eine freundliche Erinnerung daran, dass auch eine kaputte Uhr zweimal am Tag richtig geht. Wendy Rogers hingegen zeigt eindrucksvoll, wie genau es nicht gemacht wird. Der Film ist eine Enttäuschung auf ganzer Linie und kann das märchenhafte Versprechen, das er zu machen versucht, nie einlösen. Nach über 100 quälenden Minuten bleibt ein großes Nichts in Form eines Vorschauclips auf der Netflix-Startseite, bei dem ich mich wahrscheinlich schon nächste Woche fragen werde: „Habe ich den eigentlich schon gesehen?“

Der Elefant des Magiers erschien am 17. März 2023 auf Netflix

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Unsere Wertung:

 

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