Der große Gatsby ist ohne jeden Zweifel ein visueller Hochgenuss. Doch hat die Geschichte über die zweieinhalb Stunden Laufzeit auch genug zu bieten, um den geneigten Zuschauer am Ball zu behalten? Die Antwort darauf erfahrt ihr im Folgenden!
No data available.Die Story von Der große Gatsby:
Wir schreiben das Jahr 1922 in New York City. Das Tempo der Stadt hat sich stark verändert. Die Gebäude waren höher, die Partys größer, die Moral lockerer und der billige Alkohol floss in Strömen. Die damit einhergehende Rastlosigkeit ist beinahe greifbar und scheint sich einer Hysterie zu nähern. Inmitten dieses Sogs aus allerlei Zerstreuung befindet sich der junge Nicholas Carraway (Tobey Maguire), der aus einer Provinz direkt nach New York City zieht, um dort an der Börse tätig zu werden. In seiner Unerfahrenheit, aber auch Ambitioniertheit will er auch ein Stück des großen Kuchens. Er mischt sich unter die Reichen und Mächtigen und schon bald ereilt ihn eine Einladung zu einer der größten Partys des berüchtigsten Mannes New Yorks. Nicholas wurde von keinem Geringeren als dem großen Jay Gatsby eingeladen.
Dieser von Gerüchten umwobene Gatsby ist ein Neureicher, der nach dem Krieg seinen Reichtum mit nicht immer ganz so legalen Dingern verdient hat. Schnell begreift Nicholas, dass er nicht umsonst in diese Kreise eingeladen wurde. Gatsby verlangt nämlich, dass Nicholas ein Treffen mit seiner Cousine Daisy (Carey Mulligan) arrangiert, in die er sich vor langen Jahren verliebt habe. Diese jedoch erscheint unerreichbar, da sie mittlerweile mit dem erfolgreichen Geschäftsmann und Playboy Tom (Joel Edgerton) mehr oder weniger glücklich verheiratet ist. Dieser hat für Gatsby, der sich seinen Ruf und seinen Reichtum nur ergaunert hat, nichts als Verachtung übrig. Gatsby allerdings ist fest entschlossen, dass die Liebe, die ihn und Daisy verbindet, stark genug ist, dass sie ihr Leben für ihn aufgeben wird.
Der große Gatsby ist visuelle Extravaganz par excellence
Der große Gatsby ist von der ersten Sekunde an bis zu seiner letzten durch ein ungemein wertiges und teures Produktionsgewand bombastisch inszeniert. Mit knallbunten, schrillen und berauschenden Farben und traumhaften Szenenbildern wird auf den Zuschauer geradezu eingeballert, dass man sich schon bald in diesem Reigen aus Farben zu verlieren droht. Mitunter ist der Einsatz von CGI dabei deutlich zu erkennen. Allerdings reiht sich das auf der anderen Seite auch sehr gut in die ohnehin übertrieben wirkende Optik ein, dass es gar nicht zu sehr ins Gewicht fällt.
Der Große Gatsby strotzt auf visueller Ebene also nur so vor mustergültiger Opulenz. Opulenz, von der man in den Bann gezogen wird. Oder Opulenz, von der man aufgrund der zweieinhalb stündigen Laufzeit schnell übersättigt ist.
Der hervorragende Cast in Der große Gatsby
Man sollte schon alleine als Leonardo DiCaprio Fan nicht um diesen Film herum kommen. Dieser spielt hier gewohnt sensationell den zunächst undurchschaubaren Gatsby auf sehr vielschichtiger Art und Weise. Doch gerade der Rest des wundervollen Casts ist auf jeden Fall auch einen genaueren Blick wert. Die Figuren mögen zwar ziemlich überzeichnet sein und hier und da kann man getrost von Over-Acting sprechen, dennoch bietet gerade das auf darstellerischer Ebene jede Menge Möglichkeiten. Möglichkeiten, die absolut ausgenutzt worden. Das übertrieben theaterhafte, ausschweifende Schauspiel macht in jeder Rolle eine Menge Spaß. Allen voran überzeugen hier die zauberhafte Carey Mulligan (Drive), Tobey Maguire (Spiderman) und Joel Edgerton (Gringo, It Comes at Night) in ihren Rollen.
Doch was verbirgt sich hinter der glanzvollen Fassade von Der große Gatsby?
Es ist ein bisschen wie nach einer der großen, ausufernden Partys bei Gatsby selbst. Was bleibt nun letzten Endes übrig, außer jeder Menge Lametta auf dem Boden? Vielleicht ist im Grunde genommen genau das die angestrebte Aussage? Die letztliche Inhaltslosigkeit des zwar wahnsinnig schönen, im Kern einfach gestrickten und etwas seelenlos anmutenden Dramas, spiegelt die Leere von Gatsbys Selbst wieder. Oder Regisseur Baz Luhrman (Australia, William Shakespeares Romeo + Julia) hat seine Chance einfach verpasst, die etwas lang geratene Geschichte mit einer gehaltvollen Ausstattung auszufüllen.
Der große Gatsby will überaus charmant daherkommen, beraubt sich dieses Charmes letzten Endes aber selbst
Ja, den Charme und die Atmosphäre der 20er Jahre fängt Der große Gatsby auf visueller Ebene ganz hervorragend ein. Das Kostümdesign und die Sets wirken stets sehr stimmig und versprühen aus jeder Pore einen wunderbaren Flair. Leider kann man dasselbe absolut nicht von der musikalischen Ebene behaupten. Der peppige Soundtrack greift die generelle Stimmung in einigen Momenten zwar mitunter wirklich gut auf, wirkt aber im selben Zug auch einfach nur ungemein deplatziert. Die übermäßig eingesetzte Popmusik raubt dem ansonsten wunderbar anmutenden Szenenbild und Darstellern beinahe jegliches 20er Jahre Feeling.
Letztlich bekommt man durch die absolut nicht zeitgemäße und massiv störende Pop- und Chartmusik der heutigen Zeit einen kruden Mix geboten, der sich einfach nicht miteinander vereinbaren lässt. Dieser Anachronismus beißt sich für mich einfach und ist nachwirkend betrachtet umso bedauernswerter, da Der große Gatsby ansonsten eigentlich vieles richtig macht.
Mein Fazit zu Der große Gatsby:
Der große Gatsby ist ein visueller Hochgenuss und ein wunderschön anmutendes und erstklassig gespieltes Drama. Leider nur bekommt es einige unnötige Dämpfer verpasst. Regisseur Baz Luhrman torpediert bedauernswerter Weise den ansonsten hervorragenden 20er Jahre Charme mit unstimmigen Popmusikeinlagen und sperriger Erzählweise. Man kann sich überdies auch an der aufdringlich überschwänglichen Optik und der romantisierten Geschichte stören und daran aufhängen. In Anbetracht der o.g. Schwächen ist man jedoch schon beinahe gezwungen, sich der opulenten Optik und dem Romantisieren hinzugeben, um seine Freude mit Der große Gatsby haben zu können.
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