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Cargrave beginnt die Operation an Sardonicus mit einer Injektion. Diener Krull schaut skeptisch.

Der unheimliche Mr. Sardonicus

Mit Der unheimliche Mr. Sardonicus legt Koch Films einen weiteren Horrorfilm der 60er neu auf. Ob William Castles schauriges Stück eines tragisch Enstellten auch heute noch überzeugen kann? Lest selbst.

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TitelDer unheimliche Mr. Sardonicus (OT: Mr. Sardonicus)
Jahr1961
LandUSA
RegieWilliam Castle
DrehbuchRay Russell
GenreHorror
DarstellerGuy Rolfe, Oskar Homolka, Ronald Lewis, Audrey Dalton, Lorna Hanson
Länge87 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihKoch Films
Das deutsche Cover zu Der unheimliche Mr. Sardonicus
Das Cover zu Der unheimliche Mr. Sardonicus © Koch Films

Wer ist Der unheimliche Mr. Sardonicus?

Der Londoner Chirurg Sir Robert Cargrave (Ronald Lewis) konnte sich mit seinen progressiven Praktiken großes Renommee erarbeiten. Er wurde sogar aufgrund seiner Leistungen in den Adelsstand erhoben. Sein Privatleben liegt allerdings brach, seit seine Angebetete Maude (Audrey Dalton) von ihrem Vater an einen reichen Adeligen im Ausland verheiratet wurde. Als er dann einen Brief von eben jener erhält, die seine Anwesenheit in Transsylvanien wünscht, da seine Hilfe dringend gebraucht werde, lässt er alles stehen und liegen, reist gleich am nächsten Tag ab.

Dort angekommen, wird der Arzt zuerst einmal Zeuge, wie der Diener Krull (Oskar Homolka) die gefesselte Dienstmagd Anna (Lorna Hanson) mit Blutegeln quält. Maude begegnet ihm gelassen, von Dringlichkeit scheint nun keine Spur. Ihr Mann Baron Sardonicus (Guy Rolfe) verbirgt sein Gesicht hinter einer Maske. Er hatte einst die Totenruhe seines Vaters gestört, um ein Lotterielos auszugraben. Der Gewinn brachte ihm ein Vermögen, doch sein Gesicht wurde vom Anblick seines toten Vaters entstellt. Zusammen mit Krull experimentiert er an den jungen Frauen des Ortes herum, jedoch ohne Erfolg. Als letzten Ausweg ließ er nun Cargrave hierher rufen, in der Hoffnung, dass seine Methoden mehr Erfolg haben werden…

Guy Rolfe als Mr. Sardonicus, hier noch ohne entstellendes Make-up
Guy Rolfe als Sardonicus © Koch Films

Ein tragischer Sadist

William Castles Der unheimliche Mr. Sardonicus erweist sich als eher altbackenes Vergnügen. Das günstig produzierte Horror-Drama punktet mit einer angenehmen gruseligen Gothic-Atmosphäre. Das sinistre Verhalten des maskierten Sardonicus und seines Dieners Krull unterstützen dies noch. Doch im Kontrast zum affektierten Verhalten des Helden Cargrave kommt des Öfteren ein Anflug unfreiwilliger Komik auf, gerade in Verbindung mit dem gleichgültigen Auftreten seiner angebeteten Maude.

Es ist auch nie wirklich klar, inwieweit die eigenen Experimente des Hausherren einen Einfluss auf die Überwindung seiner Situation ausüben könnten. Sie erscheinen kurios, sadistisch und selbstzweckhaft. Sie sollen rückblickend wohl auch eher die Verzweiflung des tragischen Charakters Sardonicus verdeutlichen, dessen Geschichte in der Mitte des Films Platz findet. Optisch präsentiert sich die Titelfigur, dank Maskierung und erhabenem Gestus, in der Tradition eines Phantoms der Oper, wie man es aus seiner Interpretation durch Claude Rains kennt. Es ist keine direkt negativ konnotierte Persönlichkeit, jedoch ist sie in der Wahl ihrer Mittel immer weniger zimperlich geworden, je näher sie dem Punkt der Resignation kam.

Mr. Sardonicus übergibt Cargrave und Maude den Schlüssel zu einem geheimen Zimmer
Sardonicus nun mit Maske, dazu Cargrave und Maude © Koch Films

Nicht immer treffend besetzt

Den schwierigen Job, auch ohne Mimik nachvollziehbar Emotionen zu vermitteln, meistert Guy Rolfe (Taras Bulba, Puppet Master III) als Sardonicus bravourös. In der langen Rückblende kann er dann auch sein ganzes Talent ausspielen. Highlight des Films ist aber der Österreicher Oskar Homolka (Sabotage, Krieg und Frieden) als kauziger Diener Krull. Dieser teilt mit seinem Herrn eine Verunstaltung des Gesichts, die ihm auch jener zugefügt hatte. Er wird mit Schmackes, aber auch der nötigen Ernsthaftigkeit dargestellt.

Bei den angedachten Sympathieträgern ist dann leider Bruder Schmalhans der Küchenmeister, weswegen es schon schwer fällt, in irgendeiner Weise mitzufiebern. Im Kontrast mit den Antagonisten der Geschichte kommen sie einen in ihren Handlungen oft unbeholfen, manchmal sogar unfreiwillig komisch vor.

Unser ausgeschriebener Held ist natürlich der Arzt Cargrave. Dieser ist wegen seiner Leistungen in den Adelsstand erhoben worden und steht damit im krassen Gegensatz zu Sardonicus, der sich wegen seines Reichtums einfach selbst zum Baron machte. Rein schauspielerisch verblasst Darsteller Ronald Lewis (Ein Toter spielt Klavier) gegenüber Guy Rolfe. Während er sonst als sehr expressiv bekannt ist, wirkt oftmals steif, an anderen Stellen affektiert. Noch schlimmer sieht es bei Audrey Dalton (Der Untergang der Titanic) aus. Sie ist aber auch nicht zu beneiden, denn ihre Rolle als Maude ist rein funktionell angelegt. Sie dient als Verbindung zwischen Cargrave und Sardonicus, wird darüber hinaus eigentlich nicht weiter charakterisiert. Dementsprechend kann man ihre Figur auch kaum einordnen.

Cargrave beginnt die Operation an Mr. Sardonicus mit einer Injektion. Diener Krull schaut skeptisch.
Die Stunde der Wahrheit: Wird die Operation gelingen? © Koch Films

Ein beschauliches Ambiente

Der größte Pluspunkt des Films ist die Kamera-Arbeit von Burnett Guffrey, der für Verdammt in alle Ewigkeit (1954) einen Oscar entgegennehmen durfte, später für Bonny & Clyde (1967) dann sogar noch einen zweiten. Er fängt die wenigen Sets schön ein, was der Atmosphäre sehr zu Gute kommt. Für das Szenenbild zeichnete übrigens mit Cary Odell jemand verantwortlich, der zwischen 1945-65 insgesamt dreimal für den Oscar nominiert worden war.

Den Make-up-Effekt des verzerrten, wie eingemeißelt wirkenden Lachens, das das Antlitz von Sardonicus verunstaltet, kann man als durchaus gelungen bezeichnen. Castle setzt es auch sehr gezielt ein, sodass eine Übersättigung des Effekts nicht eintritt. Eine wirkliche Überraschung ist die Enthüllung dieser grotesken Fratze aber nicht, leitet sich der Name der Titelfigur vom Sardonismus ab. Unter diesem Begriff rangierten schon die Darstellungen von Schauspielern wie Lon Chaney Jr. (Um Mitternacht, 1927), Conrad Veidt (Der Mann der lacht, 1928) und Jack Nicholson (Batman, 1989) als mit einer verzerrten Grimasse verunstaltete Charaktere.

Mr. Sardonicus Gesicht scheint normal. Cargrave, Maude und Krull bewundern das Ergebnis.
Ende gut, alles gut? © Koch Films

Der Punishment Poll (Spoiler!)

William Castle war dafür bekannt, mit seinem Publikum allen möglichen Schabernack zu treiben. Häufig spricht er in kurzen Einspielern vor oder nach dem Film mit dem Zuschauer. Für Der unheimliche Mr. Sardonicus ließ er sich einen besonderen Gag einfallen. In den Kinos lagen seinerzeit auf jeden Platz Karten, womit am Ende des Films ein „Punishment Poll“ durchgeführt werden sollte. Je nachdem sollte jeder Zuschauer damit über das Schicksal von Sardonicus abstimme und konnte, je nachdem, wie er die Karte hielt, ganz im Sinne der römischen Arena-Kämpfe einen Daumen nach oben oder nach unten vergeben. Es gab jedoch nur das böse Ende für den Antagonisten. Zum einen wäre es vermutlich zu aufwändig gewesen, während der Vorführung noch die Rolle zu wechseln, zum anderen ging Castle wohl davon aus, dass sich die Mehrheit der Zuschauer wohl immer für eine Bestrafung aussprechen würde.

Unser Fazit zu Der unheimliche Mr. Sardonicus

Trotz der wohlig-schaurigen Gothic-Atmosphäre kann man Der unheimliche Mr. Sardonicus heutzutage als wohl eher kurios beschreiben. Die sadistischen Einlagen muten unfreiwillig komisch an und auch das Spiel von Ronald Lewis regt mitunter zum Schmunzeln an. Sofern man mit solchen Filmen etwas anfangen kann und das Ganze in diesem Fall nicht zu ernst nimmt, wird man zumindest solide unterhalten. Fans von William Castle werden sich der meist budget-bedingten Unzulänglichkeiten schon im vornherein bewusst sein, auch wenn andere seiner Werke als Thriller oder Horrorfilm weit besser funktionieren, etwa die Semi-Klassiker Das Haus auf dem Geisterhügel (1959) oder Schrei, wenn der Tingler kommt (1959).

Koch Films veröffentlicht den Film in einem schönen Digipak im Schuber, wie man es von der wunscherschönen Mario Bava Collection schon kennt. Man markiert damit den Start der neuen William-Castle-Reihe, was heißt, dass noch weitere Filme des Regisseurs und Produzenten folgen werden. Als Bonus sind diverse Featurettes enthalten, in denen sich u.a. zeitgenössische Genre-Regisseure zu William Castle im Allgemeinen und Der unheimliche Mr. Sardonicus im Speziellen äußern.

Das Digipak aus dem Hause Koch Films erscheint am 29. August!

Unsere Wertung:

 

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