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Diary Of The Dead

Romero goes Found Footage. In Diary of the Dead, dem fünften Eintrag in Romeros Reihe, verfolgt man die Zombieapokalypse durch die Augen der stets eingeschalteten Kamera.

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TitelDiary Of The Dead
Jahr2007
LandUSA
RegieGeorge A. Romero
DrehbuchGeorge A. Romero
GenreHorror
DarstellerTodd Schroeder, Laura de Carteret, Amy Lalonde, Martin Roach, Joshua Close, Joe Dinicol, Michelle Morgan
Länge95 Minuten
FSKab 18 Jahren freigegeben
VerleihLeonine Distribution

Diary of the Dead – Handlung

In Land of the Dead vollführten George A. Romero Zombies den nächsten Schritt ihrer untoten Evolution: Sie erhielten ihr Bewusstsein wieder und zeigten sich mittlerweile dazu in der Lage, rudimentär organisiert aufzutreten. Zusätzlich gönnte Romero beiden Rassen, Zombies und Menschen, ein relativ versöhnliches Ende, indem beide getrennte Wege voneinander gingen. Nachdem das ausbeuterische System gekippt wurde, ließ die Suche nach einer neuen Heimat beide Partien in Frieden auseinandergehen.

Romeros Endzeit fand also zu einem in sich geschlossenem Ende. Zwei Jahre später folgte überraschend der nächste Eintrag in seinen …of the Dead-Kanon. Zwar folgten die bisherigen Filme keiner kohärenten Zeitlinie, legten durch die schrittweisen Entwicklungen der Zombies aber nahe, dass ein Film inhaltlich auf den vorherigen folgte. Mit Diary of the Dead, dem nunmehr fünften Eintrag in die Franchise, begibt sich Romero wieder zurück zum Ausbruch der Zombieapokalypse.

Dieses Mal blickt der Zuschauer durch die Augen von Jason Creed (Joshua Close). Dieser dreht mit Kommilitonen des Nachts einen Horrorfilm, um von Newsmeldungen konfrontiert zu werden, die von auferstandenen Toten sprechen. Jason beschließt kurzerhand die Erlebnisse der Gruppe in einem Videotagebuch festzuhalten, dieses via Internet anderen Nutzern verfügbar zu machen und so den Menschen einen Leitfaden zum Überleben zu liefern…

Zombies als Found Footage

Die Inhaltsangabe lässt es schon vermuten: Romero wagt sich mit Diary of the Dead in Found Footage-Gefilde und lässt gleich noch die neuen Medien rund um YouTube & Co einfließen. Dabei beginnt der Film mit einem Disclaimer. Debra (Michelle Morgan), Jasons Freundin, erklärt, dass sie die Aufnahmen fertiggestellt, zusammengeschnitten und mit Musik unterlegt hat. Diese recht clevere Drehbuchentscheidung gewährt Romero somit die Freiheit, sein Werk mehr in Richtung eines Spielfilms zu inszenieren.

Das Endresultat verströmt trotzdem die Atmosphäre eines Found Footage-Films. Auf übermäßiges Kameragewackel wird dankenswerter Weise verzichtet, meist finden sich sogar ziemlich klare Aufnahmen und Schnitte im Material. Der Unmittelbarkeit verleiht dieser Umstand keinen Abbruch. Durch immer wieder eingestreute Kommentare aus dem Off wirkt das Material dennoch semidokumentarisch. Einem häufigen Problem dieser Filmgattung kann Romero jedoch auch nicht entrinnen: wenig nachvollziehbare Entscheidungen der Filmenden. Anstelle also einem Gruppenmitglied zur Hilfe zu eilen, wird daneben gestanden und der Überlebenskampf stattdessen gefilmt. Das sorgt eher für Stirnrunzeln denn für packende Immersion.

Mittlerweile hat eine Vielzahl an POV-Filmen den Markt geflutet, anno 2007 hat Romero damit aber noch eine Nische ausgefüllt. Vor allem in Verbindung mit Zombies gibt es diese Art der Aufnahmen auch heute noch eher selten in Form eines kompletten Spielfilms.

Storytelling vom Reißbrett

Doch auch wenn Romero mit der Kameraperspektive seinem Zombiegesamtwerk wieder eine neue Facette verlieh, verlor er sich auf inhaltlicher Ebene. Zu sehr verheddert sich die Handlung in stereotypen Situationen. Romeros erste Schritte im Zombiegenre entwickelten sich zu wahren Trendsettern, während er hier nur noch als Mitläufer erscheint. Vielleicht mag diese Kritik auch an der zunehmenden Sättigung von Genrefilmen liegen, aber auch wenn man diese außer Acht lässt, überzeugt Romero hier eher mit handwerklichem Geschick, enttäuscht umso mehr aber mit blassen Figuren.

Waren in den frühen Filmen die Gruppen noch durchweg dynamisch und menschlich, fühlte sich bereits Land of the Dead merkwürdig kalt an. Der in Diary of the Dead präsentierten Truppe an Filmstudenten mangelt es schlicht an Charisma und Identifikation. Allein die Größe der Gruppe lässt die Dramatik der Vorgängerfilme vermissen. Es ist von Anfang an klar, dass eine gewisse Anzahl nur als kreischendes Zombiefutter herhalten wird. Anstelle der individuellen Typen aus der Ur-Trilogie wartet hier eine gesichtslose (dank POV sogar sprichwörtlich!) Gruppe an Opferlämmern. Fast wähnt man sich in einem Slasher, denn einem Survival-Horrorfilm.

Ebenso uninspiriert stolpern die modrigen Menschenmampfer durch die Gegend. Zwar überzeugt deren Look und die generelle Maskenarbeit bei den wandelnden Toten, aber die persönliche Note und die diffuse Gefahr der langsamen Zombies wollen sich nicht einstellen. Stattdessen trifft die Truppe auf so viele Zombies, dass sich zwar der Bodycount freut, echte Spannungsmomente deshalb aber rar gesät sind. Da Diary of the Dead den Zeitpunkt der Handlung zum Ausbruch der Zombiepandemie verlegt, fallen damit auch alle bisher erlebten Lernfortschritte der Zombies weg. Sie präsentieren sich wieder als tumbe Fleischfresser, die von nichts geleitet werden als ihrem unbestimmten Bedürfnis nach Menschenfleisch.

Einseitige Kritik

Es ist nach wie vor bemerkenswert, dass Romero auch seinen neueren Zombiewerken die gehörige Portion Gesellschaftskritik spendiert. Nur änderte sich im Laufe der Zeit sein Gespür für Subtilität. Wo Night of the Living Dead (Patriarchat, Rassismus, Militarismus) und Dawn of the Dead (Materialismus, Kapitalismus) noch mannigfaltig Kritik übten, schwand die unterschwellige und breit gefächerte Kritik von Film zu Film. Day of the Dead verließ sich in erster Linie auf sehr offensichtlich ausgetragenen Anti-Militarismus, Land of the Dead bezog sich wieder stark auf gesellschaftlichen Klassenkampf.

Äußerte Romero in seinen früheren Werken noch flächendeckend kritische Gedanken, versteckte er später seine mahnende Intention kaum noch hinter der Fassade des Horrorfilms, sondern klöppelte munter mit dem Holzhammer drauf los. In Diary Of The Dead geht er sogar so weit, auf gern propagierte Verschwörungstheorien à la „alle Bilder des regierungsnahen Fernsehens sind manipuliert“ und diktiert damit quasi schon eine Meinung vor. Seine Medienschelte mag an einigen Stellen durchaus genießbarere Früchte tragen, etwa wenn er die Gier nach Abrufzahlen und Likes aufgreift.

In einer Szene am Ende des Films zeigt Romero die Krux der heutigen (Horror)Filmwelt. Mehr Action, mehr Gewalt, mehr von allem bis zum Brainfreeze: zwischen der Bereitschaft, alles zeigen, und der Begierde, alles sehen zu wollen. Einer der Protagonisten bettelt regelrecht „Shoot me!“ in Richtung von Kamera und Pistole, nachdem er von einem Zombie angefallen wurde. In der Symbolik zwar ungeheuer plakativ, aber in seiner wörtlichen Doppeldeutigkeit immerhin konsequent.

Unser Fazit zu Diary of the Dead

In Land of the Dead durfte sich Romero noch mit großzügigem Budget austoben. In dessen direkten Nachfolger Diary of the Dead musste er sich, wie von den meisten Arbeiten gewohnt, mit deutlich knapperen finanziellen Mittel abfinden. Das dürftige Budget konnte er 2007 aber mit einem noch recht unverbrauchten Kniff gekonnt kaschieren. Die Handlung findet aus der Ego-Perspektive statt, genauer gesagt, durch das Auge stets eingeschalteter Camcorder.

Dieser Umstand sorgt durchaus für Immersion, aber leider vergisst Romero zusehends, was die Spannung seiner ersten Zombiefilme ausgezeichnet hat. Statt eine Kleingruppe bei den Hürden gruppendynamischer Prozesse zu begleiten, wird man mit einer Vielzahl an Personen konfrontiert. Wie schon bei Land Of The Dead dominieren Action und Krach. Ständig wartet ein Scharmützel mit Zombies oder Gruppen anderer Überlebender. Die Charaktere rücken deshalb leider in den Hintergrund und dienen über kurz oder lang nur als unfreiwilliger Zombiesnack.

Um kritische Töne ist Romero auch hier nicht verlegen, allerdings wird diese dermaßen oberflächlich und platt präsentiert, dass man sich doch schnell wieder schmatzend in Menschenkörper verbeißt. Man muss leider attestieren: Romero sägt mit diesem Beitrag arg an seinem eigens aufgestellten Thron.

Unsere Wertung:

 

 

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