Der Pate wird 50! Der legendäre Filmklassiker von Francis Ford Coppola, erschienen 1972, macht mittlerweile also das halbe Jahrhundert voll. Für uns Grund genug, euch in einer Top 10 die besten Mafiafilme vorzustellen.
Wir betrachten nicht nur die Werke, die sich mit dem „italienischen Original“, also der Cosa Nostra, auseinandersetzen, sondern alle Filme, die sich mafiösen Strukturen annehmen. Ob kriminelle Vereinigungen aus China, ein afroamerikanischer Gangsterclan, die japanischen Yakuza, italo-amerikanische Familien, russische Unterweltler oder eben doch die Cosa Nostra – wir haben sie im Kino oder daheim vor der Flimmerkiste schon alle begleitet. Und auch wenn sich kaum ein Vertreter des Mafiafilms dem Vorwurf der Glorifizierung krimineller Machtstrukturen entziehen kann, sind sie oft – auch gerade weil sie so streitbar sind – künstlerisch anspruchsvolle Werke.
Die Top 10 der besten Mafiafilme
Wer denkt beispielsweise nicht an Schauspiellegenden wie Al Pacino, Robert De Niro, Joe Pesci oder Marlon Brando, wenn er von Mafiafilmen hört? Oder an Regiemeister Martin Scorsese, der mit Hexenkessel, GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia oder Casino gleich mehrere Klassiker in diesem Subgenre schuf? Klassiker, deren Coolness er mit seinem letzterschienen großen Werk, The Irishman, wiederum revidierte und die ungeschönte Einsamkeit inmitten von großen Clans zeigte. Doch es ist kein Zufall, dass sich die größten Regisseure – neben Scorsese auch Coppola, Sergio Leone oder Ridley Scott – fasziniert von der organisierten Kriminalität zeigen. Immerhin ist dies immer auch ein Einblick in die Abgründe der menschlichen Psyche. Etwas, das wohl einen jeden Künstler interessieren dürfte. Auch uns – und deshalb hier unsere Auswahl der 10 besten Mafiafilme aller Zeiten:
- The Irishman
- Tokyo Drifter – Der Mann aus Tokio
- American Gangster
- Sonatine
- Suburra
- A Better Tomorrow – City Wolf
- Infernal Affairs
- Es war einmal in Amerika
- Casino
- Der Pate I + II
The Irishman
In seinen Filmen wird betrogen, bestochen, eingeschüchtert und ermordet. Wenn Martin Scorsese auf dem Regiestuhl platznimmt, dann stehen die renommierten Weltstars Schlange, um eine der begehrten Rollen zu erhaschen. Für sein vom Streamingdienst Netflix finanziertes 159 Millionen Dollar schweres Epos The Irishman stehen mit Robert De Niro, Al Pacino, Joe Pesci und Ray Romano erneut die ganz großen Namen auf der Besetzungsliste. Für geschlagene 209 Minuten entführt uns Scorsese in die Leben von Auftragsmörder Frank „The Irishman“ Sheeran und Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa. Wie auch schon in GoodFellas, erstreckt sich die dabei erzählte Geschichte über mehrere Jahrzehnte und dekonstruiert die oft als so glorreich dargestellte „ehrenwerte Gesellschaft“ auf überzeugende und mitreißende Art und Weise. Ein filmischer Meilenstein, der wie aus der Zeit gefallen wirkt und ein spätes Highlight in der glamourösen Karriere von Martin Scorsese darstellt.
Tokyo Drifter – Der Mann aus Tokio
Die Vergangenheit ist wie der klebrige Strang eines reißfesten Netzes, gerade wenn sie in Form einer kriminellen Vereinigung einem nachhängt. Dies muss auch der ehemalige Yakuza Tetsu feststellen. Denn die alten Feinde lauern immer noch im Schatten. Nach einer blutigen Auseinandersetzung, in der der loyale Gefolgsmann seinen langjährigen Boss beschützt, verlässt er die Stadt. Doch dem singenden Wanderer folgt ein Killer, die endgültige Abrechnung ist nur eine Frage der Zeit. Tetsuya Watari gibt unter der Regie von Exzentriker Seijun Suzuki den schweigsamen Einzelgänger. Fern der Heimat schließt er schließlich widerwillig Freundschaft, ist nun nicht mehr allein. Doch die Geschichte gipfelt folgerichtig in einem Showdown, den Suzuki in ein künstlich wirkendes Set eines Nachtclubs verlegt. Das gestaltet sich dann dermaßen surreal, dass es den Bruch zwischen ihm und dem Nikkatsu-Studio einleitete. Damals streitbar, heute ein Klassiker.
American Gangster
Geht es um Mafiafilme, ist wohl recht schnell die Rede von Der Pate, GoodFellas und Scarface. Schmerzlich vermisst wird in solchen Diskussionen dagegen Ridley Scotts stark unterschätztes Porträt von Gangsterboss Frank Lucas. Mit Denzel Washington in der Hauptrolle großartig besetzt, zeichnet Scott den klassischen Weg vom Aufstieg und Fall von Lucas und der afroamerikanischen Mafia, die er anführte. Ihm gegenüber steht der eher ruppige, dafür unbestechliche Richie Roberts, ebenfalls glänzend gespielt von Russell Crowe, der alles unternimmt, um das von seinem Gegenspieler als Blue Magic bezeichnete Heroin wieder von der Straße zu bringen. Die abgebildete Welt fühlt sich wahnsinnig real an, Ausstattung und Soundtrack sorgen für ordentlich 70er-Jahre-Flair. Die Geschichte ist dermaßen mitreißend erzählt, dass sich American Gangster seinen Platz in unserer Liste der besten Mafiafilme redlich verdient hat – insbesondere im Director’s Cut.
Sonatine
Anfang der 90er Jahre hatte der Yakuzafilm in Japan ganz stark an Popularität eingebüßt und wurde fast ausschließlich über den Heimvideomarkt vertrieben. Eine Ausnahme bildete dabei Takeshi Kitano – der Mann, der als Stand-Up Comedian bekannt wurde und Takeshi’s Castle ins Leben rief. Seine ernsteren Beiträge zum Yakuzafilm in den 90er-Jahren konnten Kritiker auf der ganzen Welt begeistern. So auch Sonatine um Murakawa, einem älteren Yakuza mit Todessehnsucht, der nach einem Anschlag auf sein Leben zusammen mit seinen Männern in einem Strandhaus an der Küste untertaucht.
Ein äußerst untypischer Genrebeitrag, der zu aller vorhandenen Ernsthaftigkeit noch eine existenzialistische Grundstimmung und eine melancholische Tragikomik hinzufügt. Die Geschichte und ihre Figuren werden dadurch umso greifbarer. Sonatine ist ein pessimistischer Walzer mit dem Tod, der langsam aber stetig zeigt, wie seine Figuren die Ruhe vor dem Sturm aushalten müssen und dabei nach Möglichkeiten suchen, um die Leere des Strandes zu füllen. Bis heute gilt er als einer der besten und beliebtesten Yakuzafilme. Gleichzeitig machte er Kitano außerhalb von Japan in Kritikerkreisen bekannt, als er an den Filmfestspielen von Cannes teilnahm.
Suburra
Obgleich sich eine Vielzahl der Mafiafilme mit der italienischen Urform des organisierten Verbrechens beschäftigen, stammen ungleich weniger Produktionen selbst aus dem südeuropäischen Land. Einen modernen, authentischen und gleichsam schockierenden Einblick in die kriminelle Unterwelt Roms aus der italienischen Perspektive hat Stefano Sollima 2015 mit Suburra gegeben. Die Geschichte handelt vom Strippenzieher „Samurai“, dessen Einfluss sogar bis in den Vatikanstaat reicht. Dieser versucht aus dem Hintergrund alle Clans zur Zusammenarbeit zu bewegen, um am Hafen Roms eine Art italienisches Las Vegas zu errichten. Doch der Frieden bröckelt recht schnell zwischen den Familien. Alte und neue Rivalitäten drohen auf blutige Weise zu eskalieren.
Dieser Thriller ist brutal, düster und trieft vor Zynismus. Sollima gelingt es mit Bildern, die man so schnell nicht vergisst, zu schocken und nachdenklich zu stimmen, da die politischen Verwicklungen hier sehr nah an der Realität gehalten sind. Innerhalb der kurzen Zeit werden viele Figuren erstaunlich ambivalent aufgebaut, sodass man sich am Ende dabei ertappt fühlen wird, mehr mit den Verbrechern als den Gesetzeshütern zu sympathisieren.
A Better Tomorrow – City Wolf
Sung Tse-Ho und Mark Lee sind ein dynamisches Duo, zwei Hot Shots bei den Triaden, die groß im Falschgeldgeschäft involviert sind. Doch eine Übergabe in Macao läuft schief und Ho stellt sich den Behörden. Als er wieder aus dem Gefängnis freikommt, ist seine Welt eine andere. Mark ist ein Krüppel, weil er versuchte, seinen Freund zu rächen. Ihr Protegé Shing hat das Geschäft übernommen. Noch ärger erweist sich Hos Verhältnis zu seinem Bruder Kit, der Polizist geworden ist. John Woos Klassiker ist weit mehr als eine Geschichte von Aufstieg und Fall im Milieu der chinesischen Mafia. Er zeigt deutlich die Nachwehen eines solchen Lebens, die Schwierigkeiten, alte Freunde und den anhaftenden schlechten Ruf hinter sich zu lassen. Der alternde Eastern-Star Ti Lung glänzt in der Hauptrolle, Chow Yun-Fat wurde als Zahnstocher-kauender Mark zur Kultfigur. Ein Film, der in der Summe weit mehr ist, als seine glänzend choreographierten Shoot-outs.
A Better Tomorrow(1986) – John Woo pic.twitter.com/S319B2qP96
— ??????????? (@_sinesapiens_) April 22, 2021
Infernal Affairs
Bevor Martin Scorsese mit The Departed bei der Oscarverleihung 2007 groß abräumen konnte, sorgte schon 2002 die Vorlage unter Fans des Mafiafilm-Genres für große Begeisterung. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen einem Maulwurf bei der Polizei und einem Undercover-Ermittler in den Reihen eines großen Syndikats bietet jedoch auch heute noch genug Anreize, um entdeckt zu werden – auch wenn man das Remake bereits kennt. So unterscheiden sich die Hauptfiguren, also die Gegenspieler, die hier von Andy Lau und Tony Leung gespielt werden, deutlich von den Varianten der US-Fassung.
Was Original und Remake jedoch verbindet, ist die herausragende Darbietung des Gangsterbosses. Auch, wenn sich die Charakterzeichnung von Eric Tsang und seinem Pendant Jack Nicholson deutlich unterscheidet, schaffen es beide schon mit dem Betreten eines Raums dafür zu sorgen, dass bei allen Anwesenden und gleichsam beim Publikum der Atem stockt. Eine fast wahnsinnige Unberechenbarkeit und ein Hang zur Brutalität zeichnet beide aus. Aber Tsangs Figur Hon Sam ist doch weniger exzentrisch und damit fast noch angsteinflößender. Auch im Gewaltgrad und in der Konsequenz legt Infernal Affairs die Messlatte noch eine Stufe höher. Wer davon nicht genug bekommt, für den gibt es zudem noch zwei durchaus sehenswerte Fortsetzungen.
Es war einmal in Amerika
1984 erschien mit Es war einmal in Amerika der Abschluss der berühmten „Amerika-Trilogie“ von Meisterregisseur Sergio Leone. Das Mafiaepos mit Robert De Niro und James Woods in den Hauptrollen erzählt über mehrere Jahrzehnte die epische Geschichte einer Gruppe von Freunden, die im kriminellen Milieu von New York zu skrupellosen Mafiosi heranwachsen. Mit kräftigen Bildern und einem grandiosen Cast erzählt Leone zu den Klängen seines Stammkomponisten Ennio Morricone eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verrat im Amerika der Prohibitionszeit. Dabei hat der Film bei einer Dauer von fast vier Stunden kaum Längen, was vor allem an der herausragenden Regiearbeit Leones und dem sensationellen Drehbuch liegt. Der Film nutzt jede Minute seiner Laufzeit aus, um die Story mit all ihrer Bandbreite eindrucksvoll zum Leben zu erwecken. Es war einmal in Amerika ist ein beispielloses Meisterwerk, das seinesgleichen sucht und für viele als das ultimative Meisterstück von Sergio Leone gilt.
Casino
Martin Scorsese zelebriert den Aufstieg und Fall von Glücksspiel-Experte Samuel „Ace“ Rothstein als eine Art Best-of verschiedener Mafia-Anekdoten. Diese trug er mit Co-Autor Nicholas Pileggi (Goodfellas) in einem dreistündigen, non-linear erzähltem Monster von Film zusammen, der sämtliche Schattenseiten des Lebens in der amerikanischen Mafia abdeckt, gleichzeitig Zeitgeschichte abbildet und das Ende der goldenen Zeiten von Las Vegas beschreibt. Denn neben Sam, der für die Mafia das Casino Tangiers leitet, kommt auch sein Freund Nicky in die Stadt in der Wüste Nevadas. Und der ist ein waschechter Gangster, ein Berufsverbrecher, der die dortige Unterwelt aufmischt und das von der Cosa Nostra bis ins letzte Detail organisierte, aber höchst fragile Konstrukt des legalen Glücksspiels ins Wanken bringt. Opulent ausgestattet, mit Robert De Niro, Joe Pesci und Sharon Stone in den Hauptrollen grandios besetzt und einem Soundtrack voller Evergreens der 60er und 70er kann man Casino zur Speerspitze der Mafiafilme zählen.
Der Pate I + II
Mario Puzos als Auftragsarbeit gestarteter, deswegen aber nicht minder genialer Roman Der Pate über eine fiktionale italienisch-amerikanische Gangsterfamilie diente als Vorlage für die ersten beiden Teile der Trilogie von Francis Ford Coppola. Der erste Part zeichnet den Weg Michael Corleones vom Familienabtrünnigen zum -oberhaupt. Der zweite erzählt parallel die dramatische Familien- und Geschäftsgeschichte und in Rückblenden den Aufstieg der Corleone-Familie durch den Vater, Vito Corleone.
Und muss man hierzu noch groß was sagen? Schauspiellegenden mit Bestleistungen en masse, die perfekt in Szene gesetzt werden. Dazu eine Geschichte, die über die gesamten mehr als sechs Stunden fesselt. Einige der ikonischsten Szenen und Phrasen der Filmgeschichte, Anzüge und Gesten zum Niederknien, großartige Musik und auch sonst alles, was das cinephile Herz begehrt. Die ersten zwei Teile bieten sich dabei gleichermaßen an, sie auf die 1 einer jeden Liste der besten Mafiafilme zu setzen und wir können das Angebot gleich beider Klassiker schlicht nicht ablehnen.
Witness the saga of the Corleone family for the first time in 4K Ultra HD. Celebrate the 50th anniversary of Francis Ford Coppola’s masterpiece The Godfather in select theatres February 25 and on 4K Ultra HD Blu-ray & Digital March 22. #TheGodfather50 ? https://t.co/E3HEcxUS22 pic.twitter.com/mdxeJOybJ6
— The Godfather (@godfathermovie) January 13, 2022
Aber da fehlen doch meine liebsten Mafiafilme?!
Unzufrieden mit unserer Liste der besten Mafiafilme? Es fehlt Tödliche Versprechen – Eastern Promises, Scarface oder GoodFellas? Donnie Brasco mit Johnny Depp und King of New York mit Christopher Walken sind unterschätzt und überhaupt: Was ist mit französischen Vertretern der Mafiafilme wie Der zweite Atem oder Wenn es Nacht wird in Paris? Kein Grund, uns einen abgetrennten Pferdekopf ins Bett zu legen. Schreibt uns gerne, was eure liebsten Mafiafilme sind und wie eure persönliche Top 10 aussieht!
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