Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird – im Film jedoch häufig mit heiß glühenden Pistolen, der Abzug gedrückt von vor Wut brennenden Rächern. Wir haben uns dem Subgenre der Rachefilme zugewandt und präsentiert euch unsere Top 14!
Das Motiv der Rache
Ob in der griechischen Mythologie mit Homers Ilias, im Theater durch Shakespeares Titus Andronicus, der Oper wie in Mozarts Die Zauberflöte oder in Kultfilmen wie Oldboy – das Motiv der Rache zieht sich durch die Geschichte der Kultur wie ein roter Faden. Oder eine sattrote Blutspur. Kein Wunder, ist die Lust auf Rache eine für jeden nachvollziehbare, zutiefst menschliche Emotion. Umso faszinierender wird es für uns nur, da die meisten Rachehandlungen in unserer Gesellschaft glücklicherweise strikt verboten sind. Doch fiktive Abhandlungen unserer negativen Gefühle können dagegen eine kathartische Wirkung entfalten. So können wir neben den Bildern auch unsere Emotionen auf die Leinwand projizieren. Dass Rachefilme freilich auch äußerst fragwürdig sein können, steht außer Frage. Die besten Genrevertreter sind demnach auch diejenigen, die diese Ambivalenz selbst thematisieren.
So gibt es gleich zu Beginn von Quentin Tarantinos Kill Bill Vol. 1 eine großartige Szene, in der die Braut (Uma Thurman) an Vernita Green (Vivica A. Fox) Rache verübt – und danach von den unschuldigen wie ungläubigen Augen derer Tochter angestarrt wird. Rache erscheint immer nur aus einer Perspektive als „das Richtige“, das weiß hier auch die Rächerin. Tarantino nutzt und befriedigt das Rachegelüste des geneigten Kinogängers dabei bekanntermaßen regelmäßig. Und auch Regisseur Park Chan-wook widmete mit seiner Vengeance-Trilogie ganze drei Filme diesem Thema; auch in seinem letzten Spielfilm, The Handmaiden, kommt das Motiv wieder vor.
Was sind Rachefilme?
Eine hundertprozentig eindeutige Definition für Rachefilme gibt es nicht. So könnte man auch argumentieren, dass beispielsweise Ocean’s Eleven diesem Subgenre unterzuordnen sei. Schließlich geht es beim Casino-Raub nicht nur um die Bestätigung des eigenen Egos und ökonomische Interessen, sondern für Ocean selbst auch darum, dem neuen Liebhaber der Verflossenen eins auszuwischen. Die Einordnung des humor- und stilvollen Heist-Movies wirkt aber allein schon intuitiv falsch. Zudem rückt das Motiv immer weiter in den Hintergrund, und für die namensgebenden elf diebischen Mitstreiter spielt dieses eh keine Rolle. Auch in Sicario ist der von Benicio Del Toro gespielte Alejandro Gillick von Rache getrieben – sein Vorhaben nimmt aber nur einen kleinen Teil der interessanten Grenzgeschichte ein und steht keineswegs im Fokus.
Bei der Wahl der besten Rachefilme durch die Filmtoast-Redaktion musste also eines der folgenden Kriterien zutreffen: Entweder steht der Wunsch nach Rache von vornherein im Mittelpunkt der Story, oder aber es stellt sich bis zum Ende heraus, dass die Protagonisten von Anfang an durch Rache angetrieben sind. Hier nun also unsere Topliste der 14 besten Rachefilme!
Die 14 besten Rachefilme
- Promising Young Woman
- The Crow
- The Revenant
- Mandy
- Die Braut trug schwarz
- Braveheart
- Nocturnal Animals
- Ein Mann sieht rot
- Tony Arzenta
- Lady Snowblood
- Jack rechnet ab
- Spiel mir das Lied vom Tod
- Kill Bill Vol. 1 & 2
- Oldboy
Promising Young Woman (2021)
Rachefilme behandeln häufig – mal mehr, mal weniger offensichtlich – auch aktuelle Themen, die den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen. Was dabei schnell ins Plakative abgleiten kann, schaffte jedoch kaum ein anderer Genrebeitrag der letzten Jahre so intelligent und mit Nachdruck in seine Story einzubauen wie Promising Young Woman. Das Regiedebüt von Emerald Fennell webt in einen extrem packenden Thrillerplot einen bissigen Kommentar auf die #metoo-Debatte ein und weiß mit seiner Ambivalenz, die dem Plan der Protagonistin innewohnt, sein Publikum noch lange über den Kinobesuch hinaus zum Nachdenken anzuregen.
Vor allem männlichen Zuschauern wird hier schonungslos vor Augen geführt, dass die Grenzen zwischen Zustimmung und Ablehnung stets der Deutungshoheit ihrer Partnerin obliegt. Doch auch über diesen modernen Perspektivwechsel hinaus ist der Thriller im Genre der Rachefilme eine Besonderheit. Der Grund der Rachemission von Carey Mulligans Cassie ist eben nicht ein selbst erlebtes Trauma, sondern eine Mischung aus Schuldgefühlen und Obsession, die aus dem Verlust einer ihr sehr wichtigen Person heraus entstanden ist. Mehr sollte man im vornherein eigentlich auch gar nicht wissen und am besten möglichst uninformiert an den Film herangehen. Dann wird man von der schauspielerischen Extraklasse der Hauptdarstellerin, genau wie von der intensiven Inszenierung und dem lange nachhallenden Ende förmlich weggeblasen.
The Crow (1994)
Rache ist seit jeher ein Leitmotiv in der Welt von Film und Comic. So auch in James O’Barrs Kultcomic The Crow. Um den Tod seiner Freundin zu verarbeiten, erschuf O’Barr den Rockmusiker Eric Draven, der zusammen mit seiner Verlobten von einer skrupellosen Gang ermordet wird und anschließend mithilfe einer Krähe von den Toten zurückkehrt, um Rache zu nehmen. Sowohl der Charakter als auch die Stimmung des Comics waren dabei stark an die Band Joy Division und deren verstorbenen Frontmann Ian Curtis angelehnt. Der Comic avancierte rasch zum Kulthit und Eric Draven wurde zu einer Ikone in der Goth-Szene.
1993 machte sich schließlich der junge Regisseur Alex Proyas daran, den Comic zu verfilmen. Die Hauptrolle wurde von Brandon Lee, dem Sohn von Bruce Lee, verkörpert, dessen Unfalltod am Set ihn zu trauriger Berühmtheit verhalf. Der Film hält sich dabei konsequent an die Vorlage und entführt den Zuschauer in eine dunkle und verregnete Welt, in der es vor Nihilismus und Melancholie nur so trieft. Eric Draven ist eine von Rachegedanken und Schmerz zerfressene untote Seele, die sich mit kompromissloser Härte durch die Reihen des Verbrechers Top Dollar mordet – und dabei trotz allem zutiefst menschlich erscheint. Auch dank des grandiosen Lee.
The Revenant (2015)
Das Rachemotiv in seiner archaistischen Form „Auge um Auge“ wurde selten in so schöne Bilder verpackt wie in The Revenant von Alejandro González Iñárritu. Die Geschichte spielt im frühen 19. Jahrhundert und handelt von einem Trapper, der nach einem Bärenangriff auch noch von seinen Kameraden verraten wird. Nach der Ermordung des Sohnes direkt vor seinen Augen wird er zum Sterben zurückgelassen. Doch der Wille, für das Unrecht Rache zu bekommen, mobilisiert übermenschliche Kräfte und Instinkte und hält den totgeglaubten Hugh Glass am Leben.
Der Kampf mit der Witterung unter den erschwerten Voraussetzungen macht den Film auch ohne den Racheplot, als reine Survival-Geschichte, schon zu einer intensiven Erfahrung, als wäre man selbst mit in der Eiseskälte. Doch die Aspekte, die den Film zu einem Meisterwerk machen – und für die er auch zurecht mit etlichen Preisen ausgezeichnet wurde – sind die bestialische Virtuosität, die Leonardo DiCaprio in seine Rolle als auf Rache Sinnender gepackt hat und die gemäldeartigen Aufnahmen, die die Dimension dieses Überlebenskampfes erst voll zur Geltung bringen. Und auch wenn DiCaprio hierfür der einzige im Cast ist, der mit einem Oscar für seine Leistung belohnt wurde, so spielt auch der Rest der Besetzung, vor allem aber Tom Hardy, groß auf.
Mandy (2018)
Anfang der 80er-Jahre lebt Red (Nicolas Cage) mit seiner Frau Mandy (Andrea Riseborough) abgeschieden in einem Waldhaus irgendwo im Nordwesten der USA. Er Holzfäller, sie Malerin werden jäh entzweit, als eine geheimnisvolle Sekte Mandy entführt und im Beisein Reds opfert. Während die erste Hälfte von Panos Cosmatos‘ Mandy als unheimlicher, extrem entschleunigter Fiebertraum daherkommt, tief getränkt in Rot- und Blautöne wie Argentos frühe Giallo-Werke, schaltet der Film in der zweiten Hälfte auf einen konsequenten Rachefilm ohne Schnörkel und Sperenzien um. Rache wird hier als wahnsinnig brutaler, aber zugleich spaßiger Horrortrash serviert. Und wer könnte dies besser performen als Nic „Overacting“ Cage, der mit einer selbstgeschmiedeten Axt loszieht, um alle Kult-Anhänger und Beteiligten am Mord seiner Frau in Stücke zu zerlegen? Selten war Rache so stylish, spaßig – und natürlich blutig!
Die Braut trug schwarz (OT: La Mariée était en noir, 1968)
1968 – sechs Jahre nach seinem mehrtägigen, in Buchform legendär gewordenen Interview mit Alfred Hitchcock kam François Truffaut wohl offensichtlichste Hommage an den Meisterregisseur und Brieffreund ins Kino. Jeanne Moreau spielt Julie Kohler, eine Braut, deren Bräutigam noch am Hochzeitstag vor der Kirche erschossen wurde. Jahre später hat sie alle Täter ausfindig gemacht und arbeitet ihre Todesliste gewissenvoll (nun ja) ab. Klingt vertraut? Tarantino nutzte die auf Cornell Woolrichs gleichnamigen Roman basierende Prämisse später für sein Racheepos Kill Bill. Die Filme unterscheiden sich jedoch fundamental; während der mittlerweile auch bereits vor fast 20 Jahren erschienene Zweiteiler wesentlich verrückter und (im besten Sinne) aufgeblasener daherkommt, bleibt Die Braut trug schwarz eine bodenständigere Mischung aus klassischem Hollywood-Kino a là Hitchcock und Elementen der Nouvelle Vague. Moreau und die etlichen anderen französischen Stars dieser Zeit sind großartig, die Racheakte äußerst kreativ, der Film wahnsinnig unterhaltsam.
François Truffaut and Jeanne Moreau on the set of „La mariée était en noir“ (1968) pic.twitter.com/ZmhrXVNhc8
— Le Cinéma (@lecinema_) January 5, 2017
Braveheart (1995)
Mitte der 90er war Mel Gibson den meisten als Schauspieler bekannt, bevor er bei Der Mann ohne Gesicht zum ersten Mal Regie führte. Für seine zweite Regiearbeit wählte er einen historischen Stoff, den er in ein kongeniales Epos über Freiheit, Aufopferung und Rache verwandelte – und der letztendlich mit fünf Oscars gewürdigt wurde. Die Geschichte folgt (sehr) lose dem Leben des schottischen Rebellenführers William Wallace. Durch einen schweren Schicksalsschlag auf Rache sinnend, zettelt er einen Guerillakrieg gegen die Engländer an, der den Schotten schließlich die Freiheit bringen sollte. Die Hauptfigur sinnt zunächst auf blinde Rache, erfährt im Laufe der Handlung aber eine Läuterung und setzt ihren Zorn für ein größeres Gut ein – eine klassische Heldengeschichte mit viel Pathos. Und erkämpft sich so seinen Platz auf dieser Liste, auch weil ähnliche Geschichten wie etwa Gladiator oder The Last Samurai in den nachfolgenden Jahren immer wieder ihren Weg auf die große Leinwand fanden.
Nocturnal Animals (2016)
Nocturnal Animals ist komplexer als die meisten Rachefilme. So erzählt er innerhalb seiner Welt eine fiktive Geschichte, um parallel immer wieder in die Realität zu wechseln. Während die fiktive Buchgeschichte sich mehr und mehr in eine Rachehandlung begibt, ist das in der Story der realen Welt um Amy Adams gar nicht so eindeutig. Aber auch dort lauert, je nach Interpretation, eine Rachegeschichte. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Erzählsträngen erzeugt einen Sog, der so sehr nachwirkt, wie man es nur selten in Filmen erlebt. Besonders die Ebene um Edwards Buch ist wahnsinnig elektrisierend und vereinnahmt den Zuschauer von Minute zu Minute mehr, auch wegen dem intensiven Schauspiel von unter anderem Jake Gyllenhaal, Aaron Taylor-Johnson und Michael Shannon. Die Rache spielt in Nocturnal Animals eine versteckte Rolle, dennoch ist sie treibende Kraft im Film, sodass dieser in unserer Liste nicht fehlen darf.
#NocturnalAnimals was shot on celluloid film to create a grainy texture and capture the raw, visceral tone of the story. pic.twitter.com/cIrdtspmlA
— Focus Features (@FocusFeatures) November 18, 2021
Ein Mann sieht rot (OT: Death Wish, 1974)
Wenn jemandem ein geliebter Mensch gewaltsam entrissen wird, gesellt sich meist zur Trauer die Wut. Doch was ist, wenn man keinen Schuldigen ausmachen kann, auf den diese Wut sich kanalisieren lässt? Was ist, wenn man Rache will, aber es niemanden gibt, an dem man Rache nehmen kann? Charles Bronson projiziert als Architekt Paul Kersey die Gefühle, die der Mord an seiner Frau in ihm auslöst, auf das Verbrechen in ganz New York. Der eigentlich eingeschworene Pazifist sucht Erlösung als Vigilant, als selbsternannter Verbrechensbekämpfer. Des Nachts streift er durch die dunklen Ecken des Big Apple, dort wo das Verbrechen lauert. Und wer den Versuch unternimmt, ihn zu bedrohen oder anzugehen, findet durch seinen Revolver den Tod.
Nach einem Roman von Brian Garfield (Death Sentence – Todesurteil) inszenierte Michael Winner einen kontrovers diskutierten Klassiker des Rachefilms. Ein Mann sieht rot ist weniger durch Action getrieben und auch kein spannungsgeladener Thriller. Im Mittelpunkt steht die Person Kerseys, seine aufkeimende Verzweiflung, die sich in einem gewaltsamen Kreuzzug gegen das Verbrechen entlädt. Einen großen Teil davon nimmt die Reflektion seiner Taten als unbekannter Rächer ein. Er wird von den Bewohnern der Stadt und der Presse zum Helden stilisiert. Die Polizei dagegen fürchtet um die Folgen dieser verzerrten Wahrnehmung des Mannes, der sich als Richter und Henker aufspielt. Und der Zuschauer muss für sich selbst entscheiden, ob Kersey nun ein trauriger Held ohne Ziel ist oder nur eine fehlgeleitete Seele, der nur Symptome einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft mit aller Härte zu bekämpfen versucht.
Tony Arzenta – Tödlicher Hass (OT: Tony Arzenta, 1973)
Tony Arzenta (Alain Delon) möchte aus seinem Business als Auftragskiller aussteigen, der ihn beschäftigenden kriminellen Organisation ist dieses Vorhaben allerdings ein Dorn im Auge – er weiß zu viel. Als bei einem geplanten Anschlag auf ihn stattdessen seine Frau und sein Kind getötet werden, wird er zu seinem eigenen Auftragskiller: Es ist Zeit für Rache. Sicher, die Story verdient keinerlei Kreativpreise, ist hier aber auch schnurzpiepegal. Alain Delon, wie in Der eiskalte Engel mit distanzierter Coolness agierend, entfaltet in seinen stylishen wie brutalen Racheakten eine kathartische Wirkung sondergleichen – fürs Publikum, für ihn eher weniger. Auf seinem blutigen Pfad von Mailand nach Kopenhagen und zurück wird ein bis zum durchaus überraschenden Finale ein wahnsinnig spannender Rachefilm erzählt. Der italienisch-französische Poliziottesco von Duccio Tessari ist toll gefilmt und wird musikalisch perfekt untermalt von Gianni Ferrio. Ein sehr unterschätztes Werk – damals auf dem Index, heute für alle Abonnenten auf Netflix zu sehen.
Lady Snowblood (OT: Shurayuki-hime, 1973)
Die zierlich wirkende Yuki wurde für den Pfad der Rache geboren. Drei Männer und eine Frau töteten einst ihren Vater im Zuge eines gewaltigen Betrugs, bei dem sie die Einwohner einer Provinz schröpften. Ihre Mutter landete im Gefängnis, wo sie ihr das Leben schenkte und sie auf ihre Aufgabe einschwor. Ein Schwertmeister und eine Diebin unterwiesen sie, gaben ihr die Mittel in die Hand, die sie auf ihren Weg brauchen würde. Als Auftragsmörderin zieht sie übers Land, mit tödlicher Klinge und das Ziel fest im Blick. Elend wie Schönheit, Rechtschaffenheit wie Korruption ziehen dabei unbeachtet an ihr vorbei.
LADY SNOWBLOOD (1973)
Cinematography by Masaki Tamura
Directed by Toshiya Fujita
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Mit seiner in mehrere Kapitel unterteilte Erzählung, die stets mit Rückblenden prägnanter Ereignisse beginnen, nahm Lady Snowblood die Struktur vorweg, die Quentin Tarantino später für sein Epos Kill Bill wählte. Exzellent fotografiert folgt der Film der genauso zierlichen wie abgründigen Meiko Kaji als eiskalte Rächerin. Sie lebt nur für die Rache, gönnt sich keine eigenen Wünsche, keine Liebe und keine Zukunft. Immer wieder wird die kunstvolle Bildgestaltung durch kurze, aber blutige Eruptionen von Gewalt durchbrochen – eine perfekte Choreographie ähnlich eines Totentanzes. Und am Ende kehrt der Kreislauf der Gewalt zu Yuki selbst zurück. Trotzdem folgte im Jahr 1974 eine Fortsetzung, in der dann ein Liebeslied der Rache gesungen wird.
Jack rechnet ab (OT: Get Carter, 1971)
Mit Jack Carter legt man sich nicht an. Der Gangster aus Newcastle hat sich durch seine Gradlinigkeit und seine kompromisslose Härte einen guten Ruf bei seinen Bossen in London erarbeitet. Doch als sein Bruder Frank stirbt, kehrt er zurück in die alte Heimat. Er will ihn nicht nur zu Grabe tragen. Denn etwas stimmt nicht mit den Geschichten um seinen Unfalltod. Carter besucht alte Bekannte und Franks Familie. Schnell ist er sich sicher, dass seine Fragen nicht erwünscht sind und einflussreiche Leute alles versuchen, um seinen Besuch schnell zu beenden. Aber da haben sie die Rechnung ohne Carter gemacht, denn wenn er erst einmal Blut geleckt hat, hört er nicht auf.
Now half a century old, Get Carter remains one of the UK’s finest gangster films. We went in search of its Tyneside locations https://t.co/ETR8Zu9qAz pic.twitter.com/W1DjwaKFO9
— BFI (@BFI) July 13, 2021
Michael Caine ist als Gangster mit dem Gemüt einer britischen Bulldogge eine Urgewalt. Mit ihm im Mittelpunkt taucht die Geschichte ein in eine Welt voller Untiefen. Die alten Bekannten des Gangsters tragen zwar ein Lächeln als Maske, die aber schnell fallen und in schroffe Drohgebärden umschwenken kann. Und im Hintergrund zieht das Geld an den Strippen, getrieben von Gier und Geltungsbedürfnis. Es ist ein gutes Gefühl, wenn der ebenso skrupellose Carter hier eine Schneise aus gebrochenen Knochen, Blutlachen und einem immer größer werdenden Stapel von Leichen reißt. Der beste britische Rachefilm. Punkt.
Spiel mir das Lied vom Tod (OT: C’era una volta il West, 1968)
Die Todesmelodie von, natürlich, Ennio Morricone kennt jeder. Den Film hoffentlich auch. Die opernhafte Geschichte, die Regisseur Sergio Leone gemeinsam mit Dario Argento und Bernardo Bertolucci skizzierte, wird vorangetrieben durch Mord, Gier und Rache. Henry Fonda, bis zu diesem Film stets auf Heldenseite, spielt mit Frank wohl eine der größten Drecksauen der Filmgeschichte; seine strahlend blauen Augen stehen dabei im Kontrast zur sonst sandig-kargen Landschaft des Italo-Westerns. Ein Namenloser (Charles Bronson), stets mit Mundharmonika „bewaffnet“, will sich an ihm rächen. In der epischen Schachtelgeschichte trifft dieser auf die clevere Prostituierte Jill (Claudia Cardinale) und den rauen Cheyenne (Jason Robards). Wer in diesem Vierergespann auf wessen Seite steht, falls überhaupt, bleibt dabei lange im Unklaren.
ONCE UPON A TIME IN THE WEST:
Henry Fonda, Claudia Cardinale, Sergio Leone, Charles Bronson and Jason Robards. pic.twitter.com/ZjOIJG3q9I
— Distracted Film (@distractedfilm) January 27, 2021
Leone inszenierte die Szenen auf die schon vor Drehbeginn komponierten, meisterhaften Stücke von Morricone, was den einzelnen Momenten noch mehr Tragweite gibt. Ein absolutes Meisterwerk. Das Motiv der Rache wird allerdings erst gegen Ende offenbart, weswegen sich zwei andere, ebenso großartige Werke in dieser Topliste der besten Rachefilme knapp gegen den Spaghetti-Western durchsetzen konnten.
Kill Bill Vol. 1 & 2 (2003 & 2004)
In den 1980er-Jahren arbeitete Quentin Tarantino bekanntermaßen im Verleihgeschäft Video Archives in Los Angeles. Mit seinen Kollegen stellte er dort jede Woche eine besondere Auswahl für cinephile Kunden zusammen; von Spaghetti-Western über Blaxploitation zu Kung-Fu-Filmen bis zur Nouvelle Vague. Das Kill Bill-Epos ist durchaus als Fortsetzung dieser Idee von und für Kinoverrückte zu sehen, doch präsentierte er nun der ganzen Welt einen wilden Filme-Remix. Während der erste Teil an das japanische Actionkino erinnert, flötet der zweite eher die Töne eines Italo-Westerns – und in den insgesamt über vier Stunden Laufzeit sind dabei unzählige Zitate von Filmen aller Genres enthalten.
Die Geschichte erinnert in ihren Grundzügen stark an Die Braut trug schwarz, die Figur der O-ren Ishii an die Protagonistin aus Lady Snowblood. Doch Tarantino schafft es stets, seinen Figuren, seiner Handlung, seinen Bildern einen eigenen Drive zu verpassen, etwa wenn er als Rückblende eine Anime-Sequenz einbaut, die auf überraschende Weise passend mit den Italo-Western-Klängen von Luis Bacalovs musikalischem Thema zu Drei Vaterunser für vier Halunken untermalt wird. Gänsehautkino zum mitfiebern, mitleiden und staunen. Ein meisterhaftes Racheepos.
Oldboy (OT: 올드보이, 2003)
Das Szenario ist so einfach wie hochspannend: Protagonist Oh Dae-su (Choi Min-sik) wird von Unbekannten ganze 15 Jahre lang in einem kleinen Zimmer eingesperrt – scheinbar grundlos. Ähnlich unverhofft wie seine Entführung erfolgt dann auch seine plötzliche Freilassung. Ab dem Moment treiben ihn nur noch zwei Gedanken an: Herauszufinden, wer hinter all dem steckt, und – natürlich – Rache. Auf dieser Reise erwartet uns neben einer packenden Story, bei der man sich wirklich nie sicher sein kann, was als nächstes passiert, auch großartig choreographierte und schonungslos brutale Kampfszenen sowie ein anmutiger Score, der dem Ganzen eine dreckige Schönheit verleiht. Als wäre der Film nicht sowieso schon genug Schlag in die Magengrube, wartet er dazu noch mit einer nahezu berüchtigten Wendung auf, dank der man direkt auf eine zweite Sichtung des Films brennen wird.
Rachefilme, Rachefilme, Rachefilme, …
… und noch mehr Rachefilme findet man sowohl im Blockbuster-Kino als auch im Arthouse-Segment. Euch fehlen prominente Rächer wie John Wick oder Brian Mills aus der Taken-Trilogie? Oder die Sasori-Quadrologie mit Meiko Kaji? Kein Grund, sich aufzuregen. Die Filmtoast-Redaktion kürt in dieser Liste ihre persönlichen Lieblinge, natürlich rein subjektiv – wie jede Topliste. Welche Filme würden es bei euch in die Topliste der besten Rachefilme schaffen? Welche Schauspieler dürfen nicht fehlen? Und welcher Regisseur muss unbedingt vertreten sein? Schreibt uns gerne eure Meinung!
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