Ruth Bader Ginsburg ist ein leuchtender Stern am Himmel der Gleichberichtigungs-Aktivisten. Mit Die Berufung hat der steinige Weg der verbissenen Kämpferin 2018 eine Verflilmung bekommen. Doch schafft es diese auch, das Thema sehenswert zu veranschaulichen? Die Antwort darauf findet ihr in unserer Review!
No data available.Darum geht’s in Die Berufung
Ruth Bader Ginsburg (Felicity Jones) kämpft für gleiche Rechte, egal ob nun für Männer oder für Frauen. Auf ihrem Weg zur Richterin des obersten Gerichtshofs der USA werden ihr jedoch eine erhebliche Menge an Steinen in den Weg gelegt, die es vorerst zu überwinden gilt. Als sie 1956 als eine von nur sechs Frauen einen juristischen Abschluss an der Universität Havard erhält, kommt die Sache jedoch langsam in Bewegung. Mit ihrem Ehemann Martin (Armie Hammer) an der Seite, mit Verbissenheit und Konsequenz macht sie sich daran, das System der Diskriminierungen zum Einsturz bringen. Sie marschiert voraus und stößt auf einen Präzedenzfall, der das Potential hat, alles zu verändern. Ganz zum Missfallen der alten Garde.
Geballte Frauenpower
„Das Wort Frau kommt nicht ein einziges Mal vor in der Verfassung der Vereinigten Staaten.“
„Genauso, wie das Wort Freiheit, euer Ehren.“
In einem grauen Meer an Herrenanzügen sticht die Pionierin der Gleichberechtigung in einer der ersten Szenen im Film nicht nur mit ihrem himmelblauen Kleid und Geschlecht heraus, nein, sie tut es vor allem durch ihre Worte und dem, was sie damit auslöst. Gegen den Strom der damaligen Zeit anschwimmend hat Ruth Bader Ginsburg eine ganze Generation wachgerüttelt und dabei stets, trotz vieler bitterer Rückschläge, ihre Position gewahrt. Aber wie schlägt sich die filmische Umsetzung der gefeierten Ikone RGB?
Auch für Laien zugänglich?
„Ein Gericht sollte nicht vom täglichen Wetter beeinflusst werden. Wohl aber vom Klima der jeweiligen Ära.“
Selbst als Laie, der mit der Thematik kaum Berührungspunkte hat, führt Regisseurin Mimi Leder (Deep Impact) den Zuschauer gut durch den Film, zu dem übrigens Ginsburgs Neffe Daniel Stiepleman das Drehbuch verfasste. Zudem verrennt sich eben dieses zu keinem Zeitpunkt in Kleinigkeiten oder zu vielen Details, was bei der außerordentlichen Geschichte von Ginsburg gar nicht mal so einfach gewesen sein dürfte. Außerdem wird auch das amerikanische Justizsystem, das sich mitunter ja deutlich von dem in Deutschland unterscheidet, verständlich durchleuchtet und veranschaulicht. Somit dürften sich die Kernpunkte des Films dank der klaren Struktur dem breiten Publikum leicht erschließen, aber auch den informierteren Zuschauer sollten nur wenig Fläche zum Meckern geboten sein. Letzten Endes liefert Die Berufung Heldenverehrung und Heroisierung, die im Übrigen erfreulicher Weise ohne überschwänglichen Pathos auskommt.
Zu wenig Ecken und Kanten
Die Berufung hat ein vortreffliches Darsteller-Ensemble zu bieten, das an sich so gut wie auf ganzer Linie zu überzeugen vermag. Mit Felicity Jones (Rogue One: A Star Wars Story) und Armie Hammer (Call Me By Your Name) haben wir ein sympathisches und vor der Kamera gut harmonierendes Leinwand-Paar und auch Schauspiel-Schwergewicht Kathy Bates gibt sich in einer leider etwas kurz geratenen Rolle die Ehre.
Wer aber Interviews und Dokumentationen von und mit der echten Ginsburg gesehen hat, der stellt fest, dass Felicity Jones zwar wie gewohnt zauberhaft spielt und ihren Job an sich wirklich sehr gut macht, doch im Gegensatz zu der echten Ginsburg wirkt Jones in Streitgesprächen, in denen es nun wirklich um etwas geht, dann doch etwas zu glatt und zurückhaltend. Dasselbe könnte man indes der Inszenierung ebenso vorwerfen: Alles wirkt recht formelhaft und bietet wenig Ecken und Kanten, was gerade bei dem verwendeten Thema schon einer Farce gleichkommt. Letzten Endes fehlt hier einfach das letzte Quäntchen Biss, um Die Berufung von einem grundsoliden bis guten Biopic, zu einem herausragenden zu machen.
Mein Fazit zu Die Berufung
Das Biopic und Drama Die Berufung porträtiert seine bemerkenswerte Juristin Ruth Bader Ginsburg äußerst gelungen. Er veranschaulicht das Thema rund um die gesellschaftliche Anerkennung der modernen Frau vor allem für Neueinsteiger sowohl kurzweilig als auch verhältnismäßig tiefgehend. Obgleich in dem Film eigentlich nur ein einziger großer Präzedenzfall thematisiert wird, bekommt man doch einen guten Eindruck über die damaligen Verhältnisse und Komplikationen und vor allem über Ginsburgs kraftvoll inszenierten Werdegang in ihren Anfangsjahren. Ansonsten ist der Rest wirklich souverän, obgleich beinahe schon pedantisch formelhaft inszeniert, und weiß ebenso, wie die superbe Darsteller-Garde, zu gefallen. Nichtsdestoweniger wird man den Beigeschmack nicht los, dass alles einen Ticken zu blass geraten ist und der wahre Biss, der die echte Ginsburg so ausmacht, durch diese glatte Oberfläche etwas verloren geht.
Unsere Wertung:
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