Es gab eine Zeit zwischen Ende der 50er und Anfang der 70er, da galt ein kleines, britisches Studio als Synonym für den damals angesagten Gothic-Horror. Habt ihr Lust auf Oldschool-Horror der Farbfilmzeit? Wir präsentieren euch im Folgenden die besten 12 Hammer Horrorfilme!
Die Hammer Horrorfilme begründen britische Horror-Tradition
1934 gegründet, hatten die Hammer Films Studios ihre ersten Jahre nach dem 2. Weltkrieg zu einem großen Teil mit Thriller- und Krimi-Kost bestritten. Mitte der 1950er erfolgte ein Umbruch im Studio. Aufgrund des Erfolges des BBC-Straßenfegers The Quatermass Experience sicherte man sich die Verfilmungsrechte des Mehrteilers mit Option für die Nachfolger. Der bei uns als Schock (1955) betitelte, noch in schwarz/weiß fotografierte, Sci-Fi-Horror wurde ein Erfolg, sodass Hammer schon bald mit dem zweiten Teil, Feinde aus dem Nichts (1956), nachzog. Der dritte Teil der Reihe, Das grüne Blut der Dämonen, erschien erst 1964 und dann auch in Farbe.
Danach trug man sich mit dem Gedanken, ein Remake von Universals Klassiker Frankenstein zu produzieren. Trotz Widerstand aus Hollywood entstand die erste Farbversion des Stoffes, Frankensteins Fluch (1957), und überzeugte am Box Office. Darauf ging das strauchelnde Traditionsstudio eine Kooperation mit der britischen B-Schmiede ein und gab eine Neuverfilmung von Dracula in Auftrag, die das Studio und seine Stars quasi über Nacht weltberühmt machte. Es folgten noch weitere Hollywood-Kooperationen, nach Universal auch u.a. mit MGM, 20th Century Fox und Warner Brothers. Nach Welterfolgen wie Rosemaries Baby und Der Exorzist gingen die großen Studios wieder dazu über, selbst Genrefilme zu produzieren. Der Horror war salonfähig geworden, die Briten als Zulieferer überflüssig. Ab Anfang der 80er-Jahre realisierte Hammer Films noch die Horror-Anthologie-Serien Gefrierschocker und Vorsicht, Hochspannung! fürs TV. Dann schlossen sich die Pforten des Kult-Studios.
Wichtige Akteure vor und hinter der Kamera
Geradezu legendär sind die Hammer Horrorfilme mit dem Duo Christopher Lee und Peter Cushing. Vor der Kamera meist Kontrahenten, waren sie im echten Leben gute Freunde. Zusammen mit Regisseur Terence Fisher formten sie das Dream-Team der Hammer Films, sorgten in dieser Konstellation nicht nur mit Frankensteins Fluch und Dracula, sondern im Anschluss auch mit Der Fluch der Pharaonen (1959) und Der Hund von Baskerville (1959) für Horror-Hits. Insgesamt drehte das Duo Lee/Cushing ganze 24 Filme zusammen, natürlich nicht nur Hammer Horrorfilme, davon sechs unter der Regie von Terence Fisher. Auch der spätere Schauspiel-Star Oliver Reed (Die Teufel, Gladiator) verdiente sich bei den Horror-Spezialisten seine ersten Sporen als Darsteller, er spielte u.a. die Hauptrolle im einzigen Werwolf-Film des Studios, Der Fluch von Siniestro (1961).
Reaktivierung der Hammer Horror Filme
2007 kaufte der niederländische Produzent John De Mol, der Gründer von Endemol (Big Brother, Wer wird Millionär?, Traumhochzeit), Namen und Katalog des seit Jahren brachliegenden britischen Studios. Mit der Web-Serie Beyond the Rave, die 2008 über die Social-Media-Platform MySpace veröffentlicht wurde, traten die Hammer Films Productions erstmals wieder in Erscheinung. Seither wurden unter dem Label der Hammer Films u.a. das Remake Let me in (2010), der überaus erfolgreiche Die Frau in Schwarz (2012) und zuletzt das Horror-Drama The Lodge (2019) vom Stapel gelassen.
Die besten 12 Hammer Horrorfilme
- 12. Die Frau in Schwarz (2012)
- 11. Nächte des Grauens (1966)
- 10. Draculas Hexenjagd (1971)
- 09. Sie sind verdammt (1962)
- 08. Blut für Dracula (1966)
- 07. Die Rache der Pharaonen (1959)
- 06. Feinde aus dem Nichts (1956)
- 05. Der Hund von Baskerville (1959)
- 04. Die Braut des Teufels (1967)
- 03. Das grüne Blut der Dämonen (1967)
- 02. Frankensteins Fluch (1957)
- 01. Dracula (1958)
12. Die Frau in Schwarz (2012)
Die Geistergeschichte mit Daniel Radcliffe, der als „Harry Potter“ bekannt wurde, erzählt von einem jungen Anwalt, der in einem abgelegenen Dorf den Nachlass einer Verstorbenen regeln soll. Die Papiere sichtet er in einem nahe gelegenen Herrenhaus, das ein dunkles Geheimnis birgt. Die Frau in Schwarz erfüllt alle Anforderungen an eine unheimliche Gruselgeschichte: Der Protagonist ist durch das Schicksal gebeutelt, die Leute im englischen Hinterland sind ihm feindselig gesinnt, das große Haus ist dunkel und einschüchternd, und die Familie, die hier lebt, hat einige sprichwörtliche Leichen im Keller. Das Ganze ist stimmungsvoll fotografiert, das Ambiente mit einer bedrohlichen Soundkulisse unterlegt. Es ist kaum verwunderlich, dass dieser Film zum bisher größten Erfolg der reaktivierten Hammer Films wurde.
11. Nächte des Grauens (1966)
Auch der altmodische Zombie fand seinen Weg in die Hammer Horrorfilme. In Nächte des Grauens reist Sir James Forbes nach Cornwall, um seinen ehemaligen Schüler Dr. Thompson zu unterstützen. Denn in dem Ort grassiert eine unerklärliche Seuche, der scheinbar gesunde Menschen zum Opfer fallen. Inzwischen blicken die Einwohner argwöhnisch auf den jungen Mediziner, zumal die Leichen der Verstorbenen auf wundersame Weise aus ihren Gräbern verschwinden. Doch die Gefahr geht vom Schloss des Landjunkers Hamilton aus, der eine Silbermine betreibt. Nächte des Grauens ist ein düsterer Film über die Schattenseiten des Kolonialismus und die ausbeuterischen Methoden des Feudalsystems.
10. Draculas Hexenjagd (1971)
Anfang der 70er hatten sich die Sehgewohnheiten der Horrorfans stark gewandelt und die Hammer Horrorfilme versuchten, anhand von etwas mehr Sexappeal dem Rechnung zu tragen. Draculas Hexenjagd stellt deswegen nicht nur das Treiben des von Peter Cushing angeführten Hexentribunals in den Vordergrund, sondern auch die Vorzüge der Zwillingsschwestern Madelaine und Mary Collinson, ihres Zeichens die ersten Zwillings-Playmates in der Geschichte des Herrenmagazins Playboy. Der im Hintergrund die Fäden ziehende Vampir gerät dabei glatt zur Nebensache. Doch die typischen Ingredienzien des Studios und der schon fast manische Auftritt Cushings machten diesen etwas kruden Mix zum Klassiker der zweiten Reihe.
09. Sie sind verdammt (1962)
Nach dem Erfolg des von MGM in England produzierten Sci-Fi-Horrors Das Dorf der Verdammten (1960) zog auch Hammer nach. In Sie sind verdammt bereitet ein Militärwissenschaftler den hypothetischen Wiederaufbau des Landes nach einem Atomkrieg durch eine Gruppe von strahlungsresistenten Kindern voran, die er in einer geheimen Anlage an der Küste versteckt hält und erzieht. Dorthin verschlägt es die Rocker-Gruppe „Teddy-Boys“ unter der Führung von King, gespielt von Oliver Reed. Der verfolgt dabei einen alternden Amerikaner, der Kings Schwester auf einen amourösen Segeltörn mitgenommen hat. Es kommt zur erwartbaren Tragödie, denn Sie sind verdammt unterstreicht nicht nur die dramatischen Aspekte der Geschichte, sondern vermischt sie auch mit Anflügen von Paranoia-Kino.
08. Blut für Dracula (1965)
Christopher Lee, dem das Typecasting aufgrund des Erfolges seiner Hammer Horrorfilme missfiel, kehrte erst acht Jahre später zu seiner Paraderolle zurück. In Blut für Dracula spricht er zudem kein einziges Wort, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tut. Der Film von Terence Fisher ist wunderschön fotografiert und zollt dem Verlangen der Kinogänger nach Blut mit einer sehr eindrucksvollen Auferstehungsszene Tribut. Darin wird dem toten Grafen an seiner Gruft von Diener Gabor ein Opfer dargebracht, das er über dem Grab ausbluten lässt. Zu neuem Leben erweckt, verbreitet er wieder Angst und Schrecken. Der Film kommt handlungstechnisch sehr reduziert, aber dafür auch unglaublich effektiv daher.
07. Die Rache der Pharaonen (1959)
Die Mumie war das dritte Universal-Monster, das Ende der 50er reanimiert wurde. In Die Rache der Pharaonen spielte (natürlich!) Christopher Lee die Mumie, Kumpel Peter Cushing gab den Leiter der Expedition, deren Teilnehmer nun wegen Störung der Totenruhe todgeweiht waren. Dem Treiben vorangestellt ist ein wunderschöner Prolog, der im alten Ägypten spielt, und die Zuschauerschaft gleich in die richtige Stimmung versetzt. Im Anschluss sucht der untote Mörder in Mullbinden ein Opfer nach dem anderen auf, während Cushing nach einem Weg sucht, ihn aufzuhalten. Insgesamt viermal beschwören die Hammer Studios den Fluch der Mumie.
06. Feinde aus dem Nichts (1956)
Außerirdische Invasoren unterwandern die britische Regierung, und nur Professor Quatermass kann ihnen Einhalt gebieten! Mit Feinde aus dem Nichts geht der kultige Weltraumwissenschaftler in sein zweites Abenteuer. Ausgehend von einer Forschungseinrichtung, die anscheinend heimlich nach seinen Plänen gebaut wurde, übernehmen sie langsam die Kontrolle. Es ist nicht klar ersichtlich, wem noch zu trauen ist, denn der Feind könnte jeder sein. Das ist ein Motiv, dessen sich auch Don Siegels Die Dämonischen aus dem selben Jahr bediente. Im Original schlicht Quatermass II benannt, war dies übrigens die erste Fortsetzung, der man eben einfach eine „2“ hinter den Titel geklatscht hat.
05. Der Hund von Baskerville (1959)
Es ist wohl eine der meistverfilmten Detektiv-Geschichten und auch diejenige unter den Fällen von Sherlock Holmes & Dr. Watson, die das meiste Horror-Potenzial mit sich bringt. Kein Wunder, dass auch Hammer Films eine Version von Der Hund von Baskerville, getragen durch ihr Dream Team Lee/Cushing/Fisher, produzierte. Das ländliche Dartmoor sah bis dato wahrscheinlich nie besser aus, aber aufgrund der wenig natürlichen Beleuchtung und der Studiosets nie künstlicher. Komischerweise verleiht dies dem Film aber auch seine traumwandlerische Atmosphäre, die vor allem dann spürbar wird, wenn die Protagonisten eben durch das Moor irren.
04. Die Braut des Teufels (1968)
Entstanden nach einem populären Okkulthorror-Roman des Briten Dennis Wheatley war Die Braut des Teufels vielleicht der letzte meisterhafte Hammer Horrorfilm. Das Duell von Christopher Lee mit dem diabolischen Charles Gray um die Seele seines Schutzbefohlenen gestaltet sich hochspannend und kreuzunheimlich. Gerade der Score von Hammers Hauskomponist James Bernard kommt hervorragend zur Geltung. Selbst etwas angestaubte Effekte, wie etwa eine ins Bild kopierte Vogelspinne, können das Horror-Feeling nicht trüben.
03. Das grüne Blut der Dämonen (1967)
Nach elf Jahren Pause bekam der vormals schwarz-weiße Professor eine Frischzellenkur verpasst. Das grüne Blut der Dämonen erstrahlte in den schönsten Farben und auch die Hauptrolle wechselte vom von Quatermass-Schöpfer Nigel Kneale wenig geliebten Brian Donlevy zum zweifelsohne charismatischen Andrew Keir. Der darf nun ein bei U-Bahn-Arbeiten entdecktes Raumschiff untersuchen, welches insektenartige Wesen vom Mars preisgibt. Die Atmosphäre des Films ist zum Schneiden dicht, der Spannungsaufbau geschieht dabei bedächtig und erst nach einer Weile zieht der Film mächtig an, bis sich die Ereignisse überschlagen. Das ist wahrlich ein Evergreen, der immer wieder funktioniert.
02. Frankensteins Fluch (1957)
Es war der Film, der eine neue Ära des britischen Horrorfilms einläutete. Aufgrund der Klage von Universal drehte man Frankensteins Fluch schließlich in Farbe. Und doch ist diese Version weit düsterer als das Vorbild, denn der vom Ehrgeiz zerfressene Dr. Frankenstein geht hier sprichwörtlich über Leichen, um sein Ziel zu erreichen. Cushings berechnender und skrupelloser Wissenschaftler jagt einem mehr Angst ein als das sichtlich aus faulenden Resten zusammengeflickte Monster. Schon im nächsten Jahr erschien die Fortsetzung, insgesamt sechsmal schlüpfte Peter Cushing in die Rolle. Aber auf seinen Freund Lee musste er dabei fortan verzichten.
01. Dracula (1958)
Sieht man einmal von Murnaus Nosferatu – Ein Symphonie des Grauens ab, ist dies die wohl beste Verfilmung von Bram Stoker’s Dracula. Aus Kostengründe gab es nur wenige Sets, das Skript dampfte die Geschichte auf das Wesentliche ein. Christopher Lee gibt den Vampirfürsten als sexuelles Raubtier, Peter Cushing den analytischen Gegenspieler. Aus Gründen der Zensur musste es bei Gewalt und Erotik bei Andeutungen bleiben, was aber Dracula seine ganz eigene Note verleiht. Es bedeutete zudem die Reanimation der Universal Classic Monsters und etablierte damit die Hammer Horrorfilme als die legitimen Nachfolger des Hollywood-Studios im fantastischen Bereich. Ein wahrer Meilenstein!
Was haltet ihr von den altmodischen Hammer Horrorfilmen? Welchen ihrer Klassiker habt ihr in unserer Liste vermisst?