Blumhouse Productions ist ein Name, bei dem es mittlerweile in einigen Köpfen klingeln dürfte – zumindest wenn man Genrefan ist und sich brennend für Filme aus dem Bereich Horror, Mystery oder Thriller interessiert. Doch wer steckt hinter Blumhouse und was sind eigentlich die besten Blumhouse Filme, die du gesehen haben solltest? Das beantworten wir hier!
https://www.youtube.com/watch?v=7AUSEiY0NFU
Blumhouse Productions: Alles begann mit Paranormal Activity
2000 gründete der US-Amerikaner Jason Blum das Produktionsstudio Blumhouse Productions. Sieben Jahre später folgte dann mit dem ersten offiziell verzeichneten Spielfilm gleich der erste Coup: Paranormal Activity trug das Found-Footage-Erbe von Blair Witch Project in die Moderne und war bei nur 15.000 Dollar Produktionskosten ein unfassbarer finanzieller Erfolg. Am Ende standen offiziell Einnahmen in Höhe von rund 200 Millionen Dollar zubuche. Etliche Sequels folgten und bereiteten den Boden für viele weitere Blumhouse Filme – um die 100 sind bis heute entstanden.
Dabei war das Erfolgskonzept von Blumhouse Productions gewissermaßen bereits mit dem ersten Film geboren. Genrefilme vergleichsweise günstig und mit geringem Risiko zu produzieren und diese im Kino bestenfalls zum großen Erfolg zu führen. Blumhouse Filme sind eher selten schräge, sonderbare und ungewöhnliche Seherfahrungen, wie sie A24 in den letzten Jahren regelmäßig aus dem Hut zaubert. Stattdessen wirken viele Blumhouse Filme wie sehr genau kalkulierte Fanpleaser, die geradewegs die Wünsche von Horror- und Thriller-Fans erfüllen möchten. Ungeachtet dieses Eindrucks von außen, sorgt Blumhouse Productions seit Jahren dafür, dass junge, talentierte Filmschaffende kreative Freiheit und eine größere Bühne erhalten.
Während damals wie heute der Fokus auf Horrorfilmen (u.a. Insidious, The Purge) und daran angrenzende Genrewerke liegt, darf sich Jason Blum auch ein paar erfolgreiche Mainstream-Filme auf die Fahne schreiben. Neben Blackkklansman gewann Whiplash 2014 sogar mehrere Oscars und mit Get Out wurde vor wenigen Jahren auch mal wieder ein Horrorfilm prämiert. Blumhouse Filme sind also für jeden Filmfan einen Blick wert, während Genrefans bereits tief mit der Nase im Katalog des Produktionsstudios stecken dürften.
Die besten Blumhouse Filme im Überblick
- 10. The Vigil (2019)
- 9. Creep (2014)
- 8. Sinister (2012)
- 7. Blackkklansman (2018)
- 6. Oculus (2013)
- 5. Upgrade (2018)
- 4. The Hunt (2020)
- 3. Halloween (2018)
- 2. Der Unsichtbare (2020)
- 1. Whiplash (2014)
10. The Vigil (2019)
In The Vigil – Die Totenwache erzählt Regisseur Keith Thomas die Geschichte von Yakov (Dave Davis). Yakov ist jüngst aus einer streng religiösen jüdischen Gemeinde ausgetreten und jetzt auf der Suche nach zwei Dingen: seinem verlorenen Glauben und Geld. Daher nimmt er den Job einer Totenwache an, bei der er einer kürzlich verstorbenen Frau in ihrem Haus die letzte Ehre erweisen soll. Doch schon bald bemerkt Yakov, dass der leblose Körper der alten Damen bei weitem nicht das schaurigste ist, was dieses Haus für ihn parat hält.
Mit einer überzeugenden Mischung aus gruseliger Atmosphäre und wohldosierten Jump-Scares ist The Vigil – Die Totenwache eine kleine, vollkommen zu Unrecht übersehene, Genreperle. Fast gänzlich als Kammerspiel inszeniert, fokussiert die Handlung nahezu ausschließlich auf Yakov, das Haus und diese eine Nacht. Damit ist der Film genau das Richtige für einen wohligen Halloween-Grusel.
9. Creep (2014)
Creep von und mit Patrick Brice gilt als eine der Horrorüberraschungen der 2010er-Jahre. Sein Regiedebüt handelt vom krebskranken Josef (Mark Duplass), der sich den Kameramann Aaron (Brice selbst) nach Hause einlädt, damit ihn dieser einen Tag mit seiner Kamera begleitet. Nach und nach verhält sich Josef immer merkwürdiger. Der schmale Grat zwischen Freundlichkeit und Aufdringlichkeit schwindet immer mehr.
Creep kommt im Found-Footage-Gewand daher und lässt uns den Film durch die Perspektive von Kameramann Aaron erleben. Getragen wird er daher natürlich vor allem durch Mark Duplass, der Josef eine Unberechenbarkeit verleiht, dass es einem eiskalt den Rücken runter läuft. Verleiht er seiner Figur anfangs eine durchaus traurige Note, wandelt er sich im Anschluss von Minute zu Minute ins Bedrohliche. Diese Wandlung ist hervorragend gelungen und zieht den Zuschauer voll und ganz in ihren Bann. Wer ein Herz für Indie-Horror hat, der sollte Creep in jedem Fall eine Chance geben!
8. Sinister (2012)
Eine Familie, ein neues Heim mit düsterer Vorgeschichte, ein Schriftsteller mit kleiner Schreibblockade – Die Geschichte von Sinister ist in ihren Grundzügen klassischer Grusel. Familienvater Ellison findet auf dem Dachboden eine alte Kiste mit Filmrollen, die es in sich hat. Die kleinen Super 8-Filmchen zeigen nämlich grausame Verbrechen, unter anderem den Mord an der Familie, die zuvor das Haus bewohnte.
Der eigentliche Clou der Geschichte, wer die Morde an den Familien begeht, sorgt für ein stetes Unbehagen. Ellison, der von Ethan Hawke glaubhaft verkörpert wird, hat nicht nur um seine Familie Angst, sondern auch vor der düsteren Macht, die in den Filmen zu spüren ist.
Genretypische Momente wie die unbekannten Geräusche im Haus, anschließende Kontrollgänge und kleine Jump-Scares bleiben dabei natürlich auch nicht fern. Die sowieso schon sehr düstere Atmosphäre des Films wird von einem dissonanten Soundtrack zusätzlich verdichtet. Und die kurzen Videos im Stile eines Snuff-Films verfehlen ihre schockierende Wirkung keineswegs und stellen die kleinen Highlights von Sinister dar. Durch sie wird der eher abstrakten Bedrohung der Heimsuchung auch sehr greifbarer, deutlich expliziterer Horror hinzugefügt. Dadurch wird aus einem vermeintlich klassischen Grusel-Film ein Schocker, der länger nachhallt. So ist Sinister noch heute ein oft genannter Titel, wenn man über Filme spricht, die richtig creepy und unheimlich sind.
7. Blackkklansman (2018)
BlacKkKlansman spielt Anfang der 70er-Jahre, in den USA ist die Bürgerrechts-Bewegung im vollen Gang. Der Afroamerikaner Ron Stallworth (John David Washington) arbeitet als Polizist in Colorado Springs. Als er in der Zeitung die Annonce des ortsansässigen Ku-Klux Klan sieht, ruft er an und beschreibt sich als “weißer, arischer Amerikaner”, worauf er eine Mitgliedschaft angeboten bekommt.
Da Ron an dem zusagten persönlichen Treffen nicht teilnehmen kann, er aber dummerweise seinen richtigen Namen genannt hat, muss sich sein weißer, jüdischer Kollege Flip Zimmerman (Adam Driver) für ihn ausgeben. Während Ron und Flip den Klan infiltrieren und immer tiefer in den Geheimbund rutschen, spitzt sich die Lage zwischen Black und White Power drastisch zu. Basierend auf den Erlebnissen des US-Polizeibeamten Ron Stallworth behandelt Regisseur und Drehbuchautor Spike Lee (Malcom X) das Thema Rassismus gegen Afro-Amerikaner.
6. Oculus (2013)
Spätestens seit 2019 ist Mike Flanagan aus dem Horror-Mainstream nicht mehr wegzudenken. Denn da inszenierte er mit Doctor Sleeps Erwachen die Fortsetzung von Stanley Kubricks 1980er Meisterwerk The Shining. Doch weit bevor er in den Folgejahren den Serienkosmos mit Spuk in Hill House, Spuk in Bly Manor und Midnight Mass erobern sollte, brachte er 2013 Oculus in die Kinos.
Im Zentrum des Films steht das Geschwisterpaar Kaylie und Tim (Karen Gillan und Brenton Thwaites) sowie ein verfluchter Spiegel, der die Kindheit der beiden maßgeblich beeinflusst hat. In zwei Zeitebenen erzählt Flanagan sowohl eben jene Geschichte aus der Kindheit der beiden, als sie auch, wie jetzt in der Gegenwart, versuchen, den Fluch des Spiegels zu brechen, um zu ihren normalen Leben zurückzukehren.
Der langsam erzählte Gruselfilm erreicht zwar nicht ganz die inszenatorische Perfektion seiner aktuellen Werke, Oculus ist aber auf jeden Fall ein sehenswerter Horrorfilm mit einer nicht alltäglichen wie auch von vorn bis hinten interessant erzählten Geschichte.
5. Upgrade (2018)
Schöne, neue Technik-Welt. In der nahen Zukunft von Upgrade muss Restaurator Grey Trace (Logan Marshall-Green) mit ansehen, wie seine Frau nach einem Unfall in den Ghettos von brutalen Schlägern ermordet wird. Ihn hingegen lassen sie halbtot und gelähmt zurück. Der Pionier Keen installiert ihm einen Computerchip mit einer künstlichen Intelligenz namens STEM. Dadurch hat sein Körper ein Upgrade erfahren, dass es ihm ermöglicht, den Tod seiner Frau zu rächen. Der Segen der Technik dieser nahen Zukunft hat seinen Preis. Denn Grey wird durch STEM zwar physisch verbessert, muss aber immer mehr Kontrolle an die KI abtreten.
Leigh Whannell erzählt seine Cyberpunk-Geschichte als solides Spannungskino zwischen The Outer Limits und Science-Fiction der 70er-Jahre. Was seinen Film von anderen abhebt, sind ein überzeugendes World Building und einige sehr coole Actionsequenzen, wenn sich Grey mit STEMs Hilfe blutig durch seine Gegner pflügt.
4. The Hunt (2020)
Auch fast 90 Jahre nach Dr. Zaroff – Genie des Bösen (1932) ist die Menschenjagd in Filmen immer noch sehr populär. Blumhouse Productions verschleppte in The Hunt im US-Wahljahr 2020 eine Gruppe von Klischee-Republikanern in die Wildnis, wo angepisste Demokraten sie mit verschiedensten Waffen zur Strecke bringen.
Doch sie haben die Rechnung ohne Betty Gilpin als Crystal gemacht! Denn die resolute Frau erweist sich als genauso intelligent wie wehrhaft und schlägt ihren Jägern ein ums andere Mal ein Schnippchen. Und am Ende erweist sich das Motiv von Film und Jagd als ein anderes, als es zuerst den Anschein hat. Action und Satire gehen hier Hand in Hand, The Hunt ist ein großes Vergnügen!
3. Halloween (2018)
Die Angst vieler Horror- und speziell Slasherfans dürfte 2018 groß gewesen sein, als ein neuer Halloween-Teil von den Komödienspezialisten David Gordon Green und Danny McBride in den Kinos erschien. Nach zwei desaströs verkorksten Rob-Zombie-Neuinterpretationen fand die beliebte Reihe um Maskenkiller Michael Myers allerdings wieder zu alter Stärke zurück. Quasi als H40-Film die Geschichte von Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) weiter- und umerzählend, war der klassische Nervenkitzel ebenso wie die emotionale Verbundenheit durch die einzig wahre Hauptfigur der Reihe mit einem Schlag zurück. Als Herzensprojekt von Green und McBride ist Halloween (2018) zwar mit reichlich plakativem Fanservice gespickt, aber die Verneigung vor der Horror-Legende gelingt in nahezu allen Punkten mit äußerster Stilsicherheit.
2. Der Unsichtbare (2020)
Inhaltlich mag man den Blumhouse Film größtenteils lediglich als solide bezeichnen, dafür sorgt die stilsichere Inszenierung von Der Unsichtbare für effektvolles wie unterhaltsames Horrorkino. Regisseur Leigh Whannell transportiert die alte Geschichte von H. G. Wells ins 21. Jahrhundert und drückt dem angestaubten Stoff seine eigene, sehr frische Handschrift auf. Startet der Film noch einigermaßen gemächlich, erwartet die Zuschauer:innen in der zweiten Hälfte ein actionreiches Horrorspektakel.
Wie schon in Upgrade lässt Whannell die Kamera präzise den Bewegungen der (Kampf-)Choreographien folgen, was für einige verblüffende Momente sorgt. Gemeinsam mit schönen Bildkompositionen und dem starken Soundtrack sowie -design ist Der Unsichtbare so allein durch seine audiovisuelle Qualität ein insbesondere atmosphärisch beeindruckendes Filmerlebnis. Und Elisabeth Moss zeigt einmal mehr, warum sie aktuell wohl eine der interessantesten Schauspielerinnen ist.
1. Whiplash (2014)
In Whiplash besucht der junge und talentierte Schlagzeuger Andrew (Miles Teller) das renommierte Shaffer Conservatory of Music in New York City. Eines Tages entdeckt ihn der Leiter der Studioband, Terence Fletcher (J.K.Simmons), und holt ihn in seine Band. Mit verbalen Demütigungen und sadistischen Methoden versucht Fletcher, die Studenten zu Höchstleistungen zu treiben. Andrew nimmt die zunehmende psychische Belastung in Kauf und gibt alles, um sich seinen Traum von einer Musikkarriere zu erfüllen.
Wenn man etwas über Regisseur und Drehbuchautor Damien Chazelle behaupten kann, dann, dass er ein Talent dafür hat, visuell unglaublich anregende und packende Filme zu drehen, wie er es unter anderem mit La La Land und Aufbruch zum Mond unter Beweis stellte. Doch schon vor diesen beiden Werken demonstrierte er mit dem Remake seines gleichnamigen Kurzfilms, wie man sein Publikum fesseln und regelrecht wegblasen kann.
Whiplash besitzt diese Energie und Anspannung, die sowohl vom Film als auch von den Drums selbst ausgeht. Durch die Kameraeinstellungen, die die Zuschauer*innen unmittelbar in das Geschehen hineinziehen, und den stark gesetzten Schnitten und den Ton durchströmt der Film einen regelrecht, so dass jede Anstrengung spürbar wird. Neben dem mitreißendem audiovisuellen Aspekten ist ein wesentlicher, wenn nicht sogar der wichtigste Grund für die Sogkraft von Whiplash die oscarprämierte Darstellung von J.K. Simmons. Er erschafft mit seiner Figur eine zunehmend elektrisierende Atmosphäre, so dass Zuschauer*innen trotz vieler ruhiger Momente innerhalb des Films nie wirklich zur Ruhe kommen und man nicht anders kann, als mit Hauptfigur Andrew mitzuleiden. Daher ist es auch gut möglich, dass man sogar noch beim Abspann beinahe schweißgebadet und mit Herzklopfen dasitzt.
Und was ist mit …?
Wie bereits eingangs gesagt, beinhaltet der Katalog des Produktionsstudios mittlerweile gut 100 Blumhouse Filme, sodass wir hier nur einen kleinen Überblick geben können. Seit 2020 landen außerdem unter dem Banner “Welcome To The Blumhouse” exklusiv Horrorfilme beim Streaminganbieter Amazon Prime Video. Wir freuen uns daher sehr auf eure liebsten Filme von Blumhouse Productions! Welche müssen aus eurer Sicht unbedingt noch erwähnt werden? Schreibt es uns unten in den Kommentaren!