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Vicund Mathieu kurz vorm Kuss auf der Tanzfläche © La Bäm Filmverleih

Die besten Coming-of-Age-Filme aller Zeiten

Jeder schaut sie gern und jeder kann mit den Figuren mitfühlen. Doch was genau ist eigentlich ein Coming-of-Age-Film und welche Filme aus diesem Genre sollte man gesehen haben?

Die besten COMING OF AGE Filme

Was ist ein Coming-of-Age-Film?

Der Coming-of-Age-Film beschäftigt sich mit der Lebensphase des Erwachsenwerdens, welche sich im Groben in der Zeit ab der Pubertät bis zum Erwachsensein befindet. In der Zeit vor der Pubertät spricht man eher von Kinderfilmen. Häufig thematisierte Probleme sind dabei Spannungen zwischen Kindern und Eltern, Liebe bzw. Liebeskummer, Freundschaften, Selbstfindungsprobleme, Charakterentwicklungen und natürlich auch erste sexuelle Erfahrungen. Meist wird dabei logischerweise aus der Sicht der Jugendlichen erzählt. Es gibt dabei verschiedene Subgenre. Am meisten kommen das Coming-of-Age-Drama und die Coming-of-Age-Komödie vor. Aber auch Sport-, Ghetto-, Historien- und Animationsfilme können als Coming-of-Age-Film deklariert werden.

Der Coming-of-Age-Film und seine Geschichte

Je nach Generation können die Assoziationen stark variieren. Während Kinder der 90er und späten 80er vor allem mit American Pie und ähnlichen Teenie-Komödien in Berührung gekommen sind, denken die älteren Generationen womöglich an Filme wie Die ReifeprüfungDie blaue Lagune, La Boum oder The Breakfast Club. Die jüngsten Vertreter wären bspw. die Oscargewinner Call Me By Your Name oder Moonlight. Auch in Deutschland gibt es viele Genrevertreter, zu nennen wären hier vor allem Crazy, Schule, Mädchen Mädchen oder Absolute Giganten.

Die besten Coming-of-Age-Filme

 

Kings of Summer (2013)

Patrick hat Baggio auf den Schultern und Joe steht daneben. Gemeinsam stehen sie vor einem selbst gelegten Feuer an ihrem Clubhaus © Studiocanal
Baggio, Patrick und Joe genießen im Coming-of-Age-Film Kings of Summer ihre kleine Oase, in der sie ihre eigenen Chefs sind © Studiocanal

Einfach von Zuhause weglaufen, die Eltern zurücklassen und mit seinen Kumpels eine Hütte im Wald bauen: Diesen Gedanken hatten wir womöglich alle mal in unserer Kindheit. Die besten Freunde Joe und Patrick ziehen genau dies in einem heißen Sommer durch. Komplettiert werden die Kings of Summer vom seltsamen Baggio, der sich den beiden anschließt.

Der Film bringt dabei nicht nur das neu gewonnene Freiheitsgefühl des ungleichen Trios auf eine Weise rüber, dass man sich am liebsten direkt anschließen würde, sondern garniert das Ganze mit einer guten Prise Humor. Das beginnt bei den absurden Eltern, die den Wunsch nach Eskapismus mehr als verständlich machen. Das Highlight stellt aber wohl Baggio dar, der mit seinen Sprüchen immer wieder für Lacher und neue skurrile Ideen sorgt.

Kings of Summer ist dabei ein schöner Mix aus Abenteuer- und Coming-of-Age-Film im Stile eines Stand by Me. Neben größeren und kleineren Krisen, die sich innerhalb der Gruppe ergeben, nimmt sich der Film auch genügend Zeit, um den neuen Alltag im Wald zu zeigen. Letztlich geht es aber auch hier vor allem um Freundschaft. Für einen warmen Sommertag genau das Richtige, um nochmal einen äußerst unterhaltsamen Ausflug in die eigene Kindheit und in die Natur zu wagen.

 

Breakfast Club (1985)

Breakfast Club - der Frühstücksclub (1985) Trailer deutsch german

Ein Schlaukopf, ein Muskelprotz, eine Ausgeflippte, eine Prinzessin und ein Freak – das sind die fünf Mitglieder des Breakfast Club. Die fünf Jugendlichen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten, stellen beim gemeinsamen Nachsitzen fest, dass sie mehr gemeinsam haben als zuerst gedacht.

John Hughes gelingt es in diesem 80er-Kultfilm, eine ganze Generation und deren Zweifel erfahrbar zu machen. Er widmet sich dabei fünf verschiedenen Stereotypen, bringt sie nach und nach enger zusammen und stellt wortwörtlich einen Dialog her. Die authentischen Gespräche zwischen den Jugendlichen stellen das Herzstück des Films dar, umgesetzt durch einen stark aufspielenden Cast. Es darf geweint, sich angebrüllt, herumgealbert und das Herz ausgeschüttet werden. Mit viel Fingerspitzengefühl und Empathie gelingt dabei die richtige Mischung aus Witz und Schwermut. Garniert wird das Ganze mit einem peppigen Soundtrack, angeführt von Simple Minds „Don’t You (Forget About Me)“. Eine Nachsitzstunde, die man immer wieder gerne erlebt.

 

Vielleicht lieber morgen (2012)

Trailer VIELLEICHT LIEBER MORGEN (Deutsch) mit Emma Watson und Logan Lerman

Frisch auf der High School angekommen, muss sich der eher ruhige Charlie (Logan Lerman) mit den typischen Problemen seines Alters herumschlagen. Nachdem er die lebenslustigen Geschwister Sam (Emma Watson) und Patrick (Ezra Miller) kennenlernt, ändert sich vieles für ihn. Zwischen der ersten große Liebe, Partys sowie Stress mit der Familie, sucht Charlie vor allem nach der eigenen Rolle im Leben.

Vielleicht lieber morgen ist einerseits der typische Coming-of-Age-Film und andererseits könnte er sich kaum mehr von den anderen Werken des Genres abgrenzen. Die wiederholende Thematik um die Schulzeit, erste Liebe und vieles weitere sind natürlich typische Elemente der Handlung. Doch während diese oberflächlich ablaufen, taucht der Film viel tiefer in die Seele seines Protagonisten, als sich nur mit bereits gezeigten Klischees aufzuhalten. Vielleicht lieber morgen ist ein Film, der einen sprachlos macht. Ein Effekt, der positiv wie negativ gedeutet werden kann, hier allerdings mehr als positiv zu verstehen ist.

Vielleicht lieber morgen ist ein Coming-of-Age-Film mit einem Bündel an talentierten Jungdarstellern und ein paar etablierten Schauspielern, die die Romanverfilmung zu einem emotional hochgradig mitreißenden Erlebnis machen. Dabei versteht es der Film so sehr mit eben diesen Emotionen zu spielen, dass man eine wahnsinnige Achterbahnfahrt der Gefühle miterlebt. Im ständigen Wechsel gibt es sympathische Momente mit starken Dialogen, die zum Lachen und Schmunzeln einladen, aber auch viele, die intensiv und ergreifend sind. Das funktioniert vor allem dank der hervorragenden darstellerischen Leistungen von Emma Watson, und noch mehr derer von Ezra Miller und Logan Lerman.

 

Sing Street (2016)

Ein Musikfilm als COming-of-Age-Film: Conor und Raphina sitzen schweigend nebeneinander. Conor schaut zum Boden und Raphina in Richtung Sonnenuntergang. © Studiocanal
Conor (Ferdia Walsh-Peelo) schwärmt im Coming-of-Age-Film Sing Street für Raphina (Lucy Boynton) © Studiocanal

Conor (Ferdia Walsh-Peelo) wächst im Dublin der Achtziger auf. In der Schule gilt er als Außenseiter, weswegen er in die Welt der Popmusik flieht und von der für ihn unerreichbaren Raphina (Lucy Boynton) träumt. Um sie auf sich aufmerksam zumachen, lädt er sie ein, im Musikvideo seiner Band aufzutreten. Allerdings hat Conor gar keine Band. Damit sein Plan nicht scheitert, trommelt er ein paar Jungs aus der Nachbarschaft zusammen und schreibt mit diesen seine ersten Songs.

Dass Regisseur und Drehbuchautor John Carney sich auf emotional ergreifende wie musikalisch ansprechende Werke versteht, zeigt ein Blick auf seine Filmografie. Doch im Gegensatz zu Once und Can a Song Save Your Life steht in Sing Street ein Teenager im Mittelpunkt, der noch auf der Suche nach seinem Platz in der Welt ist. Der etwas andere Coming-of-Age-Film nutzt die Popmusik der 80er Jahre und deren unterschiedlichen Stile, um eben diese Suche zu untermalen und wie schwierig es sein kann, sich selbst zu finden.

Daneben reißen die Songs mit und machen Sing Street zu einem unterhaltsamen Feel-Good-Film. Doch neben den tollen Songs ist es insbesondere der stimmigen Chemie der Darsteller zu verdanken, dass der Film nicht nur auf unterhaltender, sondern auch emotionaler Ebene punkten kann.

 

Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers (1987)

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Die vier Freunde Gordie (Wil Wheaton), Chris (River Phoenix), Teddy (Corey Feldman) und Vern (Jerry O’Connell) beschließen, sich auf die Suche nach Ihrem vermissten Mitschüler Ray Brower zu machen. Durch Zufall erfahren Sie, dass der Junge von einem Zug erfasst wurde und wo sich seine Leiche befindet. Der zwei Tage dauernde beschwerliche Weg hält für die Jungs einige Abenteuer parat.

Wer nach Coming-of-Age-Filmen sucht, kommt an Stand By Me nicht vorbei. Die warmen Sommerabende, das Gefühl von Freiheit und Freundschaft und die gemeinsamen Abenteuer – Stand By Me bringt nicht nur alle Zutaten mit, die in einen Coming-of-Age-Film gehören, vielmehr versprüht der Film so viele Gefühle, Wahrnehmungen und Impressionen, die jeder Zuschauer selbst bereits erlebt hat. Mal abgesehen von der ernsten Prämisse hat der Film eine wunderschöne Melancholie im Gepäck, die eine Wärme ausstrahlt, wie man es nur ganz selten erlebt.

 

The Edge of Seventeen (2016)

Nadine sitzt im Coming-of-Age-Film The Edge of Seventeen vor ihrem Lehrer Mr. Bruner © Sony Pictures
Lehrer Mr. Bruner (Woody Harrelson) als Nadines (Halee Steinfeld) Vertrauensperson im Coming-of-Age-Film The Edge of Seventeen © Sony Pictures

Nadine (Hailee Steinfeld) und Krista (Haley Lu Richardson) sind beste Freundinnen. Sie sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich und besuchen nun auch gemeinsam die High School. Nadine leidet unter ihrem perfekten großen Bruder Darian (Blake Jenner), der, im Gegensatz zu ihr, „Everybody’s Darling“ ist. Als sie mitbekommt, dass Krista ihren Bruder heimlich datet, droht die Freundschaft zu zerbrechen. Völlig alleingelassen, sucht sie jemanden zum Reden. Doch selbst ihre Mutter ist viel zu sehr mit eigenen Problemen beschaftigt, um ihrer Tochter das benötigte Verständnis entgegen zu bringen.

The Edge of Seventeen zeigt die komplexen Probleme von Heranwachsenden in all seinen Facetten und viel wichtiger: Es gibt dabei häufig kein einfaches Richtig oder Falsch. Ein schlichtes Entgegenkommen, wie bspw. eine einfache Umarmung oder ein „Ich verstehe dich“ reichen oftmals aus, um viele unlösbar wirkende Probleme plötzlich schrumpfen zu lassen. Ein Pflichtfilm für alle Eltern!

 

Ich und Earl und das Mädchen (2015)

Ich und Earl und das Mädchen | Trailer 1 | Deutsch German HD

Greg Gaines (Thomas Mann) ist ein introviertierter Junge in seinem letzten High-School-Jahr und möchte dies so unauffällig wie möglich überstehen. Bis auf seinen besten Freund Earl (RJ Cyler), mit dem er seiner Leidenschaft nachgeht und alte Filmklassiker nachdreht, hat er eigentlich keine sozialen Kontakte. Doch als plötzlich bei seiner Klassenkameradin Rachel (Olivia Cooke) Blutkrebs diagnostiziert wird, zwingt ihn seine Mutter, sich mit ihr anzufreunden. Widerwillig lässt er sich überzeugen, und nach und nach merken Rachel und Greg, dass da mehr ist als die auferzwungene Bekanntschaft.

Ich und Earl und das Mädchen kommt mit einer charmanten Erzählweise daher. Selbstironisch stellt Greg aus dem Off sein langweiliges Leben vor. Als plötzlich Rachel in den Film tritt, kommt nicht nur das Thema Liebe ins Spiel, sondern werden eben auch Verlustängste und der Umgang mit Tod und Krankheit behandelt. Dabei schafft es der Film stets sensibel, aber dennoch charmant und fröhlich zu bleiben. In den richtigen Situationen wird die nötige Ernsthaftigkeit und Melancholie aufgegriffen und ansonsten behält der Coming-of-Age-Film stets seine Lockerheit und seinen Frohsinn. Die Palette an Emotionen wird hier in voller Breite bedient, sodass der Zuschauer die verschiedensten Tränen verdrücken kann.

 

Banana Split (2018)

BANANA SPLIT Official Trailer (2020) Dylan Sprouse, Teen Movie HD

Der Film von Benjamin Kasulke behandelt die Freundschaft zwischen April und Clara. Diese wird aber auf die Probe gestellt, weil Clara mit Aprils Ex-Freund Nick zusammenkommt. Im Mantel einer RomCom behandelt der Coming-of-Age-Film charmant und authentisch das Thema Freundschaft. Dabei geht er einige erfrischend andere Wege. Dass Banana Split dabei sogar ohne Antagonisten auskommt, macht den Film nur umso sympathischer.

Zwar bedient Banana Split viele typische Merkmale eines Coming-of-Age-Filmes, jedoch kommt er dabei differenzierter und unorthodoxer daher. Während viele Filme sich auf die Love-Interests konzentrieren, sind diese hier nur Mittel zum Zweck, um sich dem wahren Thema, der Freundschaft, zu widmen. Die unverbrauchten und großartig aufspielenden Jungdarsteller geben dem Film dabei den letzten Schliff.

 

Eighth Grade (2018)

Eighth Grade | Official Trailer HD | A24

Die schüchterne Kayla versucht nur, irgendwie durch das Haifischbecken der 8. Klasse zu kommen. Denn danach wartet die High School und somit ein neuer Lebensabschnitt, in den sie alle Hoffnungen setzt. Zuhause schneidet sie zwar gekünstelte YouTube-Videos, in denen sie sich als selbstbewusste und beliebte Schülerin ausgibt, aber dafür interessiert sich niemand.

Mit Eighth Grade gelang Bo Burnham ein ganz besonderer Film. Dieser glänzt vor allem durch seine Authentizität. Während viele Genrevertreter oft auf makelose Darsteller setzen, ist Eighth Grade deutlich mutiger und zeigt offen die Probleme der 13jährigen Kayla: Die innere Unzufriedenheit, deren Ursprung nicht gefunden werden kann, die schlechte Haut oder auch andere körperliche Unzufriedenheiten. Alles wird dank Elsie Fishers uneitlem Spiel ungeschönt gezeigt und thematisiert.

Alle, die sich gern in die Gedanken der Darsteller reindenken und mitfühlen wollen, kommen bei Eighth Grade voll auf ihre Kosten. Schüchternheit wurde wohl noch nie so detailliert dargestellt in einem Film. Egal ob man selbst eher intro- oder extroviertiert ist, man spürt jede Szene ganz intensiv.

 

Superbad (2007)

Fogell aka McLovin tanzt lasziv mit einem brünetten Mädchen in Superbad © Sony Pictures
Fogell aka McLovin avancierte in Greg Mottolas Coming-of-Age-Film Superbad zum absoluten Publikumsliebling © Sony Pictures

Im zarten Alter von 13 Jahren fingen Seth Rogen und Evan Goldberg an, das Drehbuch zu schreiben, und hatten mit 15 einen ersten Entwurf fertig. Superbad handelt von den beiden Außenseitern Seth (Jonah Hill) und Evan (Michael Cera), die kurz vor ihrem High School Abschluss stehen und dann auf verschiedene Colleges gehen werden. Als Seths Schwarm Jules (Emma Stone) die beiden überraschend zu ihrer Party einlädt, verspricht er in einem Anflug von Selbstüberschätzung, für die minderjährigen Feierwütigen Alkohol zu besorgen. Zum Glück gibt es ihren Nerd-Freund Fogell und seinen gefälschten Ausweis (mit dem Namen McLovin – ohne Vornamen). Doch dann beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Superbad ist eine kurzweilige und teils vulgäre Komödie über das Erwachsenwerden. Kuriose Running-Gags, ordentlich Tempo und die herrlich nerdigen Hauptdarsteller machen Superbad zu einer äußerst unterhaltsamen Coming-of-Age-Komödie!

 

Die Goonies (1985)

Die Goonies - Trailer SD deutsch

Die Goonies, eine Bande Jugendlicher, finden auf dem Dachboden ihres Anführers Mikey (Sean Astin) eine Schatzkarte. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Schatz, um ihr Viertel vor Verkauf und Abriss durch einen reichen Schnösel zu retten. Dabei kommen sie zufällig den kriminellen Frattellis in die Quere, die ebenfalls auf der Suche nach dem Schatz sind und vor nichts zurückschrecken.

Dieser Kultfilm von 1985 ist eine durchweg spannende Mischung aus Abenteuer- und Coming-of-Age-Film. Die Charaktere sind vielfältig und haben alle ihre Eigenheiten. Das Quartett besteht aus typischen Charakteren für damalige Kinderserien: Anführer Mikey (der unter Asthma leidet), der großmäulige Mouth, der verfressene Chunk und der erfindungsreiche Data sind Die Goonies. Auch der große Bruder (Josh Brolin) und ein bisschen Romantik dürfen nicht fehlen. Dass Idee und Drehbuch so gut funktionieren, kommt nicht von ungefähr – die Idee stammt von Steven Spielberg, das Drehbuch schrieb Chris Columbus, Regie führte Richard Donner. Für die meisten Darsteller waren Die Goonies ein guter Karrierestarter. Der spannende, wie humorvolle Abenteuerfilm ist auch für Erwachsene klar zu empfehlen.

 

Juno (2007)

Elliot Page und J.K. Simmons sitzen betreten nebeneinander am Essenstisch © 20th Century Studios
Elliot Page und J.K. Simmons in Juno © 20th Century Studios

Dieser Coming-of-Age-Film handelt von der 16-Jährigen Juno (Elliot Page, damals noch als Ellen Page) die von ihrem besten Freund geschwängert wird. Vor der Abtreibungsklinik wird sie von einer Mitschülerin überzeugt, das Kind auszutragen. Also macht sie sich auf die Suche nach einer Pflegefamilie.

Trotz des ernsten Themas ist Juno hurmorvoll bis sarkastisch und dabei trotzdem sehr glaubwürdig und authentisch. Das Drehbuch von Diablo Cody gewann 2008 den Oscar für das beste Originaldrehbuch und auch Elliot Page in der Hauptrolle spielt die 16-Jährige Juno sehr authentisch. Eine niveauvolle Komödie mit Indie-Charakter, die ihre Produktionskosten im Kino um ein Vielfaches wieder einspielte. Perfekt für einen lockeren Filmabend!

 

Ganz weit hinten (2013)

GANZ WEIT HINTEN Trailer Deutsch HD German © FOX

Ein gern aufgegriffenes Motiv in Coming-of-Age-Filmen ist die Ferienzeit im Sommer. Es sind nicht nur die Schulerfahrungen, die Jugendliche auf ihrem Weg zum Erwachsensein maßgeblich prägen, sondern auch speziell die Zeit zwischen den Schuljahren. Ein Film, der sich exzellent dieses Themas angenommen hat, ist Ganz weit hinten aus dem Jahr 2013. Im Mittelpunkt steht der introvertierte Teenager Duncan, der mit seiner Familie widerwillig den Sommer im Ferienhaus des neuen Freundes seiner Mutter verbringen soll. Bei der Suche nach Zeitvertreib, um nicht zu viel Zeit mit der eigenen Familie verbringen zu müssen, trifft Duncan auf den Manager und gleichzeitig Bademeister eines Wasserparks. Zwischen den beiden ungleichen Typen entwickelt sich schnell eine ungewöhnliche Freundschaft. Aus dem Bademeister Owen wird ein Mentor und eine Vaterfigur für den schüchternen Jugendlichen.

Was Ganz weit hinten als leichte und doch tiefgründige Tragikomödie auszeichnet, sind in erster Linie die schrulligen, aber extrem liebevollen Figuren. Dafür verantwortlich sind die exzellent gecasteten Darsteller, angefangen bei Sam Rockwell, der den Manager des Wasserparks mit seiner unnachahmlichen Aura zum Sympathieträger des Films macht, obwohl oder gerade weil er weder dem Klischee des Baywatch-Bademeisters entspricht, noch besonders vorbildhaft agiert. Hinzu kommt, dass man Liam James seine Rolle als verunsicherten Teenager vollends abkauft und als Zuschauer sehr viele Szenen perfekt mitfühlen kann.

Gespickt mit Namen wie Toni Collette, Allison Janney, Steve Carell und Maya Rudolph überzeugt die gesamte Besetzung schauspielerisch, gerade, weil viele der Rollen dazu verleiten könnten, ins Parodistische abzugleiten, jedoch kein Darsteller die Schwelle zur Lächerlichkeit überschreitet. Ganz weit hinten ist ein zu Unrecht weitestgehend unbekannter Feel-Good-Film, der genau die richtigen Töne anzuschlagen weiß, um in zeitloser Art und Weise eine Geschichte von Freundschaft, Familie und der Suche nach Identität zu erzählen, die gleichsam fantastisch unterhält, wie auch nachdenklich stimmt.

 

Lady Bird (2017)

Lady Bird - Trailer deutsch/german HD

Während es vielen Protagonisten in Coming-of-Age-Filmen an Selbstvertrauen mangelt, lässt sich das von der 17jährigen Christine McPherson in Lady Bird definitiv nicht sagen. Die Teenagerin ist jedoch nicht die typische Rebellin, wie man sie in vergangenen Jahrzehnten in diesem Genre vorgefunden hat. Während andere Eltern froh wären, wenn ihre Tochter so schnell und vehement die Eigenständigkeit suchen würde, steht die Bodenständigkeit und die Verwurzelung ihrer Familie Lady Bird im Weg. Schon die rot gefärbte Strähne bereitet den Eltern Sorgen, man könnte sie fälschlicherweise als asozial einstufen und damit dem Vater die Jobaussichten verderben. Es geht in dieser Tragikomödie jedoch nicht nur um ein schwieriges Eltern-Kind-Verhältnis, sondern auch um die typischen Coming-of-Age-Themen der ersten Liebe, der Freundschaft und der omnipräsenten Frage nach dem richtigen Platz in der Welt.

Lady Bird war im Jahr 2018 für insgesamt fünf Oscars nominiert, und das in den großen Kategorien. Insbesondere die Nominierung von Hauptdarstellerin Saoirse Ronan war für die junge Darstellerin nochmals ein großer Sprung nach oben. Perfekt pointiert auspielend, schafft es die irische Schauspielerin zu einer Vorbildfigur wider Willen für die ganze Generation Z zu werden. Ihre augenscheinlich zahme Form der Rebellion unterstreicht, wie sich viele Jugendliche dem ständigen Konflikt zwischen unendlichen Möglichkeiten und der daraus resultierenden permanenten Überforderung ausgesetzt fühlen.

Sinnbildlich dafür stehen dabei auch ihre ersten Gehversuche in der Liebe, bei der sie zwischen zwei sehr unterschiedlichen Typen hin- und hergerissen ist, einer gespielt von Lucas Hedges, der andere von Timothée Chalamet. Darüber hinaus schwingt in Lady Bird permanent eine sanfte Form der Sozialkritik mit, ohne aber jemals zu aufdringlich zu werden. Im Mittelpunkt steht immer die Titelfigur und ihr innerer wie äußerer Konflikt mit der Frage, ob man manchmal mit dem Strom schwimmen muss und trotzdem extravagant sein kann.

 

Almost Famous – Fast berühmt (2000)

Kate Hudson als Groupie Penny Lane im Coming-of-Age-Film Almost Famous © Sony Pictures
Kate Hudson als Groupie Penny Lane im Coming-of-Age-Film Almost Famous © Sony Pictures

In Almost Famous aus dem Jahr 2000 geht es um den wahr gewordenen Traum vieler Teenager. Und einen extrem prägenden Sommer im Leben eines Heranwachsenden. Der 15jährige William Miller (Patrick Fugit) ist Rockmusikfan. Er schafft es, dass ihn das Rolling Stone Magazin für einen volljährigen Autoren hält und schickt ihn mit der Band Stillwater als Berichterstatter auf Tournee. Dabei lernt William jedoch nicht nur die Persönlichkeiten hinter den Bühnenstars kennen, sondern freundet sich auch mit ihnen an und verliebt sich in das Groupie Penny Lane (Kate Hudson).

Almost Famous von Cameron Crowe ist inzwischen Kult, hat bis heute nichts von seinem eingebüßt. Der Film wird von sensationellen Darstellerleistungen bis in die kleinste Nebenrolle getragen. Ganz besonders Kate Hudson und Billy Crudup, der den Sänger der Band und On-Off-Liebhaber von Penny Lane darstellt. Crudup schafft es, sämtliche Facetten, die positiven wie negativen, des Rockstardaseins abzudecken. Es ist die Dynamik zwischen ihm und dem eher zugeknöpft agierenden Tourbegleiter William, die eine glaubhafte Entwicklung seiner Figur erst ermöglicht.

Hudson balanciert perfekt zwischen Verletzlichkeit und unglaublichem Selbstbewusstsein. On Top bekommt man in diesem modernen Klassiker auch noch Philip Seymour Hoffman und Frances McDormand, die beide jeweils nur wenige Szenen brauchen, um dem Ganzen ihren Stempel aufzudrücken. Speziell die Telefonats-Szenen der beiden im Film sind grandios. Der heimliche Star in Almost Famous ist aber die Musik. Die Songauswahl sorgt dabei für eine nostalgische Reise in das goldene Zeitalter des Rock. The Who, Led Zeppelin, David Bowie – die Evergreens, die man hier eingewoben hat, funktionieren nun mal immer. Somit ist der ganze Film auch ein Blick in eine Vergangenheit, lange bevor Streamingdienste und Social Media das Musikbusiness für immer verändert haben.

 

Y Tu Mama Tambien – Lust for Life (2001)

Y Tu Mama Tambien Official Trailer #2 - Gael GarcÍa Bernal Movie (2001)

Im Jahr 2001 kehrte Regisseur Alfonso Cuarón in seine Heimat Mexico zurück und veröffentlichte mit Y Tu Mama Tambien einen der ehrlichsten und besten Coming-Of-Age-Filme der letzten 30 Jahre. Er erzählt die Geschichte von Tenoch und Julio, zweier Jungs aus der mexikanischen Oberschicht, die außer Sex und Kiffen nicht viel im Kopf haben. Als ihre Freundinnen über die Ferien nach Europa fliegen, lernen sie auf einer Hochzeit die Frau von Tenochs Cousin, Luisa, kennen und beschließen kurzerhand, mit ihr einen Roadtrip durch Mexiko zu einem ominösen Strand, der nur „Himmelsbucht“ genannt wird, zu unternehmen. Während dieser Reise lernen die beiden Jungs durch Luisa, was es heißt, jemanden wirklich zu lieben und erwachsen zu werden.

Y Tu Mama Tambien ist eine Mischung aus erotischem Road-Movie und Coming-Of-Age-Film, welcher sich durch seine ehrliche Darstellung von Jugendlichen und seinen innovativen Erzählstil von den Teeniefilmen der damaligen Zeit abhebt. Denn zusätzlich zu der reinen Handlungsebene zeichnet Cuarón mithilfe eines allwissenden Erzählers und einer Kamera, die nie still steht, ein realistisches Bild der mexikanischen Gesellschaft, die zerfressen ist von Korruption und Kriminalität. Dabei verliert der Coming-of-Age-Film aber nie seine Protagonisten aus den Augen und liefert eine an die französische Nouvelle Vague angelehnte Geschichte über Liebe, Freundschaft und Erwachsenwerden, die man so schnell nicht vergisst. Der Film war ein weltweiter Erfolg an den Kinokassen und machte seine beiden Hauptdarsteller Gael Garcia Bernal und Diego Luna über Nacht zu Stars. Zudem brachte der Film J.K.Rowling dazu, Cuarón als Regisseur für den dritten Harry-Potter-Film, Harry Potter und der Gefangene von Askaban, anzuheuern, welcher die Reihe ein ganzes Stück erwachsener machte.

 

Fucking Åmål – Raus aus Åmål (1998)

1998 kam mit Fucking Åmål das Spielfilmdebüt von Lukas Moodyson in die Kinos, welches bis heute in der LGBTQ+ Community Kultstatus besitzt, und das nicht zu Unrecht. Der Film erzählt die Geschichte von Agnes und Elin, zweier junger Mädchen, die in dem kleinen Ort Åmål in Schweden wohnen und unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Elin das beliebteste und schönste Mädchen der Schule ist, ist Agnes eher eine Außenseiterin. Doch aller Unterschiede zum Trotz verlieben sich die beiden ineinander und träumen davon, zuammen Åmål zu verlassen, da sie dort nichts außer Langeweile verspüren. Der Coming-of-Age-Film zeigt, wie die beiden langsam zueinander finden und allen gesellschaftlichen Unterschieden und Vorurteilen trotzen müssen. Er fängt dabei hervorragend ein, wie es sich angefühlt hat, als Teenager in den 90er-Jahren in einem kleinen Ort im Nirgendwo aufzuwachsen.

Regisseur Moodyson erzählt die Geschichte dabei frei von Überzeichnungen und Klischees und setzt auf Humor, Emotionen und Realismus. Die Art und Weise, wie er die Ups and Downs und alltäglichen Probleme seiner Protagonistinnen einfängt, ist absolut authentisch, was nicht zuletzt den beiden Hauptdarstellerinnen Alexandra Dahlström und Rebecka Liljeberg zu verdanken ist, die hier eine mehr als beachtliche Leistung abliefern. Der Film ist ein zutiefst menschlicher Appell für Gleichberechtigung und war in seinem Herstellungsland Schweden die erfolgreichste Eigenproduktion des Jahres 1998. Zudem wurde Fucking Åmål international zu einem Kritikerliebling und Festivalhit und wird heute zu den besten Coming-Of-Age-Filmen mit LGBTQ-Bezug gezählt. Das queere Onlinemagazin Autostraddle wählte ihn im Jahr 2014 gar zum besten LGBTQ-Film aller Zeiten.

 

La Boum – Die Fete (1980)

La Boum gilt wohl als absoluter Klassiker unter den Coming-of-Age-Filmen - Hier tanzen Vic und Mathieu innig © La Bäm Filmverleih© La Bäm Filmverleih
La Boum gilt wohl als absoluter Klassiker unter den Coming-of-Age-Filmen © La Bäm Filmverleih

Es gibt Filme, die definieren eine ganze Dekade, und La Boum – Die Fete ist einer von ihnen. 1980 veröffentlicht, wirkte die Teenager-Komödie schon seinerzeit erstaunlich modern und frisch.

Die damals 13-jährige Sophie Marceau (Braveheart, James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug) spielt die ebenso alte Vic, die mit ihren Eltern Françoise (Brigitte Fossey) und François (Claude Brasseur) nach Paris zieht. Dort freundet sie sich schon bald mit der kessen Pénélope (Sheila O’Connor) an, die schon erste Erfahrungen mit Jungs gesammelt hat. Auf einer großen Party verliebt sie sich in Mathieu und schon kurz darauf steht ihr der erste Liebeskummer ins Haus. Ihre Eltern trennen sich nach einer Affäre des Vaters kurzzeitig trennen und schenken Vic daher kaum Aufmerksamkeit. Also holt sie sich bei ihrer Urgroßmutter Rat. Doch in Liebesangelegenheiten gibt es eben keine einfachen Lösungen…

Wer in den 80ern groß geworden ist, wird wohl kaum um Sophie Marceau und La Boum – Die Fete vorbei gekommen sein. Vor allem der Song „Reality“ von Richard Sanderson, sinnbildlich für die Verträumtheit verliebter Teenager, erwies sich als romantischer Ohrwurm. Der Film selbst zeichnet sich durch seine unverkrampfte Herangehensweise an das Thema „erste Liebe“ aus. Drehbuch und Inszenierung beweisen große Einfühlsamkeit und Respekt für die junge Vic, die sich im Prozess des Erwachsenwerdens zu orientieren sucht. Als Coming-of-Age-Film hat La Boum – Die Fete eine ganze Generation heranwachsender geprägt und zog mit La Boum 2 – Die Fete geht weiter 1982 eine Fortsetzung nach sich. Dort geht es dann um das berühmte „erste Mal“.

 

Martin (1977)

George A. Romero's Martin (1977) HIGHEST QUALITY (1080p Blu-ray)

Martin ist ein introvertierter junger Mann, ein Außenseiter mit ganz speziellen sexuellen Neigungen. Diese verhießen Ärger und nun sitzt er im Zug nach Pennsylvania. Auch hier kann er nicht an sich halten – Im Schlafwagen betäubt er eine hübsche, junge Frau, vergeht sich an ihr und schlitzt dann ihre Pulsadern auf, um ihr Blut zu trinken. In Pittsburgh erwartet ihn sein Cousin Cuda, der erheblich älter ist. Dieser hält Martin für Nosferatu, für einen Vampir, für das Böse in Person. Er beginnt schon bald die Nachbarschaft auszukundschaften, wie es Einbrecher tun. Er ruft in einer Radio-Talkshow an, wo er in der Anonymität den Mut findet, frei über sein Tun und sein Denken zu reden, aber natürlich nicht ernst genommen wird. Aber hier findet Martin Gehör, weil er anders ist, eine Kuriosität. Doch seine Gleichgültigkeit gegenüber seiner Umgebung soll ihn noch einholen und ins Verderben reißen…

Mit Martin brachte George A. Romero einen ungewöhnlichen und innovativen Beitrag zum Thema Coming-of-Age und Vampirismus bei. Im ruhigen Fluss des Films begleitet der Zuschauer Martin und seinem Alltag und seinem Umgang mit seiner Umgebung. Nach dem Beginn im Zug lernen wir diesen als einen verschüchterten jungen Mann kennen, der seinen Platz im Leben noch nicht gefunden hat und ob seiner Andersartigkeit verurteilt und gemieden wird. Man entwickelt sogar Sympathie für ihn. An manchen Stellen montiert Romero parallel Szenen, die aus einem „echten“ Vampirfilm entsprungen scheinen. Sie sind farblich verfremdet und dunkel – Reflektionen aus einem vergangenen Leben oder nur Fantasie? Im letzten Drittel scheint Martin eine normale Sexualität zu entwickeln. Romero entlarvt das Publikum, das nun Hoffnung auf ein Erwachsenwerden, einer Abkehr von seiner Abnormalität, einem Happy-End entwickelt. Die Katastrophe kommt ganz unvermittelt, lapidar, daher, offenbart und so die ganze Tragik der Geschichte.

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