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Die drei ??? nebeneinander

Die drei ??? – Erbe des Drachen

Die drei ??? übernehmen jeden Fall! In ihrem dritten Leinwandabenteuer verschlägt es sie in ein unheimliches Spukschloss in Rumänien. Kann Die drei ??? – Erbe des Drachen halten, was der Klappentext verspricht?

DIE DREI ??? – ERBE DES DRACHEN Trailer German Deutsch (2023)

TitelDie drei ??? – Erbe des Drachen
Jahr2023
LandDeutschland
RegieTim Dünschede
DrehbuchTim Dünschede, Anil Kizilbuga
GenreAbenteuer, Krimi
DarstellerJulius Weckauf, Nevio Wendt, Levi Brandl
Länge100 Minuten
FSKab 6 Jahren freigegeben
VerleihSony Pictures Germany
Die drei ??? - Erbe des Drachen vor schwarzem Hintergrund
Das Cover von Die drei ??? – Erbe des Drachen © 2022 Sony Pictures Entertainment Inc.

Die Handlung von Die drei ??? – Erbe des Drachen

Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews aus Rocky Beach dürfen ein Schülerpraktikum bei der VFX-Firma von Peters Vater antreten! Dafür reisen sie mit einer Filmcrew nach Rumänien, um dort bei den Dreharbeiten eines Vampir-Horrorstreifens zu assistieren. Bald schon wittern sie einen neuen Fall, denn nachts scheint ein echter Blutsauger das Schloss heimzusuchen. Zwar verbietet ihnen Mr. Shaw strikt zu ermitteln, doch das hält die Detektive natürlich nicht lange auf. Die drei ??? setzen nicht nur ihr Praktikum, sondern auch ihr Detektivbüro aufs Spiel, um den finsteren Machenschaften auf die Spur zu kommen und ein Verbrechen zu verhindern.

„Wofür stehen denn die drei Fragezeichen?“

Als mein Vater sein erstes Buch von den drei ??? las – es war Der rasende Löwe – war er knapp 15 Jahre jünger als ich heute. Der Einfluss dieser Reihe auf nunmehr fast drei Generationen lässt sich kaum beschreiben. Das Gespensterschloss, mit dem alles begann, wird 2024 60 Jahre alt. Nach wie vor füllen Fans der ersten Stunde Stadien und Verkaufsmessen, um die Jungdetektive aus Rocky Beach finanziell zu unterstützen. Und auch wenn man sicherlich einen Qualitätsabfall im Erzählstil und Inhalt der inzwischen 224 Bände starken Buchreihe feststellen kann, wird diese von Erwachsenen wie Kindern gleichermaßen gekauft und verschlungen. All diese Gründe sprechen explizit dagegen, eine neue Verfilmung ausschließlich auf den Nachwuchs auszurichten. Schade, dass genau dieser Ansatz gewählt wurde.

Die drei ??? stehen seit jeher für eine magische Nostalgie. Die Reihe ist trotz Episoden über Hexenhandys und GPS-Gangster aus der Zeit gefallen. Noch immer werden hier Zeitungsarchive besucht und Buchbände in Bibliotheken gewälzt, obwohl Rechercheur Bob Andrews alle Informationen der Welt entspannt an seinem Mobiltelefon abrufen könnte. Was Regisseur Tim Dünschede also geritten hat, eine Adaption zu drehen, die Zuschauer:innen ab 12 Jahren wohl bereits mit dem Trailer verloren hat, ist unbegreiflich. Kindgerecht und cool möchte der Film sein, verliert dabei allerdings jeden Charme der Vorlage. Gruselelemente, die gerade die ersten Ausgaben der drei ??? ausgemacht haben, werden bis ins Lächerlichste entschärft. Statt klassisch-stilvoller Musikuntermalung begleiten die Bilder hippe moderne Klänge, während über dem Abspann der neueste unerträglich belanglose Mark-Forster-Popausrutscher dudeln darf. Sonderlich viel zu tun mit dem Hauptverkaufsargument – der Atmosphäre der Bücher und Hörspiele – hat bei diesem Streifen traurigerweise gar nichts mehr.

Zu viele Anspielungen, zu wenig Verspieltheit

Da hilft es auch nicht weiter, dass gefühlt in jedem Frame siebzig Hinweise auf vergangene Folgen aus der goldenen Zeit der Reihe versteckt sind. Leider beweist Dünschede damit nicht viel mehr als den Fakt, dass er in der Lage war, sich Titellisten durchzulesen. Eine schwarze Katze und ein sprechender Totenkopf mögen ja schöne Requisiten sein, die dann eventuell doch die Augen des nostalgischen Altfans zum Leuchten bringen, aber sonderlich viel Verständnis für die Vorlage geht damit nicht einher. Es sind lediglich bloße Fingerzeige, aus denen über die gesamte Laufzeit wenig gemacht wird. Die Anspielungen fühlen sich an wie Pflichtpunkte auf einer Checkliste, nicht wie organisch in die Handlung eingeflochtene Bonus-Leckerlis.

Die drei ??? in ihrer Zentrale
Die Zentrale der drei ??? ist voll mit Andenken an alte Fälle. © 2022 Sony Pictures Entertainment Inc.

In einer Schulklausur gäbe es wohl eine gut gemeinte 2- in Sachen Textwiedergabe, denn Dünschede hat die Namen alter Folgen prima abgerufen. Doch eine transformative Leistung, die die eigentliche Aufgabe darstellt, fand überhaupt nicht statt. Zu oft wird hier recycelt statt geremixt. Immerhin ist es noch nicht ganz auf Marvel-Niveau und die Geschichte bremst nicht jedes Mal auf 0km/h ab, wenn der Film das Publikum wieder mit Erinner-Beeren füttert. Aber das sollte wohl kaum der Anspruch sein. Das Gesamtprodukt fühlt sich leider ein wenig verzweifelt an. Dünschede würde so gerne etwas produzieren, das auch die Erwachsenengeneration zufrieden stellt. Den schweren Weg wählen und sich Mühe bei einer klugen Geschichte geben, das möchte er aber nicht. Darum entscheidet er sich für die weniger schwierige Option: kontextlos abgefilmte Bilder und eingestreute Dialogfetzen mit süßem Retro-Bezug. Es kann so einfach sein.

Fall oder Reinfall?

Sieht man über alle Nostalgie-Köder hinweg, bleibt ein Detektivabenteuer, das leider weder als Detektivgeschichte überzeugt noch sonderlich abenteuerlich ist. Selbst dem jüngsten Kind im Publikum sollte es nicht allzu schwerfallen, die Person, die hinter den Verbrechen steckt, bereits bei ihrem ersten Auftritt ohne zu zögern zu identifizieren. Minutenlange Szenen, in denen die mitunter größten Geheimnisse der Handlung aufgedeckt werden, spielen sich völlig unvorbereitet ab und lassen keine Möglichkeit zum Mitraten. Hin und wieder bekommen wir dann tatsächlich mal ein kompetent ausgeführtes Mysterium, bei dem Dünschede vorher ausreichend Brotkrumen ausgestreut hat. Die Lösung des Rätsels um den Vampir, der nachts über die Gänge streift, ist beispielsweise sehr zufriedenstellend und wurde über den Film hinweg erstklassig vorbereitet. Dies ist allerdings eher Ausnahme und nicht Regel.

Auch an dieser Stelle bekommen wir Zuschauer:innen den völlig fehlgeleiteten Fokus auf das jüngstmögliche Publikum zu spüren. Ein sechsjähriges Kind mag vielleicht an den Geheimnissen um das rumänische Schloss ein wenig zu knabbern haben. Jeder Erwachsene jedoch dürfte dabei nur müde gähnen. Und ich möchte hier keinesfalls klingen wie ein beleidigter Senior, der wütend mit dem Gehstock droht, weil seine Jugendbuchverfilmung es wagt, junge Leute anzusprechen. Aber das Flair der Reihe ging immer davon aus, dass sie beides reizte, Jung und Alt. Außerdem halte ich es für misslungene Inszenierung, wenn man sich mit allerlei oberflächlichen Anspielungen auf Teufel komm raus an eine Generation anbiedert, die man inhaltlich dann völlig im Regen stehen lässt.

Die Gräfin des Schlosses hält eine Rede vor dem Team des Films
Die drei ??? besuchen das Set eines Gruselfilms. © 2022 Sony Pictures Entertainment Inc.

Die drei ??? und die fehlende Regie

Apropos misslungene Inszenierung: In dieser ist nämlich eine weitere große Schwäche des Films begründet. Die drei ??? stehen und fallen logischerweise mit den drei ???, und auf dem Papier kann man sagen, dass mit Weckauf, Wendt und Brandl drei gute Kandidaten gefunden wurden. Und es gibt auch Szenen, in denen sie gut miteinander harmonieren. Dennoch stehen denen wiederum diverse Momente gegenüber, die hölzern und auswendig gelernt wirken. Es wäre allzu leicht, die Schuld dafür bei den Schauspielern zu suchen, schließlich sind sie es, die die Zeilen so vortragen. Aber für mich wurde hier vor allem deutlich, dass Tim Dünschede kein Regisseur ist, der sich für Arbeit mit Jungdarstellern eignet.

Mein bester Trick, um schwache Dialoginszenierung aufzudecken, besteht immer darin, auf Momente zu achten, in denen Figuren sich gegenseitig unterbrechen sollen. Wenn die Person hinter der Kamera pfiffig ist, gibt sie den Schauspieler:innen trotzdem vollständige Zeilen vor oder instruiert sie, sich früher als geplant ins Wort zu fallen. So fühlen sich die Unterbrechungen fließend und natürlich an. In Die drei ??? – Erbe des Drachen wird wunderbar gezeigt, wie unnatürlich es klingt, wenn das nicht passiert. Es wirkt nie wirklich, als würde eine hitzige Debatte stattfinden, bei der die Parteien durcheinanderreden. Unterbewusst merkt man, dass jede der drei Figuren genau das sagt, was auf dem Blatt stand – kein Wort zu viel, keines zu wenig. In erster Linie ist das ein Zeichen, dass ihre Darsteller nicht ausreichend beraten und geführt wurden.

Keine rätselhaften, aber wenig eindrucksvolle Bilder

Auch visuell hat der Film wenig zu bieten. „Die drei ??? besuchen ein rumänisches Vampirschloss“ ist im Grunde eine Prämisse, die wie gemacht für eine spannende Adaption ist. Doch es wird erneut sehr viel Potenzial liegen gelassen. Besonders deutlich wird das in einer kurzen animierten Sequenz, in der Hintergrundinformationen präsentiert werden. Was ein inszenatorisches Highlight hätte werden können, wirkt schlicht lieblos und unpassend eingebaut und sticht unangenehm heraus. Übrigens: Hätte man sich tatsächlich Mühe geben wollen, clevere Easter Eggs zu platzieren, wäre hier doch die erste Anlaufstelle gewesen! Man hätte die Animation nur im Stil der alten Buchcover-Designs gestalten müssen, schon wäre eine transformative Eigenleistung erbracht gewesen, die Fans sicher erfreut hätte. Nur ist das vermutlich teurer und aufwendiger als die Herstellung einer Totenkopf-Requisite.

Die drei ??? schauen hinter einer Säule hervor
Nachts ermitteln die drei Detektive im Spukschloss. © 2022 Sony Pictures Entertainment Inc.

Unser Fazit zu Die drei ??? – Erbe des Drachen

Ich bin zwiegespalten. Für sehr kleine Kinder ist diese Verfilmung sicherlich einen Blick wert, um sie an die schöne Buchvorlage heranzuführen. Vielleicht können Elternteile hiermit schon einmal das Fahrwasser testen, bevor sie ihre Sprösslinge von Teufelsbergen und flüsternden Mumien lesen lassen. Einer Person, die das dreizehnte Lebensjahr überschritten hat, ist Die drei ??? – Erbe des Drachen dagegen nur schwerlich zu empfehlen. Über die müde Handlung, schwache Regieleistung und unauffällige Präsentation dürfte auch eine geballte Nostalgie-Ohrfeige kaum hinwegtäuschen können. Lobend erwähnt werden sollte, dass diese Version definitiv mehr Respekt vor dem Original aufweist als die beiden gescheiterten Verfilmungsversuche aus den 2000ern. Für mehr als eine Junior-Ausgabe reicht es trotzdem nicht. Dennoch wäre ich einer Fortsetzung tatsächlich nicht abgeneigt, denn die Hauptdarsteller sind passend gewählt, wenn auch noch nicht ideal eingegroovt. Mit etwas Feinschliff könnte man beim vierten Anlauf vielleicht endlich eine Version erschaffen, die der Vorlage gerecht wird.

Die drei ??? – Erbe des Drachen erscheint am 26. Januar 2023 in den deutschen Kinos!

All unsere Kritiken und auch viele andere Videos findest du auch auf unserem YouTube-Kanal.

Unsere Wertung:

 

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Zuletzt aktualisiert am 21. Januar 2023 um 13:06 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

© Sony Pictures Germany

2 Kommentare

  • “ Übrigens: Hätte man sich tatsächlich Mühe geben wollen, clevere Easter Eggs zu platzieren, wäre hier doch die erste Anlaufstelle gewesen! Man hätte die Animation nur im Stil der alten Buchcover-Designs gestalten müssen, schon wäre eine transformative Eigenleistung erbracht gewesen, die Fans sicher erfreut hätte.“

    Häääh?? Genau das wurde doch gemacht.

  • Unglaublich langweilig, ohne jede Spannung. Alleine das Setting und die Schauspieler entsprachen meinen Vorstellungen aus den Hörspielen. Ansonsten fehlen Atmosphäre und gruselige Momente.