Netflix‘ neuer Streifen Die Kunst des toten Mannes kombiniert schrille Kunstsatire mit Horror. Ob diese Vereinigung aufgeht, erfahrt ihr in dieser Review!
No data available.„Durch seine Kunst taucht er tief in seine eigene Psyche ein. Der Künstler kämpfte jahrzehntelang gegen seine inneren Dämonen. Das Resultat ist eine epische Saga aus Brutalität und Wahnsinn. Ein Schrei nach Antworten und nach einer Befreiung, die niemals kommen wird.“
Worum gehts in Die Kunst des toten Mannes?
Morf Vandewalt (Jake Gyllenhaal) ist ein gefeierter und gefürchteter Kunstkritiker. Seine Meinung entscheidet über die Zukunft vieler Künstler und Agenturen. Morfs Agentin, Josephina (Zawe Ashton), die bisher immer nur in dem Schatten des bekannten Kunstkritikers stand, sieht nun ihre Chance, selbst aufzusteigen und sich in der dekadenten und gierigen Kunstszene einen Ruf zu machen.
Als ihr unbekannter Nachbar eines Tages auf mysteriöse Weise verstirbt, stößt Josephina in seiner Wohnung auf viele Kunstwerke. Schnell reißt sie sich diese unter den Nagel, da die Bilder eine unabsprechlich anziehende Wirkung ausstrahlen. Morf und die Kuratorin Rhodora Haze (Rene Russo) wittern ebenfalls ihre Chance, mit diesen besonderen Werken ganz groß raus zu kommen. Unmengen an Geld und unermessliche Bekanntheit locken und sind zum Greifen nah. Doch schon bald kommt es zu unerklärlichen Todesfällen und bei genauerer Untersuchung der Vergangenheit des verstorbenen Künstlers können Parallelen zu den Todesfällen hergestellt werden. Wie weit sind sie bereit zu gehen, um ihre Gier zu befriedigen oder ihr Leben zu retten?
Ein Hybrid aus exzentrischer Kunstsatire und Horrorthriller
„Um sie auszustellen, würde ich sogar töten…“
Die Kunst des toten Mannes ist schrill, von einer beunruhigenden Grundstimmung durchzogen und brilliert mit einer originellen Prämisse. Die Idee mit den zum Leben erwachten Bildern, gemalt von einem geisteskranken Künstler, bietet einiges an Potential. Und diese ambitionierte Grundidee zahlt sich der Film auch gewinnbringend aus. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt, denn man hat sich leider ein wenig übernommen und wollte zu viel auf einmal. Als erstklassig inszenierte Charakterstudie und Satire der dekadenten Kunstszene, verziert mit einem bedrückenden Mystery-Anstrich, bereitet Die Kunst des toten Mannes eine Menge Sehfreude. Leider nur wollen die erzwungenen Horroreinlagen und Gruselmomente nicht so recht in das ansonsten stimmige Gesamtbild passen.
Interessante, aber unnahbare Charaktere
Die Kunst des toten Mannes ist selbst in den Nebenrollen prominent besetzt und schauspielerisch geben viele der Rollen einiges her. Unter anderem bestechen hier John Malkovich (Bird Box), Toni Collette (Hereditary) oder die aus Stranger Things bekannte Natalia Dyer. Jake Gyllenhaal (Stronger, Nightcrawler) ist in seiner Rolle aber einer der interessantesten Charaktere. Den exzentrischen, abgehobenen und rücksichtslosen Kunstkritiker Morf Vandewalt spielt er mit einer beinahe beängstigenden Selbstverständlichkeit.
Dieser ist zwar eine Koryphäe auf seinem Gebiet, wird aber von vielen eher gefürchtet und verachtet, als geschätzt. Oftmals ist ihm nicht bewusst oder schlichtweg egal, wie sehr seine Verrisse die Schicksale der von ihm kritisierten Künstler treffen. Für Morf ist nichts jemals gut genug. Die Menschen hinter den Kunstwerken sind für ihn unsichtbar und belanglos. Im Verlauf des Films ist es dann wunderbar zu sehen, wie sich sein Schein als selbsternannter und anspruchsvoller Vertreter des guten Geschmacks langsam auflöst und die Paranoia überhand nimmt. Dabei holt ihn seine Vergangenheit auf äußerst ironische Weise ein.
Nun sind die Rollen der exzentrischen Künstler und Kritiker zwar allesamt brillant gespielt und interessant, aber auch ebenso unnahbar. Es ist schwierig bis gar nicht auszumachen, wer in dem Film nun eigentlich die Hauptrolle spielt. Diese Tatsache allein wäre nicht ganz so fatal, wenn man denn wenigstens sympathische Charakteren erhält, was hier leider nicht der Fall ist. Die Figuren bleiben allesamt unsympathisch, fremd und somit unnahbar. Wenn man als Zuschauer ein solch distanziertes Verhältnis zu ihnen führt, ist es schwierig, in den durchaus intensiven Todesszenen wirklich mitgenommen zu sein. Diese gestalten sich allerdings als erfreulich ironisch und wirken wie ein Seitenhieb auf die Geschichte der jeweiligen Charaktere. Ohne etwas vorweg zu nehmen, sage ich hier nur: Stichwort Velvet Buzzsaw oder Hoboman.
Mein Fazit zu Die Kunst des toten Mannes
Unter dem Strich scheitert der Film, wenn auch nur bis zu einem gewissen Grad, an der Unvereinbarkeit von schriller Kunstsatire und eindringlichem Horror. Und dennoch kann ich Dan Gilroys Streifen meine empfundene Faszination nicht absprechen. Obwohl Die Kunst des toten Mannes weder wirklich gruselig noch übermäßig spannend ist, entwickelt der Film doch einen unheimlich faszinierenden Sog und veranschaulicht seine Aspekte in einigen einfallsreichen Visualisierungen und Dialogen hervorragend. Ohne den erzwungen wirkenden Horror-Aspekt mit viel zu bemüht schockigen Gruseleinlagen wäre hier allerdings noch sehr viel mehr drin gewesen.
Letzten Endes verbleibt Die Kunst des toten Mannes als nicht ganz so stark, wie er mit seiner Prämisse eigentlich hätte sein können.
Unsere Wertung:
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