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Cabiria grüßt überschwänglich vom Wegesrand, während neben ihr eine Kollegin an ihrem neuen Auto lehnt in Die Nächte der Cabiria.

Die Nächte der Cabiria

Mit Die Nächte der Cabiria konnte Federico Fellini als italienischer Shooting Star den zweiten Oscar hintereinander gewinnen. Ob uns die bitter-süße Geschichte der Prostituierten Cabiria auch heute noch bewegen kann, erfahrt ihr in unserer Review!

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TitelDie Nächte der Cabiria (OT: Le notti di Cabiria)
JahrItalien, Frankreich
Land1957
RegieFederico Fellini
DrehbuchFederico Fellini, Ennio Flaiano, Tullio Pinelli, Pier Paolo Pasolini
GenreDrama, Romanze
DarstellerGuiletta Masina, Franca Marzi, Francois Périer, Amedeo Nazzari
Länge118 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihArthaus
Die Zigarette im Mundwinkel streicht Giulietta Masina durch ihr blondes Haar auf dem Cover zu Die Nächte der Cabiria
Das BD-Cover zu Die Nächte der Cabiria © Studiocanal Home Entertainment

Worum geht’s in Die Nächte der Cabiria?

Maria „Cabiria“ Ceccarelli (Giuletta Masina) hat ein schlechtes Händchen bei der Wahl ihrer Männer. Gerade erst hat der aktuelle Liebhaber ihr die Handtasche entrissen und sie in den Tiber gestoßen. Die unabhängige Prostituierte lebt am Rande Roms in einer kleinen Hütte eigentlich ein recht beschauliches Leben. Auch wenn ihr Traum von einer erfüllenden Liebe und einem gesellschaftlichen Aufstieg von ihren Kolleginnen stets belächelt wird, mag sie doch ihren Optimismus nicht ablegen. Auf einem ihrer Streifzüge in die besseren Gegenden um die Via Veneto landet sie dann auch tatsächlich beim Filmstar Alberto (Amedeo Nazzari). Er nimmt sie mit in vornehme Clubs und sogar zu sich nach Hause. Aber ist sie gleich wieder vergessen, als dessen Freundin sich wieder in seine Arme flüchtet.

Nach einer Wallfahrt mit ihren Freundinnen sucht die angetrunkene Cabiria Rat bei einem Prediger. Der erklärt ihr, dass sie nur ihr Glück mit einem Ehemann und als Mutter seiner Kinder finden kann. Und tatsächlich scheint ihr nächster Verehrer Oscar (Francois Périer) all das zu sein, was sie sich wünscht. Er ist zurückhaltend, möchte nichts von ihrem Beruf oder ihrer Vergangenheit wissen. Hat sie in ihm endlich ihr Glück und eine ehrbare Zukunft gefunden?

Cabiria grüßt überschwenglich vom Wegesrand, während neben ihr eine Kollegin an ihrem neuen Auto lehnt in Die Nächte der Cabiria
Gerade in Gesellschaft gibt Carbiria die Frohnatur © Studiocanal Home Entertainment

Die Suche nach Reinheit und Liebe

Auch wenn die Geschichte der Cabiria sehr viel Tragik offenbart, legt der Meisterregisseur seinen großen Schwerpunkt auf die Hoffnungen der Prostituierten. Es dominieren deswegen vor allem die heiteren Momente, die den tragischen andersherum umso mehr Gewicht verleihen. Die von Fellinis Ehefrau Giulietta Masina verkörperte Figur tauchte schon in seiner Tragikomödie Der weiße Scheich kurz auf. Sie bringt den Zwiespalt der römischen Nachkriegsgesellschaft zum Ausdruck, die trotz katholischer Erziehung moralische Vorbehalte zur Seite schieben musste, um zu allererst das eigene Überleben zu sichern. Jetzt, mehr als zehn Jahre nach Kriegsende, erhofft sich Cabiria eine Rückkehr zu einer bürgerlichen, einer „ehrbaren“, Normalität. Der Wunsch, das allzu menschliche Verlangen, einen Mann zum Lieben zu finden und eine Familie zu gründen, spiegelt dabei nicht nur die Abkehr von ihrem amoralischen Alltag wider, sondern erweist sich auch als von der Kirche erwünscht, wie auch als zutiefst menschlich.

In Die Nächte der Cabiria ist der Weg seiner Hauptfigur gezeichnet von einem subtilen Wandel in ihrem Wunschdenken. War Giorgio, der sie anfangs in den Fluss stieß, jemand, den sie umgarnen und mit Geschenken bedenken konnte, steht Alberto für die Verheißungen der High Society, für einen Galan, der sie mit Schmuck behängt und in angesagte Clubs ausführt. Schließlich steht Oscar für den frommen Wunsch, als Ehefrau und Mutter Erfüllung, vielleicht sogar vermeintliche Erlösung, zu finden. Hingegen zum direkten Vorgänger in La Strada – Das Lied der Straße, in dem Giulietta Masina eine verkaufte Frau spielte, gleitet Die Nächte der Cabiria nie in die trost- und erbarmungslose Tristesse ab, die auch viele andere Vertreter des Neorealismus auszeichnete. Film und Protagonistin schöpfen hier auch angesichts der Katastrophe wieder Hoffnung, rappeln sich auf. Er stellt somit ein Bindeglied in Fellinis Werk dar.

Am Wallfahrtsort schließen Diener die Tore, direkt vor den weit gereisten Dirnen in Die Nächte der Cabiria
Die Pforten der Glückseligkeit sind nicht für jeden geöffnet © Studiocanal Home Entertainment

Federico Fellini und Giulietta Masina

Nach La Strada – Das Lied der Straße (der außerdem für das beste Drehbuch nominiert war) konnte Federico Fellini 1958 im zweiten Jahr in Folge mit Die Nächte der Cabiria den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nach Italien holen. Auch Achteinhalb (1965) und Amarcord (1975) konnten später diesen Goldjungen gewinnen. Fellini selbst war als Regisseur und Drehbuchautor zwar zwölfmal nominiert, konntet den Oscar allerdings erst 1993, kurz vor seinem Tod, für sein Lebenswerk in Empfang nehmen.

Seine Frau Giulietta Masina wurde als Cabiria bei den Filmfestspielen in Cannes und bei den BAFTA Awards ausgezeichnet. Ihre Darstellung als hoffnungsvolle Hure bildet einen starken Kontrast zu ihrer abgrundtief tragischen Figur Gelsomina im vorangegangenen La Strada. Sie spielte in insgesamt sechs Filmen ihres Mannes, zuletzt in Ginger und Fred (1986) an der Seite von Fellinis langjährigem Stammschauspieler Marcello Mastroianni (Das süße Leben, Achteinhalb, Fellinis Stadt der Frauen).

Giulietta Masina und Federico Fellini heirateten jung, und ihre Ehe dauerte fast genau 40 Jahre, bis zu seinen Tod 1993, an. Ein Jahr darauf verstarb auch sie selbst an Krebs.

Cabiria erzählt wieder selbstüberzeugt von ihren Träumen in Die Nächte der Cabiria
Cabiria ist stets von sich selbst überzeugt © Studiocanal Home Entertainment

Unser Fazit zu Die Nächte der Cabiria

Ohne Zweifel zählt Die Nächte der Cabiria zu den Meisterwerken Federico Fellinis, scheint in seinem Gesamtwerk sogar noch wichtiger als der vielgerühmte La Strada. Denn hier vollzieht der Meisterregisseur die Abkehr vom Neorealismus hin zu den schöneren, nicht weniger komplizierten Dingen des Lebens. Aber auch für sich selbst ist es ein großartiger Film, der in der Figur der Cabiria auch dort noch Hoffnung aufzeigt, wo alles verloren scheint. Auch wenn der Film ein Happy End verweigert, eigentlich sogar unversehens in eine Katastrophe steuert, entlässt er die Zuschauer mit einem optimistischen, guten Gefühl.

Blu-ray und DVD der restaurierten Fassung sind seit dem 26. März von Arthaus erhältlich!

Unsere Wertung:

 

 

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