In Donnie Yen’s Sakra inszeniert sich der Actionstar als Held eines bildgewaltigen Abenteuer-Epos. Ob ihm damit auch als Regisseur ein großer Wurf gelungen ist, erfahrt ihr in unserer Review!
Die Handlung von Donnie Yen’s Sakra
Qiao Feng (Donnie Yen) ist ein Meister der Martial Arts und Anführer des Beggar’s Clans. Doch als er eines Verbrechens beschuldigt und als Abkömmling der verpöhnten Khitan identifiziert wird, wenden sich seine Mitstreiter gegen ihn. Feng macht sich auf, seine Unschuld zu beweisen. Dabei kreuzt sich sein Weg mit dem von Zuh A (Yuqi Chen), die ihm das Leben rettet und dabei schwer verwundet wird. Dem Gejagten bleibt nun nichts anderes übrig, als sich seinen Gegnern in der “Festung der Helden” zu stellen. Denn nur dort kann ihr geholgen werden. Doch dies soll nur eine Station auf seiner Suche nach Wahrheit darstellen…
Opulentes Wuxia-Kino mit Schönheitsfehlern
Donnie Yen gilt nicht erst seit gestern als große Ikone des Hongkong-Actionkinos. So ist es nicht verwunderlich, dass sein Wuxia-Epos Sakra vor allem in den Action-Szenen, die in drei groß angelegten Set-Pieces und einiger kleiner Scharmützel über die gut zwei Stunden Laufzeit verteilt sind, punkten kann. Hier lässt es Yen ordentlich krachen – Mauern bersten, Feinde werden durch die Luft gewirbelt, der Held kann gegen so manche Überzahl an Gegnern bestehen. Das macht durchaus Spaß, auch wenn dieser durch technische Defizite etwas geschmälert wird. Einige erkennbare CGI sind noch zu verschmerzen, u.a. dass Donnie Yen sichtlich verjüngt als Held auftritt. Andere Entscheidungen, etwa einen Teil der Kämpfe im Mittelteil in doppelter Geschwindigkeit abzuspielen, dann doch weniger. Es gibt immer wieder Kleinigkeiten, die einen unschön aus dem Geschehen reißen. Doch das passiert zum Glück nicht allzu häufig.
Doch bei der Geschichte, die das alles zusammenhält, verzettelt sich Sakra dann immer wieder. Basierend auf dem populären Fortsetzungsroman Demi-Gods and Semi-Devils, schafft es das Drehbuch nicht, die Figuren-Konstellation und die Motivationen jener verständlich auf den Punkt zu bringen. Dabei wurde nur einer von drei Handlungssträngen der Vorlage adaptiert. Es ist nicht so, dass nicht genug Spielraum dafür vorhanden gewesen wäre. Neben der Suche nach den Drahtziehern des Komplotts konzentriert sich der Film vor allem auf die Liebesgeschichte zwischen Qiao Feng und Zhu A. Allerdings waren die Autoren anscheinend nicht bereit, der Übersichtlichkeit halber dafür einige Nebencharaktere zu opfern. Oftmals tauchen Personen auf und verschwinden wieder, ohne dass ein Bezug dazu erkennbar ist, inwiefern sie nun für die Geschichte nötig sind. Erst wenn am Ende dann im Rundumschlag die familiären Hintergründe unseres Helden und seines Widersachers plötzlich aufgerollt werden, um eine etwaige Fortsetzung anzuteasern, werden einige der nebulösen Zusammenhänge klar.
Chancen auf weitere Abenteuer?
Es sollte wohl Donnie Yens Opus Magnum und vielleicht sogar der Start einer ganzen Filmreihe werden. Letzteres ist wohl eher auszuschließen, da Sakra in China nur über Tencent, einem der größten Streamingportale des Landes, veröffentlicht wurde. Die großen Kinosäle des Landes und damit ein großer finanzieller Erfolg bleiben dem frisch gewählten Vertreter im Bereich Literatur und Kunst in der “Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes”, als Nachfolger von Jackie Chan, wohl verwährt. Auch wenn der Film durchaus seine Schwächen hat und die Geschichte gerade westliche Zuschauer ohne Hintergrundwissen eher ratlos zurücklassen dürfte, ist das ein wenig schade. Denn der zurgrundeliegende Roman bietet anscheinend noch genug Substanz für weitere Verfilmungen. Auch das etwas angetackert wirkende Ende macht den Wuxia-Fan sicherlich Appetit auf mehr.
Im Großen und Ganzen schließt sich mit Donnie Yen’s Sakra aber auch ein Kreis. Der chinesische Superstar konnte im Genre des Wuxia in den 90ern und frühen 2000ern einige große Erfolge feiern. Inmitten der Renaissance dieser Filme seit Mitte der 2010er ist es nur folgerichtig, dass er die in Hongkong und dem Festland Chinas sehr bekannte Geschichte von Demi-Gods and Semi-Devils für seine bisher opulenteste Regie-Arbeit wählte. Der Star aus Filmen wie Iron Monkey (1993), Killzone S.P.L. (2005), Ip Man (2008) und Raging Fire (2021), der auch in Hollywood mit Rollen in etwa Shanghai Knights (2003), Rogue One (2016) und zuletzt John Wick: Kapitel 4 (2023) Eindruck hinterließ, kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Allerdings als digital verjüngter End-Fünfziger, der aber immer noch in der Lage ist, glaubhaft den Helden zu geben.
Unser Fazit zu Donnie Yen’s Sakra
Trotz der kleineren und gröberen Fehler sei vor allem den erfahrenen Eastern-Fans ein Kinobesuch des bildgewaltigen Sakra durchaus, wenn auch mit Vorbehalt, zu empfehlen. Die Erwartungen an dem Film von Donnie Yen sollten schon dementsprechend justiert werden, es hier nicht mit einem Meisterwerk zu tun zu haben. Unterhaltsam ist das mit Fantasy-Elemente gespickte Historienabenteuer allemal, wenn auch die Geschichte ein wenig holprig vorgetragen wird. Für Einsteiger ins Wuxia-Genre sei dagegen erst einmal der Konsum althergebrachter Klassiker angeraten. Oder zumindest eine sachkundige Vorbereitung, um etwaige Ungereimtheiten des Drehbuchs im Vornherein zu begegnen.
Donnie Yen’s Sakra ist ab dem 27. April 2023 im Verleih von Capelight Pictures in den deutschen Kinos zu sehen!
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures