Herman Yau und Anthony Wong schwammen 1993 mit ihrer Untold Story schon in CAT III-Gewässern. Drei Jahre und einige weitere gemeinsame Arbeiten später, sollte mit Ebola Syndrom wieder in tabu- und schonungsloses CAT III-Fahrwasser vorgestoßen werden…
Titel | Ebola Syndrom (OT: Yibola bing du) |
Jahr | 1996 |
Produktionsland | Hongkong |
Regie | Herman Yau |
Drehbuch | Ting Chau |
Genre | Horror / Thriller |
Darsteller | Anthony Wong, Lo Meng, Shing Fui-On, Marianne Chan, Lori Shannon |
Länge | 94:08 Minuten (Kinofassung) / 96:21 Minuten (Extended Cut) |
FSK | ungeprüft (uncut) |
Verleih | Illusions Unltd. Films / Shock Entertainment / ’84 Entertainment |
Ebola Syndrom erstmalig weltweit im Extended Cut
Wir entsinnen uns zurück in das Jahr 2010: ILLUSIONS UNLTD hatte vor Kurzem ihre, auch unter Fans aus diversen Gründen kritisierte, CAT III-Reihe gestartet. Pionierfilm war damals der im Vorfeld stark gehypte Grotesque, welcher seinen Erwartungen dann gemeinhin nicht zwingend gerecht werden konnte. So entschied man sich bei ILLUSIONS UNLTD für die nächsten Titel auf bekannte Streifen zu setzen. Nach Red To Kill folgte damit als #3 der Reihe Ebola Syndrom. Mir als damals unwissenden Naivling im Sicko-Bereich war er nur als Art Heiliger Gral bekannt. Und ich war der CAT III-Reihe recht wohl gesonnen, da ich so als Jungspund in den „Genuss“ diverser Klassiker und Neuerscheinungen kommen konnte.
Gespannt wartete ich also auf den Veröffentlichungstermin, zusätzlich in besonders hoher Erwartung, da erstmals die komplett ungekürzte und ursprüngliche Fassung auf Scheibe zu erhalten war. Selbst in Hongkong gab es den Film nocht nicht in dieser Langfassung zu sehen. Man kann ILUSSIONS UNLTD auch heute noch zu diesem Fangeschenk gratulieren!
Must be seen to be believed
Als ich Ebola Syndrom dann endlich mein Eigen nennen konnte, stand meinem Einzug im klassischen Sicko-Bereich nichts mehr im Wege. Es blieb festzustellen: Der Kultcharakter kommt nicht von ungefähr.
Selten wird man einen Film so vollgestopft mit Zynismus, Nihilismus und reiner Misanthropie gesehen haben.
Und dies dank eines Mannes. Anthony Wong, dem leidlich begeisterten Asia- und Thrillerfan wohl eher aus Filmen wie der Infernal Affairs-Reihe bekannt, verleiht dem Koch Kai eine unvergleichliche Aura.
Wo der charakterlich ähnlich gelagerte, einsame Schlächter aus Noés Menschenfeind mit packenden Monologen fasziniert und phantasiert, ist Kai von Beginn an nicht um erzwungenen Sex, Lug und Trug sowie kaltblütigen Mord verlegen.
Doch es ist nicht die grafische Gewalt – auf die Zeigefreude reduziert sind Hostel 2 oder selbst der Funsplatter Cabin Fever 2 deutlich bluttriefender – die diesem Film seine kranke Note verpassen. Stattdessen ist es die nüchterne Beobachtung eines absolut kaputten Geistes, eines Psychopathen, eines Menschenfeindes, der tut was er will, wo er will und wann er es will.
Selbst als Kai erfährt, dass er ein Überträger des tödlichen Ebola Virus ist, hurt und spuckt er sich durch Hongkong oder bereitet Speisen mit verseuchtem Fleisch zu.
Ihm ist egal, was aus dem Rest wird, ihm hat auch niemand etwas geschenkt. So werden kurzerhand der Chef und dessen ebenso sadistische wie hübsche Frau dahingemeuchelt. Während man fast vermuten könnte, dass Kais Chef etwas an seinem Koch liegt, wird schnell klar, dass er ihn nur ärztlich behandeln lassen möchte, um keine billige Arbeitskraft zu verlieren…
Im Grunde gibt Kai seiner Umwelt nur das wieder, was sie ihm eben (nicht) gibt.
Anthony Wong brilliert
Letzten Endes wurde hier ein waschechter Cat III-Film geschaffen. Denn neben mitunter derben Gewaltausbrüchen ist es vor allem der kalte und nihilistische Grundton, aus dem Ebola Syndrom seine Kontroverse bezieht.
Die Idee, einen absoluten Egomanen, Triebtäter und Menschenhasser mit Ebola infiziert auf die Welt loszulassen, dreht vielleicht manch einem beim bloßen Gedanken den Magen um.
Doch dank der grandiosen Darstellerleistung Wongs ist hier weitaus mehr geschaffen worden. Selten wurde unsympathischer, triebhafter, verachtender, schmieriger und zynischer gemordet und vergewaltigt.
Hut ab für Wong, der dem Film so seine ganz eigene Note gibt und mit einer Qualität ausstattet, die ihn rausholt aus einer hektisch heruntergekurbelten Schundproduktion.
Unsere Wertung:
© Illusions Unltd.
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