Filmtoast.de
Pennywise ist immer fröhlich.....in ES

Ein Film, zwei Meinungen – Es (2017)

Die Neuadaption von Stephen Kings Es entpuppte sich vergangenen Herbst als weltweiter Kassenschlager und auch unser Autor Jeff Clark konnte sich für das Coming-Of-Age Horrordrama begeistern. Doch wie so oft können selbst die beliebtesten Konsensblockbuster die Gemüter spalten. Hier könnt ihr eine positive bzw. negative Gegenüberstellung lesen.

Auf Seite 1 Dominiks Rezension und auf Seite 2 die von Jeff.

OriginaltitelIt
Jahr2017
ProduktionslandUSA
RegieAndrés „Andy“ Muschietti
DrehbuchCary Fukunaga, Chase Palmer, Gary Dauberman
GenreHorror, Drama
DarstellerBill Skarsgård, Javier Botet, Sophia Lillis, Jaeden Lieberher, Finn Wolfhard
Länge135 Minuten
FSKAb 16 Jahren
VerleihWarner Bros. GmbH
DVD Cover zu ES
DVD Cover zu ES 2017. © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc. and RatPac-Dune Entertainment LLC. All Rights Reserved.

Seite 1 – Autor: Dom Karnage (Dominik König)

Gruselst du dich oder fliegst du schon?

Von den zigfach ungefragten Reboots, Re-Imaginings, Rip-offs, Sequels und Prequels, mit denen uns Hollywood nicht erst seit geraumer Zeit be(un)glückt, gehörte eine Neuauflage von Stephen Kings Es schon immer zu den wenigen feuchten Remaketräumen. Die allseits bekannte TV-Verfilmung von 1990 genießt zwar bis heute Kultstatus, verdankt diesen aber neben Tim Curry als Kinderschreck Pennywise allenfalls noch dem Charme der 50er Jahre in der ersten Hälfte (und weniger dem trashig-bescheidenen Finale in der Zweiten).

Somit schien es keineswegs verkehrt, das bekannteste  Mammutwerk des Horror-Maestros vom klobigen Röhrenfernseher auf die große Leinwand zu bringen. Passenderweise auch noch exakt 27 Jahre nach der ABC-Ausstrahlung.
Angekündigt wurde das Kino-Update bereits 2009, wanderte über die Jahre in der Planungsphase durch immer wieder neue Hände und dann doch wieder zurück in Vorproduktionshölle.

Aus den langwierigen Verhandlungen ging mit True Detective Macher Cary Fukunaga schließlich ein vielversprechender Kandidat hervor, der allerdings etwas Anderes im Sinn hatte als Horrorkost für das Conjuring Publikum. Da sein ambitionierter, weniger werkgetreue Ansatz den Verantwortlichen von Warner Bros. zu eigenwillig geriet, verließ Fukunaga nach über drei Jahren Arbeit das Projekt kurz vor Drehbeginn. Seinen Platz nahm schlußendlich der Argentinier Andy Muschietti ein. Dieser sammelte bereits Horrorerfahrung mit der Langfilmfassung seines Kurzfilms „Mama“ und legte nun mit der Stephen King Adaption seine zweite Regiearbeit vor.

Anders als der bescheidene TV-Quotenhit konnte Muschietti auf ein, wenn auch für Hollywoodverhältnisse nicht übermäßig üppiges Budget von 35 Millionen zugreifen. Wiegt man die geringen Kosten jedoch gegen das sensationelle Einspiel von weltweit rund 700 Millionen Dollar auf, über 300 Mio. davon allein in den USA, hätte die Rechnung für Warner kaum besser aufgehen können. Zumindest aus rein finanzieller Sicht.

Der Losersclub in ES
Der Losersclub in ES 2017. © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc. and RatPac-Dune Entertainment LLC. All Rights Reserved.

Vision vs Umsetzung

Logischerweise ist der 2017er Es dem TV-Zweiteiler handwerklich klar überlegen. Kameraästhet Chung-soon Chung (Oldboy) erschafft einen stimmigen Look, der nicht von ungefähr an Klassiker wie Die Goonies oder Poltergeist gemahnt, lässt es sich aber auch nicht nehmen, den Quotenhit von einst vor allem beim ikonischen Anfang mit teilweise identischen Einstellungen zu zitieren.
Doch beginnen bereits hier, wenn Georgie Denbrough mitsamt gelbem Regelmantel seinem (CGI)-Papierschiffchen nachjagt, die ersten Probleme.
Die übriggebliebenen Dialogzeilen aus dem ursprünglichen Fukunaga-Skript, mit denen sich Muschietti penibel genau an der King-Vorlage entlanghangelt, wollen partout nicht harmonieren mit Bill Skarsgårds irrem Silberblick und seiner unmittelbar offenkundigen Bösartigkeit, die das Monster auch nicht hinter Clowns-Make up verbergen kann.
Hier macht der Film dann auch direkt klar, wie man solche Glaubwürdigkeitsprobleme in den folgenden 130 Minuten zu lösen pflegt: mit unerwarteten Gewaltausbrüchen und Orchestergetöse.

Pennywise ist immer fröhlich.....in ES
Pennywise ist immer fröhlich…..in ES 2017. © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc. and RatPac-Dune Entertainment LLC. All Rights Reserved.

Da Es in den USA ein R-Rating, sprich keine Jugendfreigabe, verpasst bekam, kann Andy Muschietti aus dem Vollen schöpfen und so muss, entgegen der Vorlage, der einarmige Georgie sich schreiend auf dem überfluteten Bordstein wälzen, ehe ihn die  Krallen des Kinderfressers in den Abfluss ziehen. Diese grobe Änderung schlachtet der Film dann obendrein aus, um (Stotter-)Bill Denbrough die weit hergeholte Illusion zu lassen, dass sein Bruder nach geschlagenen neun Monaten in der Kanalisation überlebt hat und dort auf ihn wartet. Mit nur einem Arm, versteht sich.

Extreme Missverständnisse

Solche Missverständnisse und Veränderungen der Vorlage sind es, die sich mal mehr, mal weniger fortlaufend durch den gesamten Film ziehen und viele Elemente, seien es Charaktere oder Ereignisse, harsch neuinterpretieren. So ist beispielsweise Beverly Marsh nicht bloß als Tochter des Schulhausmeisters, sondern gleich als „Klassenschlampe“ verrufen, während der Hypchonder Eddie Kasprak hier einem Leprakranken begegnet, der am Set von einer Folge The Walking Dead wohl besser aufgehoben wäre.
Am schlimmsten jedoch trifft es den vorlauten, aber sympathischen Spaßvogel Richie. Statt einen begnadeteten Stimmenimitator muss Stranger Things Star Finn Wolfhard, der als Einziger vom ursprünglichen Fukunaga-Cast übrig blieb, hier  den puren Comic-Relief raushängen lassen und dabei mit der Endlosschleife seines aufgesetzten Pipikacka-Deine Mutter-Pimmelwitze-Fäkalvokabulars ein Publikum bedienen, das heute offenbar immer noch dieselben Talkshows im Trash-TV sieht wie in den späten Achtzigern.

Schnell ist zudem klar, welche Teile des (angeblichen) Loser Clubs für das Drehbuch von Interesse sind und welche nicht. So stürzt man sich zum Einen natürlich prompt auf das aufkeimende Liebesdreick zwischen Beverly, Bill und Ben, überträgt aber wiederum auf Letzteren sämtliche Eigenschaften von Mike, dem Bücherwurm der Truppe. Dieser wird dadurch aber nicht nur charakterlich quasi entleert, sondern verkommt schlichtweg zum Quotenschwarzen. Obgleich er und Stanley Uris insbesondere in Teil 2 wichtige Funktionen haben, lässt man beide größtenteils mit halbherzig erzählten Subplots in der Ecke stehen und auf ihr Stichwort warten.

Red Balloons and Pennywise in IT
Kein Brett, sondern Ballon vorm Kopf: Pennywise in IT 2017. © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc. and RatPac-Dune Entertainment LLC. All Rights Reserved.

Solider Kindercast

Wenigstens beim Casting der Kinderdarsteller hat Muschietti aber insgesamt ein gutes Händchen bewiesen. Die Jungschauspieler liefern im Rahmen ihrer Möglichkeiten solide Leistungen ab, wobei besonders Sophia Lillis als Beverly heraussticht und eine wahre Entdeckung ist.
Doch obwohl sich der Film durchaus viel Zeit nimmt, sein oft mit Stand by Me verglichenes Coming-of-Age Flair zu entfalten, was an manchen Stellen sogar recht authentische Augenblicke zutage fördert, so fehlen doch gewisse Verbundenheitsmomente, die nicht nur uns Zuschauern die Figuren und ihre Probleme, sondern die ungleichen Charaktere auch einander näherbringen. Muschietti ergeht sich zwar immer wieder in Musikmontagen, in denen er das behutsame Zusammenwachsen zum Losers Club aber mehr behauptet, statt es wirklich zu zeigen.
Da hilft es auch nicht, wenn die mit „Six Different Ways“ unterlegte Säuberung des Badezimmerblutbads offenbar den Bau des Staudamms aus Buch und TV-Film mehr schlecht als recht ersetzen soll.

Lärmige Angst

Noch weniger aber findet der Film Bilder für die Ängste, die Formwandler Pennywise in immer wieder neuen Gestalten schürt und zum Leben erweckt. Waren diese in Kings Vorlage noch clever im Zeitgeist verwurzelt mit Anleihen bei den klassischen Universal-Monstern des Vierziger Jahre Kinos, hat Muschiettis Film hier nur wenig Erwähnenswertes aufzubieten. Statt sich etwa beim reichhaltigen Horrorkabinett der 80er zu bedienen, fährt Es vollkommen austauschbare Genrekost auf, die auch noch zu allem Überfluss mit den denkbar simpelsten Mitteln des gegenwärtigen Horrorkinos weginszeniert wird.

Muschietti schafft es hier weder, auf engem Raum glaubhafte Urängste zu etablieren, noch den Episodencharakter dieser Momente abzuschütteln, in welchen Benjamin Wallfischs Score stets bedeutungsschwanger kreischend und anschwellend ankündigen muss, dass gleich irgendetwas auf den Zuschauer zugesprungen kommt.
Ohne Wenn und Aber bedient der Film sich an den immer gleich ausgespielten Jump-Scare-Schemata und ist dabei gerade schmerzhaft vorhersehbar. Dank dieses Geisterbahncharakters will somit auch kaum mal ein Gefühl von echter Gefahr aufkommen.
Ihren traurigen Höhe- bzw. Tiefpunkt findet diese platte (Er-)schreckensscharade schließlich in der berühmten Waschbeckenszene, die Muschietti gegenüber dem TV-Film mit der schätzungsweise hundertfachen Menge an digitalem Kunstblut flutet und dabei jeden Anflug vom subtilem Horror buchstäblich wegschwemmt.

Bill-in-and-out-of-the Box

Subtil ist rein gar nichts an diesem neuen Es. Kein leichtes Unbehagen, kein ungutes Gefühl in der Magengegend, keine nägelkauende Spannung scheint sich in dieses Reiz-Reaktionskalkül verirren zu dürfen. Und falls doch, schwingt Publikumserschrecker Muschietti eben grobinszenatorisch seine Regiekeule, und treibt damit Pennywise ungezählte Male riesig auf den Bildschirm zu, damit er die Hände wie für einen billigen Popout-Effekt Richtung Zuschauer auszustreckt. Nur ohne 3D.

Zwischen all diesen Reißbrett-Reißern, die ihn irgendwann nur noch wie einen überstrapazierten Jack- bzw. Bill-in-the-Box aus der Jump-Scare Kiste springen lassen, bleiben Bill Skarsgård wenig Gelegenheiten, den Charakter zu gestalten. Sichtlich spielfreudig und bemüht gackert, sabbert, zappelt er sich durch die Szenerie, doch gelingt es ihm nie, der Rolle etwas Eigenes, geschweige denn so markant bitterbösen Spielverderber-Charme wie einst Tim Curry zu verleihen. Und wenn er doch mal für eine Handvoll Momente aus seinem Dasein als CGI-umwaberter Jump Scare Clown ausbrechen darf, gesteht ihm das Drehbuch kaum mehr Dialog zu als Arnold Schwarzenegger im ersten Terminator.

Der Schrecken aller Welten in ES
Pausenclown aus der Kiste in ES 2017. © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc. and RatPac-Dune Entertainment LLC. All Rights Reserved.

Nostalgie nach Maß

Als reines Gimmick der Marke „Gewollt, aber nur halb gekonnt“ entlarvt sich im Verlauf auch der Versuch, auf der Stranger Things Retromanie mitzureiten und die Handlung in den späten 80er Jahren anzusiedeln. Diese Entscheidung geht zwar sogar noch auf das Konto von Cary Fukunaga und seinem Co-Autor Chase Palmer, welche auch bis zu einem gewissen Punkt Erlebnisse aus der eigenen Kindheit in ihr Skript mit einfließen lassen wollten. Doch müssen Vokuhilas, „New Kids on the Block“, Street Fighter-Spielautomaten und ein Kleinstadt-Kino, in dem offenbar nur Warner-Filme laufen, genügen, um die zuletzt allzu leicht verklärte Filmepoche wie aus dem Lehrbuch nachzuzeichnen.

Dass Kings Roman aber noch um einiges mehr zu bieten hatte als eine Horrormär, die nur rein zufällig in den Fünfzigern angesiedelt ist, lässt der Film beinahe völlig außen vor. Erwachsenenthemen wie Rassismus, Homophobie, Pädophilie, von der die Kleinstadt Derry geprägt ist, werden in schwachen Anklängen gestreift, schaffen es aber kaum mal über einen lüsternen Seitenblick des Dorfapothekers, die Annäherungsversuche von Beverlys Vater und die offene Diskriminierung von Mike durch Henry Bowers hinaus. Obgleich versucht wird, den allseits gefürchteten Stadtbully differenzierter und wenig klischeehaft schmalzlockig zu zeigen und ihn über das gestörte Verhältnis zu seinem Vater zu erklären, bringt das dem Film nicht wirklich viel, wenn man nach ein zwei Szenen diesen Konfliktherd ebenso beiläufig anfacht wie wenig später unschön auflöst.

Konventionell statt komplex

Dass die Neuverfilmung aber nicht nur der aufgepropften 80er Nostalgie frönt, sondern konsequent davor zurückschreckt, die komplex mit den Zeitebenen jonglierende Erzählweise des Romans zu übernehmen, sich stattdessen nun in Teil 1 chronologisch nur auf die Kindheit beschränkt, zeugt letzten Endes umso mehr davon, dass Muschietti die erschlagende Schwarte entweder nie gelesen oder sie tatsächlich nicht  verstanden hat. Kings Roman ist kein zeitloser Stoff, den man ohne Weiteres in eine vollkommen andere Zeit verfrachten kann, ohne sie zuvor behutsam an diese anzupassen.
Trotz all der popkulturellen Ausstaffierung nimmt sich Es 2017 selbst die Möglichkeit, zum eigentlichen Kern der generationsübergreifenden Geschichte vorzudringen, die nicht nur von den Ängsten des Erwachsenwerdens, verkörpert durch den Clown, erzählte, sondern auch von dem Umgang damit, wenn man längst erwachsen ist und glaubt, die traumatische Kindheit längst hinter sich gelassen zu haben.

Von dieser eigentlichen Komplexität des Romans will Muschiettis Verfilmung jedoch im ersten Teil nichts wissen, möchte man doch dem Publikum die Möglichkeit geben, in die Vergangenheit der Kinder einzutauchen, ohne sie mit Bezug zur Gegenwart zu „vergiften“. Dass sich Rückblenden aber mit der Geschichte der Erwachsenen in Teil 2 ohnehin nicht mehr vermeiden lassen werden, lässt das ganze Vorhaben nur umso inkonsequenter und unsinniger erscheinen. Gespannt sein darf man aber in jedem Fall, wie ausgerechnet Annabelle Autor Gary Dauberman, der schon hier als Skriptdoktor beteiligt war, das Sequel um die gealterten Verlierer nun im Alleingang bändigen soll. Im Herbst 2019 sind wir dann schlauer.

Fazit

Es 2017 hat meine Zweitsichtung alles andere als gut getan. Andy Muschietti hat mit seiner Neuverfilmung den enorm vielschichtigen Stoff trotz eines guten Kindercasts auf die denkbar durchschnittlichste Weise adaptiert. Dabei gerät seine Inszenierung der Geschichte teilweise so zweifelhaft, reißerisch und infantil, dass er sie damit nicht nur ihrer erzählerischen Raffinesse beraubt, sondern auch jeglicher Grundlage, dem absurden Hype um diesen Film weiterhin nur ansatzweise irgendwie gerecht zu werden.

Für mich nach wie vor eine beinahe durchweg misslungene Stephen King Umsetzung und womöglich immer noch die größte Enttäuschung des vergangenen Kinojahres.

Hier die Bewertung von Dom Karnage: [yasr_multiset setid=0]

Hier könnt Ihr den Film selbst bewerten: [yasr_visitor_multiset setid=0]

ES (2017) Exklusiv Steelbook Edition + Lenticular Cover (Lose) (Blu ray) Limited Edition
109 Bewertungen
 Preis: € 98,00 Jetzt auf Amazon kaufen* Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 17:52 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
Es: Roman
655 Bewertungen
Es: Roman*
von Heyne Verlag
 Preis: € 2,96 Jetzt auf Amazon kaufen* Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 17:19 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
Stephen King's Es (2017) [Blu-ray]
1714 Bewertungen
Stephen King's Es (2017) [Blu-ray]*
von Warner Home Video - DVD
Prime  Preis: € 8,99 Jetzt auf Amazon kaufen* Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 17:19 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
Stephen King's Es [Blu-ray]
806 Bewertungen
Stephen King's Es [Blu-ray]*
von Warner Home Video - DVD
Prime  Preis: € 8,99 Jetzt auf Amazon kaufen* Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 17:52 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Lest auf der nächsten Seite, wie Jeff den Film wahrgenommen hat.

© 2017 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.

8 Kommentare

  • Ich stehe da auf der Seite Dominiks. Ich war leider auch sehr enttäuscht von der Neuverfilmung. Der Geist des Buches wurde kaum eingefangen. Statt subtile Mythologie gab es reißerischen, offensiven Horror. Grusel? Fehlanzeige. Mal davon abgesehen, dass der maßlose Einsatz (vermutlich aus Budget gründen) eben auch als solcher zu erkennen war. Auch das trug nicht gerade zur Atmosphäre bei…

    Als größte Enttäuschung des vergangenen Kinojahres kann ich „Es“ aber dennoch nicht bezeichen. Diese „Ehre“ gebührt mit riesigem Abstand einer anderen King-Verfilmung…“Der Dunkle Turm“…wobei…eigentlich verdient dieses Stück Dreck den Namen „King-Verfilmung“ ja eh nicht, denn es ist fast schon eine Kunst, eine Buchverfilmung zu produzieren und dabei ungelogen nicht eine einzige Szene (!) aus den Büchern im Film zu übernehmen….aber das ist ein anderes Thema…

    • Eventuell lag es einfach an der Tatsache, des es sich bei ES um die wohl bekannteste King Geschichte überhaupt handelt. Demnach waren die Erwartungen wohl auch entsprechend hoch. Die Messlatte wurde recht hoch gelegt, könnte am Ende aber einige kritische Stimmen nicht zufriedenstellen. Bleibe bei der Meinung, das ES für mich persönlich eine äußerst starke und athenische Gesamt Performance bot. Beim dunklen Turm kann ich mich dir jedoch komplett Anschliesen. Der war leider mehr als die Enttäuschung schlechthin.

  • Bin da eher bei Jeff, ich fand ES im Kino vollkommen überzeugend. Bin gespannt wie er mir bei der Zweitsichtung gefällt, aber ich denke das passt schon. Finde den Roman sehr stimmig umgesetzt ohne die Längen des alten Films.

  • Weder bin ich ein puristischer King-Liebhaber, noch wende ich mich entsetzt von ihm ab, weil er scheinbar wie am Fließband neue Werke produziert. Schlichtweg sind mir viel zu wenige seiner literarischen Veröffentlichungen bekannt – diese wussten jedoch immer zu überzeugen. Was wiederum deren filmische Umsetzung angeht, sieht es tatsächlich noch ärger aus. Hier kenne ich die wenigsten und wenn man dem allgemeinen Kanon folgt, schwanken deren Qualitäten sehr stark, was die Wissenslücken um diese gleich weniger dramatisch erscheinen lässt. Ärgerlicher erscheint es dann, wenn einem die literarische Vorlage dermaßen zusagt, dass, trotz aller überschwänglichen Vorfreude, deren filmische Umsetzung nur zum Scheitern verurteilt sein kann.

    Stephen Kings ES ist für mich sein Opus Magnum und war für mich schlichtweg das Buch meiner Jugend. Die Welt, die von King hier erschaffen wurde, ist so greifbar, so nachvollziehbar, so unglaublich detailliert geschildert wurden, dass ein Eintauchen nach Derry geradezu von ganz allein erfolgte. Begünstigend kam hinzu, dass ich, selber ein Semi-Dorfkind, die Kindheit und Jugend viel draußen verbrachte und wir uns im Dickicht und der Wildnis die Zeit vergnügten. Kurzum: man erkannte sich selbst in Figuren des Clubs der Verlierer wieder. Der Identifikation stand nichts im Wege und die Lektüre konnte regelrecht verschlungen werden. Einige Zeit später, endlich alt genug sie selber kaufen zu dürfen, wurde sich die Fernseh-Verfilmung angeschafft. Um es kurz zu machen: die bewegten Bilder konnten meiner spätkindlichen Fantasie nicht im Geringsten das Wasser reichen. Die DVD wurde in’s Regal verbannt und fristet dort seitdem ein nie mehr gesehenes und missachtetes Dasein.

    Wie es der Zufall will, wird im Jahr 2017, also exakt 27 Jahre nach der ersten Adaption des Buches, erneut George Denbroughs Papierboot in den Rinnstein gespült und das Grauen macht erneut die Runde. Mit den ersten Trailern und Setbildern äußerte sich allerdings auch schon die erste Kritik: Pennywise sähe zu gruselig aus. Nun, schmachvolle Verfilmung von 1990 hin oder her, aber Tim Curry hat seinen Beitrag geleistet eine Ikone zu werden. Sein Erscheinungsbild war dennoch weit vom Buch entfernt. Die neue Interpretation hält sich in Sachen Kleidung deutlich mehr an die Vorlage. Neben der Optik stellte das Setting einen weiteren Reibepunkt für Fans dar. Dieses wurde in die späten 80er verlegt. In der Tat haben beide Zeitepochen, sowohl die 50er als auch die 80er, ihren unverkennbaren Reiz und Wiedererkennungswert. Da die Neuverfilmung den Teil der Erwachsenen in die Gegenwart verlegen möchte, ergibt das Setting der 80er nur Sinn. Und wenn man ehrlich ist: bei einer Geschichte, die sich eh auf einen stetig wiederkehrenden Zyklus bezieht, ist der konkrete Zeitrahmen doch nebensächlich. Berechtigterweise könnte man noch die Frage stellen, ob der Hype rund um STRANGER THINGS nicht zusätzlich die Idee befeuert hat, das gleiche Setting zu verwenden. Abgesehen davon, freut sich der geneigte Filmfreund über zahlreiche Anspielungen aus diesem Zeitraum: Poster von GREMLINS, Werbung zu NIGHTMARE ON ELM STREET 5 oder LETHAL WEAPON 2 zieren die Wände und Kinogebäude im Film.

    Neben diesen kleinen feinen Details, finden sich auch etliche Verweise an Kings Romanvorlage wieder. Die Ausgangssperre plus Vermisstenanzeigen der entsprechenden Kinder. Die „I Heart Derry“- Aufschrift auf einem Luftballon. Die Straße an der Georgie sein grausamer Tod ereilt. Die Statue von Paul Banyan. Die Kitchner Eisenhütte mitsamt Ostereiersuche und dem schrecklichen Fund im Baum. Der Tod der Bradley Bande. Das Feuer im Blackspot. Die Geschehnisse rund um die Gründung Derrys. Die Schildkröte(n). Das Haus an der Neilboltstreet. Die Totenlichter. Der Schwur. Das Vergessen.

    Was sich nach einer löblichen und fast schon besessen detaillierten Umsetzung anhört…scheitert leider, leider dennoch. Der Schuldige ist schnell ausgemacht: die viel zu geringe Laufzeit. All die Anekdoten und Hinweise finden zwar ihren Weg in die Verfilmung, bekommen aber nicht die Zeit sich zu entfalten. Stattdessen blitzen sie immer wieder im Hintergrund auf oder werden innerhalb von zwei Nebensätzen abgefrühstückt. Die unterschwellige Atmosphäre, das zyklische Grauen wird in all seiner Größe und Macht gar nicht ersichtlich. Doch genau diese Ausschmückungen haben Derry im Buch so plastisch erscheinen lassen. Die von Mike Hanlon recherchierte Stadtgeschichte bringt einen historischen Schrecken nach dem anderen zu Tage und erschafft dadurch überhaupt erst die bedrückenden und gefährliche Atmosphäre, welche Derry innewohnt.

    Allerdings, und das ist mit Sicherheit nicht unbedeutend, schafft es die Verfilmung, die Handlung auch Nicht-Kennern der Vorlage so weit plausibel zu erklären. So gerne ich persönlich noch viel ausführlicher, noch viel intensiver nach Derry abgetaucht wäre, so gut unterhalten wurde ich dennoch. Die Bildsprache des Films, so wie die Ausstattung sind absolut wertig und schaffen es zweifellos eine düstere Atmosphäre zu beschwören. Sicherlich ist der Streifen auch im Geiste eines modernen Horrorfilms produziert und inszeniert wurden, bietet aber neben einigen Jump Scares tatsächlich eine unheimliche Atmosphäre. Außerdem glückt das Vorhaben keinen reinrassigen Horrorfilm abzuliefern, sondern diesen eher beiläufig an eine „coming of age“ Handlung anzuknüpfen. Leider wurden einprägsame Momente wie der Staudammbau, Clubhausbau, Kinobesuche und andere Ferienvorhaben der Kinder gestrichen. In die richtige Richtung gehend und eine entsprechende Atmosphäre beschwörend, ist hierbei jedoch die Badeepisode am Steinbruch. Hier kam sommerliches, unbeschwertes Jugendfeeling auf. Weniger unbeschwert ging es selbstverständlich zu, wenn es in seinen verschiedenen Präsenzen in Erscheinung trat. Die Ängste der Verlierer wurden zum Teil aus der Vorlage übernommen, zum Teil, vermutlich aus Budgetgründen, abgeändert und in einfacherer Form dargestellt. Dabei sind teils brillante (Beverly und das Badezimmer), aber auch weniger überzeugende (Mikes Verbrennungsvisionen) Sequenzen entstanden. Insgesamt war es doch etwas ernüchternd, dass es fast ausschließlich in Form von Pennywise Gestalt annahm. Die wenigen Momente, ohne ihn waren durchaus überzeugend, hätten aber, auch mittels heutiger Tricktechnik, umfangreicher ausfallen können. Eine nette Verbeugung, gleichwohl vor der literarischen Vorlage und der alten Verfilmung, war der Wechsel hin von schwarz-weiß Fotografien aus einem Fotoalbum zum Diaprojektor. Die Szene hat genau die richtige Portion Terror transportiert, die ich mir erhofft habe.

    Alles in allem schwankt diese Besprechung vor wirrer Huldigung des Buches, nostalgischem Nachtrauern nicht erfüllter Hoffnungen und kann so keine wirklich eindeutige Entscheidungshilfe abgeben. All der nostalgischen Verklärung zum Trotz muss man rein objektiv aber feststellen, dass ein gelungener Film entstanden ist. Setting, Kostüme und Ausstattung überzeugen. Passenderweise können dies auch sämtliche (Jung)Darsteller. Der Club der Verlierer gibt sein bestes und beschwört ein wirklich authentisches Gruppengefühl. Jeder erhält die nötige Screentime und kann sich entfalten. Die Rollen wurden auch nahezu identisch zu denen des Buches angelegt und sind einfach in ihrer Gruppendynamik unglaublich stimmig. Der Counterpart mit den Unholden kann die Qualität aufrecht erhalten. Hier und da gab es kleine Abwandlungen, im Kern wurde der Geist aber beibehalten und prima eingefangen, vor allem Beverlys Vater wird seiner literarischen Figur sehr gerecht. Mehr hätte man von Henry Bowers und dessen Wandel zeigen können, aber wie schon erwähnt: der größte Übeltäter des Films ist nun einmal die Laufzeit.

    Ein paar letzte Worte noch zu Pennywise. Wie eingangs schon angesprochen, bewirkte dessen Erscheinungsbild rege Diskussionen. Ja, er sieht unheimlicher aus als noch 1990. Allerdings lockt er dieses Mal die Kinder nicht selber an, sondern wartet nur am Ende der Falle, um sein Werk zu erledigen. Abgesehen davon, ist er deutlich abgedrehter und setzt mehr auf direkte Konfrontation. Der illusorische Aspekt und seine perfiden Gespräche und Einlullungsversuche fallen dadurch leider ab. Dennoch eine passende Besetzung, die auf ihre Art und Weise dem Zeitgeist entsprechend ausgearbeitet und umgesetzt wurde.

    So blieben meine Erwartungen und Hoffnungen im Detail also erneut unerfüllt, aber unterhaltsam und spannend wurde ES im Jahre 2017 dennoch präsentiert. Spannung und eine gewisse Vorfreude, was dann aus dem Erwachsenenteil gezaubert wird, besitze ich dennoch. Meine größte Hoffnung ist allerdings noch immer, dass sich ein renommierter Serienproduzent oder -sender der Geschichte annimmt und diese wirklich in all ihrem Umfang auf den Bildschirm bringt. Aber wer weiß: vielleicht bringt die, zeitlich verzögert, für den Heimkinomarkt angekündigte längere Fassung noch einige nette Details mehr zu Tage, die dem Werk noch mehr Tiefe verleihen.

  • Dominik hat vollkommen recht. Gerade dieses aufgesetzte 80er Jahre Flair das nicht wirklcih Substanz bekommt und das „whitewashing“ des Casts hat mich ungemein gestört, denn Mike Hanlon „Chosen Jacobs) hat doch eigentlich für den Film nichts substanzielles bezutragen und seine nichtssagende Rolle ist so schlecht ausgearbeitet, dass man da Muschietti schon fast unterschwelligen Rassismus unterstellen könnte. Einer Figur, die im Erwachsenenteil der Vorlage (und der alten Verfilmung) essenziell wichtig ist verkommt hier zum besseren Statisten, denn die Übertragung der ganzen Eigenschaften auf Ben ist sowohl sinnfrei als auch unnötig für die Handlung.
    Das was Dominik zur Eröffnungssequenz sagt ist auch auf den Punkt. Ein so absichtlich gruseliger Clown verführt Kinder dazu mit ihm zu kommen? Das ist komplett unglaubwürdig und das Easteregg der Szene wäre da die glaubwürdigere Fassung gewesen, auch wenn das aus dem Film einen Kurzfilm gemacht hätte.
    Ich habe den Film zwar als Kingfan, aber öfter ansehen werde ich ihn mir nicht, im Gegensatz zur alten Verfilmung, die zumindest einen eigenen Charme besitzt.
    Für mich ist ES ebenfalls die Kino-Enttäuschung des Jahres,

  • Nachtrag: Eventuell wäre eine Serienadaption die passendere Wahl, um dem Roman gerecht zu werden. Wie es die Inder 1998 gemacht haben. Auffindbar auf Youtube unter dem Titel „Woh“, wenn auch eine Episodenanzahl von 52 ein wenig überzogen scheint.