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George Eastman (Montgomery Clift) und Angela Vickers liegen in Ein Platz an der Sonne aneinander gelehnt auf dem Boden und schauen in die Ferne.

Ein Platz an der Sonne

George Stevens‘ Ein Platz an der Sonne heimste vor knapp 70 Jahren sechs Oscars ein, geriet in der öffentlichen Wahrnehmung im Vergleich zu anderen Klassikern dieser Zeit allerdings immer mehr in Vergessenheit. Warum das Melodrama mit Montgomery Clift und Elizabeth Taylor auch heute noch einen Blick wert ist, erfahrt ihr hier!

Ein Platz an der Sonne (1951)

TitelEin Platz an der Sonne (OT: A Place in the Sun)
Jahr1951
LandUSA
RegieGeorge Stevens
DrehbuchTheodore Dreiser, Michael Wilson, Harry Brown
GenreDrama, Liebesfilm, Thriller
DarstellerMontgomery Clift, Elizabeth Taylor, Shelley Winters, Anne Revere, Keefe Brasselle, Fred Clark, Raymond Burr, Herbert Heyes
Länge117 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihParamount Pictures
Das Blu-ray-Cover von Ein Platz an der Sonne zeigt einen verlassenen Steg am See, in dem ein leeres Boot schwimmt.
Das Blu-ray Cover von Ein Platz an der Sonne © Paramount Pictures

Ein Platz an der Sonne – Handlung

George Eastman (Montgomery Clift) hätte gern das, was der Titel des Films verspricht: einen sprichwörtlichen Platz an der Sonne. Der zielstrebige junge Mann hat den wohlhabenden Teil der Familie nie kennengelernt. Als er zufällig auf den reichen Onkel Charles (Herbert Heyes) trifft, lädt ihn dieser zu sich in die Firma ein, wo er zunächst einem einfachen Job am Fließband nachgeht. Dort bandelt er mit Alice (Shelley Winters) an, obwohl nach Vorgaben der Eastman Company strikt verboten. Da sie ihr Techtelmechtel geheim halten und George engagiert bei der Sache ist, wird er schon bald befördert. Der steilen Karriere scheint nichts im Wege zu stehen, doch dann wird seine Freundin schwanger. Und das obwohl er schon seit seiner ersten Begegnung mit Angela Vickers (Elizabeth Taylor) nur noch Augen für die reiche Schönheit hat. Im Urlaub bietet sich die Gelegenheit für einen heimtückischen Mord, doch es verläuft alles ganz anders als geplant…

Der Weg zum Platz an der Sonne

Die Prämisse basiert auf einem wahren Fall. 1906 ertränkte der junge Chester Gillette seine schwangere Freundin Grace Brown. Beide arbeiteten in einer Kleidungsfabrik, doch Gillette war dabei, in „höhere“ soziale Kreise aufzusteigen und hoffte darauf, eine wohlhabende Frau zu heiraten. Der Fall war eine Sensation in den Boulevardzeitungen, 1908 landete Gillette auf dem elektrischen Stuhl. Theodore Dreiser nutzte die Grundzüge der Geschichte für seinen 1925 erschienenen Roman Eine amerikanische Tragödie, um zu zeigen, wie die Verlockung von Erfolg und Aufstieg einen gewöhnlichen Mann auszehren kann. Im Buch plant der Protagonist zwar den Mord an seiner Freundin, der Vorfall selbst wird dann aber eher als eine Mischung aus Unfall und Totschlag geschildert. Als das Boot ungewollt kippt, entscheidet er sich – wissend, dass seine einstmals Geliebte nicht schwimmen kann – dazu, sie ertrinken zu lassen. Im weiteren Verlauf lässt Dreiser den Leser wie seinen Hauptcharakter mit der Entscheidung ringen, wie schuldig er ist.

George (Montgomery Clift) lehnt seinen Kopf in Ein Platz an der Sonne an die Schulter von Angela Vickers (Elizabeth Taylor). Sie sitzen in einem Cabriolet.
George Eastman (Montgomery Clift) leidet unter seiner Schuld © Paramount Pictures

Guter Stoff, auch für einen Film. Das erkannte als erstes Paramount Pictures und sicherte sich für 150.000 US-Dollar die Rechte an einer Verfilmung. Auf dem Regiestuhl sollte Sergei Eisenstein (Panzerkreuzer Potemkin) Platz nehmen, doch der Deal platzte 1929. Auch der zweite aufkommende Name war bereits weltbekannt: Josef von Sternberg (Der blaue Engel) setzte das Melodrama 1931 um, entfernte aber die soziologischen Elemente. Dreiser war mächtig wütend über die Änderungen am Skript, geschrieben von Samuel Hoffenstein; besonders darüber, dass der Protagonist eher als Idiot denn als Opfer des kapitalistischen Systems dargestellt wurde. So sehr, dass er Paramount verklagte. 20 Jahre später wagte sich George Stevens erneut an eine Verfilmung und machte aus dem düsteren Stoff, zumindest in Teilen, auch eine Liebesgeschichte.

Die Besetzung

Ohne die Erscheinung von Montgomery Clift als George Eastman hätte das womöglich nicht funktioniert. Mit seiner fast unterwürfigen Körperhaltung und dem schüchternen Blick nehmen Zuschauer:innen ihn von Anfang an als verklärten Romantiker wahr, dessen Bedürfnisse ihn zu düsteren Taten – oder zumindest den Gedanken daran – treiben. Sein perfekt geformtes Gesicht mit den tiefliegenden Augenbrauen, die seine Augen teils im Dunklen lassen, machen ihr Übriges. Ihm gegenüber sollte mit Angela Vickers eine pure und unschuldige Erscheinung stehen, besetzt mit der bei den Dreharbeiten gerade einmal 17-jährigen Elizabeth Taylor. Die beiden wurden abseits der Leinwand lebenslange Freunde.

Auch mit Shelley Winters wurde eine interessante Wahl getroffen. Die damals bei Universal Pictures unter Vertrag stehende Schauspielerin sollte von ihrem Filmstudio eigentlich als Sexbombe aufgebaut werden, doch Winters entschied sich bereits früh eher für Charakterrollen. Die, milde gesagt, unvorteilhafte Darstellung der von ihr verkörperten Alice machte ihr damals allerdings schwer zu schaffen. Als Kompensation ihrer Minderwertigkeitskomplexe gegenüber Elizabeth Taylor fuhr sie privat jahrelang weiße Cadillac Cabriolets – also die Art von Auto, mit der ihre Filmkonkurrentin in Ein Platz an der Sonne durch die Gegend braust.

Alice (Shelley Winters) steht in Ein Platz an der Sonne vor einer Tür mit der Aufschrift "Births, Marriages, Deaths" und wendet sich um zu George (Montgomery Clift).
Alice (Shelley Winters) möchte noch schnell heiraten… © Paramount Pictures

Der Amerikanische Traum ist tot

Charlie Chaplin hat Ein Platz an der Sonne mal als „den besten Film über Amerika“ betitelt. Gemeint ist damit natürlich die verlockende Illusion des Amerikanischen Traums, die hier nicht nur zum Tod einer Unschuldigen führt, sondern dessen große Versprechungen subtil überführt werden. Genauso wie die letztendlich vergebliche Suche nach der perfekten Liebe. Alice verkörpert sein altes Leben; kein Geld, keine Perspektive. Heiratet er sie und zieht ihr gemeinsames Kind mit auf, bleibt ihm die Karriere im Familienunternehmen durch die strikte Firmenpolitik verwehrt.

Angela Vickers hingegen verkörpert nicht nur die “perfekte” Frau, sondern auch das Leben, das er anstrebt, den wahrgewordenen Amerikanischen Traum. Eine steile Karriereleiter zum Erklimmen, ein Leben in Glanz und Gloria, abgebildet in der Lokalzeitung. Der Film schafft es jedoch, diese ideologischen Träumereien geschickt zu unterwandern. George Eastman ist zwar durchaus fleißig und engagiert, einen höheren Posten bekommt er dennoch nur durch Glück und dank seines Namens. Dies weckt in ihm seine düstere Seite, am Ende wartet der elektrische Stuhl.

Schattige Inszenierung

Die Kamera fängt den von Clift gespielten George oft von einer Art Gitterstäben umrahmt ein, beispielsweise, als er durch das Eingangstor eines imposanten Hauses Angela Vickers auf einer Party erspäht. So zeigt Regisseur Stevens visuell, dass er sowohl ausgeschlossen aus dieser höheren Gesellschaft ist, aber gleichzeitig, dass er in seinen eigenen Zielen, Träumen und Vorstellungen gefangen ist. Darüber hinaus lässt sich das als eine elegante Art des Foreshadowings verstehen.

Montgomery Clift schmiegt sich von hinten an das Gesicht von Elizabeth Taylor. Das Bild ist aus einem Fotoshooting für Ein Platz an der Sonne.
… doch George liebt nur noch Angela Vickers (Elizabeth Taylor) © Paramount Pictures

Die Kameraarbeit sorgt für silhouettenhafte Bilder, die Gesichter werden teils fragmentiert in Dunkelheit gehalten; man sieht sie also nicht ganz und der Zuschauer muss die fehlende Information ergänzen – ähnlich wie den Subtext der Geschichte. Allgemein ist die Inszenierung absolut fabelhaft, das spiegelt sich auch in den gewonnenen Kategorien der 24. Oscarverleihung wider: Beste Regie, Beste Kamera (Schwarzweiß), Bester Schnitt, Bestes Kostümdesign (Schwarzweiß). Auch für das adaptierte Drehbuch und die Filmmusik konnte Ein Platz an der Sonne das begehrte goldene Männchen gewinnen.

War da nicht noch der Production Code?

Das Melodrama balanciert elegant um die Restriktionen des damals noch geltenden Hays Code in Hollywood herum. Das Wort Abtreibung wird zwar nie genannt, doch ist es klar, was Alice verlangt, als sie bei ihrem Frauenarzt um Hilfe bittet. Der Protagonist ist bereit, oder scheint es zu sein, seine schwangere Freundin zu töten. Beides Themen, die 1950 eigentlich noch tabu waren in Hollywood. Ein Platz an der Sonne unterlässt es dabei geschickt, eine klare Position zu beziehen und schafft es, in den knapp zwei Stunden die Komplexität der charakterlichen Emotionen aufzuzeigen. Jeder hier ist fehlerbehaftet, alle Motive und Gedanken sind – in gewisser Weise – nachvollziehbar. Zwar hat er durchaus Schuld an einem tragischen Schicksal, doch menschlich (im neutralen Sinne) bleibt er immer. Vor der drohenden Zensur blieb der Film so glücklicherweise geradeso verschont.

Unser Fazit zu Ein Platz an der Sonne

Während Melodramen üblicherweise den Ruf haben, dick aufzutragen, bleibt Ein Platz an der Sonne ungewöhnlich nuanciert – in seiner Inszenierung, in der Charakterzeichnung, als auch in der Verarbeitung des moralischen Dilemmas und der soziologischen Zusammenhänge. Die Allegorie auf den für tot erklärten Amerikanischen Traum braucht zwar ein wenig, um Fahrt aufzunehmen, zieht besonders in der zweiten Hälfte mit der Spannung und Intensität aber deutlich an. Die Buchverfilmung mag zwar aus heutiger Sicht nicht mehr ganz die Wucht haben, mit der ein Boulevard der Dämmerung, im Jahr zuvor ebenfalls von Paramount veröffentlicht, auch das heutige Publikum noch begeistern kann, einen Blick (oder zwei, oder drei) ist er aber allemal wert. Und sei es nur für das filmische Traumpaar Montgomery Clift und Elizabeth Taylor.

Ein Platz an der Sonne ist seit dem 19. August 2021 auf Blu-ray erhältlich.

Unsere Wertung:

 

 

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