Der mexikanische Genre-Mix Enemy Unknown bedient sich prominenter Vorbilder wie From Dusk till Dawn, Das Ende oder So finster die Nacht. Ob er diesen gerecht werden kann, erfahrt ihr in unserer Review!

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Die Handlung von Enemy Unknown
Für Drogengangster Pedro (Daniel Martínez) beginnt eine schicksalhafte Nacht. Er will sich aus dem schmutzigen Geschäft mit Rauschgift freikaufen und seiner Familie ein normales Leben ermöglichen. In seiner zur Festung umfunktionierten Villa wartet Pedro nun auf die Antwort des Kartells. Plötzlich taucht auf seinem Anwesen die kleine Lina (Paulina Gil) auf, kurz darauf bricht die Hölle. Der gutmütige Pedro gewährt dem schweigsamen Mädchen Unterschlupf bei seiner Frau und seinen Kindern. Er ahnt nicht, dass er sich damit eine Vampirin ins Haus holt und sich zur Zielscheibe für eine Gruppe hochspezialisierter Vampirjäger macht. Ein Kampf ums Überleben beginnt…
Ambitioniert, aber holprig
Enemy Unknown präsentiert sich als ambitionierter Horror-Actioner, der verschiedenste bekannte Motive in seinem Skript versammelt. Die Grundprämisse identifiziert sich dabei schnell als Belagerungsthematik, wie man sie schon etwa aus Klassikern wie John Carpenters Das Ende (1976) oder From Dusk till Dawn (1996) von Robert Rodriguez kennt. Dazu gesellen sich dann noch allerlei Häppchen anderer Genre-Ausrichtungen. So erinnert die kleine Lina, die in Pedro und seiner Frau Beschützerinstinkte weckt und die sich auch schnell mit dem kranken Sohn Beto anfreundet, überdeutlich an Eli aus So finster die Nacht (2008).
Auch unter den Figuren selbst ist für Spannungen gesorgt, denn Pedros Frau Francis ist für die Kinder nur Ersatzmutter und war bis zum Tod der leiblichen Mutter, ihrer Schwester, für sie nur die Tante. Seitdem steht sie im Konflikt mit Stieftochter Maria, welche sich bei Beginn des Angriffs trotzig in ihrem Zimmer verbarrikadiert. Patriarch Pedro gerät indes immer wieder mit seinem Cousin Alan aneinander, der zuerst den Ausstieg aus dem Geschäft für keine gute Idee hält und später der Forderung der mysteriösen Angreifer, ihnen Lina auszuhändigen, nur allzu gerne nachkommen würde.
Die Vampirjäger werden indes als geheimnisvoll und skrupellos, sowie gut ausgebildet und technisch hervorragend ausgerüstet dargestellt. Die Leibwache des Gangsters schalten sie im Handumdrehen aus. Leider bewegen sich die meisten Actionszenen, in denen sie bevorzugt mit archaischen Nahkampfwaffen hantieren, im Folgenden eher auf dem Niveau von Live Action Roleplay (LARP). Die Choreographien sind unspektakulär, sogar teils sehr lahm inszeniert. Der hohe Blutgehalt des Gezeigten soll dies anscheinend kaschieren, was eher schlecht als recht gelingt.
Erzählung wie Choreographie können nicht überzeugen
Alles in Allem hat der mexikanische Filmemacher Rigoberto Castañeda also allerlei Versatzstücke in sein Drehbuch geschmissen. Das Problem dabei ist nur, dass diese zu keiner Zeit ineinander greifen. Die Handlung schreitet holprig voran, Spannung mag da keine aufkommen. Auch die Hoffnungen auf ein zünftig blutiges Actionfest wird gleich vom Einstieg in Enemy Unknown torpediert, der sogleich ein gutes Beispiel für die lahme Action-Choreographie abliefert. Der Mix aus handgemachten und digitalen Effekt kann genauso wenig überzeugen. Castañeda versucht zudem, die Action-Szenen durch Splitscreens aufzuwerten. Allerdings setzt er diese derart inflationär ein, dass ihre Wirkung schnell verpufft. Wenn die Jäger dann doch ins Gebäude eindringen und die kleine Lina in die Action eingreifen darf, geht es zumindest etwas zünftiger zur Sache.
Die Figurenkonstellation soll etwas Würze in das Geschehen bringen, die Spannung in ruhigen Momenten aufrechterhalten. Leider ist das Familiendrama dünn, die Figuren werden kaum weiter vertieft, weswegen auch die Konflikte durchweg aufgesetzt wirken. Die Schauspieler leisten an sich keinen allzu schlechten Job, jedoch haben die Figuren zu wenig Fleisch auf dem Knochen, um wirklich etwas Interessantes mit ihnen anstellen zu können. Hingegen zu den Belagerten bleiben die Angreifer dazu noch vollkommen blass. Die Sympathien, so man denn welche entwickelt, sind von Anfang an klar verteilt und werden kaum hinterfragt. Auch dadurch wirkt Enemy Unknown unglaublich vorhersehbar. Selbst die Dialoge sind dermaßen generisch, dass man sie glatt schon bei der ersten Sichtung mitsprechen könnte.
Unser Fazit zu Enemy Unknown
Regisseur Rigoberto Castañeda verhebt sich in seinem Versuch, mit Enemy Unknown einen interessanten Genre-Bastard zu erschaffen, leider gewaltig. Er schielte offensichtlich zu großen Vorbildern, die als Klassiker gelten. Doch im Vergleich mit diesen geht Enemy Unknown unweigerlich baden, zu vorhersehbar gestaltet sich die Handlung. Es gelingt dem Film nie, auf eigenen Füßen zu stehen. Zudem versagt der Drama-Part auf ganzer Linie, wirkt wie ein Fremdkörper zwischen den eh schon durchwachsenen Action-Szenen. Ambitioniert, ja, aber leider auch misslungen.
Enemy Unknown ist seit dem 23. Juni als VOD abrufbar und seit dem 8. Juli als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich!
Unsere Wertung:
© Tiberius Film