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Ferris macht blau Screen 03 © Paramount Pictures

Ferris macht blau

Ferris macht blau gehört zu den 80ern wie Apple-Computer, Reagonomics und Walkman. 10 Jahre nach seiner HD-Premiere in den Vereinigten Staaten steht endlich auch das Deutschland-Release des Komödien-Klassikers an. Da wollten wir mal in Augenschein nehmen, ob uns das Abenteuer des kreativen Schulschwänzers  auch heute noch ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert…

TitelFerris macht blau (OT: Ferris Bueller’s Day Off)
Jahr1986
ProduktionslandUSA
RegieJohn Hughes
DrehbuchJohn Hughes
GenreKomödie
DarstellerMatthew Broderick, Alan Ruck, Mia Sara, Jeffrey Jones, Jennifer Grey
Länge103 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihParamount Pictures
Ferris macht blau BR Cover © Paramount Pictures
Ferris macht blau auf Blu-ray © Paramount Pictures

Der Tag ist zu schön, Ferris macht blau

Ferris Bueller (Matthew Broderick) ist der coole von der Schule. Er ist smart, hilfsbereit und hat einen Faible dafür, die Erwachsenen zum Narren zu halten. Nur Schulleiter Ed Rooney (Jeffrey Jones) hat seine Faxen dicke. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ferris bei einem Fehlverhalten zu erwischen und zu bestrafen. Seine Eltern Tom und Katie halten ihren Sohn für einen Engel, wogegen ihn Schwester Jeannie (Jennifer Grey) hasst.

Da der Tag schön ist und die Jugend viel zu kurz, beschließt er, die Schule zu schwänzen. Seinen Eltern gaukelt er vor, krank und bettlägerig zu sein. Seinen besten Freund Cameron (Alan Ruck) überredet er, auch Freundin Sloane (Mia Sara) mittels eines trickreichen Anrufs aus der Schule zu lotsen und sie mit dem geliebten Ferrari seines Vaters aus der Schule abzuholen. Doch dies ist nur die erste Station ihres Tages, denn es erwartet sie die große Stadt, um einfach mal die Sau rauszulassen…

Jugendliche Leichtigkeit des Seins

Ferris macht blau von Komödien-Spezialist John Hughes (Breakfast Club) zählt ohne Zweifel zu den essentiellen Komödien der 80er-Jahre. Das Hauptanliegen des Regisseurs waren zu dieser Zeit stets die Befindlichkeiten der heranwachsenden Generation. Diese brachte er als RomCom (Das darf man nur als Erwachsener), als nerdige Pennäler-Sci-Fi (L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn) oder in diesem Fall als reines Feel-Good-Movie zum Ausdruck. Auch die Drehbücher zu Pretty in Pink und Ist sie nicht wunderbar? stammen von Hughes. Seinen Zyklus um die Nöte der Heranwachsenden beendete er dann 1988 mit She’s Having a Baby. Er wandte sich darauf erfolgreich seichten Komödien für die ganze Familie zu (Kevin – Allein zu Haus, Dennis).

„Das Leben geht ziemlich schnell vorbei. Wenn ihr nicht ab und zu anhaltet und euch umseht, könntet ihr es verpassen.“

Ferris Buellers Philosophie ist es, die sorgenfreie Zeit der Jugend zu genießen. Er und seine Freunde sind verwöhnte Kinder aus der gehobenen, weißen Vorstadts-Mittelschicht. Dabei sind seine größten Probleme eher banal: langweiliger Unterricht, ein fieser Direktor, eine eifersüchtige Schwester. Und dazu gesellt sich höchstens noch das Ärgernis, zum 16. Geburtstag kein Auto bekommen zu haben. Ansonsten lebt es sich für ihn unbeschwert. Er hat eine hinreißende Freundin, seine Noten sind gut, seine Eltern lieben ihn und auch sein Zimmer ist vollgestopft mit den modernen Annehmlichkeiten seiner Zeit. Aber er befindet sich im letzten Schuljahr, am Horizont warten Studium, Arbeit und eigene Familie. Und damit verbunden die Verantwortung für sein eigenes Leben, weswegen er sich kurzerhand entschließt, einen Tag blau zu machen.

Ferris macht blau Screen 01 © Paramount Pictures
Mit dem Ferrari ab in die Stadt – Ferris macht blau © Paramount Pictures

Großer Spaß auf mehreren Ebenen

Auch die große Stadt, in diesem Fall Chicago, ist nahezu frei allen Übels. Von fortschreitender Ghettoisierung ist nichts zu sehen, Korruption und Bandenkriminalität kein Thema. Der Ausflug ist ein harmloser Spaß. Sie erschwindeln sich den Zutritt in ein nobles Restaurant, und Ferris schwingt sich später auf einen Paradewagen, um u.a. Dankeschen von Wayne Newton zum Besten zu geben. Der größte Nervenkitzel ergibt sich dabei, als sie unversehens Ferris‘ Vater über den Weg laufen. Und in der Zwischenzeit sind zwei Parkhauswächter mit dem Ferrari auf Spritztour. Ein schönes Bild ergibt sich, wenn sie auf dem Sears Tower stehen und auf die Stadt herabblicken, in der die Menschen hektisch ihrem Tagewerk nachgehen. Es ist ein Sinnbild für die Zukunft, die die Freunde bald erwartet.

Die Abenteuer der drei Schüler in der großen Stadt sind dennoch nur die halbe Freude. John Hughes versteht es in Ferris macht blau sehr schön, gleich mehrere Handlungsstränge miteinander zu verquicken. Nebenher versucht nämlich Schulleiter Ed, seine Nemesis Ferris beim Schulschwänzen zu erwischen. Das würde nämlich bedeuten, dass dieser seinen Abschluss nicht machen darf. Der smarte Junge hat sich aber mithilfe ausgeklügelter Mechaniken, die z.B. seiner Mutter vorgaukeln, im Bett zu liegen, abgesichert. An die Türklingel hat er einen Kassettenrekorder angeschlossen. Als der fiese Ed aber unplanmäßig ein zweites Mal klingelt und das Band wiederholt abgespielt wird, ist sein Jagd-Instinkt geweckt. Des Weiteren folgt der Film auch Jeannie Bueller, die in der Schule am laufenden Meter besorgten Mitschülern begegnet, die sich nach dem Befinden ihres kranken Bruders erkundigen. Daraus entspinnt sich ein geradezu irrsinniger Running Gag.

Ferris macht blau Screen 02 © Paramount Pictures
Ferris weiß, wie man feiert – Ferris macht blau © Paramount Pictures

Natürlichkeit und Zukunftsängste

Die Filme von John Hughes waren damals so erfolgreich, weil sie zwar eher sauber und harmlos waren, aber die Jugendlichen sich hier genauso natürlich artikulierten. Er klammerte unbequeme oder als schmutzig erachtete Themen nicht aus, kokettierte jedoch auch nicht mit ihnen. Zum Beispiel sprechen die drei gegen Ende des Films auch über Sexualität, als Sloane bemerkt, dass es Cameron erregt, als sie sich am Pool auszieht. Das sich daraus entspinnende Gespräch erscheint ehrlich, und es ist nichts, dass einem die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Wo wir dann auch beim Sorgenkind der Geschichte wären. Zwar fällt dem beliebten Ferris die zentrale Rolle zu, und wir bangen mit ihm, auf dass sein Bluff nicht auffliegen möge. Doch derjenige, der mit Komplexen beladen ist und diese dringend ablegen muss, um sich in einen selbstbewussten Erwachsenen zu entwickeln, ist letztlich Cameron.

Gerade in Bezug auf das Gespräch um Sexualität wird deutlich, dass Ferris sich große Sorgen um seinen Freund macht. Er fürchtet, dass Cameron nicht alleine zurechtkommt, wenn beide nach der High School getrennte Wege gehen. Die Entwendung des Ferraris aus der Garage seines Vaters soll der erste Schritt sein, sich mit seinem größten Problem auseinanderzusetzen. Und das sind Camerons Minderwertigkeitskomplexe gegenüber seinem Vater. Denn der zieht dieses Auto seinem Sohn vor, steckt dort all seine Liebe und Kraft hinein. Die Fahrt mit dem Ferrari ist eine Art von Rebellion, die aber nicht von Cameron selbst ausgeht. Ferris zwingt ihn geradezu, sich dadurch den Gefühlen seinem Vater gegenüber zu stellen.

Ferris macht blau Screen 03 © Paramount Pictures
Freunde on tour – Ferris macht blau © Paramount Pictures

Verhinderte Superstars

Für Hauptdarsteller Matthew Broderick wurde Ferris macht blau dabei Segen wie Fluch zugleich. Der Film wurde Kult, seine Darstellung genauso. Er gehörte damals zum sogenannten „Brat Pack“. So wurde eine Gruppe von jungen Schauspielern bezeichnet, die seit Filmen wie Die rote Flut und Die Outsider die Traumfabrik Hollywood aufmischten. Allerdings hat die Rolle ihn gebrandmarkt, er wird selbst heute sofort mit ihr in Verbindung gebracht. Er konnte sich zwar in den darauf folgenden Jahren mit Filmen wie Glory und Family Business als ernsthafter Schauspieler etablieren, der große Erfolg blieb jedoch aus. Seit Mitte der 90er-Jahre war er auch als Synchronsprecher, u.a. für Der König der Löwen, wo er den erwachsenen Simba sprach, aktiv.

Alan Ruck musste trotz seiner guten Leistung danach wieder kleinere Brötchen backen, machte aber in der Sitcom Chaos City in den 90ern wieder auf sich aufmerksam. Mia  Sara, die erst kurz zuvor in Ridley Scotts Legende ihr Debüt gegeben hatte, musste sich im Folgenden auch mit zweitklassigen Rollen zufrieden geben. Ein Highlight des Films ist sicherlich Jeffrey Jones als fieser Ed Rooney. Jones war damals wie heute ein gut gebuchter Nebendarsteller, der Filme wie Amadeus, Howard – Ein tierischer Held oder Ed Wood bereicherte. Jennifer Grey dürfte der halben Welt als Baby aus Dirty Dancing bekannt sein. Doch durch eine Nasen-OP nahm sie ihrem markanten Gesicht ihren Wiedererkennungswert und erhielt keine großen Rollen mehr.

Ferris macht blau Beitragsbild © Paramount Pictures
Matthew Broderick in Ferris macht blau © Paramount Pictures

Unser Fazit zu Ferris macht blau

Ferris macht blau atmet das Zeitkolorit natürlich durch jede Pore. Die Klamotten und die Musik sind Kinder ihrer Zeit und lassen nostalgische Gefühle in den Junggebliebenen aufsteigen. Doch das dargestellte Bild der Gesellschaft war schon damals stark idealisiert. Die meisten der Probleme und Konflikte, denen sich die heranwachsenden Protagonisten dort ausgesetzt sehen, würde man heutzutage wohl als Luxus-Probleme abtun. Dennoch bieten die Charaktere genug Ankerpunkte, es fällt trotzdem nicht schwer, mit ihnen mitzufühlen. Es ist immer noch ein Film, bei dem man sich gut fühlen darf und der dazu nebenbei auch noch einige zeitlos gute Gags aufbietet.

Der Film zog 1990 des Weiteren noch eine gleichnamige Serie nach sich, die es auf NBC allerdings nur auf 13 Folgen schaffte. Allerdings inspirierte die Figur des Ferris Bueller ganz eindeutig auch die Serie Parker Lewis – Der Coole von der Schule mit Corin Nemec. Der absurd-vergnügliche Klamauk startete im selben Jahr bei Fox und brachte es auf immerhin drei Staffeln.

„Ihr seid noch da? Es ist vorbei. Ab nach Hause!“

Die HD-Veröffentlichung von Ferris macht blau für den deutschen Markt war längst überfällig. Etwas schade ist, dass das Bonus-Material der alten DVD auf der Strecke geblieben ist. Die Blu-ray zieht hier blank, außer einem Audiokommentar ist nichts zu finden. Wer einfach nur den Film genießen will, und das in angemessener Bild- & Tonqualität, kann nichtsdestotrotz mit einem Kauf aber ganz sicher nichts verkehrt machen. Ab dem 07. Februar 2019 im Handel.

Unsere Wertung:

 

 

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Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 23:19 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 21:49 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

© Paramount Pictures

2 Kommentare

  • bin von Paramount etwas enttäuscht, einerseits schön das der Kultfilm endlich hier bei uns auf Blu ray erscheint aber warum jegliche Specials der Blaumacher DVD Edition weggelassen wurden und der Ton wurde immer noch nicht remastered, es liegt noch die alte Monospur drauf von der DVD von 2000 drauf, soetwas geht gar nicht, andere Labels wie Koch Media und Cape Light zeigen doch wie es geht gerade erst bei Filmen wie „Leben & Sterben in L.A.“, das selbe Problem bei „Die Glücksritter“, ich schaue mir die Filme auf einer Heimkinoanlage an und da klingen sie mit ner Monospur einfach flach man hätte bei Ferris so viel mehr machen können gerade bei dem tollen Soundtrack und den Autoszenen, selbst bei aktuellen Filmen wie MI: Fallout kriegen wir von Paramount nur eine Dolby Digital Tonspur in Deutsch während in der Originalfassung Dolby Atmos ist, das ist in meinen Augen nicht mehr Zeitgemäß.