Martial Arts-Freunde bekommen mit Officer Black Belt auf Netflix Genre–Nachschub. Frischer Wind im angestaubten Buddy-Cop-Bereich oder wird der Newcomer direkt auf die Bretter geschickt?
Titel | Officer Black Belt |
Jahr | 2024 |
Land | South Korea |
Regie | 김주환 |
Genres | Action, Komödie, Krimi |
Darsteller | Kim Woo-bin, 김성균, 이현걸, 박지열, 이중옥, 김요한, 강형석, 차왕현, 이해영, 김지영, 강승호, 손상연, 박종희, 김율호, 지진희, 이정현, 권일용 |
Länge | 108 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Die Inhaltsangabe von Officer Black Belt
Lee-Jung-do (Kim Woo-bin) betreibt exzessiv Kampf- und E-Sport. Wenn er nicht mit seinen Freunden abhängt, dann liefert er für das Restaurant seines Vaters Essen aus. Bei einer nächtlichen Kurierfahrt kann er einem Bewährungshelfer zur Hilfe eilen und einen Straftäter, dank seiner Kampfkünste, dingfest machen. Daraufhin bekommt er von der Behörde einen Job angeboten und wird Martial-Arts-Officer. Er soll überwachen, ob sich ehemalige Häftlinge an ihre Auflagen halten, indem er deren Fußfesseln aus der Ferne im Auge behält. Doch als ein brutaler Sexualstraftäter aus der Haft entlassen wird, kommen er und sein Team an ihre Grenzen.
Exkurs: Das Bewährungssystem in Südkorea
In Südkorea ist es gängige Praxis, dass entlassene Sexual- und Gewaltverbrecher eine Fußfessel bekommen. Diese soll eine Überwachung gewährleisten und vor Rückfällen bewahren. Bei der Einführung im Jahre 2008 wurde statistisch ermittelt, dass die Maßnahme funktioniert. Dieses Thema beinhaltet allerdings auch Zündstoff und bietet Platz für Diskurs. Dies in einem dafür angemessenen erzählerischen Ton filmisch umzusetzen, bietet sich an.
Das Thema verstecken
Wer sich die Werbung für Officer Black Belt anschaut, wird bemerken, dass das heiße Eisen „Sexualstraftäter“ kaum adressiert wird. Eigentlich geht es inhaltlich viel um Kinder- und Frauenschänder, aber Plakat und erste Teaser verkaufen einen Actioner mit Komödieneinlagen. Anfangs passen Trailer und Film zusammen. Der Held stellt sich und sein Umfeld mit Fun-Punk-Untermalung vor. Diese Stimmung wird allerdings auch beibehalten, wenn er auf seinen ersten Gewaltverbrecher trifft. Dieser vergeht sich gewaltsam an einer Frau und bekommt dafür von Jung-do einen humorig inszenierten Tritt in die Leistengegend.
Dieser tonale Missgriff wird – wenn auch sehr abrupt nach der Hälfte der Laufzeit – korrigiert, aber die Ästhetik des Films wird nicht angepasst. Der saubere und digitale Look wird nur leicht abgedunkelt und auf musikalischer Ebene gibt es die ganze Zeit unpassende, lizenzfreie „Musikuntermalung“, die zu schlecht für Fahrstühle und Warteschleifen ist. Dies soll wohl eine spannende, beklemmende und pessimistische Stimmung fernhalten. Die Besetzung eines in Südkorea sehr beliebten Models und Schauspielers, mit Teenieschwarm-Charme, hilft dabei zusätzlich. Das Ende von Officer Black Belt will uns allerdings wieder suggerieren, dass wir die ganze Zeit eine Buddy-Cop-Komödie angeschaut haben. Dieses Genre haben die Filmemacher offensichtlich nicht verstanden.
Das Thema für eigene Zwecke ausnutzen
Mit dem Umschwung ändert sich auch die Gewaltdarstellung. Es gibt gut choreographierte und blutige Kampfeinlagen, allerdings wieder mit einigen unpassend eingesetzten Comedyelementen. Hier wird aber schnell deutlich, dass der Film kein Interesse an seiner Thematik hat. Zwar wird pflichtbewusst eine Demonstration gegen die Freilassung eines brutalen Kinderschänders inszeniert, aber im Grunde ist es Mittel zum Zweck, um die gezeigte Gewalt zu rechtfertigen und ein Gefühl der Dringlichkeit zu generieren.
Gleiches gilt für die Darstellung der Gegenspieler. Diese müssen zusätzlich dafür sorgen, dass es für den Helden persönlich wird und damit wieder etwas vom selbst angeschnittenen Thema weglenken. Es gibt auch keine kritischen Aussagen zum Justizsystem, obwohl viele Straftäter als rückfällig gezeigt werden. Eine Positionierung in eine Richtung könnte polarisieren. Filme wie Death Wish nutzen die gleichen Stilmittel, sind aber zumindest ehrlich mit ihrer fragwürdig-populistischen Botschaft und bieten eine stimmigere Inszenierung.
Unser Fazit zu Officer Black Belt
Officer Black Belt hätte das Potential ein zumindest diskussionswürdiger Film zu sein, wenn das Drehbuch nicht mit dem Netflix-Bügeleisen geplättet wurde. Man bekommt einen unausgeglichenen Mix aus Actionkomödie, Selbstjustizdrama und Rachefilm mit ein paar netten Kampfkunsteinlagen. Dieser ist dem ernsten und bedrückenden Sujet nicht angemessen. Der digitale Look und die unpassende Musikuntermalung tun ihr Übriges, damit keiner verstört wird oder über das Gesehene nachdenkt. In anderen Worten ein typischer Film für den Streamingdienst, der keinen an den Karren pinkeln möchte.
Officer Black Belt ist seit dem 13. September 2024 auf Netflix sehen.
Unsere Wertung:
© Netflix