Mit City of Darkness kommt ein neuer Hongkong-Actionfilm nun ins deutsche Heimkino, dessen Regisseur bislang von Achtungserfolg zu Achtungserfolg eilte. Hat die Vollgas-Action diesmal sogar genug Bumms, um Hongkong den internationalen Oscar zu bescheren?
Titel | City of Darkness |
Jahr | 2024 |
Land | China |
Regie | Soi Cheang |
Genres | Action, Krimi, Thriller |
Darsteller | 林峯, Sammo Hung, Louis Koo, Richie Jen, 劉俊謙, Tak-Bun Wong, Philip Ng, Tony Wu, Man Kit Cheung, 郭富城, Fish Liew, Pak Hon Chu, Cecilia Choi, Deon Cheung Chung-Chi, Jozev Lau, 羅永昌, Kam Loi-Kwan, Tsun-Hung Liu, Lee Tse-Hei, Wong Wan-Ching, Pang Hoi-Kwan, Cheung Chung-Hang, Lai Tsz-Chun, John Ho, Leung Sze-Ching, Alex Lee Yip-Kin, Derek Lam Ling-Yuen, Mak Lok-San, Yee-Yee Yeung, Zhi-Ying Zhu, Bernard Fung Bun-Yu, Li Ching-Sum, Sin Tsz-Ching, Leung Cheuk-Hin, Man Noi-Tik, Gallan So Chi-Chiu, Willy Yeung Wai, Lau Shet-Ming, Wai-Nam So, Chu Kwok-Tung, Vincent Tam Yu-Hong, Cheung Yik-Wo, Ivy Pang, Sean Wong Tsz-lok, Ma Yuen-Ching, Raymond Li Man-Young, Lam Ting-Hin, Wilson Tam Wai-Keung, Che Chun-Hoi, Kelvin Wong Ting-Kong, 曾仲元, Law Chi-Sing, Tong Sik-Ming, Man Kwok-Hei, Rodney Wong, Albert Leung, Juliana Wong Pui-Chun, Wai Sum Lai, Jason Yip Wan-Keung, Chan Fu-Shing, Toby Wong Chun-Lam, Suen Tsz-Wai, Natalie Yu Ka-Nam, Jason Li, Chan Chi-Sing, Tsang Tsz-Kit, Mak Ka-Ho, Chung Wai-Kit, Andrew Chan, Cheung Lok-Man, Yu Tat Chi, Cheuk Yan, Frank Liu Zong-Ji, Fung King-Chung, Chau Huat-Tian, Wong Chi-Fei, Lo Sau-Chun, Tang Siu-Cheung, Ma Yuk-Lam, Zhang Wanfen, Emil Chan Cheuk-Wah, Poon Hing-Yan, Fung Chi-Ngong, Stanly Ma Chun-Ming, Jimmy Wong Wa-Wo, Clifford Tsang Man-Wai, Lam Wai-Nin, Benjamin Wong Chi-Kong, 林銘耀, Wong Ngar-Man, Zhang Da, Pok Yan Leung, Chan Kwan-Fung, Shun Yamashita, Chung Shiu-Wah, Tang Lu, 黃思恩, Lai Chai-ming, Benjamin Sze-Ma Shing-Hei, Giselle Lam, Yeung Ching-Man, Lam Chun-Kit, Cheok Mei Leong |
Länge | 126 Minuten |
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Die Inhaltsangabe von City of Darkness
Der junge Chan Lok-Kwun (Raymond Lam) flieht von China nach Hongkong, um dort ein neues Leben zu beginnen. Auf der Suche nach einem gefälschten Ausweis wendet er sich an den Triadenboss Mr. Big (Sammo Hung). Doch als dieser ihn betrügt, bestiehlt ihn Chan und flieht anschließend in die Kowloon Walled City, auch bekannt als City of Darkness. Dort begegnet er Tornado (Louis Koo), dem Anführer der Walled City. Dieser nimmt ihn unter seine Fittiche, um eine alte Schuld zu begleichen. Doch Tornados Schutz führt bald zu einem Krieg in der Stadt, da auch andere mächtige Bosse eine Rechnung mit Chan offen haben.
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Auferstandene Ruinen – ein kleiner historischer Ausflug
City of Darkness entführt uns in das Hongkong der 1980er Jahre. Schauplatz ist ein ehemaliger chinesischer Außenposten auf der Halbinsel Kowloon, der einst von militärischer Bedeutung war, da er direkt gegenüber von Hongkong liegt, das bis 1997 eine britische Kolonie war.
Obwohl die britische Regierung den Außenposten um 1900 besetzte, verzichtete China nie auf seinen Anspruch, sodass keine der Regierungen aktiv in das ummauerte Gebiet vordrangen. Dieses Machtvakuum führte dazu, dass sich der Bezirk zu einem Slum für chinesische Flüchtlinge entwickelte. Nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte sich der Zustrom von Flüchtlingen erheblich, sodass die Walled City die Stadt mit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt wurde – 1,3 Millionen Menschen pro Quadratkilometer. Da weder die britische noch die chinesische Regierung eingriff, gab es weder Gesetze noch Steuern oder Polizeipräsenz. Dies führte zu katastrophalen hygienischen Bedingungen, hoher Kriminalität und einem unkontrollierten Wachstum von Gebäuden, die eng aneinandergebaut waren und durch ihre Höhe den Boden fast vollständig vom Sonnenlicht abschirmten. Diese düstere Realität brachte der Stadt den Namen „City of Darkness“ oder auch „Hölle auf Erden“ ein. Überraschenderweise existierte trotz des Chaos eine funktionierende Infrastruktur.
Dem Moloch angemessen
Regisseur Soi Cheng setzt diesem Moloch ein filmisches Denkmal macht das Setting zweifellos zum Highlights des Films. Die detailverliebten Kulissen vermitteln einen authentischen Eindruck davon, wie chaotisch die Walled City aufgebaut war und wie sie funktionierte. Besonders auffällig sind die improvisierten Wasser- und Stromleitungen, die ein charakteristisches Merkmal der Metropole waren. Diese Sets erzählen eindrucksvoll die Geschichte des schnellen und unkontrollierten Wachstums der Stadt. Das Publikum bekommt dadurch ein Gefühl für die historische Bedeutung dieses Ortes und kann sich dem morbiden Zauber, der ihm zugeschrieben wird, kaum entziehen.
Die dargestellten engen Häuserschluchten lassen erahnen, dass es aus der Stadt kein Entkommen gibt: Der Schmutz lässt sich förmlich auf der Haut nieder und man wähnt sogar den Gestank in den Gassen wahrzunehmen. Ergänzt werden die beeindruckenden Sets durch passende CGI-Aufnahmen, die das Ausmaß der riesigen Trabantensiedlung eindrucksvoll visualisieren. Näher kann man dem Original wohl kaum kommen, ohne das Budget auf mehrere hundert Millionen US-Dollar aufzublähen, denn schließlich gibt es keine Möglichkeit mehr in der realen Stadt zu drehen, wie es einst die Kamera-Crew von Bloodsport tat.
Mehr Mythos als Realität
So realistisch die optische Darstellung auch ist, das Leben in dem Höllenloch wird stark romantisiert. Trotz ihrer gigantischen Größe wird die Stadt wie eine dörfliche, fast familiäre Gemeinschaft dargestellt – ein Bild, das der Realität nicht gerecht wird. In dieser Version der Walled City helfen die Bewohner einander und es herrscht eine fast idyllische Atmosphäre. Gewalt, Drogen, Menschenhandel und Elend werden bestenfalls angedeutet, als notwendiges Übel dargestellt oder komplett in den Hintergrund gerückt. Die in der Stadt herrschenden Triaden werden als Wohltäter porträtiert, ganz im Gegensatz zu ihren gnadenlosen Pendants außerhalb der Walled City.
Dieser Ansatz mag ein berechtigter Kritikpunkt sein, doch Regisseur Soi Cheang und sein Autorenteam verdeutlichen von Anfang an, dass es sich hier um eine mythische Saga handelt und nicht um ein realistisches Sozialdrama. Thematisch geht es um klassische Motive wie Ehre, Treue, Verrat und Blutschuld – allesamt in einer überhöhten Darstellung. Ebenso überzeichnet wie die Themen sind auch die Charaktere, die entweder ausnahmslos gut oder comic-haft böse sind. Dennoch schafft es der Film, diese eindimensionalen Figuren fesselnd in Szene zu setzen – dank ihrer starken Leinwandpräsenz und des großartigen Kostümdesigns. Die Kostüme verleihen jeder Figur nicht nur ein unverwechselbares Äußeres, sondern erzählen teils auch deren Entwicklungsgeschichte.
Zwei Protagonisten unter viel Statisten
Einzig Raymond Lam als Chan und Louis Koo als Tornado erhalten eine etwas tiefgründigere Hintergrundgeschichte, die ihnen Raum für Charakterentwicklung gibt. Lams ausdrucksstarke Mimik lässt die Zuschauer:innen bereits seine turbulente Vergangenheit erahnen, noch bevor sie enthüllt wird. Koo wiederum überzeugt eindrucksvoll als charismatischer Anführer, dem seine Gefolgsleute bereitwillig in den Tod folgen würden. Die übrigen Mitglieder der „guten“ Crew leben vor allem von ihrer Sympathie und der Chemie untereinander, die es angenehm macht, Zeit mit ihnen auf der Leinwand zu verbringen.
Auf der Seite der Bösen sticht besonders Sammo Hung hervor. Mit seinem legendären Status im asiatischen Actionkino und seiner fast 50-jährigen Erfahrung verleiht er jeder Szene „Gewicht“. Seine Kampfszenen wirken auch heute noch glaubwürdig und eindrucksvoll. Neben ihm schafft es nur Phillip Ng hervorzustechen. Er spielt einen völlig überzeichneten und scheinbar unzerstörbaren Handlanger, der für einige denkwürdige Momente sorgt – sei es durch seinen extravaganten Haarschnitt, seine Kampfkünste oder seiner penetranten Lache.
Die Geschichte nimmt sich mitunter etwas zu viel Zeit, insbesondere bei Tornados Hintergrund und auch ohne diese Rückblicke funktioniert, welche die Story nur unnötig verkomplizieren und die Pausen zwischen dem zweiten Highlight – der Action –, verlängern, denn letztlich bewirbt sich City of Darkness als zweistündiger Adrenalinkick, doch die narrative Ausschmückung nimmt diesem Versprechen gelegentlich den Schwung.
Und Action…
Wie schon bei der Geschichte wird auch bei den spektakulären Kampfszenen der Realismus bewusst in den Hintergrund gedrängt. Die Charaktere liefern sich nicht nur beeindruckende Auseinandersetzungen, sondern stecken ebenso unvorstellbar viel ein. Sie prügeln sich durch Wände und nach einem Schlag fliegen die Opfer manchmal meterweit durch den Raum, landen schmerzhaft auf dem Boden und steigen sofort wieder in den Kampf ein, obwohl schwere oder gar tödliche Verletzungen die “natürliche” Folge wären. Die Kampfszenen werden durch ein beeindruckendes Sounddesign unterstützt, das insbesondere bei den Messerkämpfen dafür sorgt, dass man das Gefühl hat, die Luft werde tatsächlich durchschnitten.
In manchen Momenten sieht man etwas zu deutlich, dass bei den Flugszenen mit Seilen gearbeitet wurde. Die übermenschliche Dimension der Kämpfe dämpft das Staunen ein wenig, da man die Tricktechnik dahinter erahnt. Dennoch sind die Szenen hervorragend inszeniert und choreografiert, auch wenn sie im direkten Vergleich zu Werken wie The Raid oder früheren Filmen von Sammo Hung etwas abfallen. Diese setzten durch ihren Realismus und ihrer kreativen Kameraführung noch höhere Maßstäbe und schafften es, die Zuschauer:innen mit der Frage nach der Machbarkeit ratlos zurückzulassen. Bei City of Darkness bleibt das Staunen zwar groß, erreicht jedoch nicht ganz dieses Niveau.
Was lange währt…
Die Verfilmung der gleichnamigen Graphic Novel war schon lange geplant. Bereits vor über 20 Jahren gab es Überlegungen, das Projekt unter der Regie von Legenden wie John Woo oder Jonny To umzusetzen. Für die Hauptrollen waren Action-Ikonen wie Chow Yun-fat und Tony Leung vorgesehen und Gerüchten zufolge sollten sogar Hollywood-Stars wie James McAvoy und Nicolas Cage kleinere Rollen übernehmen. 2013 wurde ein weiterer Versuch gestartet, das Buch filmisch zu adaptieren. Doch auch dieser scheiterte und das Projekt verschwand in der Produktionshölle.
Erst 2021 nahm das Vorhaben wieder Fahrt auf und wurde schließlich mit einem Budget von knapp 40 Millionen US-Dollar realisiert. Eine so lange Produktionszeit ist normalerweise kein gutes Zeichen, doch bei City of Darkness ist das glücklicherweise anders. Das hohe Budget zeigt sich deutlich auf der Leinwand und die Liebe zum Detail ist in jeder Sekunde spürbar. Das Publikum in China und Hongkong würdigte den Aufwand und verhalf dem Film zu einem Einspielergebnis von über 100 Millionen US-Dollar.
Unser Fazit zu City of Darkness
Man kann City of Darkness nur viel Glück bei den Oscars wünschen, denn als eines der Action-Highlights 2024 hätte der Film den Goldjungen mehr als verdient. Es wäre es ein wichtiges Signal für das Action-Genre, das bei Preisverleihungen häufig übergangen wird. Es ist daher nur konsequent, dass der Film auch auf dem renommierten Festival von Cannes gezeigt wurde, denn ein Werk wie dieses muss sich vor den Filmsnobs keinesfalls verstecken.
City of Darkness ist ab dem 30. Januar 2025 im Heimkino erhältlich.
Unsere Wertung:
© Plaion Pictures