In der taiwanischen Action-Komödie Get the Hell Out sind die Zombies los! Das verspricht auf den ersten Blick einen spaßigen Kinoabend, weswegen der Film auch in das Programm des Fantasy Filmfests 2020 aufgenommen wurde. Ob Get the Hell Out tatsächlich ein gelungener Genre-Spaß ist, erfahrt ihr in dieser Kritik.
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Titel | 逃出立法院 |
Jahr | 2020 |
Land | Taiwan |
Regie | 王逸帆 |
Genres | Komödie, Horror, Action |
Darsteller | Bruce He, 賴雅妍, 庹宗華, Wang Chung-Huang, 高慧君, 林鶴軒, Yushan Lin, 王嵐申, Li Shao-Peng, 李奎鋒, He Zhi-Ren, Liu Xiu-Ci |
Länge | 96 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Darum geht es in Get the Hell Out
Ein gewaltiger Aufschrei spaltet Taiwan. Schuld daran ist eine neue chemische Pflanze, die einige Politiker sowohl für politische Beziehungen als auch für die Wirtschaft als essenziell erachten. Doch die junge Abgeordnete Mrs Ying-Ying sieht das ganz anders. Nachdem sie jahrelang dafür gekämpft hat, ins Parlament einzuziehen, muss sie sich nun mit korrupten Politikern rumschlagen, um der Verbreitung der Pflanze ein Ende zu setzen. Dafür hat sie sogar einen triftigen Grund, denn die Chemikalien zerstören nicht nur die Umwelt, sondern verbreiten auch ein neues Virus in Taiwan. So dauert es auch nicht lange, bis das Virus im Parlament ankommt und die Politiker in tollwütige Zombies verwandelt. Gemeinsam mit dem Security Guard Wang muss sie nun buchstäblich gegen die Abgeordneten im Parlament kämpfen. Es entsteht ein blutiges Gemetzel in der Hoffnung nach Freiheit, der Wahrung der Umwelt und einem Gegenmittel.
Quietschbunte Reizüberflutung
Treffen sich Martin Scorsese, Tetsuya Nakashima und George R. Romero zu einer Kokain-Party in einer Karaoke-Bar und laden den Abend auf YouTube hoch – Was wie der Anfang eines Witzes klingt, könnte auch die Entstehungsgeschichte von Get the Hell Out sein. Lauter und bunter dürfte wohl kaum eine Zombie-Epidemie aussehen. Es gibt schnelle Schnitte, Montagen und Effekte über Effekte. Manches ist auch wirklich gelungen. Wenn eine neue Figur eingeführt wird, dann geschieht dies mit einem kurzen gezeichneten Standbild. Das sieht so ähnlich aus wie man es beispielsweise aus dem Videospiel Borderlands kennt. Die Videospielatmosphäre wird später sogar mit einem Scott Pilgrim-artigen Kampf samt Lebensanzeige auf die Spitze getrieben.
Doch leider übertreibt es Regisseur I.-Fan Wang zu sehr. Neben den spaßigen Effekten gibt es nämlich auch im Minutentakt dutzende unnötige Spielereien, die das Geschehen unübersichtlich und leider auch ziemlich anstrengend machen. Besonders in der ersten halben Stunde wird der Zuschauer mit schnellen Montagen und bunten Effekten eingedeckt. Das liegt daran, dass diese rein aus Exposition besteht und das tatsächliche Zombie-Gemetzel erst danach losgeht. Es wird also versucht, die trockene (teils politische) Exposition durch schnelle Schnitte und mehr als überzeichnete Charaktere unterhaltsamer zu gestalten. Das will leider nicht funktionieren. In Kombination mit den zu dick aufgetragenen Filtern sieht Get the hell out noch dazu wie ein viel zu langes YouTube Video aus. Zum Glück nimmt das nach dem ersten Drittel etwas ab, sodass der Film im Gesamtpaket noch Spaß macht.
Zombie-Splatter in Get the Hell Out
Bei der Reizüberflutung kann man schnell mal vergessen, dass es ja eigentlich noch Zombies zu bekämpfen gibt. Schließlich liegt das Hauptaugenmerk auf dem Actionspaß und dieser ist auch tatsächlich überzeugend. Die Kämpfe leiden zwar etwas unter dem nicht endenden Effekt-Gewitter, aber es wurde sich bemüht, möglichst wenige Schnitte zu verwenden und die Handkamera so durch das Massengemetzel zu bewegen, dass die Action übersichtlich bleibt. Get the Hell Out erfindet zwar das Rad nicht neu oder brilliert mit neuen kreativen Splatter-Einlagen, aber die Kämpfe sind unterhaltsam und solide umgesetzt. Zum Glück wird auch größtenteils auf CGI-Blut verzichtet, stattdessen darf man sich auf ausufernde Kunstblut-Fontänen freuen. Wenn es zu den Kämpfen kommt, vergisst man als Zuschauer auch fast, wie unintelligent sich die Protagonisten verhalten. Anstatt ihren Partner zu retten, streitet sich zum Beispiel Ying-Ying lieber mit ihrem Vater. Nachdenken ist bei diesem Film also definitiv fehl am Platz.
Unser Fazit zu Get the Hell Out
I.-Fan Wang möchte um jeden Preis eine verspielte Action-Komödie bieten, doch vergisst dabei, dass weniger manchmal mehr ist. Durch das übertriebene Effektfeuerwerk wird Get the Hell Out zu einer anstrengenden Seherfahrung und auch zu einer Geduldsprobe, da das erste Drittel lediglich der Exposition dient. Wenn man dieses Drittel aber einmal überwunden hat und sich nicht zu sehr von der YouTube-Optik, überzeichneten Figuren oder der Reizüberflutung abschrecken lässt, dann entdeckt man vereinzelnd gelungene Ideen. Für Fans von blutiger Zombie-Action kann das schon ausreichen, um zumindest einen unterhaltsamen Filmabend zu genießen, doch im Gegensatz zu Shawn of the Dead oder Scott Pilgrim geht die Verspieltheit eher nach hinten los und bleibt daher auch nicht sonderlich lange im Gedächtnis.
Get the Hell Out ist ab dem 09.09. auf dem Fantasy Filmfest zu sehen.
Unsere Wertung:
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