Die menschliche Wüste…
Titel | 40 Tage in der Wüste |
Jahr | 2016 |
Land | United States of America |
Regie | Rodrigo García |
Genres | Abenteuer, Drama, Historie |
Darsteller | Ewan McGregor, Ciarán Hinds, Ayelet Zurer, Tye Sheridan, Susan Gray |
Länge | 95 Minuten |
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Die Handlung von 40 Tage in der Wüste
Mit 40 Tage in der Wüste bereitet uns Rodrigo Garciá eine eher kleinere Passage aus der Bibel auf der Leinwand vor, in der Jesus höchst selbst durch die Wüste wandelt, um sich selbst, Gott und die Wahrheit zu finden, aber vom Teufel in Versuchung geführt wird. Die Hauptrolle übernimmt dieses Mal Ewan McGregor, der sowohl den Sohn Gottes, als auch den Teufel verkörpert. Der Folgende Text nimmt einiges vorweg und verarbeitet das Filmerlebnis. Dafür war mir vor allem der Inhalt sehr wichtig, ohne den ich nicht in die Kritik gehen wollte.
Anfänglich ist alles, was wir als Zuschauer sehen können, die wunderschönen, beruhigenden und großen Aufnahmen der Wüste, der öden, trockenen und nie endenden Wüste mit diesem schier unendlichem Horizont. Und die Geräusche der Blätter, des Windes und das Gesicht von Jesus, dass durchaus Anzeichen von Zweifeln beinhaltet. Angesiedelt ist die Geschichte nach Jesus Taufe im Jordan, nachdem er sich in die Wüste aufmacht um die Nähe zu Gott zu suchen. Finden möchte er, stößt aber auf seinen schlimmsten Widersacher, dem Teufel, der seine Gestalt annimmt. Auch trifft er auf eine eher böse Gestalt, die sich in Begleitung einer Schlange in der Wüste aufhält. Der Teufel möchte ihm gerne allen Glauben an das Gute, an Gott und die Menschlichkeit, sowie dem Sinn der Welt, der Erde, des Sandes und Windes ausreden. Er hätte gerne, dass Jesus abschwört und erkennt, dass alles irgendwann endet und Gott dann einfach wieder von vorne anfängt. Was hätte das für einen Sinn? Gott müsste demnach ein egoistischer Zyniker sein, wie es der Teufel oder so ähnlich erklären möchte. Ein schlimmes Geschöpf, dass mit einer Lupe in der Sonne auf uns herabblickt. Seine Argumente sind nicht schlecht und könnten gerade bei Atheisten, oder Menschen, die den Glauben nicht gefunden haben, plausibel erscheinen. Und was Rodrigo Garciá versucht ist äußerst lobenswert. Er erklärt selbst, wie folgt:
„Ich nehme die Figur Jesus und untersuche die menschliche Dimension seines Lebens. Ich kann nicht wissen, wie sich das Göttliche anfühlt, also habe ich beschlossen, Jesus mit seinen inneren Konflikten und Problemen genauso zu behandeln wie eine gewöhnliche Person.“
Jesus und der Teufel
Das muss dann nicht weiter der Bibel oder der Wahrheit entsprechen, lässt für mich aber eine größere Identifikation zu. Jesus und der Teufel, die beide dieselbe Gestalt und den gleichen Schauspieler teilen, sind wenig rachsüchtig und kommunizieren auf verständliche Weise, ohne dass es für den Zuschauer zu Verständnisschwierigkeiten kommen könnte. Dass war zumindest mein Gefühl. Aus den Dialogen kann man viel mitnehmen, ob man nun einen Glauben hat oder nicht. Hier geht es nicht Vordergründig um den Glauben, sondern um den Zweifel. Und den haben Gläubige, wie Ungläubige. Und Gläubige und Ungläubige hinterfragen ihre Existenz. Beide kommen einfach auf verschiedene Ergebnisse, weshalb ein Glaube gut ist, aber nicht für jeden Menschen Sinn und Glaubhaftigkeit besitzt. Ich selbst gehöre den Gläubigen an, behaupte aber nicht, dass ich nicht vieles selbst hinterfrage. Ein Prediger aus unserer Gemeinde sagte in einer Predigt vor längerer Zeit, dass der Mensch etwas zum Anfassen braucht. Und wenn Jesus mal ganz kurz in „40 Tage in der Wüste“ nicht übermenschlich, sondern menschlich ist, wie du und ich, wie wir alle, dann sind wir alle eins. Menschen. Und was wäre der Mensch, ohne seinen Zweifel? Ohne Zweifel zu sein, heißt nicht Mensch zu sein. Der Unterschied zwischen uns Säugetieren und allen anderen Tieren auf der Erde ist nämlich noch immer der Verstand, der zweifelt, auseinanderhält und reflektiert. So wurden wir geschaffen.
Wir gehen also mit in die Wüste, stellen uns dieselben Fragen, wie Jesus, der hier menschlich wird, riechen den Sand, der uns über das Gesicht streicht, sehen in den unendlichen Horizont und versuchen uns der Gewissheit zu nähern, dass es da noch etwas und Jemanden geben könnte.
In der Wüste trifft Jesus dann auf eine Familie, einen Vater, seiner kranken Frau und den gemeinsamen Sohn. Sie leben in der Einöde, im Nichts und Vater und Sohn haben sich entzweit, auch wenn sie es sich gegenseitig nicht sagen oder zeigen wollen. Hieraus entsteht eine harte Probe für Jesus, der der Familie fortan bei allen Bemühungen helfen möchte. Die Familie, die in einem einfachen Zelt haust, tut nichts anderes, als ihr Dasein zu überleben und bauen ein Haus aus Steinen, die sie selbst abbauen und schlagen. Jesus möchte der Familie gerne helfen, auch wenn der Teufel der Familie, gerade dem Sohn, der lieber ausbrechen und etwas von der Welt sehen möchte, der Familie ein schreckliches Schicksal prophezeit. Die harte Probe besteht für Jesus darin, nicht einfach weiter seinen Weg durch die Wüste zu gehen, sondern Gottes Bestimmung zu erfüllen, der Familie zu helfen und ein tragisches Schicksal abzuwenden. Die frohe Botschaft verkünden und die Anwesenheit Gottes beweisen. Auch wenn es sich hierbei um eine dazu gedichtete Passage handelt, so können wir uns alle mit dem Versuch, Jesus als Menschen zu sehen, den Fragen selbst besser stellen.
Vergleichen lässt sich diese harte Probe mit uns allen, besonders mit denen, die glauben. Denn ohne Wenn und Aber an dem Glauben Tag für Tag, ein Leben lang festzuhalten, erscheint zumindest mir schier nicht möglich. Mag es an schlechten Erlebnissen liegen, der Welt da draußen, den Menschen, dem Unglück und der Ungerechtigkeit oder an mir selbst, der sich oft fragt, warum alles so ist, wie es ist und warum alles so passiert, wie es passiert. Hinter allem steckt eine Botschaft, eine Erkenntnis und alles findet im Glauben zusammen, wenn man die Probe tagtäglich erkennt und wahrnimmt, trotzdem glaubt, verstehen möchte, hinschaut, erkennt und den Teufel im Unterbewusstsein den Mund verbietet.
Fazit zu 40 Tage in der Wüste
Hier geht es nicht vordergründig um den Glauben, sondern vielmehr um Bestimmung, Menschlichkeit, einen Bezugspunkt zur eigenen Existenz, einer Erklärung an das Leben und der Versuchung durch uns selbst, den Zweifel und der Selbstfindung. Der Glaube wird dadurch mehr greifbar, weil man mit alltäglichen Fragen konfrontiert wird.
Unsere Wertung: