Nicht wenige Actionfilme haben schon mit einem Echtzeit-Gimmick überzeugen können. Kann nun auch der deutsche Netflix-Film 60 Minuten aus dem Konzept Kapital schlagen?
Titel | 60 Minuten |
Jahr | 2024 |
Land | Germany |
Regie | Oliver Kienle |
Genres | Action |
Darsteller | Emilio Sakraya, Dennis Mojen, Marie Mouroum, Paul Wollin, Florian Schmidtke, Aristo Luis, José Barros, Βασίλης Κουκαλάνι, Janna Striebeck, Morik Heydo, Livia Matthes, Mehmet Ateşçi, Eniko Fulop, Bruno Salgueiro, Tatjana Šojić, Alain Blazevic, Szabolcs Kelemen, Bettina Hoppe, Nyamandi Adrian, Georg Blumreiter, Ludger Bökelmann, Philipp Droste, Wanja Valentin Kube, Balázs Megyeri, Tayssir Khalfallah, Steffen Jung, Jackson Serafim, Paula Donner, Harry Szovik, Ágnes Krasznahorkai, Erwin Giese, Róbert Fekete, Laurent Winkler, Árpád Antolik |
Länge | 89 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
60 Minuten – Die offizielle Handlungsangabe
In 60 Minuten gerät Octavio (Emilio Sakraya) in einen actiongeladenen Wettlauf gegen die Zeit: Er sagt einen wichtigen Kampf ab, um stattdessen den Geburtstag seiner Tochter zu feiern. Doch dafür muss er quer durch Berlin – in nur einer Stunde und mit Verbrechern auf den Fersen. Eine Verfolgungsjagd durch die ganze Stadt beginnt. Schlagkräftig unterstützt wird Emilio Sakraya als Octavio dabei von der international erfolgreichen Schauspielerin und Stuntfrau Marie Mouroum als Cosima.
Simples Konzept, gut umgesetzt
Der Wettlauf mit der Zeit als Triebfeder für eine ansonsten recht konventionelle, vorhersehbare Geschichte? Ja, das ist per se keine neue Idee, aber wenn es gelingt, den Zeitdruck auf die Zuschauenden als positiven Stress zu übertragen, dann sind so schon einige kurzweilige Produktionen entstanden. Klar, ist auch in 60 Minuten die tickende Uhr recht konstruiert herbei gedichtet, aber einem bleibt aufgrund der soliden Umsetzung eigentlich kaum Zeit, sich während des Schauens darüber den Kopf zu zerbrechen. Stattdessen, nimmt man den Druck, der auf den Schultern des Protagonisten lastet ernst und fiebert mit ihm mit während immer wieder die tickende Uhr eingeblendet wird.
Genau darüber nachdenken, ob es tatsächlich nur eine Stunde ist, in der die Handlung auch stattfindet (Stichwort: einbrechende Dunkelheit und Wegstrecken in Berlin) darf man ebenso nicht, aber welcher High-Concept-Film hält schon der logischen Überprüfung wirklich statt?! Stattdessen sollte man von Beginn an nicht näher über kausale Zusammenhänge nachdenken, dann kann man hier wirklich eine spannungsreiche Zeit haben, die sich sogar noch kürzer anfühlt als der Film tatsächlich lang ist.
Stark choreografierte Hetzjagd in bekannten Gefilden
In den ruhigen Momenten, wenn versucht wird etwas mehr als notwendig zu erzählen, fällt dann doch auf, wie dünn die Story ist. Dann aber steht schon die nächste Keilerei an und lässt dies schnell wieder vergessen. Denn die Action ist wirklich überdurchschnittlich gemacht und zeugt von Sachverstand in Sachen Choreografie und Kameraführung. Das Martial-Arts-Thema ist nicht nur bloßes Setting, sondern einigermaßen glaubwürdig durch die akrobatischen Einlagen der Darsteller vermittelt. Das beginnt schon mit den ersten Minuten im Gym und geht dann an zahlreichen anderen Schauplätzen weiter: Die Action ist nicht brutal wie in The Raid und Co., braucht sich aber für vielen wesentlich aufwendigeren Hollywood-Produktionen nicht zu verstecken. Dazu kommt ein Hauch von Lola rennt und Nicht auflegen!.
Für manche ein Manko für andere ein Bonus ist, dass man ein weiteres Mal einen deutschen Film in Berlin vor sich hat, der auch einige Schauplätze benutzt, die bei weitem nicht das erste Mal als Drehort fungierten. Einheimische wie Vielschauer werden dann einerseits über die logistischen Sprünge schmunzeln, andererseits sich aber auch freuen, wenn man den ein oder anderen Ort wiedererkennt.
Ein deutscher Action-Star im Kommen?
Das große Plus von 60 Minuten ist neben der mehr als ordentlichen Kampf-Action der überzeugende Protagonist, dessen abgedroschene Akzentuierung zwar anstrengend ist, der aber durch seine Physis wirklich für Erstaunen sorgt. Emilio Sakraya ist nicht nur Schauspieler sondern eben auch wirklich ein ambitionierter Sport-Freak, der sich für diese Form sicherlich nicht viel zusätzlich antrainieren musste. Die Stunts wirken so authentisch und noch mitreißender.
Darstellerisch ist dann aber auch der Rest im Cast etwas hinter dem Hauptdarsteller zurück. Dadurch wird dann doch der B-Movie-Flair mehr als deutlich hervorgekehrt. Auch hier darf man jedoch nochmal die Frage stellen: Welcher reine Martial-Arts-Film hat schon mal durch Charakterspiel geglänzt? Dementsprechend ist mit der richtigen Erwartungshaltung auch das hier zu verschmerzen.
Unser Fazit zu 60 Minuten
Kurzweilig, mitreißend und mit Wucht kommt 6o Minuten daher und schafft es in unter anderthalb Stunden gut zu unterhalten. Mehr soll und will der Film auch gar nicht. Dementsprechend kann man das neue Werk von Oliver Kienle durchaus empfehlen, wenngleich hier nach der Sichtung kaum was im Gedächtnis bleiben wird. Vielleicht hallt zumindest der ein oder andere Kick, den man im Publikum förmlich mitfühlt, noch etwas nach.
60 Minuten läuft ab dem 19. Januar 2024 bei Netflix!
Unsere Wertung:
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