Auch wenn es der Titel vermuten lässt: A Complete Unknown sollte Bob Dylan den Meisten nicht sein. Regisseur James Mangold widmet sich dem Leben des Ausnahmemusikers und setzt dabei auf Publikumsliebling Timothée Chalamet. Ob dieses Experiment gelingen kann?
Titel | A Complete Unknown |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Regie | James Mangold |
Genres | Drama, Musik |
Darsteller | Timothée Chalamet, Edward Norton, Elle Fanning, Monica Barbaro, Joe Tippett, 初音映莉子, Peter Gray Lewis, Peter Gerety, Lenny Grossman, David Wenzel, Scoot McNairy, Riley Hashimoto, Eloise Peyrot, Maya Feldman, Dan Fogler, Reza Salazar, James Austin Johnson, David Alan Basche, Joshua Henry, Norbert Leo Butz, Alaina Surgener, Martin Fisher, Craig Geraghty, Michael Everett Johnson, Jater Webb, Boyd Holbrook, Andy Talen, Andrew Kober, Eric Berryman, Molly Jobe, Sophia Feldman, Taylor Valentine Lupini, P.J. Byrne, Nick Pupo, Brendan Burke, Laura Kariuki, Zoe Zien, Kevyn Morrow, Andy Grotelueschen, Jonathan Spivey, Cilda Shaur, Clark Carmichael, Will Harrison, Taylor Goodwyn, Arthur Langlie, Michael Chernus, Jordan Goodsell, Eli Brown, Big Bill Morganfield, Liam Craig, Charlie Tahan, Ian Kagey, Dave Maulbeck, Lorin Doctor, Aidan Close, Irina Chelidze, Jenna Veal, Joshua Flinchbaugh, Cameron G. Quevedo, Alexis Felix, Will Price, Sunny Vinsavich, Kayli Carter, Steve Bell, Malcolm Gold, Patrick Phalen, Douglas Marriner, Justin Levine, Mark Whitfield, Jr., Joshua Crumbley, Felix Lemerle, Malick Koly, Andre Chez Lewis, Jimmy Caltrider, Kyle A. Sanna, Patrick M. Dennis, Nick Baxter, Alan Murray, Mark Gross, Andy Stein, Jean Rohe, Farley Rene, Junior Cius, Travis Patton, Victor Sho, Vincent Mp Filliatre, Amos J. Machanic, Sunny Jain, James Archie Worley, Jon Gennari, Stephen Carter Carlsen, Bridget McGarry, Michael Lepre |
Länge | 140 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Like a Complete Unknown – Die Story
New York, um 1960: Der junge Bob Dylan (Timothée Chalamet) ist extra aus Minnesota angereist, um seine Idole Woodie Guthrie (Scoot McNairy) und Pete Seeger (Edward Norton) zu treffen. Neben seinem musikalischen Aufstieg entwickelt sich allerdings auch ein Liebesdreieck: Denn Dylan muss sich entscheiden, ob seine Zuneigung seiner Freundin Sylvie (Elle Fanning) oder doch Folk-Star Joan Baez (Monica Barbaro) gilt.
Ein nahezu perfektes Biopic…
Die letzten Jahre haben zu einer inflationären Produktion von Biopics geführt. Egal ob es politische oder popkulturelle Figuren sind, manchmal sogar ganze Gruppen – hier wird vor nichts Halt gemacht. Dabei ist die Kunst der guten Biografie eine sehr vielschichtige. Denn wie soll man einerseits die Fans und Expert:innen für den Film begeistern, ohne dem Durchschnittspublikum einfachste Informationen vorzuenthalten. Es ist die Aufgabe eines guten Biopics, nicht nur Erinnerungen zu reproduzieren, sondern Kontext und Differenzierung zu ermöglichen.
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James Mangold steht daher angesichts der langen Karriere Dylans vor einer Herkulesaufgabe – und reüssiert durch Reduktion. Der Musikfilm widmet sich nämlich nur den Anfangsjahren des Musikers bis zum Newport Folk Festival 1965. Der Moment also, in dem Bob Dylan vom Folk-Jesus zum Judas wird, weil er eine elektrische Gitarre nutzt. Diese Transformation passt perfekt zum „Slice of Life“, den Mangold erzählen will. Und lässt somit Raum für die tollen Kameraeinstellungen, die gesellschaftlichen Probleme und das tolle Schauspiel seines Casts, der Like A Complete Unknown allein das Prädikat „sehenswert“ verleiht.
…dank einem nahezu perfekten Casting
Die Entscheidung, Bob Dylans Leben zu verfilmen, ist dabei keine neue. Schon 2007 wagte sich Todd Haynes mit I’m not there an das Thema heran. Und laut Chalamet habe dieser schon 2018 oder 2019 mit dem Gitarrenspiel angefangen, um sich auf seine Rolle vorzubereiten. Und das merkt man. Denn Chalamets Performance ist nuanciert genug, um immer wieder an der Imitation oder der Parodie vorbeizuschrammen. Sein Nuscheln ist dabei so stark, dass man selbst bei guten Englischkenntnissen über Untertitel froh ist. All das führt aber dazu, dass man dem Schauspieler Chalamet die Figur abkauft. Das gilt auch für den Soundtrack, der schon vorab veröffentlicht wurde und auf dem man das Original von der Interpretation kaum unterscheiden kann.
Doch auch in den weiteren Rollen ist Like A Complete Unknown hervorragend besetzt. Das gilt vor allem für Edward Norton, der Dylans Spiritus Rector Pete Seeger mit einer entwaffnenden Offenherzigkeit spielt. Und auch Elle Fanning und Monica Barbaro als jeweilige Liebschaften des Musikers. Aufgrund der starken Zentrierung auf die Hauptfigur können jedoch nur selten zeigen, was für gute Schauspielerinnen sie sind. Oft sind sie nicht mehr als ein Spielball der Laune Dylans – was auch Teil der Realität gewesen sein kann. Insgesamt besticht Mangolds Werk aber durch ein makelloses Casting, welches quasi keine Wünsche offen lässt.
Ein Held, den die Welt braucht?
Doch neben der klassischen Rag to Riches-Story, wie sie viele Biopics präsentieren, blendet Like A Complete Unknown die politische und gesellschaftliche Komponente nicht aus. Gesellschaftliche Ereignisse wie die Kubakrise finden sogar zentrale Erwähnung in der Handlung. In diesen Momenten, in denen die Weltlage riesig erscheint, wirkt der Superstar Bob Dylan auch nur wie ein Mensch. Genau hier zeigt sich die Brüchigkeit des lyrischen Poeten, der zwar „The Times They Are A-Changin‘“ singen kann, selbst aber keine Macht besitzt. Dylan ist hier kein Aktivist, er ist stiller Beobachter, er läuft durch die Straßen des panischen New Yorks und sammelt Eindrücke. Und wir mit ihm.
Daher ist es auch zu verzeihen, dass uns hier keine klare Dekonstruktion der Figur Bob Dylan vorgelegt wird. Im Gegenteil, die Mythen um seine Person trägt Bob Dylan weiter hier wie einen Schleier vor sich her. Nur in kleinen Momenten zeigt sich die Menschlichkeit, meist eben in den größten Krisen. Dann lässt sich auch erahnen, warum Dylan einige Entscheidungen trifft, wie er sie trifft.
Unser Fazit zu Like a Complete Unknown
Mit Like A Complete Unknown gelingt es James Mangold über weite Strecken, sein Johnny Cash-Biopic Walk the Line zu in puncto Qualität zu egalisieren. Das liegt vor allem an seinem fulminant aufspielenden Hauptdarsteller. Dieser kann musikalisch und schauspielerisch überzeugen und zeigt wieder einmal, wie sehr ihm eine kleine Oscar-Statue stehen würde. Doch auch Mangolds Gespür für Timing und Inszenierung muss hervorgehoben werden, ohne sie wäre die Chalamet-Soloshow nur halb so gut. Auch wenn der Film sich an manchen Momenten doch im Biopic-Klischeetopf bedient, ist Like A Complete Unknown ein durchaus gelungenes Porträt Dylans gelungen. In der aktuellen Weltlage würde man sich auf jeden Fall einen lyrischen Poeten wie ihn häufiger wünschen.
Like a Complete Unknown startet am 27. Februar 2025 in den deutschen Kinos.
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