Es ist oftmals kein gutes Omen, wenn ein Film nach einem Kinostart in den Staaten in Deutschland direkt im Streaming landet. Wie verhält es sich nun mit Michael Keatons zweiter Regiearbeit A Killer’s Memory?
Titel | A Killer's Memory |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Regie | Michael Keaton |
Genres | Krimi, Thriller, Action |
Darsteller | Michael Keaton, Al Pacino, Marcia Gay Harden, James Marsden, Suzy Nakamura, Joanna Kulig, Ray McKinnon, John Hoogenakker, Lela Loren, Morgan Bastin, Dennis Dugan, Jay Paulson, Sasha Neboga, Marisa Echeverria, Chad Donella, Nicole Reddinger, Skip Howland, Chad Chambers |
Länge | 114 Minuten |
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Die Inhaltsangabe von A Killer’s Memory
Seinen Ausstieg aus dem Job hat sich Auftragskiller John Knox (Michael Keaton) anders vorgestellt: bei ihm wird eine seltene und schnellvoranschreitende Demenz diagnostiziert, die im nur wenige Wochen lassen, bevor er sein Erinnerungsvermögen ganz verliert. Im Begriff seine Angelegenheiten zu regeln, bevor er „weg“ ist, muss er noch einen Auftrag erfüllen, den er nicht ablehnen kann. Nur er kann seinem entfremdeten Sohnes Miles (James Marsden) aus einer ausweglosen Situation helfen, denn dazu braucht es die Expertise und Intelligenz eines Mannes wie Knox. Wäre da nur nicht seine voranschreitende Krankheit. Helfend zu Seite steht ihm sein langjähriger Vertrauter Xavier Crane (Al Pacino), der ihm bei der Umsetzung des komplexen Plans zur Rettung seines Sohnes assistiert, während ihm die Polizei bereits dicht auf den Versen ist.
Zweite Regiearbeit, erste Geige
A Killer’s Memory ist Michael Keatons zweite Regiearbeit nach The Merry Gentleman. Die Entscheidung gegen eine weltweite Kinoauswertung ist wohl dem geringen Einspielergebnis im Heimatmarkt USA geschuldet. Beide Regiearbeiten eint, dass Keaton einen Auftragsmörder spielt. Eine Rolle, die ihm offensichtlich liegt. Sein Charakter John Knox ist so charismatisch und einnehmend, dass er die Zuseher:innen in den Bann zieht, obwohl er die meiste Zeit banale Dinge tut – beziehungsweise es so aussehen lässt, als seien diese Dinge banal. Neben Keaton bekommt kein Charakter richtig Platz sich zu entfalten, obwohl es Andeutungen gibt, dass es ursprünglich anders gedacht war.
Beispielsweise wird die Ermittlerin (Suzy Nakamura) kurz gezeigt, wie sie verzweifelt ein privates Problem telefonisch lösen möchte und sich in einer anderen Szene über den Sexismus ihres Kollegen beschwert. Knox Sohn hat ein Aggression-, Alkohol- und Ernährungsproblem und das Opfer, das den Plot in Gang setzt, ist ein Nazi. Dies wird alles kurz aufgegriffen, hat aber nachher keine Relevanz mehr für die Geschichte. Gleiches gilt sogar für die Hauptfigur. Man erfährt, dass sie zwei Doktortitel und an der Universität gelehrt hat, aber der Kontext hierzu fehlt. Selbst ein gestandener Schauspieler wie Al Pacino kann dem Film keinen Stempel aufdrücken und langweilt sich durch den Film – und das in einem furchtbaren Kostüm
Eiskalt wie ein Killer
Auftragsmörder im Film sind meist nicht die emotionalsten Figuren. Das trifft auch auf John Knox zu. Es wirkt, als ob ihm sein Schicksal egal ist, was sich aufs Publikum überträgt. Der Thriller macht keine Charakterstudie aus der Prämisse, deutet es aber trotzdem immer wieder an, sodass immer wieder das ungenutzte Potential der Geschichte offenbart wird. Wie ist es, wenn man seine unmoralischen Taten vergessen darf? Wie ist es als Gelehrter seinen Intellekt zu verlieren oder seine Persönlichkeit? Es gibt zwar kurze Andeutungen, aber diese sind nach einem Halbsatz auch wieder egal.
Keatons Charakter ist von seiner Familie entfremdet, kommt aber wieder mit ihr in Kontakt. Hieraus versucht der Film emotionale Momente zu kreieren, die aber wirkungslos verpuffen, weil Keatons Mitstreiter nur wenig Entfaltungsraum bekommen. Empathie kann sich allerdings nur entwickeln, wenn man die Charaktere und deren Konstellation zueinander kennt. Szenen werden zudem mit generischer, trauriger Musik unterlegt, um irgendwie Emotionen heraus zu kitzeln. Die kalten, dunklen Bilder verschärfen aber die Emotionslosigkeit und wirken dementsprechend gegensätzlich zur beabsichtigten Wirkung der jeweiligen Szene. Es fehlt an einer klare Entscheidung, wie man die Charakterentwicklungen erzählen möchte.
Weder clever noch smart, doch solide inszeniert
Es braucht keine Charakterstudie, um einen Film über einen Auftragskiller interessant zu gestalten. Wie faszinierend es sein kann, einen Killer bei Arbeit zu beobachten, ohne das viel passiert, sieht man z. B. an Finchers The Killer. Dies gelingt Keaton leider nur im Ansatz. Am Anfang sehen wir ihn bei der Arbeit, was noch sehr unterhaltsam ist, aber danach verebbt die Faszination. Das liegt an dem Versuch, eine clevere Geschichte verkaufen zu wollen, indem man gezielt Informationen weglässt. Es wird schnell deutlich, dass die Krankheit nur als Plotelement genutzt wird, um Dringlichkeit aufzubauen. Das ist aber so klassisch ausgeführt, dass man schnell alle Fährten durchschaut und sich denken kann, welche Handlungselemente folgen.
Am Anfang sieht man beispielsweise, dass die eintretende Demenz seine Arbeit beeinflusst, um Rückschlüsse anzustoßen, wenn ähnliches im Verlauf passiert. Dadurch, dass Knox Plan aber als genial bezeichnet wird, kommt man schnell auf andere Ideen. Die gewünschten Spannungs- und Aha-Momente verpuffen somit völlig. Das Wendungen, Spannungs- und Actionelemente keine Wirkung erzielen, liegt auch an der langsamen Inszenierung. Trotzdem macht es Spaß Keatons Killer bei der Arbeit zuzuschauen. Er spielt ihn derart kompetent, dass kaum Zweifel aufkommen, dass ihn etwas aus der Bahn werfen kann. Selbst Mitleid erregende Szenen, die ihn in einen bedauernswerten Zustand zeigen sollen, lassen keine Zweifel an seiner Person zu.
Trotz aller Kritik ist Keatons zweite Regiearbeit kompetent inszeniert. Die Demenz wird zum Beispiel durch Auslassungen und Bildsprünge, sowie verzerrten Tönen und Bildern dargestellt. Das ist klassisch, aber auch effektiv. Überraschende Einfälle, Bilder oder Musikauswahl findet man hier nicht. Trotzdem sind die Regieentscheidungen passend zum gezeigten Inhalt, solange es nicht um Emotionen geht.
Unser Fazit zu A Killer’s Memory
Die Grundidee bietet viel Potential, das leider kaum genutzt wird. Michael Keaton inszeniert sich in A Killer’s Memory als Auftragskiller mit Demenz in einer ziemlich drögen Geschichte, die keinen emotionalen Kern oder in Erinnerung bleibenden Figuren hat, obwohl man sogar eine Schauspielgröße wie Al Pacino im Cast hat. Die Geschichte wirkt zusammengekürzt und unausgegoren. Keaton hat Interesse an seiner Figur und dank seines Charismas und seiner Leinwandpräsenz hebt er den Film noch ins Mittelmaß.
A Killer’s Memory ist ab dem 24.05.2024 auf Amazon Prime Video zu sehen
Unsere Wertung:
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