Roald Amundsen gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten Entdeckern aller Zeiten. Durch seine Leidenschaft und extremes Durchhaltevermögen hat er es geschafft, der erste Mensch am Südpol zu sein und sich somit einen der größten Träume der Menschheitsgeschichte erfüllt. Doch kann Regisseur Espen Sandberg das Leben dieses Mannes gekonnt inszenieren und mit Amundsen – Wettlauf zum Südpol ein würdiges Biopic schaffen?
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Titel | Amundsen |
Jahr | 2019 |
Land | Czech Republic |
Regie | Espen Sandberg |
Genres | Drama, Historie, Abenteuer |
Darsteller | Pål Sverre Hagen, Katherine Waterston, Christian Rubeck, Trond Espen Seim, Mads Sjøgård Pettersen, Ole Christoffer Ertvaag, Ida Ursin-Holm, Fridtjov Såheim, Jonas Strand Gravli, Ruby Dagnall, Herbert Nordrum, Ted Otis, Kenneth Åkerland Berg, Elg Elgesem, Eirik Evjen, Luca Calvani, Vojtěch Kotek, Přemysl Bureš, Jiří Mach, Tereza Hladíková, Adéla Anna Nováková, Alžběta Holečková, Karolína Pouchová, Peder Sixten Sandberg, Štěpán Matějíček, Jamie Marshall |
Länge | 125 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Amazon Prime Video, Superfresh Amazon Channel, Amazon Prime Video with Ads, BATTLEZONE Amazon Channel Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Worum geht’s in Amundsen – Wettlauf zum Südpol?
Bereits seit einigen Monaten ist der große norwegische Entdecker Roald Amundsen verschwunden, nachdem er sich auf eine seiner Expeditionen aufgemacht hatte. Während Zeitungen bereits mutmaßen, dass er gestorben ist, gibt sein Bruder Leon die Hoffnung nicht auf. Als er eines nachts im Haus von Roald in Erinnerungen schwelgt, lernt er eine junge Frau namens Bess kennen, die ohne Leons Wissen im Haus seines Bruder wohnt. Er versteht sich recht schnell mit der Dame, bei der es sich offenbar um eine der zahlreichen Liebhaberinnen Roalds handelt.
Die beiden beginnen, sich zu unterhalten, und so erfahren wir mehr über den Menschen Roald Amundsen, sowohl Privates als auch über seine Forschung. Wie er bereits als Kind beschloss, die Pole zu erforschen, wie er als erster Mensch den Südpol bereiste und welche Konsequenzen das sowohl für ihn als auch für die Wissenschaft hatte. Doch wird Roald jemals von seiner Reise zurückkehren?
Zu unentschlossen
Der Film bietet zahlreiche interessante Ansätze in seiner Inszenierung. Allein schon die Tatsache, dass die Geschichte des Entdeckers über weite Teile aus der Sicht seines Bruders oder seiner Liebhaberin geschildert wird, zeugt von Kreativität. Oder auch die Tatsache, dass trotz des irreführenden deutschen Untertitels die Entdeckung des Südpols nicht der Klimax des Films ist. Ganz im Gegenteil, sie wird bereits in der ersten Dreiviertelstunde abgehandelt. Amundsen ist voll von solchen Ideen, aber mit Ausnahme einiger weniger von ihnen ist der Film einfach nicht konsequent genug. Manche Kniffe werden nur marginal wieder aufgegriffen oder verlaufen sich gar komplett im Sand.
Darüber hinaus scheint der Film einfach viel zu viel auf einmal sein zu wollen. Zu Beginn ist es noch ein sehr klassisches Biopic mit teils schon dokumentarischen Elementen, im Verlauf seiner Handlung wird er mal Thriller, mal Liebesdrama, mal eine Art Psychostudie. Was auf dem Papier nach vielseitiger Unterhaltung klingt, drückt leider genau das aus, was ich eingangs erwähnte. Amundsen scheint sich für keine dieser Facetten wirklich entscheiden zu können und wird so zu einem heillosen Durcheinander von Emotionen und Handlungssträngen.
Beeindruckende Technik
Was der Film in Bezug auf vertane Chancen in seiner Story falsch macht, macht er mit seiner Optik wieder wett. Gerade für einen Film, dessen Budget nicht einmal annähernd mit dem großer Hollywood-Produktionen mithalten kann, sieht Amundsen fantastisch aus. Man merkt deutlich, dass den Norwegern viel an einem ihrer bedeutendsten Bürger liegt, und dementsprechend ist auch viel Herzblut eingeflossen. Die Kostüme sind absolut hervorragend und auch die Wettereffekte können sich sehen lassen. Selbiges gilt für den Sound. Gerade die Schneestürme ziehen den Zuschauer regelrecht ins Geschehen und machen die Anstrengung der Protagonisten greifbar. Untermalt werden die tollen Bilder außerdem von einem subtilen, aber genau richtig eingesetzten Soundtrack. Einzig das immerhin sehr spärlich genutzte CGI schwächelt an einigen Stellen. Zum Glück ist es aber selbst in diesen Momenten kein Totalausfall und stört den Spaß beim Ansehen nur minimal.
Amundsen schafft es jedoch nahezu meisterlich, die beeindruckende Natur Norwegens und des Südpols einzufangen. Allerdings kommen diese tollen Bilder eher von den ohnehin schon atemberaubenden Landstrichen Norwegens als von der Kameraarbeit des Teams. Diese bewegt sich ansonsten eher im durchschnittlichen Bereich und bietet wenig Anlass für Freudensprünge.
Glaubhafte Verkörperung
Dafür, dass der Film selbst nicht weiß scheint, was er eigentlich sein will, macht sein Hauptdarsteller seine Sache aber absolut hervorragend. Pål Sverre Hagen schafft es, sämtliche Emotionen seiner Figur unabhängig von ihrer tatsächlichen Sinnhaftigkeit für das Drehbuch mehr als glaubhaft zu vermitteln. Tatsächlich ist der Mann sogar optisch ziemlich nah an seinem Vorbild, wenn man zeitgenössischen Fotografien Glauben schenken darf. Auch der Rest des Casts ist mindestens solide, besonders Katherine Waterston als Bess macht trotz ihrer eher sparsamen Screentime eine tolle Figur. Sie ist außerdem die wohl „größte“ Schauspielerin im Cast und hat bereits in Filmen wieAlien: Covenant oder Mid90s mitgespielt.
Außerdem bleibt Amundsen stets nah an der tatsächlichen Geschichte. Der Film schafft es durchweg, historisch korrekt zu bleiben und geht sogar noch einen Schritt weiter: Durch Leon und Bess, die uns seine Geschichte als Außenstehende berichten, wird Amundsens Verhalten interpretiert und für den Zuschauer erfassbar gemacht. Die beiden dienen lediglich als Werkzeug, um den Film um eine emotionale Ebene zu erweitern. Das ist eine unglaublich interessante Herangehensweise an einen solchen Film und erneut Zeugnis der bereits erwähnten Kreativität. Doch auch hier leidet Amundsen unter seiner Unentschlossenheit. Irgendwie will alles nicht so recht ineinander greifen, irgendwie schafft es das Drehbuch nicht, seine tollen Ideen zu einer kohärenten Geschichte zu vereinen.
Fazit zu Amundsen – Wettlauf zum Südpol
Amundsen ist auf dem Papier ein wirklich beeindruckendes Biopic: Ein Film, der die Geschichte seiner Hauptfigur über zwei andere Figuren erzählt, eben diese Hauptfigur nicht nur auf ein Ereignis reduziert und nebenbei auch noch detaillierte Einblicke in sein Privatleben gibt, ohne heroisierend zu sein. Doch durch ein zu unentschlossenes Drehbuch und einige langweilige Passagen verschenkt der Film einen Großteil seines Potenzials. Was bleibt sind herrliche Aufnahmen Norwegens und eine tolle schauspielerische Leistung von Pål Sverre Hagen. Daher nur eine Empfehlung für Leute, die Interesse am Leben Amundsens oder der Ästhetik Norwegens haben, oder von einem Drama nicht allzu viel erwarten.
Amundsen – Wettlauf zum Südpol erscheint am 29.11.19 auf DVD, BluRay und als Video on Demand!
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