Der düstere Mysterythriller Angel Heart sorgte in seinem Erscheinungsjahr 1987 ordentlich für Furore. Erfahrt hier, ob das Werk von Alan Parker auch heute noch schockieren kann.
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Titel | Angel Heart |
Jahr | 1987 |
Land | Canada |
Regie | Alan Parker |
Genres | Horror, Mystery |
Darsteller | Mickey Rourke, Robert De Niro, Lisa Bonet, Charlotte Rampling, Stocker Fontelieu, Brownie McGhee, Michael Higgins, Elizabeth Whitcraft, Eliott Keener, Charles Gordone, Dann Florek, Kathleen Wilhoite, George Buck, Judith Drake, Pruitt Taylor Vince, Dave Petitjean, Rick Washburn, Neil Newlon, Karen Davis, Gerald Orange |
Länge | 113 Minuten |
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Wovon handelt Angel Heart?
Der abgehalfterte Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke) bekommt im New York der 50er Jahre den Auftrag, den verschwundenen Musiker Johnny Favorite aufzufinden. Auftraggeber ist der mysteriöse Louis Cyphre (Robert De Niro), bei dem Favorite noch eine Rechnung offen habe. Die Spur führt Angel in die Südstaaten, wo er unter anderem Favorites ehemalige Geliebte und einen seiner Band-Kollegen befragt. Diese geben sich jedoch alle merkwürdig verschlossen. Hinzu kommt eine Reihe von Mordfällen, die früher oder später alle auf Angel selbst hinweisen. Als er dann auch noch mitten hinein in einen rätselhaften Voodoo-Kult gerät, weicht Angels anfängliche Selbstsicherheit einer tiefschürfenden Angst. Seine Fährte führt ihn direkt ins Herz der Finsternis…
Zähe Spurensuche
Oft wird Angel Heart in die Genre-Kategorien „Psycho- und Mysterythriller“ eingeteilt. Was man zu 80 % wirklich erhält, ist ein zäher und komplexer Detektiv-Krimi. Viele Figuren treten auf, werden befragt und alle verbindet irgendwie etwas miteinander. In dem Figurengeflecht verliert man schnell den Überblick, wer nun wessen Geliebte oder wessen Freund war, weswegen es sich hier um einen Film handelt, der Konzentration erfordert und es seinem Publikum nicht immer leicht macht. Vieles wird nur angedeutet oder wortwörtlich im Dunkeln gelassen. Vorgekaut wird einem hier gar nichts.
Doch Angel Heart ist nicht unspannend. Irgendwo im Hintergrund wird ganz langsam und ganz vorsichtig die Suspense-Schraube angezogen. Dennoch sollte man hier weder einen Hochspannungsthriller noch einen Actionfilm erwarten. Lässt man die Mystery-Elemente weg, lässt sich Angel Heart am ehesten mit einem unheimlichen Tatort vergleichen, auch wenn die Inszenierungsqualität dann doch deutlich über die eines deutschen Fernsehfilms hinaus geht. So wirklich schockierend ist der damals kontrovers aufgenommene Film auch nicht mehr, weswegen die FSK 18 im Jahr 2001 auf FSK 16 herabgestuft wurde.
Das Werk von Alan Parker, Regisseur von ebenfalls gefeierten Filmen wie Midnight Express oder Mississippi Burning, erfordert also ein geduldiges und konzentriertes Publikum. Wer dies nicht in vollem Maße mitbringen kann, der könnte diese immer abgründigere Spurensuche, besonders im Mittelteil, als sehr zäh empfinden. Das könnte auch einer der Gründe sein, warum Angel Heart zwar bei den Kritikern gut ankam, in seinem Erscheinungsjahr an der Kasse jedoch gerade einmal die Produktionskosten von 17 Mio. Dollar decken konnte.
Atmosphäre mit Sogwirkung
Was Angel Heart letztlich davor rettet, in Langeweile abzudriften, sind zwei Dinge. Erstens die wahnsinnig gelungene Atmosphäre. Immer wieder werden Bilder eingefangen, die zum einen hochästhetisch, zum anderen auch verdammt schaurig sind. Ob sich rückwärts drehende Ventilatoren; Blut, das von der Decke tropft; eine schwarze Gestalt, die einsam auf einer Kirchenbank sitzt. Hinzu kommen etliche wiederkehrende Motive: Hühner, Fahrstühle, Hunde, etc. Deren religiös aufgeladene Bedeutung werden hier jedoch aus Spoiler-Gründen nicht genannt.
Zudem ist die ganze Atmosphäre ähnlich unheilvoll geraten wie jene von David Finchers Meisterwerk Sieben, wozu auch die zahlreichen Bibel-Bezüge passen. Wie zuvor erwähnt ist Angel Heart zwar eher ein ruhiger Film, doch die fabelhafte Bildsprache von Kameramann Michael Seresin gibt einem dennoch durchgehend das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt, worin sich auch später der Protagonist bestätigt sehen soll. Das Sounddesign ist teilweise ebenfalls im positiven Sinne furchterregend. Oftmals wird mehr auf Geräusche als auf Musik gesetzt, etwa ein dumpfer Herzschlag oder der Schrei einer Frau. In einer Szene wird gar das Klappern von Lederschuhen auf nassem Asphalt zur Spannungssteigerung genutzt. Nur ein Beispiel dafür, dass Regisseur Alan Parker sein Handwerk wirklich versteht.
Fabelhafte Darsteller
Was in Angel Heart zudem noch den zähen Handlungsverlauf halbwegs wett macht, sind die großartigen Darstellerleistungen. Allen voran die des heute traurigerweise etwas in Vergessenheit geratenen Mickey Rourke. Er mimt einen etwas heruntergekommen wirkenden, kettenrauchenden Privatdetektiv mit unordentlichem Erscheinungsbild, dem man aber dennoch einen gewissen Charme und eine gewisse Abgeklärtheit nicht absprechen kann. Das soll sich im Laufe des Filmes jedoch zunehmend ändern. Denn Angst und Verzweiflung machen sich in seiner Figur angesichts der unheimlichen Vorfälle breit und Rourke gibt diese so überzeugend wieder, dass man als Zuschauer nur mitleiden kann; vom coolen Privatdetektiv zum nervösen, dauerschwitzenden Paranoiden mit vor Angst weit aufgerissenen Augen.
Dann wäre da noch Robert De Niro. Als unheimlicher Klient von Harry Angel besitzt er in den wenigen Szenen, die er hat, eine ungemein erdrückende Leinwandpräsenz. Das liegt zum einen an seinem Erscheinungsbild: komplett in schwarz gekleidet, grauer Zopf, grauer Vollbart, verzierter Gehstock, lange, spitze Fingernägel. Zum anderen liegt es an der rätselhaften Ruhe in seiner Gestik und seiner Sprechweise, mit der De Niro hier diesen Charakter verkörpert. Auch die restlichen Rollen, wie Charlotte Rampling als Wahrsagerin oder die aus der Bill-Cosby-Show bekannte Lisa Bonet als Epiphany, zu der sich Harry Angel im Film hingezogen fühlt, passen sich wunderbar stimmig ins Gesamtbild ein.
Unser Fazit zu Angel Heart
Letztendlich ist Angel Heart ein Film, der von seiner unheilvollen, religiös aufgeladenen Atmosphäre lebt, die nicht selten an Finchers Sieben erinnert. Hinzu kommt eine schauderhafte Soundkulisse, eine ästhetische wie auch erschreckende Bildsprache und einprägende Darstellerleistungen von Mickey Rourke und Robert De Niro. Die Geschichte im Kern ist jedoch eher mit einem zähen und komplexen Detektiv-Krimi als mit einem hochspannenden Mysterythriller vergleichbar. Alan Parkers Film erfordert Konzentration und Ruhe – wer dies nicht mitbringt, könnte sich schnell langweilen. Zudem ist der damals kontrovers diskutierte Angel Heart heute bei weitem nicht mehr so schockierend wie noch in den 80ern. Wer sich jedoch schlicht von der einmaligen Atmosphäre dieses Werkes verschlingen lassen will, der sollte sich einen Trip in dieses Herz der Finsternis nicht entgehen lassen.
Studiocanal veröffentlichte Angel Heart am 19.09.2019 als DVD, Blu-ray und erstmalig auch als 4K UHD in Dolby Vision, getestet wurde jedoch lediglich die Blu-ray. Diese bietet für einen Film aus den 80ern ein erstaunlich detailreiches Bild, einen etwas flachen Sound und zahlreiche Extras, darunter Einführung und Audiokommentar von Regisseur Alan Parker, Interview mit Alan Parker, Starinfos, Behind the Scenes, 3 Making-ofs, Fotogalerie und Trailer.
Unsere Wertung:
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